Samstag, April 29, 2006

Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 3. Folge

3. Dieser wahrhaft providentielle Charakter der Mittheilungen der gottseligen Anna Katharina gerade für unsere Zeit tritt besonders klar und deutlich in allen jenen Eröffnungen hervor, welche die Geheimnisse und Thatsachen des Lebens der allerseligsten Jungfrau zum Gegenstande haben. Diese umfassen in der einfachsten, schlichtesten Form das Schönste und Tiefinnigste, was die heiligen Väter und großen Lehrer von Maria bezeugen, und was die ganze Kirche in ihrer heiligen Liturgie in Lobpreisungen, Danksagungen und Gebeten als ihr untrügliches Bekenntniß von der alles Begreifen übersteigenden Reinheit, Heiligkeit, Würde und Gnadenfülle der heiligsten Gottes-Gebärerin ablegt. Es erscheint nämlich in den Gesichten der seligen Emmerich das wunderbare Leben der seligsten Jungfrau ähnlich, wie es in den heiligen Tageszeiten des kirchlichen Festkreises uns vor Augen geführt wird, als ein zweifaches: als ein inneres, geheimes, in Gott verborgenes, d. i. nur Gott allein und den Engeln und wenigen Bevorzugten aus den Menschen nur so weit bekanntes, als es Gott selber ihnen zu schauen verleiht; und als ein äußeres und offenbares oder unter den Augen ihrer nächsten Umgebung in der Ordnung, den Umständen und Verhältnissen ihres armen, demüthigsten irdischen Wandels verlaufendes. Im Geheimniß ihrer heiligsten und unbefleckten Gempfängniß nimmt das zeitliche Leben Mariä seinen Anfang; und in diesem Anfange, also schon im Mutterschoße, ist Maria mit jener Heiligkeit und Gnadenfülle ausgerüstet, von welcher Pius IX. in der dogmatischen Bulle "Ineffabilis" den Glauben der Kirche mit den Worten bezeugt:
"Maria leuchtet in so mächtiger Begabung mit allen Schätzen des Himmels, in solcher Fülle der Gnade, in solchem Glanze der Unschuld, daß sie ein Wunder der Allmacht Gottes ist, dessen Größe keine Zunge zu erreichen vermag; ja daß sie der Gipfel aller seiner Wunderwerke und würdig ist, die Mutter Gottes zu sein. Sie ist in solcher Nähe zu Gott erhöhet, soweit eine erschaffene Natur solcher Erhöhung überhaupt theilhaft werden kann; und darum vermögen die Zungen der Engel so wenig als die der Menschen, ihr Lob zu erreichen."
Und im Officium auf das Fest der heiligsten unbefleckten Empfängniß betet die Kirche:
"Maria ist der Ablganz des ewigen Lichtes, der Spiegel ohne Makel. Sie ist schöner als die Sonne und reiner als der Strahl des Lichtes. Nur Gott allein ist über ihr; sie aber über allen anderen Creaturen. Von Natur aus ist sie schöner, als selbst die Cherubim, die Seraphim und alle englischen Heerschaaren. Sie nach Würdigkeit zu preisen, sind die Zungen der Himmlischen, der Irdischen und der Engel nicht vermögend. Deine Heiligkeit, o unbefleckte Jungfrau, erfüllet selbst die Chöre der Engel mit staunender Bewunderung."

4. Diese Schönheit, Herrlichkeit und Gnadenfülle der allerseligsten Jungfrau wurde im Anbeginn der Zeit von Gott den Engen und dem Stammvater unseres Geschlechtes, dann Noe, Abraham und allen Patriarchen und Propheten geoffenbart, indem ihnen Maria als die unbefleckte Jungfrau vorgestellt wurde, aus welcher die Rettung und das Heil der gefallenen Menschheit und die Ergänzung der englischen Chöre hervorgehen solle. Und diese Offenbarungen hatten, wie alle Führungen, Institutionen und Mysterien, welche im Laufe der Zeit der barmherzigste Gott dem auserwählten Volke zu verleihen sich würdigte, kein anderes Ziel, als die Fülle der Zeit herbeizuführen und aus dem Schoße der Kirche des alten Bundes das von Ewigkeit her vorbestimmte reinste und heiligste Gefäß der Gnade hervorzubringen; von dessen ausdrücklicher Zustimmung und beharrlichster treuester Mitwirkung die Vollführung der heiligsten Menschwerdung und Erlösung Gott selber abhängig machen wollte. Alle diese vorbereitenden Veranstaltungen Gottes finden in den Mittheilungen der seligen Emmerich eine sehr einfache und anschauliche Darstellung und zwar in tiefsinnigen Bildern und Anschauungen, welche nicht bloße Figuren oder leere Sinnbilder, sondern der, wenn auch schwache und dürftige, doch reine und wahre Wiederschein des wirklich Geschehenen, der Wahrheit und Geschichte sind, ähnlich wie z. B. die Worte der lauretanischen Litanei die volle Wahrheit und die ewigen und wirklichen Thatsachen in sich schließen, wenngleich die engen Grenzen der menschlichen Sprache den unbegreiflichen Geheimnissen der Größe und Herrlichkeit Mariä nicht den vollen Ausdruck zu leihen im Stande sind.
Es erscheint nicht übeflüssig, dieß hervorzuheben; denn das Leben Mariä auf Erden ist für das sinnliche oder nur natürliche menschliche Auge ein so einfaches, ein scheinbar in so engen Grenzen verlaufendes, armes und demüthiges, daß nur zu leicht ein flüchtiger Leser über dieser Einfachheit und über den mit ihr verknüpften äußeren Beschwerden, Mühsalen und Nöthen dieses demüthigsten Lebens vergißt, daß Maria schon bei ihrem ersten Eintreten in die Zeit des irdischen Wandels, also schon im Mutterschoße, bleibend, dauernd, für ewig, nicht etwa nur vorübergehend, Das in voller Wirklichkeit und lebendiger Fülle war und besaß und in sich trug, was an Schönheit, Gnade, Erleuchtung, Macht, Weisheit, Würde und Erhabenheit über alle Geschöpfe Himmels und der Erde für sie von Ewigkeit her von Gott bestimmt war, und im Geheimniß der heiligsten unbefleckten Empfängniß ihr mitgetheilt wurde. Selbst unter solchen Lesern, welche die kirchlichen Tageszeiten beten, also das Bekenntniß des heiligen Glaubens der ganzen Kirche an die unbegreifliche Größe und Herrlichkeit Mariä in Hymnen, Antiphonen und Lectionen lobpreisend so oft zu wiederholen die Gnade haben, gibt es Manche, die viel zu wenig Gewicht darauf legen, daß Alles, was sie im Namen der Kirche von Maria betend und lobpreisend bekennen, nicht etwa nur von Maria als im Himmel thronend gilt, sondern daß alle diese Lobpreisungen in erster Reihe die Thatsachen und Geheimnisse ihres Eintrittes in die Welt und des ganzen Zeitraumes ihres irdischen Lebens zum Gegenstande haben, welche Thatsachen ja die nothwenige Vorbedingung ihrer Herrlichkeit im Himmel waren. Die Officien der Kirchenfeste Mariä sind nicht etwa nur musikalische Symphonieen, mit welchen die Kirche ihrer Feier einen möglich festlichen Charakter verleihen will, deren Worte aber der Beter oder Leser nicht im vollen, buchstäblichen Sinne als Bekenntniß der Thatsachen der heiligen Geschichte und als den Inhalt des göttlich-geoffenbarten, untrüglichen Glaubens zu nehmen hätte; nein, sie sind im strengsten Sinne das letztere und darum enthüllen sie uns in dem Lichte des göttlichen Glaubens nicht allein das Geheimniß der unbegreiflichen Hoheit und Würde, sondern auch das Geheimniß der Demuth des Lebens Mariä.

(Fortsetzung folgt)

Donnerstag, April 20, 2006

Pius IX. von Maria wunderbar begnadet

In eben dem Augenblick, in dem Pius IX. dem Gepränge der päpstlichen Liturgie das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens verkündete, hatte sich gleichsam der Himmel aufgetan. Der Römische Prozeß, der im Hinblick auf die Seligsprechung Pius IX. geführt wurde, und das Offizielle Journal der Vatikanischen Basilika, herausgegeben von Monsignore Sardi, bestätigten es ausdrücklich.

"Die an jenem Tag in der Basilika anwesenden Personen versichern, daß sie den Diener Gottes in der Tat während der Verlesung des Dekretes wie verwandelt und verklärt gesehen haben; seine Stimme war ungewöhnlich klangvoll und voll Schwung trotz der Ergriffenheit, die ihn durchbebte - im Augenblick der Erklärung so laut und deutlich, daß man sie überall gut hörte; sein Gesicht leuchtete, war von Tränen überstörmt und vom zarten Rot der Liebe überhaucht. Als eine Art Wunder empfand man es auch, daß im Augenblick der Dogmaverkündigung der bis dahin mit Wolken bedeckte Himmel aufklarte, ein Sonnenstrahl durch das Gewölk brach, durch das Fenster in der Kuppel drang, den Papst mitten ins Gesicht traf und seinen Kopf mit einem Lichtkranz, wie mit einem Heiligenschein umgab. Das Merkwürdigste aber war, daß der Statthalter Christi mit einem ganz seltenen, wenn nicht extatischen marianischen Erleben ausgezeichnet wurde.

