Freitag, Dezember 08, 2006

Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 8. Folge

9. Indem wir nun den weiteren Mittheilungen der gottseligen Emmerich über "die Verkündung des Engels" und "die Geburt des heiligsten Jesuskindes unsere Aufmerksamkeit näher zuwenden, begegnen wir drei höchst bedeutsamen Eröffnungen, die aus mehrfachen Gründen besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Dieselben sind nämlich so einfach, so absichtslos und theils wie in zufälliger Verbindung mit anderen Äußerungen vorgebracht, daß eine nur flüchtige Lesung sie leicht übersehen, oder sie doch nicht nach ihrer tieferen Bedeutung würdigen mag. Sie enthalten aber den Schlüssel zu dem ganzen ferneren Leben der allerseligsten Jungfrau, wie dasselbe von der gottseligen Emmerich beschrieben wird, und stehen mit dem Geiste und nicht selten auch mit den Worten der "Offenbarungen" einer heiligen Brigitta in so bemerkenswerther Übereinstimmung, daß es sich wohl der Mühe lohnt, jene so kurzgefaßten Worte der seligen Emmerich durch wörtliche Anführung der auf die gleichen Geheimnisse sich beziehenden, aber ausführlicheren Eröffnungen der heiligen Brigitta mehr zu beleuchten. Der geneigte Leser wird dadurch, vielleicht nicht ohne freudige Überraschung, die Überzeugung gewinnen, welch' ein großer Schatz wahrhafter Erbauung und Erleuchtung unter den schmucklosen schlichten Worten der seligen Emmerich verborgen ist.
Auf Seite 147 unten findet sich die Stelle:
"Maria erzählte der heiligen Elisabeth, sie sei in der Stunde der Verkündigung zehn Minuten in Entzückung gewesen und es sei ihr gewesen, als verdopple sich ihr Herz und sie sei mit unaussprechlichem Heile erfüllt. In der Stunde der Geburt aber habe sie eine große Sehnsucht empfunden und es sei ihr gewesen, als trenne sich ihr Herz auseinander und die eine Hälfte scheide von ihr."
Genau dasselbe hatte im Gesichte auch die heilige Brigitta aus dem Munde der allerseligsten Jungfrau vernommen, die folgende Worte an sie richtete: (Revelationes s. Brigittae 1. I. c. 35)
"So oft du das bittere Leiden meines Sohnes betrachtest, so halte dir gegenwärtig, meine Tochter, daß alle Glieder seines heiligsten Leibes mir wie meine eigenen, ja wie mein eigenes Herz selber waren. Er wurde in mir empfangen im Feuer der göttlichen Liebe und durch die Liebe kam Er und war Er in mir. Das Wort aber und die Liebe (der heilige Geist) haben Ihn in mir gebildet; und Er war mir, als wäre Er mein Herz. Darum hatte ich, als Er aus mir geboren wurde, die Empfindung, als würde die eine Hälfte meines Herzens geboren und scheide aus mir. Und darum empfand ich, als Er sein Leiden begann, dieß sein Leiden als das Leiden meines eigenen Herzens. Denn ein Herz, das zur Hälfte auswendig und zur Hälfte inwendig ist, empfindet inwendig gleichmäßig den ganzen Schmerz, wenn die auswendige Hälfte gefoltert wird. So wurde ich selber d. i. mein Herz auch mit-gegeißelt und mit-durchstochen, als mein Sohn, Er die andere Hälfte meines Herzens, gegeißelt und mit Dornen gekrönt wurde. Auch war ich auf seinem ganzen Leidenswege stets in seiner nächsten Nähe und vermochte nicht, Ihm ferne zu bleiben. Ich stand zunächst an seinem Kreuze; und wie das am wehesten thut, was dem Herzen am nächsten ist, so war, was ich bei dem Kreuzstamme litt, der bitterste Schmerz noch von allen. Und als mein Sohn vom Kreuze herab mich anblickte, und ich zu Ihm meine Augen erhob, da strömten mir die Thränen, wie das Blut aus geöffneter Ader, aus den Augen. Und da Er mich in Pein ganz aufgelöst erblickte, wurde Er über meine Schmerzen so sehr betrübt, daß Er aus Mitleiden mit mir die Martern seiner eigenen Wunden nicht mehr zu verspüren glaubte. Gleichwie Adam und Eva um einen Apfel die Welt verkauft hatten, so haben mein Sohn und Ich, gleichwie mit Einem Herzen, die Welt wieder losgekauft."

Keine Kommentare: