Donnerstag, Juni 08, 2006
Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 5. Folge
6. Ausführlich und von hoher Bedeutung sind ihre Schilderungen der Vorbereitung des Kindes Maria im ersten Monate seines vierten Lebensjahres zur Aufnahme unter die Tempeljungfrauen zu Jerusalem, der Reise dahin und der Aufnahme selber. Nach der einstimmigen Überlieferung der ganzen Kirche des Morgen- und Abendlandes hatte Maria in ihrem dritten Jahre das Gelübde gemacht, in gänzlicher Abgeschiedenheit von der Welt sich nur allein dem Dienste Gottes als Jungfrau zu weihen; und schon vor ihrer Geburt hatten Joachim und Anna Gott ihr Kind geschenkt und sich verlobt, Maria als Eigenthum Gottes zum Tempel zu bringen, sobald sie das Alter dazu erlangt haben würde.
Der heilige Johannes Damascenus (Dieses und alle folgenden Citate aus den griechischen Vätern sind dem unsterblichen Werke des P. Passaglia: "De immaculato Deiparae semper Virginis Conceptu Commentarius" entnommen.) nennt diese Opferung Mariä und ihr eilfjähriges Verweilen am Tempel als Tempeljungfrau: "eine vollkommen verbürgte, gewisseste Thatsache und ein aller Ehre und Lobpreisung würdiges Geheimniß, welches unvergängliche Segnungen und Heil Allen gebracht habe." Die morgenländische Kirche hat von den ältesten Zeiten her diese Opferung als ein hohes Fest gefeiert, und die Worte ihrer heiligen Väter und Lehrer geben Zeugniß von der hohen Bedeutung, welche die Kirche in dieser durch ununterbrochene Überlieferung bezeugten Thatsache der Opferung und des Aufenthaltes Mariä am Tempel erkannt hat. Wenn die Kirche an den Festen der heiligsten unbefleckten Empfängniß und der wunderbaren Geburt Mariä die Geheimnisse der ewigen Vorherbestimmung Mariä zur höchsten Würde der Mutter des göttlichen Sohnes und ihrer Ausrüstung mit allen dieser unmeßlichen Würde gebührenden Gnaden, Auszeichnungen und Vorrechten, also Das, was von Gott an und für Maria geschah, in Lobpreisung und Danksagung feiert, so feiert sie am Feste der Opferung die Größe und Herrlichkeit der Tugenden und Verdienste, welche Maria von erster Kindheit an bis zur Vermählung mit dem heiligen Joseph und bis zum Gruße des Engels durch treueste Mitwirkung mit der empfangenen Gnadenfülle sich erworben hat, durch welche Vorbereitung sie auch ihrerseits, d. i. durch eigene Verdienste sich würdig machte, zur höchsten Würde der Mutter des Sohnes Gottes erhöhet zu werden, wie dieß von dem heiligen Papste Gregorius in den Worten bezeugt wird:
"Ist nicht Maria der hohe Berg, welcher, um bis zur Empfängniß des ewigen Wortes hinan zu reichen, den Gipfel seiner Verdienste hinauf über alle Chöre der Engel bis an den Thron der Gottheit erhöhet hat?"
