Sonntag, Februar 26, 2006

Unsere Liebe Frau von Montligeon und das Sühnewerk zur Erlösung der Armen Seelen des Fegfeuers

Das Sühnewerk wurde 1884 durch Msgr. Buguet, dem Pfarrer von La Chapelle-Montligeon in der Diözese Sées in der Normanie gegründet. Sein Hauptziel besteht darin, den Armen Seelen in der Läuterung zu helfen, besondern jenen, die von den Lebenden am meisten vergessen und verlassen sind. Die Mutter Maria, die Mittlerin aller Gnaden, ist unter dem Namen "Unsere Liebe Frau, die Befeierin" ("Notre-Dame Libératrice") Führerin des Werkes.
Zunächst war die Sache eine kleine pfarrliche Vereinigung, sie nahm jedoch schnell einen außerordentlichen Aufschwung. Von überall her kamen Anmeldungen. Schon von Papst Leo XIII. wurde das Werk gutgeheißen und vom heiligen Papst Pius X. gefördert. Papst Johannes XXIII. war seit 1929 Mitglied und Papst Paul VI. segnete das Werk und alle ihm Angehörigen.
Der oben erwähnte Pfarrer Buguet war schon 1878 in die kleine Pfarre gekommen. Er war voll seelsorglichen Eifers und fühlte schon in den ersten Jahren seines Wirkens das Drängen in sich, viel für die Verstorbenen zu beten. 1884 gründete er dann die Gemeinschaft. Er selbst berichtet über die Gründung des Werkes, daß der geheimnisvolle Besuch einer ihm unbekannten Frau großen Einfluß auf seinen Entschluß hatte. Er setzte ganz einfache Statuten auf, die sein Bischof im Laufe einer Unterredung billigte. Pfarrer Buguet predigte über die Hilfe an den Armen Seelen in den Nachbarpfarren, in seiner Diözese. Schließlich unternahm er größere Reisen durch fast alle Länder Europas, ja bis Nordamerika hinüber. Die Zahl der Mitglieder mehrte sich gewaltig und Hunderttausende hl. Messen konnten für die Armen Seelen besorgt werden aus den kleinen Beiträgen der Armen...
In Rom konnte er eine Prokura des Werkes errichten und Papst Pius X. erlaubte die Benützung einer Kapelle der Basilika Santa Maria in Monte Santo auf der Piazza del Popolo für das Sühnewerk.
Die Geistigkeit des Sühnewerkes von Chapelle-Montligeon beruht einerseits auf der Glaubenswahrheit von der Möglichkeit einer letzten Läuterung der Seelen nach dem Tode, anderseits auf dem wunderbaren Gesetz der geistigen Verbundenheit, die wir "Gemeinschaft der Heiligen" nennen. Dazu kommt in diesem Sühnewerk die Gottesmutter Maria, die uns hilft, jenen Geist der Liebe zu leben, die sich auch auf unsere Brüder und Schwestern im Jenseits erstreckt. Sie rufen wir an unter dem Titel "Unsere Liebe Frau, Befreierin der Armen Seelen in der Läuterung".
Wenngleich die katholische Kirche in jeder hl. Messe der Toten gedenkt, dürfen wir doch jene besonders einschließen, deren keine Freunde und Verwandte gedenken...
So hat das Sühne-Werk von Montligeon eine wertvolle Aufgabe, die Gläubigen in aller Welt an die Pflicht zu erinnern, den Armen Seelen im Fegfeuer zu helfen.

Freitag, Februar 24, 2006

Trois Epis - Drei Ähren - Entstehungsgeschichte - Fortsetzung

(Fortsetzung
zu Teil 1:)
Dietrich Schöre wurde immer bedenklicher; ihm wurde es allmählich klar, was das Ereignis zu bedeuten habe, er wurde nach und nach sich dessen Ursache bewußt. Jetzt erinnerte er sich aller Einzelheiten der himmlischen Erscheinung, die er vor einigen Stunden gehabt hatte; Gewissenbisse fingen an ihn zu ängstigen und zu plagen; die Schamröte ob seines unbotmäßigen, feigen Verhaltens stieg ihm ins Gesicht; tiefe innere Reue überkam ihn. Inzwischen hatten sich die Geistlichen der Ortschaft, sowie die weltiche Behörde und die angesehensten Bürger auf dem Marktplatz eingefunden. Länger konnte der Schmied mit seinem Geständnis nicht zurückhalten. "Verkünde ihnen", so hallte es immer wieder in seinem Gewissen. Plötzlich sank er in die Knie, entblößte sein Haupt und rief mit lauter Stimme: "Gütige Gottesmutter, verzeih mir mein Vergehen und diesen meinen Ungehorsam." Von den Behörden befragt, erzählte er der umstehenden Menge alle Einzelheiten der himmlischen Erscheinung und betonte insbesondere die Klagen der Gottesmuttter über den sündhaften Lebenswandel der Bewohner und ihre Mahnung zur Buße. Er versicherte ausdrücklich, diesen Auftrag von der allerseligsten Jungfrau erhalten zu haben, deutete ihnen die Wahrzeichen, die sie in den Händen trug, welche den Schuldigen schwere Strafen ankündigte, den Reumütigen hingegen Verzeihung und Gottes Lohn und Segen in Aussicht stellte. Zur Bekräftigung dieser seiner Botschaft machte er sie auf das wunderbare Ereignis aufmerksam, das ihn selber zum Sprechen genötigt habe und das nun auch sie als wunderbare Bestätigung seines ihm gewordenen Auftrages betrachten sollen.
Bestürzt hörte die umstehende Menge den Ausführungen des Schmiedes zu. In den Herzen vieler regte sich allmählich das Gefühl tief empfundener Reue, welche in ihren niedergeschlagenen Blicken und ängstlichen Zügen zum Ausdruck kam. Männer und Frauen fingen an zu weinen, knieten nieder und baten reumütig zu Gott um Verzeihung. Andere berührten ehrfurchtsvoll die Kleider des Boten der Himmelskönigin.
Niemand wagte es, die Aussagen des Schmiedes zu bezweifeln. Dietrich Schöre war übrigens den Bewohnern von Morschweiler kein Unbekannter; über seine aufrichtige und ehrliche Gesinnung waren alle, die ihn kannten, ein und derselben Meinung. Übrigens war der vergangene Winter mit seinen Entbehrungen noch bei allen in schmerzlicher Erinnerung.
Eine Urkunde von Thann und andere aus derselben Zeit berichten von dem strengen Winter der im Jahre 1490 -1491 im Lande herrschte. Er war einer der kältesten, den man jemals erlebt hatte, auch wurde das Land von großen Überschwemmungen heimgesucht. Eine große Hungersnot war die Folge davon, und viele Leute sahen sich genötigt, von weit her sich das nötige Getreide zu verschaffen. Somit erklärt sich denn auch, warum der Schmied Schöre von Urbeis bis nach Niedermorschweier kommen mußte, um seinen Bedarf an Getreide zu decken. Es sei noch beigefügt, daß Urkunden von Urbeis, die heute noch in den Archiven von Colmar erhalten sind, schon im Jahre 1442 von der Familie Schöre berichten.
Dietrich Schöre erfreute sich in seinem Heimatsdorfe eines guten Leumundes; selbst die angesehensten Bürger zollten ihm ihre Hochachtung. Er galt als kluger und gescheiter Mann, war keineswegs abergläubig und nicht von übertriebener Religiosität. Seine Handlungsweise, wie wir sie soeben geschildert haben, zeugt von Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Die Wahrheit seiner Aussage fand sich übrigens in vollem Maße bestätigt durch das wunderbare Ereignis, das sich auf dem Marktplatz zugetragen hatte. Als er mit seiner Erzählung zu Ende war, atmete der Schmied erleichtert auf; innere Seelenruhe strahlte jetzt aus seinen Zügen. Doch zögernden Schrittes nährte er sich dem Sack. Zitternd faßte er ihn an, das Herz pochte beklemmt in seiner Brust. Endlich faßte er Mut, packte an, und siehe o Wunder, ohne allzugroße Anstrengung hob er den Sack in die Höhe und trug ihn leichten Schrittes, als hätte er ein kleines Kind auf seinen Armen, bis zu dem Pferde, dem er nun die Bürde hinter dem Sattel aufschnallte.
Die begeisterte Menge jubelte ihm zu. Dietrich Schöre, wohl der glücklichste von allen, bestieg sein Pferd, die Bewohner der Ortschaft gaben ihm das Geleite bis zum Ausgang des Dorfes, wo Schöre sich von ihnen verabschiedete.
An der Eiche, wo ihm in der Morgenstunde die himmlische Erscheinung geworden war, angekommen, stieg er von seinem Pferde, kniete nieder und verrichtete ein inniges Gebet zur Gottesmutter, um dann wohlgemut und fröhlich nach Urbeis zurückzukehren.