Er selbst sprach im Jahre 1857 den Schwestern vom Guten Hirten in Imola anläßlich eines seither leider allzusehr in Vergessenheit geratenen ungewungenen Beisammenseins davon. "Was ich empfunden, was ich bei der Dogmaerklärung erlebt habe", sagt er, "ist so groß, daß keine menschliche Sprache es auszudrücken vermöchte. Als ich mit der Verlesung des Dogmendekretes begann, bangte ich, daß meine Stimme nicht imstande sein würde, sich der unübersehbaren Menschenmenge, die in der Vatikanischen Basilika Kopf an Kopf stand - es waren 50.000 Personen - verständlich zu machen. Aber als ich zur Definition kam, verlieh Gott der Stimme Seines Stellvertreters eine solche Kraft und eine so große übernatürliche Mächtigkeit, daß sie durch die ganze Basilika schallte. Und ich war von einem solchen göttlichen Beistand so ergriffen, daß ich einen Augenblick innehalten mußte, um meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Und während Gott durch den Mund Seines Stellvertreters das Dogma verkündete", fuhr Pius IX. fort, "teilte Gott Selbst meinem Geist eine so klare und so weite Erkenntnis der unbeschreiblichen Reinheit der seligsten Jungfrau mit; und in die Tiefe dieser Erkenntnis, die keine Zunge je beschreiben könnte, wie in einen Abgrund versenkt, verharrte meine Seele von unsagbaren Wonnen überflutet, von Wonnen, die nicht von dieser Erde sind und nur im Himmel erlebt werden können. Kein Glück, keine Freude dieser Welt könnte auch nur den leisesten Begriff von jenen Wonnen geben. Und ich scheue mich nicht, zu behaupten, daß der Statthalter Christi einer besonderen Gnade bedurfte, um unter dem Eindruck dieser Erkenntnis und an dem Genuß dieser unvergleichlichen Schönheit der Unbefleckten Jungfrau Maria nicht vor Glück zu sterben."

Dieses marianische Erlebnis war die persönliche, private Antwort, der unmittelbare Dank der Unbefleckten an den unvergänglichen Papst.

P. Ephrem Longpré, O.F.M.

Mittwoch, April 19, 2006

Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 2. Folge

1. Bei Veranstaltung der ersten Ausgabe des dreibändigen Lebens Jesu war der Unterzeichnete von der Absicht geleitet, den Inhalt der Tagebücher des Clemens Brentano unverkürzt und unverändert vorzulegen, damit jeder unbefangene Leser mit leichter Mühe daraus entnehme, wie der Schreiber nichts Anderes hatte geben wollen und geben können, als was die selige Emmerich aus ihren Anschauungen mitzutheilen im Stande war. Es lagen somit dem Leser alle Ungenauigkeiten, alle Wiederholungen, alle später von der Erzählenden gemachten Ergänzungen oder Einschaltungen in derselben Weise und Gestalt vor Augen, in der sie entstanden waren, damit ihm gerade hierin der deutlichste Beweis geboten wäre, daß der Erzählenden irgendwelche Absichtlichkeit ebenso ferne gelegen, wie dem Schreiber eigenmächtige Zuthaten. In der vorliegenden Ausgabe aber ist nicht nur die für den Leser oft so störend gewordene Anführung der Wochen- und Monatstage, an denen die Erzählung und Aufzeichnung des Geschauten geschehen war, hinweggelassen, sondern auch alle Wiederholungen und Ungenauigkeiten in Beschreibung der Örtlichkeiten des heiligen Landes, während die von der Erzählenden nachträglich gemachten Verbesserungen an jenen Stellen eingefügt wurden, wohin sie ursprünglich gehört hatten. Auch die Einleitungen, welche vom Herausgeber bei Besorgung der ersten Auflage jedem der drei Bände vorangestellt waren, erscheinen der Raumersparung wegen hier nicht mehr. Dagegen wird der Nachweis der durchgehenden Übereinstimmung gegeben, in welcher Alles, was die selige Emmerich von den Thatsachen und Geheimnissen des heiligsten Lebens Mariä berichtet, mit der ältesten Überlieferung und mit den Offenbarungen der heiligen Brigitta und der "Geheimnißvollen Stadt Gottes" der seligen Maria von Agreda sich findet.

2. Alle Bilder der Geschichte unseres Heiles, wie sie hier dem Leser geboten werden, sind Früchte, welche auf dem Baume unermeßlicher Leiden gereift sind. Wohl hatte Anna Katharina das Licht des Schauens als ein reines Gnadengeschenk Gottes schon in der Taufe empfangen; aber sie hatte dasselbe wie alle anderen ihr von Gott verliehenen Gaben und Vorzüge durch beharrlichste Treue im Streben nach höchster Vollkommenheit in allen christlichen Tugenden und durch heroische Geduld und Standhaftigkeit in Erduldung unaufhörlicher, bis zum letzten Augenblicke ihres Lebens sich steigernder Leiden jeden Tag wie auf's Neue zu verdienen. Auch wurde für sie die von Gott ihr gebotene Mittheilung des Geschauten eine Quelle von Pein und eine so harte Aufgabe, daß sie nur auf den Befehl ihres Beichtvaters und Seelenführers und in der gewissen Überzeugung, sie erfülle damit den heiligsten Willen Gottes, sich derselben zu unterziehen vermochte.
Diese Thatsachen allein schon, abgesehen von der näheren Würdigung des Inhaltes ihrer Mittheilungen, berechtigen von vorneherein zu dem Schlusse, daß dieselben nach den weisesten Absichten Gottes nicht etwa nur einer geistlichen Unterhaltung oder der Befriedigung thatloser Wißbegierde, sondern einem viel höheren und ernsteren Zwecke zu dienen haben. Gar oft hatte Anna Katharina, wenn sie, überwältigt von dem Eindrucke der unendlichen Liebe und Barmherzigkeit des göttlichen Heilandes, wie solche jeder Zug seines heiligsten Wandels ihr offenbarte, in Schmerz und Rührung ausrief: "O daß doch alle Menschen dieß auch so mitansehen könnten, wie ich arme Sünderin!" die Worte zu vernehmen: "Gehe hin und erzähle es! gib Zeugniß von Dem, was dir gezeigt wird, damit auch Andere es inne werden!" Und in dieser Mahnung liegt der Schlüssel zu dem tieferen Verständnisse der barmherzigsten Absichten Gottes, die Er an jedem Leser dieser Mittheilungen seiner begnadigten Dienerin erreichen will. Es sollen die Herzen bewegt, belebt und befruchtet werden mit den Keimen der göttlichen Liebe, der Hoffnung, des Vertrauens, der Reue und Beschämung über ihre so vielfache Untreue, Kälte und Gleichgiltigkeit gegen ihren gütigsten Herrn und Erlöser, der die ganze Mühsal, Niedrigkeit, Armuth und Bitterkeit seines irdischen Wandels sie empfinden lassen will. Und diese heiligenden Anregungen sind es, welche wie mit geheimer, süßer Gewalt das Auge des Lesers an den Bildern festhalten, um Jesus den guten Hirten näher kennen zu lernen, seine Stimme aufmerksamer zu vernehmen und sich leichter zu entschließen, die Absichten, Neigungen und Gesinnungen des eigenen Herzens in größere Übereinstimmung und Gleichförmigkeit mit den Worten und dem Vorbilde des guten Hirten, das ist, mit den Grundsätzen und Forderungen der wahren christlichen Frömmigkeit zu bringen.
Würde unsere Gegenwart auch das vollkommenste Buch geboten, das aber nur in belehrenden und ermahnenden Unterweisungen zur Übung der Gottseligkeit bestünde, so würde es bei der fast allgemeinen Unlust und Scheu vor ernsten Wahrheiten nur einen sehr beschränkten Kreis von Lesern finden; denn es sind heut zu Tage nur Wenige, die es noch ertragen können, an die ernsten Pflichten eines wahrhaft christlichen Wandelns erinnert zu werden, und die sich nicht gegen die unleugbare Wahrheit des Evangeliums verschließen, daß ohne Überwindung und Selbstverleugnung, ohne Buße und Abtödtung, ohne Verdemüthigung und Gehorsam, daß endlich ohne beständigen Kampf gegen die inneren und äußeren Anreizungen zur Sünde das Reich Gottes nicht in Besitz genommen werden kann. Darum erscheint es als eine unbegreifliche Güte und Herablassung des göttlichen Heilandes an die seiner Hilfe und seiner Erbarmungen so sehr bedürftige Zeit, daß Er sich gewürdiget hat, ihr in den Gesichten seiner begnadigten Dienerin nicht einfache Belehrungen zu bieten, sondern ihr ein treues Spiegelbild seines armen, demüthigsten, mühseligsten, irdischen Wandels aufzurollen, damit sie Ihn auf jedem Schritt und Tritt begleiten, und gleichwie mit den leiblichen Augen betrachten möge, welch' ein Übermaß unendlicher innerer und äußerer Leiden, Peinen und Trübsale Er für die Rettung unserer Seelen auf sich genommen hat, und wie unermeßlich seine Liebe und Geduld, seine Langmuth und Barmherzigkeit gegen uns, in der es Ihm nicht zu viel wurde, nicht allein sein eigenes Leben im bittersten Tode für uns am Kreuze zu opfern, sondern auch seine unbefleckte, sündelose, heiligste Mutter, die seiner zärtlichsten Liebe mehr als alle Engel und Menschen zusammen würdig war, von dem Mit-Erdulden aller Peinen, Beschwerden und Nöthen seines irdischen Wandels und von dem vollständigen Mit-Erleiden seines bittersten Leidens und Sterbens nicht auszunehmen.
Dieß Alles tritt in den einfachen, schmucklosen Berichten so anschaulich, so wahr und ergreifend und in solcher Übereinstimmung mit den heiligen Evangelien und der ganzen kirchlichen Überlieferung dem Leser vor Augen, daß man sich des Gedankens nicht erwehren kann, es wolle Jesus, der gütigste Hirte, auch die unwissenden, die lauen, die gleichgiltigen Glieder seiner Heerde auf lieblichste, unwiderstehliche Weise zu sich rufen und einladen, nach Ihm auch einmal ihr Auge zu wenden und Ihm nur einen kleinen Theil ihrer so flüchtigen und so wenig geachteten, aber unendlich kostbaren, weil unersetzlichen, Zeit der kurzen Lebensdauer zu schenken, um Ihn besser kennen, mehr lieben und auf die Rettung ihrer Seelen mehr achten zu lernen. Er will der thatlosen Lesesucht der Gegenwart, die es gewohnt ist, aus tausendfachen Kanälen müßige Zerstreuung und Erschlaffung des Geistes einzufangen, einen unversiegbaren Quell lebendigen Wassers erschließen, damit sie aus ihm wahre und gesunde Erquickung schöpfen möge, welche nicht wie eine ungründliche, flüchtige Erregung wieder verrinne, sondern bleibende Früchte des Geistes hervorbringe, wenn nur der Leser ihren Wirkungen sich nicht verschließen will.

(Fortsetzung folgt)

Das von Pater C.E. Schmöger herausgegebene Werk "Emmerick-Visionen" in 4 Taschenbänden

Montag, April 17, 2006

Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 1. Folge


Von der in den Jahren 1858 bis 1860 durch den Unterzeichneten besorgten Ausgabe "des Lebens unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi nach den Gesichten der gottseligen Emmerich" in drei Bänden waren bereits vor mehreren Jahren über 10,000 Exemplare vergriffen und die gleiche Anzahl von dem vier Jahre später in einem Bande veranstalteten Auszuge, so daß bei der fortdauernden Nachfrage nach dem Werke seit geraumer Zeit eine neue Ausgabe nöthig geworden ist. Es war darum der Antrag der Verlagshandlung, solche zu bearbeiten, dem Unterzeichneten um so willkommener, als ihm hiedurch Gelegenheit geboten wurde, die sämmtlichen Gesichte der gottseligen Anna Katharina Emmerich über das Geheimniß der heiligsten Erlösung in der nun vorliegenden Gesammtausgabe zu vereinigen. Dieselbe umfaßt sonach alle Mittheilungen, welche die begnadigte Dienerin Gottes aus dem reichen Schatze der von Gott ihr gebotenen Anschauungen der Geschichte unseres Heils zu geben im Stande war; also nicht allein den heiligsten Lehrwandel und das bittere Leiden unseres göttlichen Heilandes, sondern auch die Vorbereitungen und Führungen Gottes an der gefallenen Menschheit von Erschaffung der Welt herab bis zur Fülle der Zeit, in welcher der Sohn Gottes im Fleische erschien, um in Knechtsgestalt unser Heil zu wirken.

Die Mehrzahl der auf die Schöpfung, den Sündenfall und die Zeit des alten Bundes bezüglichen Mittheilungen erscheint hier zum erstenmale und zwar in sorgfältigster Wiedergabe der ersten Aufschreibung, welche Clemens Brentano eine reihe von Jahren hindurch in Dülmen unter den Augen der seligen Emmerich gemacht hatte. In gleicher Weise hat der Herausgeber auch die daran sich reihenden Bilder von den Geheimnissen der Abstammung und des Lebens der allerseligsten Jungfrau mit möglicher Sorgfalt aus den Tagebüchern von Clemens Brentano erhoben und sie in derselben einfachen, kurzen und bruchstücklichen Form dem Leser hier vorgelegt, in welcher Brentano sie von Anna Katharina zu vernehmen hatte und soweit er unter dem Eindrucke ihrer ursprünglichen Mitteilung sie zu Papier hatte bringen können. Daß hiebei eine gewisse Härte und Lückenhaftigkeit der Darstellung, daß unvermittelte Übergänge von einem Gedanken, einer Wahrheit oder Thatsache auf die andere nicht zu vermeiden waren, das liegt in der Natur der spärlichen und so mannigfach durch ihre unermeßliche Leidensaufgabe erschwerten Mittheilung von Seiten der Schauenden, und der Herausgeber unterließ es absichtlich, durch, wenn auch noch so einfache und den Sinn nicht ändernde, Einschiebungen diesen Charakter zu mildern, damit der Leser stets die volle Gewißheit habe, es werde ihm nur Das und Das nur so geboten, was und wie die selige Emmerich es zu erzählen vermocht hatte. Mag darum auch der aufmerksame Leser nicht selten bedauern, daß die Mittheilungen nicht vollständiger ausgefallen, so besitzt er doch des Schönen und Tiefsinnigen immer noch so viel, daß es ihm an stets neuer Anregung zu eigener Meditation nie fehlen, und daß er der Conformität des Mitgetheilten mit den Thatsachen und Mysterien unseres heiligen Glaubens immer klarer sich bewußt werden wird. Es wird auch keinem Leser entgehen, daß, wenn Clemens Brentano irgendwie ergänzend oder erweiternd einzugreifen gewagt hätte, gerade die Bilder vom Paradiese, von der Schönheit des ersten Menschenpaares vor dem Falle und ähnliche für ein Talent, wie das seinige, die verlockendste Versuchung geworden wären, aus seiner scheuen Zurückhaltung herauszutreten und mit eigenem Pinsel die Lücken weiter auszumalen. Allein es findet sich in seinen Tagbüchern keine Spur eines derartigen Versuches; wohl aber zahllose Klagen, daß die Erzählende ihm nicht eine größere Vollständigkeit zu bieten vermocht habe. Und so wird der Leser für die Treue seiner Aufschreibung und für die lauterste Wahrhaftigkeit und Absichtslosigkeit der Erzählerin den klarsten Beweis gerade in dem dürftigen und bruchstücklichen Charakter des Mitgetheilten erkennen.

(Fortsetzung folgt)

Freitag, April 14, 2006

Die Schönheit der Seele im Zustand der heiligmachenden Gnade

Aus einem Traum, den Don Bosco in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1867 hatte, entnehmen wir Folgendes:
Don Bosco erzählt:
Da nahm mich meine Führerin (die Muttergottes) bei der Hand und sagte:
"Komm, ich will dir etwas anderes zeigen." Sie führte mich in ein etwas abseits gelegenes Tal. Frisch grünende Wiesen dehnten sich da aus; kristallklare Bächlein schlängelten sich durch die blumigen Auen. Hier befand sich eine schöne Anzahl meiner Knaben. Sie waren lustig und fröhlich und flochten sich aus den schönen Blumen herrliche Kränze. "Diese Knaben", sagte die Führerin, "bereiten dir großen Trost." "Was sind denn das für Knaben?" "Es sind jene von deinen Zöglingen, die sich im Stande der heiligmachenden Gnade befinden."
Meine lieben Zöglinge, ich kann euch nur sagen, daß ich nie so etwas Schönes gesehen habe und auch nie geglaubt hätte, daß es so etwas Schönes geben könne. Wollte ich anfangen, diese Schönheit zu beschreiben, ich würde sie nur mindern.
Doch es war mir noch ein herrlicheres Schauspiel vorbehalten. Während ich mit unaussprechlicher Freude diese Knaben betrachtete, von denen ich viele nicht einmal kannte, sagte meine Führerin zu mir: "Komm, ich werde dir etwas zeigen, was dir noch mehr Freude bereitet." Und sie führte mich auf eine andere Wiese, die mit noch viel schöneren und duftenderen Blumen übersät war als die vorerwähnte. Sie war wie ein königlicher Prunkgarten. Hier sah ich eine Anzahl Knaben, die zwar nicht so groß war als die vorhergehende, aber die Schönheit dieser Gnaden übertraf bei weitem die Schönheit der vorigen. Die Führerin sagte mir: "Diese Knaben haben die schöne Lilie der Reinheit bewahrt, sie tragen noch das Kleid der Unschuld." O welch ein entzückender Anblick! Alle trugen auf ihrem Haupte einen Blumenkranz von unbeschreiblicher Schönheit. Die einzelnen Blumen waren zusammengesetzt aus Blüten, die in überraschender Farbenpacht glänzten. Die Farben leuchteten wie die Strahlen der Sonne. Alle Knaben trugen blendend weiße Kleider, und auch diese waren mit Blumen durchwirkt. Das Licht, das von diesen Blumen ausging, umstrahlte die ganze Person der einzelnen Knaben. Und die Strahlen wiederum, die von den einzelnen Knaben ausgingen, brachen sich in tausend Farben mit den Strahlen, die von den andern Knaben ausgingen, so, daß sie sich alle wie in einem Lichtermeer bewegten. Kein Bild ist imstande, diese Schönheit auch nur im entferntesten darzustellen. Ich sah auch verschiedene von euch unter diesen Glücklichen, und ich bin überzeugt, daß diese, könnten sie auch nur den zehnten Teil dieser Schönheit schauen, bereit sein würden, alles zu erdulden, sich eher verbrennen oder in Stücke hauen zu lassen, als daß sie die Unschuld preisgäben.
Die Führerin sagte noch zu Don Bosco:
"Wiederhole oft deinen Knaben, daß, wenn sie wüßten, wie kostbar und wie schön in den Augen Gottes die Tugend der heiligen Reinheit ist, sie gewiß zu jedem Opfer bereit sein würden, um sie zu bewahren. Sage ihnen, daß sie mutig darangehen sollten, diese Tugend zu bewahren, denn sie überragt alle anderen Tugenden an Glanz und Schönheit." "Crescunt tamquam lilia in conspectu Domini: Sie werden heranwachsen wie Lilien im Angesichte des Herrn."

Tugendübung: Bemühen wir uns, immer im Zustand der heiligmachenden Gnade zu leben.
Stoßgebet: O Maria, ohne Makel der Erbsünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu Dir nehmen.

Samstag, April 08, 2006

Die Erscheinungen von Cotignac - Notre-Dame de Grâces - Fortsetzung und Schluß

Abbildung: Le Tableau Miraculeux - Sanctuaire N.-D. de Grâces, Cotignac F-83670 Carces

Fortsetzung von Teil 1

Man sprach zu Cotignac noch von der Wallfahrt, welche der junge Ludwig XIV „Dieu-donné", „der von Gott Geschenkte", dem berühmten Heiligtum U.L.F. der Gnaden gemacht hatte. An diesem 21. Februar 1660 war die ganze Bevölkerung mit ihren gewählten Autoritäten an der Spitze herbeigeeilt, als zur Überraschung vieler der junge König ebenfalls den traditionellen Pilgerweg gehen wollte, der Cotignac überragt. Auf dem Mont Verdaille wurden die Oratorianer-Patres und der Konsul mit diesem Besuche beehrt. Alle anerkannten im Gefolge der Königin MutterAnne d'Autriche (Anna von Österreich) „daß es den Gebeten des Bruders Fiacre und der mächtigen Fürsprache U.L.F. der Gnaden (Notre-Dame de Grâces) zuzuschreiben sei, daß er seine Geburt verdanke" (Vie du Fr. Fiacre, Paris). So würde das ganze Königreich das kleine provençalische Dorf kennen und sich fortan über seine zukünftige Verheiratung mit der spanischen Prinzessin Maria-Theresia freuen, welche den Friedensvertrag der Pyrenäen festigen würde.
Da war es, daß ein scheinbar verborgeneres Ereignis von neuem das Dorf in Unruhe zu versetzten begann. Die göttliche Vorsehung bekräftigte ihre Erwählung des kleinen Ortes mittels eines Vorkommnisses, das mehr von der göttlichen Gnade abhing als von den Menschen. Honoré Bouche, Zeitgenosse des Geschehens, schrieb auf der letzten Seite seiner „Histoire de la Provence" (Geschichte der Provence):
„Wir werden sagen, daß an diesem Tag, dem siebten Juni, an welchem die Königin Maria-Theresia von Spanien vom König ihrem Vater Abschied nahm und aus der „Insel der Konferenz" heraustrat, um in Frankreich einzutreten, an diesem gleichen Tag in der Gegend von Cotignac, eine halbe Wegstunde von der Kapelle U.L.F. der Gnaden entfernt, in der Provence, dieser so berühmte Brunnen des Heiligen Josef, durch einen jungen, ganz schlichten Mann namens Gaspard gefunden wurde, der auf dem Felde/Lande arbeitete, gebürtig und wohnhaft im selben Ort von Cotignac, der sagt, daß, da er äußerst durstig war und nach Wasser verlangte, um sich zu erfrischen, ein gütiger Alter ihm erschienen sei, und nachdem er ihm einen Ort (eine Stelle) gezeigt habe, wo er welches finden würde, wenn er einen Felsstein von seiner Stelle rücke, nachdem er ihn gefunden habe, dieser alte Mann verschwunden sei, nachdem er zuvor erfahren habe, daß er Joseph heiße" (H. Bouche, Histoire de Provence, vol., p. 1040)
Die Annalen des Oratoriums für das Jahr 1665 geben uns Einzelheiten zur Erscheinung und zum Seher:
„Am 7. Juni 1660, an einem Montag um ein Uhr nachmittags, sah ein Hirte von Cotignac, 22 Jahre alt, namens Gaspard Ricard, der sich auf dem Berge genannt „du Bessillon" befand und gedrängt vom Durste und auf dem Boden liegend, während einer extremen Hitze, nicht weit von der Stelle, wo er war, einen ehrwürdigen Alten, der, indem er ihn bei seinem Namen rief, ihm sagte, daß er der Heilige Josef sei, und nachdem er ihm befohlen hatte, an einer Stelle zu graben, die er ihm zeigte, wieder verschwand" (R. Père Martel, N­D de Grâce, Paris, p. 233)

Heilungen und eine große Menge von Pilgern

Die städtischen Archive berichten uns, daß es gegen drei Uhr nachmittags war, an diesem selben Tag, daß der Hirte Gaspard Ricard d'Etienne die gute Nachricht auf dem öffentlichen Platz von Cotignac verkünden kam, nachdem er seine Herde der Bewachung durch Gott überlassen hatte. Nachdem man ihn angehört hatte, folgte man ihm zu den Örtlichkeiten. Der Text der Beratung des 25. Juli präzisiert: „das Wasser von dort hat viele Qualitäten und tut viele Wirkungen, so daß man von überallher aus der Provence hinkommt, um Wasser zu holen, um sich zu waschen, zu trinken und geheilt zu werden, wenn man Krankheiten oder Gebrechen hat; mehrere von ihnen lassen am Ort des ge­nannten Brunnens jenen, die sich dort befinden, Almosen und milde Gaben zu­rück. So daß, da dies Verwirrung stiftet, der Rat vorsehen und zehn ehrliche Leute des Ortes verpflichten muß, um dort zu bleiben, um Buch zu halten, um darin die genannten Almosen und Gaben und die Namen jener einzutragen, die sie machen werden, und um ihnen gebührend Quittung zu erteilen, alles in guter Form mit Abnahme der genannten Scherflein."
Honoré Bouche fährt seinerseits fort, indem er schreibt: „es begeben sich zum Brunnen, von allen Teilen der Provence und der umgebenden Länder, Gebrechliche und Kranke aller Art, von welchen die meisten geheilt oder getröstet in ihren Gebrechen heimkehren."
Pater Allard vom Oratorium (der Oratorianer), berichtete anläßlich seines Besuches beim Heiligtum im Jahre 1661 folgendes:
„Unsere Patres haben mir versichert, daß es zweiundfünfzig Prozessionen gegeben habe von Ostern bis Pfingsten, und daß 6000 Personen in der Oktav dieser letzten Feierlichkeit anwesend gewesen seien. Das Wasser des heiligen Josef wirkt Wunder. Seit meiner Rückkehr ist ein von Geburt an stark Gehbehinderter, gebürtig von Avignon, nachdem er hingegangen war, aufrecht gehend zurückgekehrt und hat seine Krücken zu rückgelassen; wir kennen ihn. Alle trinken und nehmen von diesem Wasser mit. Unsere Patres haben sich dieser Andacht angenommen. Es braucht Beichtväter für U.L. Frau und für den HI. Josef. Wir werden darüber sprechen in Paris." (Archives Nationales, M 229)
So wurde die Erscheinung des heiligen Josef am östlichen Abhang des Bessillon berühmt. Mögen diese beiden Andenken für unsere Memoiren genügen; der Rechenschaftsbericht des Besuches von 1672 bekräftigt gemäß den Archives Nationales:
„eine große den Türken entrissene Fahne wurde unlängst in die Kapelle des Hl. Josef herbeigeschafft in Dankbarkeit für eine gewonnene Schlacht über die Muselmanen durch die Fürsprache dieses Heiligen." Pater Martel seinerseits bezeugte im Jahre 1881: „In unseren Tagen hat man von diesem Wasser von verschiedenen Seiten und bis nach Konstantinopel gesandt; noch jetzt heilt dieses Wasser vereint mit der Anrufung des heiligen Josef die Kranken wie in der Vergangenheit." (R. Père Martel, idem p. 251)

Offizielle Anerkennung durch die Obrigkeiten

Im Jahre 1519, anläßlich der beiden Erscheinungen Unserer Lieben Frau der Gnade am 10. und 11. August auf dem Mont Verdeille in Cotignac, hatte die Mutter Gottes gesagt: „Geht und sagt dem Klerus und den Räten von Cotignac, daß sie mir hierselbst eine Kirche bauen sollen, usf..." Von da an hatten sich die Vertreter des Volkes und die Verantwortlichen der Kirche in Cotignac zusammen beeilt, der Botschaft zu entsprechen. Bei der Erscheinung des 7. Juni 1660 war der heilige Josef wortkarger. Aber alle hatten wohl verstanden, daß er gekommen war mit Bezugnahme auf die Erscheinungen U.L. Frau, welche das Jesuskind auf ihren Armen trug. So hatten die Behörden in gleicher Weise ihre Verantwortlichkeiten ausgeübt, eine jede gemäß ihrer eigenen Kompetenz. So gelangte man gemäß den Gemeindeakten von Cotignac, nachdem der Rat bereits am 5. Juli das Vorhandensein der Quelle in der Folge einer Erscheinung, die große Beteiligung des Volkes und die hinterlassenen Almosen bestätigt hatte, an Advokaten in Aix-en-Provence, indem man drei Fragen stellte:
- Auf die erste, die fragte, ob der Rat ein Recht habe, Beschluß zu fassen über die Ereignisse und die Almosen zu verwalten, ohne den Vikar der Pfarrkirche sich damit befassen zu lassen, wurde geantwortet: „daß der Vikar kein Recht habe und daß die Gemeinde sehr wohl getan habe, 14 Abgeordnete zu ernennen, um die Almosen entgegenzunehmen, unter der Auflage indes, dieses Geld nur für den Bau einer Kapelle zu verwenden und für die notwendigen Ausstattungen derselben, um den Gottesdienst darin zu ermöglichen, mit Rücksicht darauf, da es sich um Scherflein handelt, die der Kirche gegeben werden, sie nur zu verwenden für sakrale Zwecke und nicht für profane."
- Auf die zweite Frage, „wenn die Kapelle gebaut sein werde, wird man daselbst nicht eine Bruderschaft unter dem Namen des Hl. Josef errichten müssen, Priore (Vorbeter) einsetzen und Küster (Kirchenvorsteher) für die Leitung der Betreuung der Kapelle?", antworteten die Advokaten: „die Meinung ist, daß die Konsule sich ehestens vor dem Diözesanbischof einfinden sollen, um die Erlaubnis einzuholen, die Kapelle zu bauen, wo man den Brunnen fand, daß sie eingeweiht, meubliert und dort die Bruderschaft errichtet werden solle." Damit wurde Appel gemacht an ein Verfahren der Kirche, das, nach Untersuchung durch den Ortsordinarius, die Erscheinung und ihre Botschaft mittels dieser Weihe und dieses Baues der gewünschten Kirche wurde anerkennen können.
- Schließlich wurde eine letzte Frage gestellt, um zu erfahren, ob die Konsule die Geldbeträge annehmen dürften, die für die Messen bestimmt seien, welche die Patres Oratorianer U.L. Frau der Gnaden lesen sollen? Kurz, es wurde geschrieben „daß sie es tun dürften trotz des Vikars von Cotignac. Beraten zu Aix, sauf meilleurs avis (unbeschadet dem Entgegenstehendem), am 28. Juli 1660." (Archives Municipales de Cotignac)
Am 1. August, an welchem der Entscheid der Rechtsanwälte verlesen wurde, entschieden die Konsule (die Ratsherren), daß die Arbeiten der Kapelle sofort begonnen werden sollten, daß zwei Abgeordnete nach Fréjus geschickt würden, um vom Bischof die Ermächtigungen einzuholen, welche der kirchlichen Kompetenz zugehörten, indem sie hinzufügten, daß die Gemeinde „dem Hirten Ricard, welcher die Offenbarung des besagten Brunnens vom Heiligen Josef gehabt hatte, eine vollständige Einkleidung liefern werde." Die Herren Jacques Taneronet und Pierre Allègre reisten also ab, um den hochwürdigsten Herrn Bischof von Fréjus zu besuchen, und am 9. August wurde im Rate entschieden, daß man die Fundamente der Kapelle ausgra­ben würde.
„Am folgenden 19. September ist alles soweit fertiggestellt bei der Kapelle des Hl. Josef, daß Pater Pascally, von U.L. Frau der Gnaden, und Herr Jacques Taneron nach Montmeyan gehen, um vom hochwürdigsten Herrn Generalvikar von Fréjus, der sich dort befand, die Erlaubnis einzuholen, die Kapelle zu weihen. Herr de Montmeyan, Generalvikar des Bischofs von Fréjus, gewährte die verlangte Bevollmächtigung, und es war noch im Monat September, wie dies geschehen war fur U.L. Frau der Gnaden, daß die Wallfahrt zum Hl. Josef kanonisch eingeweiht wurde mit den Gebeten und Zeremonien der Kirche." (R. Père Martel, N-D de Grâces, Paris 1881, p. 241)
Aber wem sollte man die Betreuung der Kirche und der Wallfahrten anvertrauen? Die Klauseln (Vereinbarungen) der Ratssitzung vom 29. Januar 1661 zeigen uns, was entschieden wur­de: „Die Rechte der Gemeinschaft über die Kapelle und die Wallfahrt werden den Hochwürdigen Patres Oratorianern übertragen, unter der Bedingung, Priester bei der besagten Kapelle Sankt Joseph beständigen Wohnsitz nehmen zu lassen, um daselbst den Gottesdienst zu feiern; daß das Geld der Votiv-Messen, Opfergelder, milden Gaben in einen Geldstock oder Kasse (Kasten) kommen, und der Unterhalt der Priester davon entnommen, der Rest ver­wendet werde für Reparaturen. Die Gemeinschaft wird Rektoren abgeben, um die Almosen und Opfergaben zu verwalten; der Opferstock, der sie einschließt, wird drei Schlüssel haben, einer wird aufbewahrt von den Ratsherren, der andere von den hochwürdigen Patres, der dritte von den Rektoren. Daß man von den besagten Scherflein Nutzen entnehmen werde für den Tag des Festes des glorreichen Hl. Joseph. Daß man für die Votiv-Messen die eingeborenen oder ortsansäßigen und für die Pfarrdienste verpflichteten Priester von Cotignac bevorzuge. Alle Rechte der Gemeinschaft werden den hochwürdigen Patres übertragen, um sie, wie sie es für gut erachten würden, geltend zu machen, und die Vollmacht ist ihnen gewährt, mittels des Gegenwärtigen, sich in den Besitz des Brunnens des Hl. Joseph zu setzen und die Bullen (Urkunden, Siegelbriefe) des Bischofs von Fréjus oder des hochwürdigsten Herrn Vizelegaten von Avignon oder von Rom zu nehmen, die sie für notwendig erachten würden. So werden die genannten hochwürdigen Herren jeden gegenwärtigen und zukünftigen Prozeß führen, so daß die Gemeinschaft in keiner Weise damit belastet werde." (Archives Municipales de Cotignac. Minutes de Pothonier.)
Dieser Akt der Rechtsabtretung wurde gemacht im großen Saal U.L. Frau der Gnaden, in Anwesenheit von 11 Priestern und von Gabriel Bouche, dem apostolischen Protonotar, daselbst wo, weniger als ein Jahr zuvor, Ludwig XIV. empfangen worden war. Der Siegelbrief des Bischofs von Fréjus, der Auditor der Rota und Freund Mazarin's war, approbierte und bestätigte die Beschlußfassung des Rates durch einen bischöflichen Erlaß datiert vom 31. Januar 1661, der jedoch erst am 24. Februar desselben Jahres in Cotignac ankam, weil sich Mgr. Zongo Ondedei als Deputierter (Abgeordneter) der Assemblée générale du clergé (Hauptversammlung der Priester) in Paris befand. Trotz der Distanzen war der Bischof schon viel früher benach­richtigt worden über die Erscheinung durch den (allergnädigsten) Herrn Claude de Castellane de Montmeyan, Propst der Kathedralkirche von Fréjus. Hier der wesentliche Teil dieses Anerkennungsschreibens:
„Zongo Joseph Ondedei, durch die Gnade des Heiligen Apostolischen Stuhles Bischof von Fréjus, an alle gegenwärtigen und zukünftigen Ordensoberen und an die Priester der Kongregation der Oratorianer, errichtet in der Kapelle Unserer Lieben Frau der Gnaden, im Gebiete von Cotignac, in unserer Diözese, Heil.
Seitdem es Gott gefallen hat, uns durch seine reine Barmherzigkeit und entgegen unseren Verdiensten zur Leitung der Kirche von Fréjus und ihrer Filialen zu erheben, hat er uns die Gnade gewährt, keine stärkere Leidenschaft zu haben als jene, aus allen unseren Kräften zur Erhöhung seines Namens beizutragen; und da es ihm gefällt, diese äußere Verherrlichung sich zu beschaffen durch jene siner Heiligen, scheint es, daß er in besonderer Weise unsere Diözese dazu erwählt hat, und, in derselben, das besagte Gebiet von Cotignac, in welchem, außer den Gnaden, die er zu Ehren der heiligsten Jungfrau, der Mutter seines Sohnes, Unseres Herrn Jesus Christus erteilt, seit kurzem noch weitere davon austeilen wollte zu Ehren seines Pflegevaters des hl. Joseph, durch den Brunnen, der entdeckt wurde im Gebiet des besagten Ortes Cotignac, um in der Andacht der Gläubigen die beiden Heiligen Personen nicht zu trennen, die er vereinigt hatte auf Erden für das Mysterium unseres Heiles. Wir, indem wir für den Kult des genannten glorreichen Hl. Joseph, unseres Patrons und für die Verwaltung der in seinem Namen erbauten Kapelle den Wegen folgen wollen, welche die göttliche Vorsehung uns gewiesen hat und nicht trennen wollen, was Sie vereinen wollte, haben geglaubt, die Verwaltung der Kapelle des Bräutigams niemand Besserem anvertrauen zu können als jenen, welche so gut jener Seiner Braut obliegen...
Gegeben zu Paris, wo wir Abgeordneter sind für die Provence in der Generalversammlung des Klerus, am letzten Tag des Januar 1661.
Zongo Joseph Ondedei, Bischof von Fréjus." (Archives Nationales M 229)

Das Geheimnis der Hl. Familie gegenwärtig in Cotignac

Im Jahre 1661 waren die angehäuften Mittel so beträchtlich geworden, daß man die Fundamente für ein größerräumiges Heiligtum legte. Die Ordensleute der Oratorianer konnten den Bau dieser neuen Kirche nicht weiter hinauszögern, nachdem sie die Verpflichtung dazu übernommen hatten. Dieser Bau war eine Verlängerung des ersten Oratoriums, auf der Ostseite. „Die Arbeiten, einmal begonnen, wurden nicht mehr unterbrochen, und zwei Jahre später, 1663, fand die Einweihung des neuen Gebäudes statt, festgefügt auf dem Fels der Quelle, gebaut im Stil der Renaissance und in Proportionen, die fä­hig waren, zahlreiche Pilger zu fassen..." (La chapelle de Saint Joseph à Cotignac, Lérins 1900, p. 25) Über dem Eingangsportal kann man noch inmitten eines kleinen Ziergiebels den zu jener Zeit gravierten Stein sehen: eine Dornenkrone mit den Namen Jesus, Maria, welche die Wappeninsignien der Oratorianer sind. Zum einmaligen Anlaß hatten sie den Namen Joseph's beigefügt.
So kannte Cotignac unweit vonein­ander zwei berühmte Heiligtümer: Notre-Dame de Grâces und Saint Jo­seph. Die Scharen von Pilgern, die 1661 zunahmen, legten die ungefähr 3 Kilo­meter in einer einzigen Wallfahrt zurück. Pater Martel berichtet uns: „Ablässe wurden erbeten für dieses Heiligtum, das bereits so privilegiert war vom Himmel, und Alexander VII. gewährte einen voll­kommenen Able den Gläubigen, die, unter den gewöhnlichen Bedingungen, die Kapelle am Tage der Auffahrt besuchen. (R. Père Martel, Notre-Dame de Grâces, Paris 1881, p. 250) Der Papst (le Souverain Pontife) gestattete sogar, dem Heiligen Joseph eine Bruderschaft zu errichten unter dem Namen der Heiligen Familie. Die Manuskripte des Oratoriums, die in der Bibliothek der Stadt Aix aufbewahrt sind, beinhalten ein Register mit den Namen der Mitglieder der Bruderschaft von Jesus-Maria-Joseph. Der Besuch des Paters François de la Tour, des 6. Generals der Oratorianer, in der Kapelle des Hl. Joseph, am 5. April 1698, beschreibt uns über dem Altar ein Altarblatt gewidmet der Heiligen Familie. Unter den Mitgliedern figurierten die höchsten Leiter des Parlaments und der Noblesse der Provence.

Das Fest des Heiligen Josef im Königreich Frankreich

Pater Henri Rondet schreibt in sei­nem Werk „Saint Joseph": „Das Frankreich, das Maria geweiht wurde durch Ludwig XIII., wird dem Hl. Joseph geweiht durch Ludwig XIV auf das wieder­holte inständige Ersuchen Annas von Österreich. Genau an diesem denkwürdigen Tag, dem 19. März 1661, hält Bossuet eine seiner Lobreden; er beendet sie, indem er in Erinnerung ruft, daß die Initiative von der Königin ausgegangen sei, die anwesend war bei der Predigt." (Henri Rondet s.j., Saint Joseph, Paris 1954, p. 43)
Es ist eine Tatsache, daß die Erscheinung auf dem Bessillon ein großes Aufsehen erregt hatte. Mgr Zongo Joseph Ondedei, Bischof von Fréjus und Toulon, der sich in der Assemblée du clergé in Paris befand, als er sein Anerkennungsschreiben Ende Januar ausstellte, war nicht der letzte, der das übernatürliche Ereignis berichtete. Was gewiß ist am Tage des 19. März 1661, ist das Kompliment Bossuets gegenüber der Königin Mutter Anna von Österreich für den jungen König Ludwig XIV., der einige Tage zuvor die Bischöfe Frankreichs eingeladen hatte, am Fest des Hl. Joseph arbeitsfrei zu geben und jeden Handel und alle Arbeiten zu untersagen bei diesem Anlaß. Es fehlen uns hier diese königlichen Texte...
Verschiedene Akten von Besuchen bis zum 18. Jahrhundert unterrichten uns über das Heiligtum und die Wallfahrten. Nach Seuchen und Kriegen, welche die Reihen der Pilger lichteten, sah man zahlreiche Pilger und ganze Städte kommen, um offiziell für irgendein erhörtes Gelübde zu danken. Unter der Revolution berührte der Hammer der Zerstörung die Gebäulichkeiten nicht, welche einen einzigen Besitzer hatten: Herr Désiré Gérard, Sohn des Louis Gérard. Im Hinblick auf die Wiederherstellug des Kultes hatte dieser letztere bereits freiwillig die Kapelle der Fabrik von Cotignac abgetreten. Durch eine im Jahre 1835 gebilligte Schenkung fügte sein Sohn die Abtretung eines Teils des Klosters hinzu. Schließlich, im Jahre 1879, schenkte Herr Emile Gérard alles insgesamt. Wir besitzen noch die notariellen Akten.
Jedoch die Vegetation und das Fehlen notwendiger Wiederherstellungsarbeiten waren arg schädlich bis zur Ankunft der Oblatenpatres „von Maria Immaculata". Später, im Dezember 1977, kamen die Benediktinerinnen des Klosters von Medea (Mittlerer Atlas) sich installieren und bauten das Priorat. Schon 1961 zur 300-Jahrfeier der Erscheinung, war die Kapelle repariert worden, dann wurde der Weg, der die beiden Heilgtümer verbindet, wieder­hergestellt. Deshalb konnte Mgr Barthe, Bischof von Fréjus und Toulon seinen wunderbaren Pastoralbrief vom 14. Feburar 1971 schreiben, von welchem wir hiernach einen Auszug veröffentlichen. Aber der höchste konstitutive Akt der Wiederauferstehung des Heiligtums des Hl. Joseph fand statt am 3. Dezember 1978 mit der Weihe des Altars. Für die Bedeutung ihrer Anwesenheit an diesem Ort, sagte der Bischof: „Meine Schwestern, dieser Stein, herbeigebracht von einem Land, das euch lieb und teuer bleibt, war nichts mehr als nur eine Erinnerung (Andenken). Durch eine neue Weihe bekommt er wieder (nimmt er wieder an) seinen Wert als Symbol in der verehrten Kapelle des Hl. Joseph des Bessillon, die so glücklich restauriert wurde. Gleich wie eine Kirche ohne Altar nur ein profaner Saal ist, ebenso wäre das geistliche Gebäude, das durch die Gesamtheit der Christen gebildet wird, nichts ohne Christus. Wir sind die Einzelteile des Hauses des Gebetes, Er ist sein Altar.
Mit welcher Emotion wiederhole ich euch allen an diesem Abend die Worte unserer zweiten Lesung: „Nähert euch Ihm, dem lebendigen Stein, der ver­worfen wurde von den Menschen, aber als wertvoll erwählt ist in den Augen Gottes. "..."

Auszug aus dem Pastoralschreibenvom 14. Februar 1971 des Bischofs von Fréjus-Toulon, Mgr Gilles Barthe

„Ich möchte anläßlich der Jahrhundertfeier einer wichtigen Geste des Papstes Pius IX., der den Hl. Joseph zum Patron der Universellen Kirche erklärt hat, euch in Erinnerung rufen, daß nicht weit vom Heiligtum Mariens, in Cotignac, auf den Abhängen des Bessillon, sich ein Wunder ereignet hat, dessen Echtheit die kirchliche Autorität anerkannt hat. Es war am selben Tag, als die Königin Maria Theresia ihren Einzug in Frankreich hielt, an der Seite ihres Gemahls (wie könnten wir nicht staunen über dieses Zusammentreffen?) am 7. Juni 1660, ein Hirte, Gaspard Ricard, erschöpft von der Müdigkeit und der intensiven Hitze, der vergeblich sich zu laben suchte. Nicht ein Tropfen Wasser, weder in seiner Feldflasche, noch in der Umgebung. Er legt sich hin, unruhig, auf den felsigen Boden, als plötzlich ein Mann imposanter Statur bei ihm auftaucht, ihn auf ein Stück Fels hinweist und ihm sagt: „Ich bin Joseph, rücke ihn hinweg, und du wirst trinken." (...)
Das ist alles. Wie im Evangelium ist der HI. Joseph kein Schwätzer. Nichts einfacheres, nichts ärmlicheres als diese Intervention, nach meiner Kenntnis, die einzige Erscheinung dieser Art des Hl. Joseph in der Geschichte der Kirche auf einem Boden, den sich bereits Unsere Liebe Frau reserviert hatte. (...)
Die Geschichte hat ihren Lauf fortgesetzt. Wir haben zweifellos zusehr vergessen das Vorrecht dieses Besuches des Heiligen Patriarchen bei einem der demütigsten Kinder unserer Heimat. Der Besuch eines Landarbeiters, gewohnt mit seinen Händen zu arbeiten, in einer Gegend, wo die Hügel jenen Cotignacs ähneln mit ihren höchsten kahlen Spitzen und ihren Abhängen bedeckt von Olivenbäumen und von Reben. Er kam um Wasser zu geben seinem durch den Durst erschöpften Bruder. Ohne Umschweifen ist er wieder fortgegangen. Er hat sich von neuem in sein Schweigen zurückgezogen. Aber die Quelle fließt weiter, als Zeugin seines Vorüberganges.
Es gab eine Zeit, da die Pilger zahlreicher kamen, um zu ihm zu beten. In „den Freuden und Hoffnungen, in der Trauer und den Ängsten dieser Zeit, Arme vor allem und von all jenen, die leiden" — um zu sprechen wie das Konzil — welche Lektionen können wir lernen beim Hl. Joseph dem Gerechten, aufmerksamen und schweigsamen Wohltäter. Wie viele Gnaden haben wir von ihm zu erbitten für die Menschheit, für die Kirche, dessen Patron er ist, für unser Land, für unsere Diözese."

Nachstehend eine Abbildung der Wallfahrtskapelle - de la Chapelle Notre-Dame des Grâces:





«O glorreicher Heiliger Joseph, Haupt der Heiligen Familie von Nazareth, so voll Eifer, für all unsere Bedürfnisse zu sorgen, breite über unsere Gemeinschaften, ihre Glieder, ihre Familien und all ihre Freunde deine zärtliche Fürsorge aus; nimm unter deine Führung alle geistlichen und zeitlichen Geschäfte, die sie betreffen, und mache, daß ihr Ausgang ein solcher sei zur Ehre Gottes und das Heil unserer Seelen. Amen». (Gebet von Marthe Robin)


Erscheinung der Mutter Gottes in der Morgendämmerung des 3. November 1637

„Schließlich, um 4 Uhr früh herum, erschien ihm die Heilige Jungfrau zum vierten Male mit dem selben Kind in ihren Armen (dem Dauphin = dem Thronfolger), den Gott Frankreich schenken will), und sagte zu ihm:
„Mein Kind, zweifle nicht mehr darüber, was du deinem Beichtvater gesagt hast. Zum Zeugnis dafür, wie ich will, daß ihr die Königin benachrichtigt, daß sie die drei Novenen beten lassen soll, siehe da das selbe (wahre) Bild, das in Notre-Dame de Grâces ist und die Art der Kirche."
Er sah dieses Bild in seinem Zimmer und bemerkte, daß es vier Finger höher und bräunlicher als jene(s), das in Notre-Dame zu Paris ist, sei und die Kirche halb rund, ganz himmelblau und übersät mit Sternen an der Stelle des Altares." (Mémoires du Fr. Fiacre)

Aus dem „Echo de Notre-Dame de Grâces" - Bulletin de l'Association des Pèlerinsà N-D de Grâces, F-83570 Cotignac,1991 No 1, numéro spécial consacré à l'apparition de saint Joseph sur les pentes du mont Bessillon.

Alle Texte aus dem Französischen übersetzt von P. O. Schenker

Die Erscheinungen von Cotignac - Notre-Dame de Grâces en Provence (Var)

Abbildung: La Vierge Miraculeuse - Sanctuaire N.-D. de Grâces - MATER DIVINAE GRATIAE, Cotignac F-83570 Carces

Die Muttergottes, der heilige Josef, der heilige Erzengel Michael, der heilige Bernhard von Clairvaux und die heilige Katharina von Siena in den Erscheinungen von 1519 und 1660

«Allez dire au clergé et aux consuls de Cotignac de me bâtir ici même une église sous le vocable de NOTRE-DAME DE GRACES. Et que l'on vienne en procession y recevoir les dons que je veux y répandre.»

«Gehe und sage dem Klerus und den Ratsleuten von Cotignac, daß sie mir hierselbst eine Kirche bauen sollen unter dem Titel UNSERE LIEBE FRAU DER GNADEN. Und daß man in Prozession kommen möge, um die Gaben zu empfangen, die ich da austeilen will.»


COTIGNAC... Halten Sie ein wenig inne bei diesen klangvollen Silben, welche in „le Midi" (der Mittag = Süden) Frankreichs mitklingt und deren Echos bis nach Paris schallen, in ganz Frankreich widerhallen, und darüber hinaus... Es ist der Name eines hübschen Dorfes der Var, zwischen Brignoles und Draguignan, das sich zu Füßen einer steilen, von Grotten durchlöcherten Küste duckt. Sie werden ihm den Besuch reservieren, den es verdient. Aber überqueren Sie vorerst nicht die Brücke über die Cassole: nehmen Sie die Straße des Mont Verdaille, durch Olivenhaine, Pinien und grüne Eichen. Sie werden die Spuren so vieler demütiger oder illustrer Pilger finden, die gekommen sind zum Stelldichein mit Jener, die diese Örtlichkeiten mit Ihrem Besuch beehrt hat. Die „Ganz Schöne Jungfrau" (la Vierge Toute Belle) hat den Platz des Heiligtums gut gewählt, das Sie erwartet, und dessen Bau SIE im 16. Jahrhundert erbeten hat. Ihr Blick wird vom Estérel und Roquebrune bis nach Sainte Victoire schweifen, mit der „Chaîne des Maures" im Süden, der Ebene der Argens und die Hügel von Carcès zu ihren Füßen. lm Norden, der Grand Bessillon, auch er so berühmt geworden... Gewiß erwartete der brave Holzhauer Jean de la Baume, als er mit seiner Axt den Verdaille hinaufstieg, nicht eine wunderbare Begegnung, wie er sie am 10. August 1519 erlebte. Erfaßt von einer Flut von Licht, zweifelte er zuerst über das Wunderbare, das er sah: die Heiligste Jungfrau — ihr Göttliches Kind in den Armen — umgeben vom Hl. (Erzengel) Michael, vom hl. Bernhard (von Clairvaux) und der hl. Katharina (von Siena). Er glaubte sich Opfer einer Blendung und Illusion... und Unsere Liebe Frau mußte am darauffolgenden Tag von neuem erscheinen, mit derselben Begleitung, um ihn zu überzeugen, daß er die Himmelsbotschaft in Cotignac bekannt mache:
„Ich bin die Mutter Gottes... Ich will hier eine Kapelle, und ich wünsche viele Gnaden jenen zu gewähren, die kommen werden, um daselbst zu beten".
Da brach eine Begeisterung aus. Am folgenden 14. September legte man den ersten Stein für die zukünftige Kirche, unter dem Titel „Notre-Dame de Grâces", der von der Jungfrau selbst angegeben wurde. Wie zur Zeit der Erbauer von Kathedralen machte sich jedermann an die Arbeit. Nach dem Bischof der Diözese, machte sich Papst Leo X. von 1521 ab zum Garanten der in diesem Heiligtum gewirkten Wunder. Es war ein bißchen das „Lourdes" jener Zeit. Man kam in Scharen, um Schutz zu erbitten gegen die Epidemien, die Unbilden des Wetters, Heilungen zu erflehen oder für sie zu danken... Um das „berühmte Heiligtum..., zu dem die Gläubigen aus fast allen Gegenden der Welt herbeieilen" (Urban VIII) zu betreuen, gründete man die erste französische Gemeinschaft der Oratorianer des hl. Philipp Neri, die später der Gründung des Kardinals de Berulle eingegliedert wurde. Bald, im 17. Jahrhundert, sollte die lokale Geschichte die Große Geschichte Frankreichs einholen. In der Tat ist es Unserer Lieben Frau der Gnaden zu verdanken, daß die Franzosen die Geburt Ludwigs XIV und die Proklamation des Gelöbnisses Ludwigs XIII erlangten. Im Jahre 1637 ließen der König und die Königin beten, auf daß ihnen endlich ein Thronfolger geboren werde. Die Unfruchtbarkeit Anna's von Österreich war ein Gegenstand großer Betrübnis, und seit 22 Jahren war ein Dauphin erwünscht für die Zukunft des Vaterlandes... Da nimmt die Heilige Jungfrau selber die Angelegenheit in die Hände. Sie beehrt den Bruder Fiacre des Klosters von Notre-Dame des Victoires in Paris mit mehreren Erscheinungen. Sie verspricht, die königlichen Gelöbnisse nach 3 Novenen zu erhören: die erste in Notre-Dame de Grâces in der Provence, die zweite in Notre-Dame in Paris, die dritte in Notre-Dame des Victoires (ebenfalls in Paris). Dies führte zum 5. Dezember 1637: neun Monate später wurde Ludwig­Dieudonné geboren, der die „Sonne" des Großen Jahrhunderts werden sollte...
Aber, im eifrigen Vertrauen hatte Ludwig XIII nicht diesen Tag abgewartet, um sein Reich mit einem feierlichen Akt Maria zu weihen und um aus dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel einen Nationalfeiertag zu machen (Gelöbnis vom 10. Februar 1638). Bruder Fiacre wurde darauf vom König beauftragt, U.L.F. von Cotignac die glückliche Schwangerschaft der Königin anzuvertrauen... 22 Jahre später wurde Ludwig XIV. begleitet von seiner Mutter und u.a. von Mazarin an den Stufen der Stiege, die seinen Namen trägt, von Mgr Ondedei, Bischof von Fréjus und Toulon, umgeben von einem zahlreichen Klerus empfangen. Sie kamen Unserer Lieben Frau danken für ihre wunderbare Fürsprache für Frankreich. Der junge König, der eben den Vertrag der Pyrenäen unterzeichnet hatte, wollte selber seine Weihe und jene des Königreichs an Maria erneuern. Im Jahre 1667 erinnerte ein Ex-Voto aus schwarzem Marmor an diese großen Daten. Es wurde während des antireligiösen Aufruhrs an einen sicheren Ort verbracht. Ebenso wurden das Bild und die schwere Statue aus vergoldetem Holz eiligst von drei Mädchen von Cotignac, von übernatürlicher Kraft gestärkt, abtransportiert. Die Pilger können all das bewundern, und sich auch sammeln vor dem Herz des Bruders Fiacre, des frommen Gesandten bei Unserer Lieben Frau der Gnaden, der es Ihrem Heiligtum vermacht hat. Diese ganze glorreiche Vergangenheit lebt wieder auf in einem ausdrucksvollen Diorama, dessen letzte Szene die Krönung der wundertätigen Statue durch Mgr. Simeone, Bischof von Fréjus und Toulon, vom 7. August 1938 darstellt.
Aber im gleichen Jahr, in welchem Ludwig XIV. kam, sollte ein anderer Besucher — stets zurückgezogen und schweigsam — auf die Bühne treten, um ebenfalls Wohltaten in reicher Fülle auszuteilen. Am 7. Juni 1660 hatte der gütige Heilige Joseph Mitleid mit dem Hirten Gaspard Ricard, der vor Durst fast verschmachtete, wie auch seine Herde. Er erschien ihm und gab ihm die Kraft, einen enorm großen Felsstein von seiner Stelle zu rücken, um ... eine Quelle zu Tage zu fördern... zu Füßen des Grand Bessillon. Man kommt immer zahlreicher zu der auf der Stelle erbauten Kirche, 3 Kilometer ungefähr vom Marien-Heiligtum entfernt. Diese Gegend ist also doppelt gesegnet. Schauen Sie sich die Ex-Votos gut an, die alten und neueren, in Notre Dame de Grâces: Sie werden darin eingraviert finden ebensoviele mütterliche Wohltaten Mariens im Verlaufe der Zeitalter. Und was sollen wir sagen von jenen – unsichtbaren – die eingeschrieben sind in der Tiefe der Herzen? Es bleibt nichts mehr von den Bauten des 16. Jahrhunderts als nur das Chor mit der Statue und das wundertätige Bild, aber die Gnaden(gaben) sind noch immer aktuell. Kommen Sie, um deren heilige Erfahrung zu machen. Es ist hier eine Mutter, sehr liebend und sehr mächtig, die Ihren Besuch auf dem Mont Verdaille erwartet; Sie ist da, in ganz besonderer Weise, der „Aquaeduct" der göttlichen Gnaden... Kommen Sie also in IHREN strahlenden Besitz (in IHR Herrschaftsgebiet) von Cotignac...