Der heilige Johannes Damascenus sagt:
"Die heiligste Gottesgebärerin ist ein Kind der Verheißung. Durch den Engel wird den Eltern ihre Empfängniß verkündet; denn es geziemte sich, daß auch hierin Maria keiner Anderen nachstehe und geringere Auszeichnung empfange, sie, welche bestimmt ist, den Einen wahren Gott im Fleische zu gebären. Darnach opfert und weihet sie sich dem geheiligten Tempel Gottes, und so lange sie hier in gänzlicher Abgeschiedenheit von der übrigen Welt verweilet, ist ihr ganzes Leben für alle Geschöpfe das Urbild der Vollkommenheit und Reinheit. Verpflanzt in die Wohnung Gottes und genährt mit dem Thau der Gaben des heiligen Geistes wächst sie gleich einer fruchtbare Olive heran zur Wohnung aller Tugenden, und abgewendeten Geistes von jeglichem Verlangen der Welt und des Fleisches bewahret sie in Leib und Seele die erhabenste Jungfräulichkeit, die ihr geziemte, um in ihrem Schoß Gott zu empfagen, der als der Heiligste nur in den Heiligen wohnen kann. Und so wurde sie, stets zunehmend an Heiligkeit, der heilige, wunderbare, für die Einkehr Gottes würdigste Tempel"
Und der heilige Andreas von Creta berichtet in gleicher Weise:
"Da aus einer unfruchtbaren Mutter Jene hervorgekommen war, aus deren Schoß die Ähre der Unsterblichkeit aufsproßte, so wurde sie schon im ersten Blüthenalter von ihren Eltern zum Tempel geleitet und gleich einer Weihegabe Gott dargebracht. Der Priester aber, der in dieser Stunde den Dienst im Tempel hatte, brach in hohes Frohlocken aus, da er schon jetzt die Erfüllung der Erwartung des Kommenden zu schauen bekam; und demgemäß brachte auch er das glückselige Opfer und göttliche Weihegeschenk, das Kind Maria, Gott dar, indem er diesen großen Schatz des Heiles in dem Innersten des heiligenTempels bewahrte, wo das zarte Kind mit himmlischer Nahrung gespeist werden sollte, bis der von Ewigkeit her bestimmte Zeitpunkt seiner Vermählung herankommen würde. Lasset nun auch uns in die Vorhöfe des Templs eilen und mit den Maria voranziehenden Mägdlein in das Allerheiligste eintreten, wo nun diese Knospe zur lieblichsten Blume sich entfalten wird. Gott selbst hat ihr gleich einem Brautgemache die Wohnstätte hier bereitet, indem Er sie hier als sein ehrwürdigstes, herrlichstes Eigenthum für sich aufbewahren will. Und darum öffnet auch der Tempel seine Pforten, um die königliche Zierde des ganzen Weltalls in sich aufzunehmen. Ja offen stehet jetzt das Allerheiligste, um die heiligste Mutter des Allerheiligsten in seinem für Andere unbetretbaren Schoße zu beherbergen."
Übereinstimmend hiemit bezeugt auch der heilige Georgius von Nikomedien:
"Joachim und Anna opfern ihr dreijähriges Kind als das kostbarste und allen Engeln ehrwürdigste Weihegeschenk im Tempel, dieses reinste Gefäß, in welches alle Reichthümer der Gnade niedergelegt sind, das in unaussprechlicher Weise alle Schätze der Heilsordnung Gottes in sich schließt und worin alle Unterpfänder unseres Heiles geborgen sind. Denn es war geziemend, daß das unbefleckte Kind die heilige Dreizahl zuerst an sich selber verherrliche, da durch sie allen Menschenkindern die Macht der heiligsten Dreieinigkeit kund werden sollte, indem in ihr Gott der Vater den neuen Bund der Gnade schloß, in ihr Gott der Sohn Wohnung nahm, um mit dem Fleische sich zu bekleiden, in ihr Gott der Heilige Geist verweilte, um die ungetheilte Dreieinheit zu offenbaren, durch welche die dreifache geschiedene Welt, d. i. die Himmlischen, die Irdischen und Unterirdischen, in der Einen Anbetung Gottes wieder geeint und der Urheber der Scheidung niedergeschlagen wurde. So schwingt sich also heute die makellose Taube auf in die verborgensten Räume des Tempels, der lauernden Bosheit ihres Nachstellers (Lucifers) entgehend, über den sie von Gott von Anbeginn schon ist erhöhet worden. Und heute wird im Tempel das Gefäß des heiligen Geistes aufbewahrt, um würdig sich zur Empfängiß des Wortes zu bereiten. Denn es geziemte sich nicht, daß das reinste Tabernakel in der Atmosphäre der unreinen Welt verweile, sondern daß es an einen untadelhaften Ort gebracht werde, um hier die ersten Regungen der Freude zu empfinden, hier das Unterpfand ihrer Benedeiung in Empfang zu nehmen und hier mit von Engelhänden bereiteter Speise, als einem Vorbilde des heiligen Sacramentes, genähret zu werden. Es geziemte sich, daß der reine, fleckenlose Schatz ferne von jeder Berührung menschlicher Sitten und Gewohnheiten erhalten werde, und billig war es, daß das so helle wie ein Lichtstrahl schimmernde Heiligthum bewahrt bleibe vor jeder Annäherung einer Schuld, daß seine Ohren unzugänglich seien irgendwelchen Worten des Truges; denn in diesen Ohren wird ertönen die Stimme des Engels, durch welche die bittere Trauer aus Eva's Ohren verscheucht werden soll." Und im weiterem Verlaufe seiner Rede legt der heilige Georgius den Maria bei ihrer Opferung begrüßenden Engeln die Worte in den Mund: "O scheinbar kleines und schwaches Gefäß, wir schauen dich voll Gnade! O Tochter der Menschen, wie hoch und in welch' unvergleichlichen Weisen erhebest du dich über alle Grenzen und Fähigkeiten der menschlichen Natur! O welche Erstlinge ihrer Früchte vermag in dir die Menschheit Gott ihrem Schöpfer darzubringen! Welch' ein Opfer hat sie mit dir Ihm gebracht! Ein Opfer, wie es Gottes vollkommen würdig ist und geistiger noch, als alle Opfergaben, die wir Geister Ihm darzubringen im Stande sind; denn es ist geheiligter und reiner, als unsere Reinheit selbst. Und bringen wir unsere Unschuld mit der deinigen in Vergleich, so erkennen wir, daß die unsrige in dieser Vergleichung nicht bestehen kann, und daß sie der Hoheit deiner Heiligkeit und deiner unbefleckten Reinheit in keiner Weise gleichkommt". "Sind auch", sagt der heil. Sophronius, "die Engel ihrer Natur nach höherer Ordnung, als die Menschen, so doch nicht der Gnade nach; denn auch die Engel sind nur durch die ohne ihr Verdienst ihnen von Gott verliehene Gnade vor dem Falle bewahrt worden. In ihrer Tugendfülle aber, welche über jede Lobpreisung erhaben ist, ragt Maria empor über alle Ordnungen der englischen Geister. Ihre Hoheit reicht hinauf über die höchsten Kreise des Himmels; ihre Heiligkeit strahlet heller als das Licht der Sonne und der Glanz ihrer Verdienste ist leuchtender als die Würde der Engel. Sie verdunkelt die strahlenden Erzengel; sie erhebt sich über die höchsten Sitze der Throne, sie ist höher als die Herrschaften, sie gehet voran den Fürstenthümern, stärker ist sie als die Kräfte, und ihre Augen dringen tiefer als die der Cherumbim, und die von Gott bewegten Schwingen ihres Geistes streben höher als die sechsfach geflügelten Seraphim; ja allen Creaturen gehet sie weit voran, denn über alle erglänzet sie in Reinheit."
Daß die allerseligste Jungfrau, so lange sie im Tempel veweilte, auf übernatürliche Weise durch Engel gespeistet wurde, wird nicht allein von den Vätern der morgenländischen Kirche ohne Ausnahme berichtet, sondern ist auch in den Lobpreisungen ihrer liturgischen Hymnen gefeiert. So sagt der heilige Germanus von Constantinopel:
"Voll Freudigkeit und frohlockend, wie eine Braut in ihr Brautgemach, zieht das Kind Maria in den Tempel Gottes ein: ihrem Alter nach erst dreijährig, jedoch der Gnade nach von Gott dem Lenker aller Dinge als höchst vollkommen und vollendet vorhergewußt, vorherbestimmt und auserwählt. Sie weilet nun im Innersten des Heiligthumes, durch Engel mit himmlischer Speise genährt und mit himmlischem Getränke erquickt."
Diese Speisung beschreibt näher der heilige Georgius von Nikomedien, wenn er sagt:
"Der Priester, welcher das Kind Maria im Tempel in Empfang nahm, erkannte ihre Schönheit und ihr Wesen als den Ausdruck höchster Gottseligkeit; er nahm aber auch die Dienstleistung des Engels wahr, und darum suchte er sich die hohe Bedeutung der Jungfrau klar zu machen, welche die Dienstleistung des Engels ihn ahnen ließ. Er blieb nicht bei Dem stehen, was sein Auge zu schauen bekam, sondern suchte das viel Höhere zu ergründen, was ihm darunter verborgen schien. Die Nähe des Engels und sein Verweilen bei dem Kinde war nämlich eine Hinweisung auf die Ankunft des Erzengels Gabriel, welche Gott im Voraus anzeigen und auf die Er Maria bereiten wollte. Die von dem Engel gebrachte Speise aber deutete auf das Brod des Lebens."