Die Geschichte der Erscheinung der Mutter Gottes von Drei-Ähren ist übrigens in einer Urkunde aus dem Jahre 1656 niedergeschrieben. Sie befindet sich im dortigen Kloster. Es ist ein gebundenes Buch mit goldenem Schnitt und mit vergoldeten Schließhaken versehen. Ihr Verfasser ist vermutlich Pater Buchinger, der berühmte Abt der Abtei Pairis bei Orbey. Es führt den Tiel "liber miraculorum", d.h. "das Buch der Wunder", erzählt die Entstehung des Wallfahrtsortes und berichtet von den vielen Wundern, welche die Gottesmutter, in Anhörung der Gebete der frommen Pilger, dort gewirkt hat.
Von dieser Zeit an bekundeten die Einwohner von Niedermorschweier reumütige Gesinnung, nahmen sich die Belehrungen und Mahnungen ihres Seelsorgers mehr zu Herzen, veranstalteten öfters Bittprozessionen nach Drei-Ähren und nach dem benachbarten Kienzheim, wo auch seit 1466 eine Wallfahrt besteht.
Schon im Jahre 1491 errichteten sie mit Hilfe der Einwohner von Urbeis an der Stelle, wo die Gottesmutter dem Schmied Schöre erschienen war, und zwar vor der Eiche, an welcher das Christusbild angebracht war, eine aus Holz gezimmerte Notkapelle. Diese Kapelle wurde unter dem Namen "Unsere Liebe Frau von Drei-Ähren" eingeweiht.
In ihr befand sich nur ein kleiner Altar mit einem kleinen Muttergottesbild. Sie stand offen bei Tag und Nacht, da man von Dieben nichts zu fürchten hatte.
Soviel über die Entstehung des Wallfahrtsortes. Später erhielt auch der "Platz zum toten Mann" wie die Wallfahrtskirche selber den Namen Drei-Ähren.
Immer zahlreicher kamen die Bewohner aus der Umgegend, besonders diejenigen von Niedermorschweier und Urbeis in Prozessionen zur Gnadenstätte, welche sich die Gottesmutter auf dieser lieblichen Bergeshöhe erhoren hatte. Trotzdem die aus den verschiedensten Teilen des Landes herbei strömenden Pilger zum Teil sich der elsäßischen, zum Teil sich der altfränkischen oder welschen Mundart bedienten, waren sich doch stets als gläubige und fromme Christen ein Herz und eine Seele, um der Himmelsmutter ihre Huldigungen darzubringen.
Schon im Jahre 1493 wurde an Stelle der kleinen Kapelle eine größere aus Stein errichtet. Ein Einsiedler und ein Kaplan versahen den Gottesdienst und waren mit der Unterhaltung und der Aufsicht des Heiligtums betraut. Der Wallfahrtsort wurde immer berühmter. Aus allen Teilen des Elsaßes, ja sogar aus Frankreich und dem Ausland fanden sich Pilger zu den Füßen der Gnadenmutter von Drei-Ähren ein. Eine eigene Herberge mußte für die fremden Pilger errichtet werden. Während des ganzen sechzehnten Jahrhunderts war der Wallfahrtsort stark besucht. Im dreißigjährigen Kriege wurde er durch die österreichischen Landsknechte zerstört, erstand aber nach kurzer Zeit aus seinen Ruinen. Das jetzige Kloster wurde erst später an die Wallfahrtskirche angebaut und im Laufe der Jahrhunderte von Ordensleuten verschiedener Kongregationen bezogen. Schlimme Tage kamen im Laufe der Zeit über das Kloster und die Wallfahrtskirche. Heute erfreut sich Drei-Ähren eines immer mehr zunehmenden Besuches frommer Pilger. Das Kloster beherbergt jetzt Patres, Novizen und Zöglinge der Kongregation der Redemptoristen. Die kleine Muttergottesstatue, die in der Wallfahrtskapelle als Gnadenbild verehrt wird, stellt die schmerzhafte Muttergottes dar, wie sie den vom Kreuze abgenommenen Leichnam ihres Sohnes in ihren Armen hält. Das Bild stammt aus dem 15. Jahrhundert und war bestimmt, das verwitterte Christusbild der Eiche zu ersetzen, vor welchem Dietrich Schöre einst betete.
Später wurde das Muttergottesbild auf den Hochaltar der Wallfahrtskapelle angebracht, wo früher die erwähnte Eiche "vom Platz zum toten Mann" gestanden haben soll.
Während des großen Völkerkrieges von 1914 brachten die Redemptoristenpatres das Gnadenbild in die Pfarrkirche von Ammerschweier, um es von den Verwüstungen des Krieges, die dem Wallfahrtsort selber drohten, zu beschützen.
Nach Friedensschluß am 24. Mai 1919 wurde die kostbare Statue in feierlichem Triumphe unter Begleitung tausender von Pilgern, die von nah und fern herbeigeeilt waren, wieder in die Wallfahrtskirche zurückgetragen.
Dies ist in kurzen Worten die Entstehung des Wallfahrtsortes Drei-Ähren, wie sie in den Urkunden der damaligen Zeit beglaubigt ist.
P. Kauffmann.

Das uns vorliegende Heft war - laut Inschrift - Eigentum des Knopf Eugen
Siese auch dieses Gebet!

Die Entstehung des Wallfahrtsortes DREI-ÄHREN - Trois Epis

Text und Bilder von P. Kauffmann, 1925, Editions "ALSATIA", Colmar
Auf dem fast 700 Meter hohen Bergrücken, zu dessen Füßen das mittelalterliche Städtchen Türkheim liegt, erhebt sich die schöne Wallfahrtskirche und das Kloster Drei-Ähren. Dieser Teil der Vogesenkette, zwischen dem Münstertal und dem Kaysersbergertal, hieß früher "Halbthal". Diese Benennung befindet sich schon in einer Urkunde aus dem fünfzehnten Jahrhundert, welche über die Entstehung des berühmten Wallfahrtsortes berichtet. Der Platz selber, auf welchem die jetzige Wallfahrtskirche steht, wurde früher "der Platz zum toten Mann" genannt.
Folgende Begebenheit soll, dieser Urkunde zufolge, Anlaß zu obiger Benennung gegeben haben. Einige Monate vor dem Ereignis, von welchem nachher die Rede sein wird, sammelte ein armer Einwohner von Ammerschweier, im Walde, an der Stelle des jetzigen Wallfahrtsortes, Heilkräuter, die er an die Arzneikundigen der umliegenden Ortschaften und an die Apotheker der naheliegenden Stadt Colmar verkaufte. Er bediente sich zu diesem Zwecke einer Sichel. Eines Tages wollte er am Ort, wo heute das Chor der Wallfahrtskirche steht, eine an einem Eichbaum längende Schnecke mit seiner Sichel töten. Durch einen unglücklichen Schlag, den er mit seiner Sichel führte, verletzte er sich aber so schwer am Halse, daß er verblutete und eines schnellen Todes sterben mußte. Einige Tage nachher fand man seine Leiche. Die Schnecke aber, welche dem Unglücklichen zum Verhängnis wurde, war noch an der Sichel aufgespießt.
Die trauernde Familie setzte dem Verstorbenen ein Leichendenkmal einfachster Art. Sie nagelte an den Stamm der Eiche ein "Täfelin" mit dem Bild des gekreuzigten Heilandes, um so die Vorübergehenden an ein fürbittendes Gebet zu Gunsten des armen Verunglückten zu mahnen.
Dieses Christusbild, in stiller Waldeinsamkeit, und die Gepflogenheit der Vorübergehenden, ein kleines Gebetlein zu verrichten, sollte bald der Gottesmutter Gelegenheit geben, ein ernstes Wort zu ihrem undankbaren Volk zu sprechen. An der Stelle, wo die Eiche stand, kreuzten sich die Wege, die von Labaroche und Urbeis (Orbey) nach Niedermorschweier, Katzenthal, Türkheim, Ammerschweier und Kienzheim führten.

Am 3. Mai nun, am segensreichen Tag von Kreuzerfindung, das so sehr an das Leiden des göttlichen Heilandes erinnert, ritt der Schmied Dietrich Schöre, wie die Urkunde aus der damaligen Zeit berichtet, von Urbeis nach Niedermorschweier, um auf dem dortigen Markt einen Sack Getreide zu kaufen. Am Bilde des Eichbaumes angekommen, - es war zehn Uhr Morgens, - versäumte er nicht, von seinem Pferde abzusteigen, und knieend ein frommes Gebet für die Seelenruhe des armen Verunglückten zu verrichten. Er war mit seinem Gebet noch nicht zu Ende, da ward er plötzlich von einem hellstrahlenden Licht, weit glänzender als Sonnenlicht, wie geblendet. Und siehe, o Wunder, mitten in diesem Strahlenkranz erschien ihm die allerseligste Jungfrau Maria; sie trug ein hellglänzendes Gewand und einen weißen Schleier. In der einen Hand hielt sie drei Ähren, die aus einem Halme hervorsprossen, in der andern Hand aber einen Eiszapfen. Voll Sanftmut und Milde fing sie an zu reden und verküdete dem erschrockenen Schmied ihren himmlischen Auftrag: "Lieber Freund", hob sie an, mit feierlicher Stimme, "höre was ich dir verkünden will. Die Sünden und Vergehen der ganzen Umgegend sind so groß, daß sie den Zorn und die Strafen des allmächtigen und gerechten Gottes herausfordern. Dieser Eiszapfen deutet darauf hin, wie dieser gerechte Gott die Früchte der Erde durch Frost und Hagel verderben und die Menschen selber mit ansteckenden Krankheiten heimsuchen will. Drum gehe hinab nach Morschweiler (damaliger Name des Ortes) und verkünde den Leuten Gottes Strafgerichte; sage ihnen, sie mögen ihre Sünden bereuen, Buße tun, andächtige Bittprozessionen halten, von ihrem Sündenleben ablassen, und auch ihren Nachbaren meine Worte mitteilen, sonst wird Gottes Strafe sicherlich nicht mehr lange ausbleiben. Als Zeichen dieser Buße sollen sie an diese Stelle kommen, die ich mir als Wohnstätte auserkoren habe; hier sollen sie mir ihre Gebete und ihre Huldigungen darbringen. Aus besonderem Mitleid habe ich für sie bei meinem Sohne Fürbitte eingelegt, so daß er ihnen, wie dies die Ähren, die du in meiner Hand siehst, andeuten, die Nachlassung der angedrohten Strafen gewähren, und ihre Felder reichlich segnen will". Zitternd erwiderte der Schmied: "Ach, liebe Frau, ich fürchte, die bösen Menschen werden meinen Worten keinen Glauben schenken". Doch die himmlische Botin versicherte ihm: "Erkläre ihnen die Bedeutung dieser Wahrzeichen, die ich in meinen Händen trage, und viele werden deinen Worten glauben".
Nach diesen aufmunternden Worten verschwand das Licht, und mit ihm die himmlische Gestalt. Zitternd vor Angst und innerer Aufregung begab sich Schöre zu seinem Pferde, das inzwischen am Wegrande geweidet hatte, und schlug den Weg nach Morschwiler ein. Während des Weges erwog er, ob er den ihm gewordenen Auftrag verkünden solle oder nicht. Wie werden die Dorfbewohner seine Aussagen aufnehmen, wird er sich nicht ihrem Gelächter und ihrem Spott aussetzen; im gegenteiligen Falle aber werden nicht durch sein Schweigen alle die angedrohten Strafen über ihn und über die ganze Umgegend hereinbrechen. Aus törichter Angst, ausgelacht zu werden, beschloß endlich der Schmied, die ganze Sache zu verschweigen. In seinem Beschlusse verharrend, war er unterdessen in Niedermorschweier angekommen. Viel Volk hatte sich auf dem Markt eingefunden. Leute aus der Umgegend und aus allen Ständen waren zugegen, besprachen den Preis der Waren, unterhielten sich über die Ereignisse der Zeit. Dietrich überließ sein Pferd einem ihm bekannten Knaben, begab sich auf den Getreidemarkt, wo mehrere Säcke Gertreide zum Verkauf angeboten waren. Bald war er um einen Sack Getreide mit einem Verkäufer einig geworden. Er holte sein Pferd herbei, und schickte sich an, den Sack dem Tiere aufzuladen. Doch, siehe, es wollte ihm nicht gelingen, ihn von der Stelle zu heben. Ein zweites Mal strengte er sich an, aber auch diesmal ohne Erfolg. Verschiedene vorübergehende Markleute, Zeugen seiner vergeblichen Bemühungen, blieben erstaunt stehen, und konnten sich die erfolglosen Anstrengungen des so kräftig gebauten Mannes nicht erklären. Dietrich Schöre war selber nicht weniger erstaunt. Noch einmal erprobte er seine Kräfte; dicke Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, alle Mühe war vergeblich. Immer mehr drängte sich die neugierige Menge an ihn heran, besprach das seltsame Ereignis, ohne sich dessen Ursache erklären zu können. Mehrere Bürger wollten dem Schmiede nun behilflich sein, zwei, drei, vier, der kräftigsten unter ihnen griffen ein; man versuchte sogar, mit Hülfe eines Hebels den Sack von der Stelle zu bringen. Es gelang nicht. Die Zahl der Zuschauer vermehrte sich zusehends und bereits hatte sich die Kunde von dem seltsamen Vorfall, wie ein Lauffeuer, in der ganzen Ortschaft verbreitet. Von allen Seiten lief man herbei. Die Bestürzung der herbeigeeilten Menge wurde immer größer. Die Leute besprachen und erklärten verschiedentlich den eigenartigen Vorfall. Die klügsten unter ihnen standen nicht ab zu behaupten, daß der böse Feind die Hand im Spiel habe, und daß dem Schmied von einer Hexe irgend Schlimmes zugedacht und widerfahren sei.

Fortsetzung siehe hier!

Die Helferin der Armen und Notleidenden

"Mich erbarmt des Volkes."

Die Worte des göttlichen Heilandes, die er seinerzeit an seine Jünger richtete, als ihm das Volk nacheilte und seit drei Tagen nichts gegessen hatte, sind mit Recht auf Maria, die barmherzige Mutter unseres gütigen Erlösers anzuwenden.
Die Not und das Elend des Volkes, vor allem die seelische Not, hat dermaßen überhand genommen und die Ungerechtigkeit und Sünde der neuheidnischen Welt schreit um Rache, daß die barmherzige Mutter all ihr Erbarmen in reichstem Maße ihren Kindern zuwenden möchte, jenen Kindern, die ihr der göttliche Heiland vom Kreuz herab anvertraut hat. Durch die Erscheinungen der allerseligsten Jungfrau in Lourdes, La Salette, Pontmain, Marpingen und andere brachte sich Maria der Menschheit in Erinnerung, zeigte sich als gütige Mutter der Armen und Notleidenden. Sie forderte auf zu Gebet und Buße, zur Rückkehr zu den Geboten Gottes und der Kirche. Leider wurden diese Mahnungen zu wenig beachtet. Die Not des Volkes stieg aber immer mehr und mehr. Hilfe tut dringend not. Da greift der göttliche Heiland selber wieder ein durch eine Erscheinung, die er einer Schwester in Südamerika zuteil werden läßt; denn "ihn erbarmt des Volkes" .
In dem von Msgr. Graf Franziskus von Campos Barreto, Bischof von Campinas, Brasilien, gegründeten Institut der Missionarinnen vom gekreuzigten Jesus lebt eine Schwester namens Amalia vom gegeißelten Jesus. Sie ist, wie unsere begnadete Therese Neumann, mit den heiligen Wundmalen Christi ausgezeichnet. Schwester Amalia gehört zu den ersten acht Schwestern und Mitbegründerinnen des Instituts, die am 8. Dezember 1927 das Ordenskleid erhielten und am 8. Dezember 1931 ihre ewigen Gelübde ablegten.
Ein Verwandter der Schwester Amalia vom gegeißelten Jesus befand sich in großer Not. Seine Frau war schwer krank. Nach den Aussprüchen verschiedener Ärzte gab es für diese kein Heilmittel mehr. Mit Tränen in den Augen erklärte der arme Gatte: "Was wird dann aus den Kinderchen?"
Die Not dieses Verwandten ging Schwester Amalia sehr zu Herzen. Sie wandte sich sofort an den göttlichen Heiland. Da fühlte sie einen inneren Antrieb, der sie zu Jesus im Tabernakel rief. Unverzüglich ging sie zur Kapelle und kniete mit ausgebreiteten Armen an den Stufen des Altares nieder und sagte zu Jesus: "Sollte es keine Rettung mehr geben für die Frau des T., so bin ich bereit, mein Leben zu opfern für die Mutter der Familie. Was willst Du, daß ich tun soll?" - Jesus antwortete. "Wenn Du diese Gnaden erlangen willst, bitte mich um der Tränen meiner Mutter willen."
Schwester Amalia fragte weiter: "Wie muß ich beten?" darauf nannte ihr Jesus folgende Anrufungen: "O Jesus, erhöre unsere Bitten um der Tränen Deiner heiligsten Mutter willen! - O Jesus, schaue auf die Tränen jener, die Dich auf Erden am meisten geliebt und Dich am innigsten liebt im Himmel."
Jesus fügte noch hinzu: "Meine Tochter, um was die Menschen mich um der Tränen meiner Mutter willen bitten, bin ich gezwungen, ihnen in liebevoller Weise zu geben. - Später wird meine Mutter diesen Schatz unserem geliebten Institute übergeben als Magnet der Barmherzigkeit." - Dies ereignete sich am 8. November 1929.
Die Verheißung des göttlichen Erlösers an Schwester Amalia, daß die Mutter Gottes seinem geliebten Institute später einen Schatz übergeben werde, erfüllte sich am 8. März 1930. Auch hierüber wollen wir Schwester Amalia sprechen lassen. Sie schreibt:
"Es war am 8. März 1930. Ich war in der Kapelle, kniete an den Stufen des Altares auf der linken Seite, als ich mich plötzlich emporgehoben fühlte. Nun sah ich, wie sich mir eine Frau von unaussprechlicher Schönheit nahte. Sie war bekleidet mit einem Gewande von violetter Farbe, blauem Mantel und einem weißen Schleier, der noch ihre Brust umschlang. Sie schwebte lächelnd auf mich zu, einen Rosenkranz in der Hand haltend, den sie selbst "Coroa", d.h. Korone und bedeutet Rosenkranz) nannte. Seine Perlen glänzten wie die Sonne und waren weiß wie Schnee. Mir diesen Rosenkranz übergebend sagte sie zu mir: "Dieses ist der Rosenkranz meiner Tränen, der von meinem Sohne seinem geliebten Institute anvertraut wird als Anteil seines Vermächtnisses. Die Anrufungen wurden schon von meinem Sohne gegeben. Mein Sohn will mich durch diese Anrufungen besonders ehren und so wird er alle Gnaden, die man um meiner Tränen willen erbittet, gerne gewähren. Dieser Rosenkranz dient zur Bekehrung vieler Sünder, hauptsächlich der vom Teufel Besessenen. Dem Institute vom gekreuzigten Jesus ist eine besondere Ehre vorbehalten, nämlich die Bekehrung vieler Mitglieder einer verruchten Sekte zum blühenden Baume der streitenden Kirche. Durch diesen Rosenkranz wird der Teufel bezwungen und die Herrschaft der Hölle zerstört. Rüste dich zu diesem großen Kampfe." Als sie dies gesagt hatte, verschwand sie."
Sr. Exzellenz der hochwürdigste Herr Bischof Franziskus von Campinas weilte, von Rom kommend, in Deutschland gerade zu der Zeit, als wir diese Zeilen schreiben. Nach einem Besuch der stigmatisierten Therese Neumann in Konnersreuth wohnte er dem Passionsspiel in Oberammergau am 27. Mai bei. Wir hatten somit Gelegenheit, aus erster Hand alle Unterlagen für die Veröffentlichungen über die Erscheinungen in Campinas und über Schwester Amalia zu bekommen. Der hochwürdigste Herrr gab uns auch die Versicherung, daß nicht nur in Brasilien, sondern auch in anderen Ländern zufolge Tragens der Medaille Unserer Lieben Frau von den Tränen, die der Schwester Amalia am 8. April 1930 in einer neuen Erscheinung von der Mutter Gottes geoffenbart wurde, ungezählte Bekehrungen gerade bei Kommunisten und den gefährlichsten Gottlosen stattgefunden haben. Mehr noch gingen Nachrichten über auffallende Erhörungen und wunderbare Heilungen ein, die zugfolge des Betens ds Rosenkranzes Unserer Lieben Frau von den Tränen stattgefunden haben sollen.
Ungezählte Gnadenerweise sind schon erlangt worden durch das Beten des Rosenkranzes zu Ehren der Tränen Unserer Lieben Frau. Der Grund liegt in dem Versprechen des göttlichen Heilandes, "der dem keine Bitte abschlägt, der ihn um der Tränen seiner heiligsten Mutter willen bittet." Dann auch ist ja bekannt, daß der göttliche Heiland die treue Verehrung der Schmerzen seiner heiligsten Mutter, die allein die Ursache ihrer Tränen sind, besonders belohnt. Selbst aus Deutschland, Holland und Belgien berichten viele von auffallenden Erhörungen und Gnaden. Sie beteten den Rosenkranz Unserer Lieben Frau von den Tränen 9 Tage lang täglich, gingen zu den heiligen Sakramenten und verricheten Werke der Nächstenliebe.
Von Ordensleuten vernahmen wir, daß ihnen das Beten dieses Rosenkranzes eine sehr liebe Gewohnheit sei, der sie viele und außergewöhnliche Gnaden verdanken. Dieserhalb beten sie ihn täglich öfters, um Gnaden für sich und andere zu erbitten, die Bekehrung der Sünder, Irr- und Ungläubigen und den Priestern und Missionaren die erforderlichen Gnaden zu erflehen, den Sterbenden beizustehen und die armen Seelen aus dem Fegfeuer zu befreien.
Eine gläubige, fromme Seele, der das Wohl der heiligen Kirche und die Ehre Gottes am Herzen liegt, weiß ohne besondere Anleitung, was sie alles vom gütigen Erlöser um der Tränen seiner heiligsten Mutter willen erflehen kann und soll.
Das alles überdenkend verstehen wir nur zu gut, daß die zuständige kirchliche Behörde diese Art der Verehrung der Schmerzen der Mutter Gottes nicht nur wohlwollend duldet, sondern auch fördert und sogar gestattet, daß ein Fest Unserer Lieben Frau von den Tränen gefeirt wird, wie das alljährlich in den Instituten der Missionarinnen vom gekreuzigten Jesus am 20. Februar geschieht. Darüber und von den Erscheinungen und Offenbarungen der Gottesmutter an Schwester Amalia wird Exzellenz Bischof Franziskus von Campos Barreto fortlaufend in unserer Zeitschrift schreiben.

Aus: Separatdruck aus "Mutter der Gnaden - Echo der Mutter Gottes Erscheinungen", Illustrierte Halbmonatsschrift im Geiste Mariens, 8. Jahrgang, 15. August bis 1. Dezember 1934. Für die Schriftleitung verantwortlich: W. Dunkel-Mut, Gauting.

Dienstag, Februar 21, 2006

Der heilige Antonius von Padua verjagte alle Mohren aus Oran

Das Spruchband auf diesem Bild lautet: "S. Antonius Pad. hat in diesem Aufzug mit welchen ihne der Spanische Admiral in der Franciscaner Kirchen zu Alicante bekleidet alle Mohren aus Oran verjaget. Anno. 1732."

Ein großes Wunder war die Begebenheit, welche sich im Jahre 1732 durch die Fürbitte des hl. Antonius ereignete.
Der damals regierende König von Spanien befahl einem seiner Admirale, mit einer Kriegsflotte über das Meer zu segeln und die Festung Oran, welche die Mauren seit so vielen Jahren ungerechter Weise besetzt gehalten hatten, wieder zu erobern. Der Admiral Don Mondemar (1)

(1) Der Hochwürdige P. Dalmatius Kik, Provinzial der Bayerischen Franziskaner-Provinz, hat diesen Admiral selbst noch gesehen in der Stadt Alikante, als er im Jahre 1756 zum General-Kapitel nach Murcia in Spanien reiste.