Hauptpilgertage: Ostermontag – Pfingstmontag – 15. August und 8. September.
Messen: alle Tage: 11.30 Uhr – Sonntags und an Feiertagen: 11 Uhr.
Für alle Auskünfte wende man sich an: R.P. Chapelain de Notre-Dame de Grâces, Cotignac, F-83570 Carces, tél. (94) 04.60.15.
Offrandes: Père Chapelain, C.C.P. 3188-34 Y Marseille.
Mit dem Auto: Ausfahrt Autobahn in Brignoles, N 554 folgen; in Val rechts die N 562 nehmen. 3 Kilometer nachher links die D 22 nehmen, Montfort. Cotignac.
(Text des z.Zt. am Ort erhältlichen Pilgerprospektes (Faltblatt bebildert); aus dem Französischen übersetzt von P.O.S.)

Fortsetzung: Teil 2

Dienstag, April 04, 2006

Die Entstehung des größten Wallfahrtsortes Irlands - Knock, ein Geschenk der Königin des Himmels

Knock, ein unauffälliger, ländlicher Ort im Westen Irlands, in der Grafschaft Mayo gelegen, ist in unserer modernen Zeit zu einem großen Marienwallfahrtsort geworden. Jährlich wird er von beinahe 1 Million Pilgern besucht. Maria schenkte hier der ganzen Welt eine große Botschaft ohne Worte.
Es geschah am 21. Januar 1879 abends zwischen 19,30 und 21,30 Uhr. Margarete Beirne, die Schwester des Meßners, ging hinaus, um die Kirche abzuschließen. Auf dem Rückweg fiel ihr eine ungewöhnliche Helligkeit über der Kirche auf. Aber es kam ihr nicht in den Sinn, der Sache nachzugehen. Sie dachte nicht weiter darüber nach und ging heim.
Kurze Zeit danach begab sich Mary McLoughlin, die Haushälterin des Pfarrers, auf den Weg zur Witwe Beirne, die gerade vom Urlaub zurückgekehrt war. Frau McLoughlins Weg führte an der Südseite der Kirche vorbei, wo sie drei Figuren entdeckte. Sie dachte so bei sich: "Eigenartig, daß der Herr Pfarrer nichts von diesen Figuren erwähnte. Er hat sie sicher von Dublin, der Hauptstadt des Landes, oder von sonstwo geliefert bekommen." Auch sie kümmerte sich nicht mehr darum und eilte weiter zu der Witwe.
Eine halbe Stunde später ging die Pfarrhaushälterin in Begleitung von Mary Beirne, der 26jährigen Tochter der Witwe, zurück. Da entdeckte Mary Beirne ohne vorher etwas von Frau McLoughlin gehört zu haben, auch die Figuren am Südgibel. Sie fragte: "Warum stellt der Pfarrer denn diese Figuren an den Giebel?" Als sie näher herankam, schrie sie ganz aufgeregt:
"Das sind ja gar keine Statuen, sie bewegen sich ja. Es ist die Jungfrau Maria!" Und sie rannte nach Hause und in die ganze Nachbarschaft, um allen das Ereignis mitzuteilen.
Bald versammelte sich vor dem Gotteshaus eine kleine Menschenmenge im strömenden Regen. Nur an der Giebelwand regnete es nicht.
Die bedeutendste Figur, die sich am meisten von allen anderen hervorhob und auch etwas höher als die beiden anderen stand, war die Gottesmutter. Sie trug einen weiten weißen Umhang, der hinten am Hals befestigt war, und eine funkelnde Krone schmückte ihren Kopf. Ihre Hände waren in Schulterhöhe erhoben, und ihre Augen richtete sie zum Himmel empor. Es schien, als ob sie betete. Zu ihrer Rechten stand der hl. Josef. Er faltete die Hände und neigte den Kopf demütig zu Maria. Auf ihrer linken Seite sah man den Evangelisten Johannes, so bezeugte es Mary Beirne. Sie glaubte dieselbe Figur wiederzuerkennen, die in einer Kirche als der hl. Johannes zu sehen ist. Er war wie ein Bischof gekleidet. In der linken Hand hielt er ein aufgeschlagenes Buch; den rechten Arm hielt er hoch, den Mittel- und Zeigefinger ausstreckend, so, als ob er predigen würde.
Neben ihm erkannte man deutlich einen Altar mit einem Lamm darauf, das die drei Figuren ansah. Hinter dem Lamm ragte ein Kreuz empor. Dieser Altar bildete den Mittelpunkt der Giebelerscheinung. Dadurch, daß 16 Seher die Erscheinung erleben durften, konnte jede Einzelheit genau festgehalten werden.
So betonte Mary Beirne, daß alle Figuren lebensgroß waren. Dem dreizehnjährigen Patrick Hill fiel eine wunderschöne Rose auf der Stirne Mariens auf. Um das Lamm herum sah er Engel mit Flügeln sich bewegen. Alles zeigte sich in grellem Licht. Die Pfarrhaushälterin erzählte von vielen goldenen Sternen, die sich um das Lamm gruppierten.
Sogar noch aus einem Kilometer Entfernung bewunderte ein Bauer, Patrick Walsh, das überaus helle Licht an der Südseite der Dorfkirche.
Nach zwei Stundne verschwand das Ereignis und der Regen prasselte wieder an die Wand, so, als ob nichts geschehen wäre.
Das wunderbare Geschehen breitete sich schnell aus und viele Gläubige, darunter auch Kranke, besuchen den hl. Ort und erfahren bis zum heutigen Tag immer wieder großen Gadengeschenke der himmlischen Mutter.
Am 31. August 1879, zehn Tage nach der Erscheinung, fand die erste Heilung statt: Ein zwölfjähriges Mädchen wurde während der Messe in Knock geheilt. Ihre Eltren, Herr und Frau P. J. Gordon aus dem Ort Claremorris, bezeugten die Taubheit und Schmerzen im linken Ohr der Delia. Verschiedene Male mußten sie während der Nacht die entsetzlichen Schmerzen mit allen möglichen Medikamenten lindern. So beschlossen die Eltern, Delia mit nach Knock zu nehmen. Während des Gottesdienstes wurde das Mädchen von so heftigen Schmerzen befallen, daß sie laut zu schreien begann. Frau Gorden trug sie hinaus zur Giebelwand, um dort weiterzubeten. Die Mutter holte ein Zementstückchen aus der Mauer, machte das Kreuzzeichen darüber und steckte es in Delias Ohr. Sofort hörten die Schmerzen auf, und sie konnte auch wieder mit dem Ohr hören. Für ihr weiteres Leben war sie vollkommen geheilt.
Ein anderes Gnadengeschenk soll hier noch erwähnt werden: Eine ziemlich außergewöhnliche Besucherin in Knock war Fräulein Mary Francis Cusack, bekannt unter dem Namen "Schwester von Kenmare". Sie war mit ihren steifen Kniegelenken eine hilflose Invalidin. Mary Francis gehörte der anglikanischen Kirche an und war Mitglied einer Schwesternvereinigung in London. Im Jahre 1858 konvertierte sie zum katholischen Glauben und trat später in ein Kloster in Irland ein. Durch ihre Schriften, in denen sie polilitische und soziale Fragen aufwarf, stand sie unter internationalem Ruf und wurde bald Mittelpunt einer Anzahl von Kontroversen.
Fasziniert von der Erscheiungsgeschichte in Knock, reiste sie dorthin und besuchte gleich das Fleckchen Erde, an dem die Erscheinung stattgefunden hatte, um ihre Gebete aufopfern zu können.
Plötzlich fand sie sich selbst auf den Kien - vollständig geheilt.
Nicht alle Heilungen ereigneten sich unmittelbar vor dem Heiligtum. Etliche sind auch aus der Ferne, durch das Auflegen eines Steines aus der Giebelwand, bekannt geworden:
Erzbischof Murphy von Hobart in Australien litt unter einer schweren Augenkrankheit. Er konnte weder die Messe lesen, noch das Brevier beten. Eine Krankenschwester reichte ihm einen Stein aus Knock, und sogleich wurde er geheilt. Aus Dankbarkeit besuchte er dann den Ort Knock.
Und noch viele weitere unfaßbare Gnadenerweise unserer Mutter könnten hier beschrieben werden.

Aus: Die schönsten Mariengeschichten - zusammengestellt von Stadtpfarrer Karl Maria Harrer, München, Band 2. Miriam-Verlag, Jestetten. ISBN 3-87449-137-4