Der hl. Bischof Tharasius sagt:
"Ferne von allem Thun des kindlichen Alters diente Maria in der Verborgenheit des Tempels nur Gott, und empfangend vom Himmel her durch Engel ihre Nahrung, bedurfte sie nicht einer gewöhnlichen Speise; und Tag für Tag die Freude der Engel betrachtend erschien sie hoch erhaben über die Sorgen dieser Welt, und in ununterbrochener Beschauung des heiligen Geistes hielt sie in wunderbarer Kraft alle Scharen der bösen Geister von sich ferne. Denn was war das Thun der Jungfrau im Allerheiligsten des Tempels? Der Engel Brod empfing sie durch Engel und als die makellose Taube ihre Jungfräulichkeit bewahrend lag sie vor dem Werkmeister des Tempels, des Himmels und der Erde in Danksagung und in Ausgießung ihres Herzens zu Ihm flehend: Ich preise Dich, o höchster, allmächtiger Gott, der du die Schmach meiner ersten Gebärerin, der Eva, (durch meine unbefleckte Empfängniß) getilget hast und in deiner unendlichen Erbarmung den Eingeborenen zur Erde niedersenden willst, damit Er unter den Menschen wandle."
Und der hl. Theophylactus ruft aus:
"Gott selber offenbaret, wie sehr Ihm die Opferung der heiligsten Jungfrau und Alles, was von ihr im Tempel geschieht, gefällt; denn Er läßt ihr durch den Dienst seines Engels die Speise bereiten, sie auf wunderbare Weise nähren, sie, die darnach Ihn selber gebären und ernähren soll, so daß an der süßesten Jungfrau nichts nach Art der gewöhnlichen Menschen, sondern Alles als göttlich erscheine."
In einem griechischen Hymnus auf das Fest der Opferung heißt es:
"Nun ist der Tag des Heiles für Jene angebrochen, die in der Nacht der Trübsal weilen. Die Himmelspforte schreitet über die Schwelle des Tempels und im Glanze seiner Leuchten betritt sie das Allerheiligste, um hier mit heiliger Stärkung zur geheiligten Wohnung Gottes ernährt zu werden. Das geistliche Brautgemach des ewigen Wortes wohnet nun im Allerheiligsten, wo es von des Engels Hand die himmlische Nahrung empfängt. Die Heilige, die Unbefleckte im heiligen Geiste wird in das Allerheiligste eingeführt und vom Engel gespeiset, sie, welche bestimmt ist, der wahre allerheiligste Tempel unseres Gottes zu werden."
Der hl. Theophanes legt der hl. Anna bei der Opferung die Worte in den Mund:
"Empfange, o Priester Zacharias, das Kind, von welchem die Propheten im heiligen Geiste geweissagt, führe es ein in das Heiligthum, damit es hier in Heiligkeit erblühend für den Herrn aller Dinge sein göttlicher Thron, sein Palast, sein glänzendes Gewand werde." Johannes Monachus sagt: "In zartester Kindheit, aber in höchster Stärke des Geistes wird Maria als die geheiligte Lade des Bundes in die Wohnung Gottes gebracht, um hier mit dem Thau der göttlichen Gnade gespeiset und hier im Innesten des Tempels als unversehrte Jungfrau zur Wohnung des Sohnes Gottes wunderbar bereitet zu werden." Der hl. Leo Magister: "Die herrliche Frucht der göttlichen Verheißung, die wahre Gottesgebärerin erscheint in der Welt als das erhabenste ihrer Geschöpfe. Sie wird zum Tempel Gottes gebracht, erfüllend das Geblübde ihrer heiligen Eltern. Hier verbleibt sie, behütet vom heiligen Geiste und mit himmlischer Speise genähret, damit sie der Welt gebären könne das Wort, als das Brod des Lebens. Darum wird sie als der auserwählte und vollkommen makellose Tempel geheimnißvoll mit dem heiligen Geiste verbunden und dem himmlischen Vater verlobt".
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