entschuldigte sich bei dem Könige, es wäre durchaus unmöglich, die für unüberwindlich gehaltene Festung einzunehmen. Dessenungeachtet bestand der König darauf und verlangte mit allem Ernste, daß seinem Befehle Folge geleistet werde.
Der Admiral zuckte die Achseln, verneigte sich und ging zu seiner Flotte, die schon zum Auslaufen fertig war, und ließ die Segel streichen. Er landete mit seinem Geschwader in Alikante, einer Stadt in Spanien. Da er hier abermals seinen ganzen Plan zur Ausführung reiflich erwog, so sah er wiederholt die gänzliche Unmöglichkeit voraus, eine solche gewaltig befestigte Stadt den Feinden zu entreißen. - Er ging deshalb in die Stadt Alikante und besuchte die dortige Franziskanerkirche, um daselbst sein wichtiges und schweres Vorhaben dem unendlichen Gott und dem hl. Antonius von Padua, als dem Patron dieses Gotteshauses, anzuempfehlen. - Nach vollbrachtem Gebete besuchte er das Kloster, um mit den ehrwürdigen Vätern sich zu besprechen, und ersuchte den damaligen P. Guardian, in seinem Anliegen zur Ehre des hl. Antonius ein Amt zu halten. -
Nachdem das hl. Amt zu Ende war, machte P. Guardian und mehrere Andere ihre Aufwartung. - In Gegenwart vieler Leute ersuchte nun der Admiral den P. Guardian, eine Leiter zu bringen, worüber der Obere lächelte. Da aber der Admiral mit allem Ernst und Eifer darauf bestand, wurde selbe herbeigeschafft und an den Hochaltar angelehnt, auf welchem sich die schön geschnitzte Statue des hl. Antonius in Mannesgröße befand. Zur Verwunderung Aller und in Erwartung, was da geschehen solle, stieg der Admiral selbst auf die Leiter bis zum Bilde des hl. Antonius, setzte dem Heiligen seinen mit Federn geschmückten Hut auf das Haupt, hing ihm das Ehrenzeichen eines kommandierenden Admirals über die Schultern, das Schwert an seine Seite und gab ihm zuletzt den Regimentsstab in die Hand.
Darauf sprach er mit lauter Stimme in Gegenwart des ganzen Volkes: "Du bist es, du, o hl. Antonius! der Oran einnehmen kann, ich bin es nicht imstande." Und seine Hand auf das Haupt des hl. Antonius legend, fuhr er weiter: "O hl. Antonius! von nun an bist du der Admiral und ich dein Diener und Soldat, als solcher stehe ich jetzt unter deinem Kommando und erwarte deine Befehle; nach Gott ist mein ganzes Vertrauen auf dich gerichtet, o großer Wundersmann!" - Als er dieses gsprochen, stieg er von der Leiter herab und begab sich ganz getrost zu seiner Flotte und schiffte sich ein. Je näher der günstige Wind seine Schiffe gegen die feindliche Stadt forttrieb, desto eher erwarteten sie zwischen Furcht und Hoffnung geteilt den Gruß der feindlichen Geschosse. Als sich aber nichts vernehmen ließ, gab er seinen Soldaten den Befehl, ihre Kanonen zu lösen. Wieder alles still. Jetzt ließ er die Soldaten ausschiffen und an das Land steigen. - Zu ihrem nicht geringen Erstaunen bemerkten sie nirgends einen Feind, ja was noch mehr Verwunderung erregte, die Stadttore standen in aller Weite offen. -
Allein unwissend, ob nicht eine Kriegslist dieUrsache dieses Verfahrens von Seite der Feinde wäre, befahl der Admiral mit der größten Vorsicht in die Stadt einzuziehen. Aber auch hier war ringsumher alles still und leer, und man konnte keines einzigen Feindes ansichtig werden. Endlich nach geraumer Zeit krochen einige zurückgebliebene Mauren aus ihren Löchern, wo sie sich verborgen hatten. Als diese dem Admiral vorgestellt und um die Ursache befragt wurden, sagten sie einstimmig aus: "Sobald sich das christliche Geschwader sehen ließ, so sah man auch im nämlichen Augenblicke zum Schrecken aller in der Luft eine unzählbare Armee, deren Oberbefehlshaber ein Franziskaner, angetan mit den ereforderlichen Insignien, seiner Gewalt, einen spanischen, mit Federn gezierten Hut auf seinem Haupte, den Degen an seiner Seite und den Regimentsstab in der Hand, welcher der Stadt ihren gänzlichen Untergang drohte. Bei diesem Anblicke habe alles, Groß und Klein, Jung und Alt, in größter Eile die Flucht ergriffen und alles Übrige im Stiche gelassen. So kam also die so berühmte und gewaltige befestigte Stadt Oran durch die mächtige Fürbitte und Hilfe des hl. Antonius ohne Widerstand und ohne Verlust von Seiten der Christen in die Hände des Admirals Don Mondemar zu seiner unaussprechlichen Freude über einen so unerwarteten unerhörten Sieg. Der Admiral berichtete in aller Eile diesen Velauf seinem Könige.
Diese Statue des hl. Antonius, geschmückt mit den obengenannten Feldzeichen ist in Alikante noch zu sehen. Dieses Wunder geschah am Feste des hl. Antonius im Jahre 1732, dessen Tatbestand im Jahre 1770 in Rom bestätigt wurde.

Gebet zu Ehren des hl. Antonius

Mein auserwählter Patron, heiliger Antonius von Padua! ich weiß, daß ich dir durch andächtige Anhörung der heil. Messe das größte Wohlgefallen erweise, und dich zur Gewährung meiner Bitte am kräftigsten bewegen kann. Deswegen bitte ich dich durch dies unergründliche Geheimnis, das jetzt auf diesem Altare gefeiert wird, daß du mein Fürsprecher seiest und dem lieben Gott meine Bitte vortragest. O allerheiligste Dreieinigkeit, ich opfere dir diese heilige Messe auf, samt allen heiligen Messen, welche heute in der ganzen Welt gelesen werden, zu deiner höchsten Anbetung und Verherrlichung, sowie auch zur größern Glorie des heiligen Antonius und aller Heiligen.

Aus: Separatabdruck aus dem im Verlag von Fel. Rauch in Innsbruck erschienenen Büchlein "Scheyring, Der heilige Wundersmann Antonius von Padua und seine Verehrung."

Sonntag, Februar 19, 2006

Verborgene Liebe, ich bete Dich an

Hochgelobt und angebetet sei ohne End
das allerheiligste und göttliche Sakrament!

Lob und Anbetung, Liebe und Dank sei dem eucharistischen Herzen Jesu in allen Tabernakeln der Welt ohne Unterlaß bis ans Ende der Zeiten! (P. Pius IX.)

Verborgene Liebe, ich bete Dich an.
Einsame Liebe, ich bete Dich an.
Geschmähte Liebe, ich bete Dich an.
Verachtete Liebe, ich bete Dich an.
Mißbrauchte Liebe, ich bete Dich an.
Mit den Füßen getretene Liebe, ich bete Dich an.
Unendliche Liebe für uns am Kreuze gestorben, ich bete Dich an.

Lieber Heiland, laß' mich ganz Liebe, ganz Sühne sein im Herzen Deiner gütigen Mutter für Dein Heiligstes Sakrament. Amen.

So wollen wir immer wieder beten, auch wenn wir an einer Kirche vorbekommen und eine Glocke läuten hören.

Mutter der göttlichen Liebe

Das Lieblingsbild des hl. Vinzenz Pallotti.

Dieses Bild haben wir auf dem Internet nirgends gefunden. Darum sei es hiermit den interessierten Internauten aus unserem Schatz zur Verfügung gestellt!

Gnadenkirche U.L.F. der Rekoletten, Verviers


Statue Unserer Lieben Frau vor dem Wunder und nach dem Wunder

Kurze Beschreibung bezüglich der Veränderungen, welche am 18. September 1692 an der in der Kirche U. Lieben Frau zu Verviers verehrten Statue der Heiligsten Jungfrau Maria stattfanden:

Der Gnadenort Unserer Lieben Frau von Verviers, angerufen unter dem Namen "Schwarze Mutter Gottes", ist seit über zwei Jahrhunderten das Ziel einer berühmten Wallfahrt. Man verehrt daselbst eine 2 Meter 5 cm hohe Statue, gebildet aus zwei aufeinandergestellten Sandsteinklotzen. Vor dem Aufbau der jetzigen Kapelle stand die Statue unter freiem Himmel an der Vorderseite der damaligen Franziskanerkirche, sodaß sie die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich ziehen mußte.
Eines Tages berührte Gottes allmächtige Hand dieses verehrte Bildnis. Es war am 18. September 1692. Ein gewaltiges Erdbeben verursachte entsetzliche Verwüstungen in verschiedenen Ländern, besonders in Sizilien, wo tausende Menschen ums Leben kamen. Auch die Gegend, wovon Verviers den Mittelpunkt bildet, wurde Schlag auf Schlag von zwei starken Erschütterungen heimgesucht. Allgemeine Bestürzung bemächtigte sich des Volkes, welches auf den Straßen und öffentlichen Plätzen einen Schutz suchte, den die Wohnungen nicht mehr bieten konnten. Der sogenannte Rekolettenplatz vor der Franziskanerkirche war im Nu mit Menschen überfüllt. Aller Augen richteten sich zum Gnadenbilde der Mutter Gottes. Welches war aber nicht das Erstaunen dieser Menge? Die Gruppe des Jesuskindes und seiner Mutter befand sich nicht mehr in der allbekannten Stellung. Eine Umänderung in der Haltung hatte sich ereignet.
1. Die Antlitze der beiden Figuren, welche soeben noch geradeaus zum Platze hinausschauten, waren jetzt das eine zum andern hingedreht; das zu seiner Mutter gewandte Jesuskind scheint ihr jetzt ins Angesicht zu schauen, wo die bescheiden niedergeschlagenen Augen der Jungfrau sanft auf das zu ihren Füßen gedrängte Volk zu ruhen scheinen.
2. Die Füße des Jesuskindkleins stehen unverändert auf der Säule, worauf sie sich stützen, aber der Oberkörper hat sich gänzlich zur Mutter gedreht und dieses in einer dem Anscheine nach sehr sonderbaren Stellung.
3. Die Hand des Kindes, die eine Kugel, Symbol des Erdballs, hielt, stützt sich nun auf die Brust der Mutter; der rechte Arm der sich vorher wie zum Segen erhob, hat sich ebenfalls der linken Hand genähert, und endlich hat der linke Arm der Jungfrau, der das Zepter in einer Entfernung von ungefähr 60 cm hielt, sich zur Mitte hin gebogen und die rechte Hand des Kindes erfaßt. War es nicht das klare und ergreifende Sinnbild der Macht, welche Maria besitzt, den strafenden Arm ihre Sohnes aufzuhalten?

Soweit die geschichtliche Tatsache: Unbestreitbar steht sie fest, bezeugt durch die Aussagen von hunderten Personen, gegen deren Ehrenhaftigkeit und Glaubwürdigkeit kein Zweifel aufkommen kann; - Zeugnisse niedergelegt in öffentlichen und notariellen Akten, beglaubigt von den damaligen Burgermeister und Schöffen - und wovon die Urschriften in den Archiven des Rathauses von Verviers aufbewahrt werden.
Das war der Finger Gottes, so rief das Volk in seinem reinen treuherzigen Glauben, das war ein Wunder.
Die Beweise dieser erstaunlichen Umänderungen wurden dem Urteile des Heil. Apostolischen Stuhles unterbreitet. Diesen Beweisen zufolge verlieh Papst Klemens XII. einen vollkommenen Ablass für den 18. September Jahrestag des großen Geschehnisses. Am 19. Dezember 1846 gewährte der Hl. Vater Pius IX. einen vollkommenen Ablaß an einem beliebigen Tage des Jahres, den jeder selbst wählen kann.

Seit diesen wunderbaren Ereignissen entwickelte sich im Gnadenort zur "Schwarzen Muttergottes" eine ganz außergewöhnliche Andacht und Verehrung zur Allerseligsten Jungfrau, die sich bis auf den heutigen Tag aufrecht erhält. Übrigens beweisen die zahlreichen merkwürdigen Heilungen und sonstigen Gnaden, welche in Erhörung des Gebetes vor dem Gnadenbilde erlangt wurden, daß das Vertrauen des katholischen Volkes nicht betrogen wurde.
Im Jahre 1892, bei Gelegenheit der zweihundertjährigen Jubiläumsfeier der wunderbaren Vorkommnisse, gewährte der Hl. Vater Leo XIII. der Statue der heiligsten Jungfrau Maria, verehrt unter dem Titel Mutter der Barmherzigkeit, die Ehrung der feierlichen Krönung.
Seine Heiligkeit Pius X. gewährte durch Dekret vom 16. Dezember 1904 die Erlaubnis, jeden Tag die Votivmesse zur Mutter Gottes auf dem Altar vor dem Gnadenbilde darzubringen. Es wurde eine Bruderschaft in der Kirche errichtet unter dem Titel "Notre-Dame Auxiliatrice", welche zahlreiche Mitglieder zählt, die es sich zur freudigen Pflicht machen, ihrer ehrenvollen Mutter besondere Beweise ihrer Liebe und ihres Vertrauens zu geben.

Unsere Liebe Frau der Rekolleten, Mutter der Barmherzigkeit, bitte für uns. (100 T. A.)

Imprimi potest. Leodii, die 21 Junii 1954, + Guilielmus Maria van ZUYLEN, Ep. Coadj.

N.-B. - An ALLEN SAMSTAGEN DES JAHRES UND MUTTERGOTTESFESTEN, um 7.15 Uhr, wird ein feierliches Hochamt am Altar des Gnadenbildes nach den Meinungen der lebenden und verstorbenen Pilger dargebracht. An allen anderen Werktagen wird um 6.30 Uhr, die Votivmesse vor dem Gnadenbild gelesen. JEDEN ABEND AN DEN WOCHENTAGEN, um 6 Uhr, Andacht und Rosenkranzgebet vor dem Altare der Heiligsten Jungfau. JEDES JAHR finden, am 18. September feierliche Hochämter um 10, 18.15 Uhr statt.

Freitag, Februar 17, 2006

Das Blutwunder von Mirebeau-en-Poitou

Der Altar in der Privatkapelle des Abbé Vachère, auf dem sich die eucharistischen Blutwunder ereignet haben.

(Siehe auch Beitrag zur Monstranz)

Die von Abbé Vachère nach einer Vision entworfene Monstranz

In Mirebeau (Frankreich) wohnte der Priester A. Vachère de Grateloup, Domherr und Generalvikar honoris causa der Diözese Pescina, die direkt vom Papste abhängt. Er stammte aus einer altadeligen französischen Familie. Sein Großvater hat zur Zeit der franz. Revolution einen verfolgten Priester in sein Schloß aufgenommen und längere Zeit verpflegt. Als der Priester das Haus verließ, erklärte er: "Gott wird Sie dafür belohnen, indem er Ihrer Familie einen Priester schenken wird". (Ein Enkel dieses adeligen Herrn ist) Abbé Vachère. Er wurde geboren am 13. August 1853, war demnach im Jahre 1911 58 Jahre alt. Dieser hochw. Herr Clovis-Césaire-Argence Vachère war gut bekannt mit der 1903 zu Rom im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Doktorswitwe Sacchetti, Begründerin des Mädchenschutzes. Auch die als Seherin bekannte und im Jahre 1913 im Rufe der Heiligkeit verstorbene Zisterzienserin Benedicta Frey zu Viterbo kannte er gut. Als er 1906 in Italien war, schenkte ihm diese ihr Kruzifix, das sie während ihres langen Krankenlagers stets in den Händen gehalten hatte und prophezeite ihm, daß bei ihm einmal wunderbare Dinge geschehen werden. Dieses Kruzifix werde ihm dann Schutz und Trost sein. Damals, 1906, erhielt er auch aus dem Nachlaß der verstorbenen Ww. Sacchetti ein schönes Herz-Jesu-Bild, das den Heiland fast in Lebensgröße bis zur Brust darstellt - eigentlich mehrere gleichfarbige, die nach einem kostbaren Original, das angeblich eine wunderbare Entstehungsgeschichte hat, angefertigt waren. Ein solches Herz-Jesu-Bild, das den Heiland fast in Lebensgröße bis zur Brust darstellt, stellte A. Vachère in seiner Kapelle zu Mirebeau-en-Poitou auf den Altar unter das große Altarkruzifix. Da stand es mehrere Jahre, ohne daß sich etwas zugetragen hätte. Am Fest Mariä Geburt, den 8.September 1911, zeigten sich an der Stirne auf dem genannten Bild Blutflecken und Blutstropfen, die dann herunterrannen. Später begannen auch die Wundmale an den Händen und am Herzen zu bluten, bald stärker, bald schwächer. Zeitweise hörten die Blutungen auf und das Blut vertrocknete, blutete dann wieder von neuem auf und so fort, bis 1921. Man hat oft auf Leinen das herabtropfende Blut aufgefangen. Auch die hl. Hostie blutete zuweilen bei diesem Altar während des hl. Meßopfers (bis 1921 18 mal) zu verschiedenen Augenblicken nach der Wandlung. Einige solcher blutbefleckten Hostien sind erhalten. An einer (vom 27. Mai 1912) hat sich ein schönes Herz gebildet, woran man alle Äderchen sieht. Am 16. Oktobe 1911 hörte der Priester Vachère zum ersten Mal eine Stimme, die vom Bilde herkam.

Siehe die ungekürzten Aufzeichnungen des begnadigten Priesters selbst in deutscher Übersetzung in: "DAS ZEICHEN MARIENS", 6. Jahrgang, Nr. 11, März 1973, Seiten 1877-1882.

Maria zeigt dem 9-jährigen Knaben Bosco sein künftiges Arbeitsfeld

Don Bosco schreibt darüber auf ausdrücklichen Befehl des Heiligen Vaters Pius IX. folgendes:

Im Alter von neun Jahren hatte ich einen Traum, der mir mein ganzes Leben hindurch tief eingeprägt blieb. Es schien mir, ich befinde mich auf einer weiten Wiese, worauf sich eine große Schar Knaben tummelte. Die einen lachten, die andern spielten, wieder andere stießen Gotteslästerungen aus. Als ich die Gotteslästerungen hörte, sprang ich unter die Knaben und wollte sie durch Schläge und harte Worte zum Schweigen bringen. In diesem Augenblicke erschien ein ehrwürdiger, vornehm gekleideter Mann. Ein blendend weißer Mantel bedeckte seine ganze Person. Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, so daß man es nicht beschauen konnte. Er rief mich beim Namen und befahl mir, mich an die Spitze dieser Knaben zu stellen, indem er folgende Worte hinzufügte: "Nicht durch Schläge und harte Worte wirst du diese deine kleinen Freunde für dich gewinnen, sondern durch Sanftmut und Liebe. Belehre sie sogleich über die Häßlichkeit der Sünde und über die Kostbarkeit der Tugend."
Verwirrt und erschrocken erwiderte ich, daß ich ein armer, unwissender Knabe sei, unfähig, über Religion zu diesen Knaben zu sprechen. Indessen verließen die Knaben ihre Spiele, hörten auf zu streiten und zu raufen und sammelten sich um diese Persönlichkeit. Gleichsam ohne zu wissen, was ich sagte, fragte ich: "Wer sind Sie denn, daß Sie von mir solch unmögliche Dinge verlangen?"
"Gerade deshalb, weil sie dir unmöglich erscheinen, sollst du sie möglich machen durch den Gehorsam und die Wissenschaft."
"Aber, wie kann ich mir die Wissenschaft erwerben?"
"Ich werde dir eine Lehrmeisterin geben, unter deren Leitung du die wahre Weisheit erlernen wirst."
"Aber wer sind Sie denn, daß Sie in einer solchen Weise zu mir sprechen?"
"Ich bin der Sohn jener, die täglich deimal zu grüßen deine Mutter dich lehrte."
In diesem Augenblicke sah ich neben ihm eine erhabene Frau mit majestätischem Antlitz, angetan mit einem Mantel, der nach allen Seiten hin leuchtete, als ob er mit strahlenden Sternen bedeckt wäre. Als sie sah, daß ich immer mehr verwirrt wurde, gab sie mir ein Zeichen, sich ihr zu nähern, nahm mich liebevoll bei der Hand und sagte: "Schau da!" Ich blickte umher und bemerkte, daß alle Knaben verschwunden waren; an ihrer Stelle aber gewahrte ich eine Menge Ziegenböcke, Hunde, Katzen, Bären und andere Tiere. "Siehe da dein Arbeitsfeld", sagte die himmlische Frau, "werde demütig, stark und kräftig! Die Umwandlung, die du jetzt an diesen Tieren wahrnehmen wirst, die sollst du später an deinen Knaben vollbringen!" Ich blickte wieder umher und sah, wie aus den wilden Tieren plötzlich sanfte Lämmer geworden waren, die freudig blöckend um die schöne Frau herumsprangen. Ich fing zu weinen an und bat die himmlische Erscheinung, sie möchte mir doch erklären, was dies alles zu bedeuten habe. Da legte sie mir die Hand aufs Haupt und sagte: "Zu gegebener Zeit wirst du alles verstehen!" Als sie dies gesagt hatte, wurde ich durch ein Geräusch wach, und alles war vorüber. Soweit Don Bosco.




Mit 16 Jahren hatte er einen andern Traum, der in Beziehungen mit dem vorhergehenden steht, den er aber nicht vollständig berichtete. Er hatte bereits das Studium der lateinischen Sprache begonnen und befand sich während der Ferien bei einem Studiengenossen auf Besuch. Er war sehr niedergeschlagen, weil Gefahr drohte, daß er wegen Mittellosigkeit die Studien wieder aufgeben müsse. Eines Tages nun kommt er voll Freude zu seinen Gastgebern: "Gute Nachrichten", rief er aus, "gute Nachrichten! Heute Nacht hatte ich einen Traum, dem ich entnehmen kann, daß ich meine Studien fortsetzen werde, zum Priesterstande gelange und daß mir viele Knaben anvertraut werden, denen ich mein ganzes Leben widmen werde." Als man ihn bat, diesen Traum zu erzählen, berichtete er, wie ihm eine himmlisch schöne Frau erschien, die eine große Herde mit sich führte, ihn dann beim Namen rief und zu ihm sagte: "Johannes, diese Herde vertraue ich dir an". Auf meine Einwendung, wie ich für sie sorgen solle, da ich keine Weideplätze kenne, worauf ich sie führen könnte, erwiderte jene erhabene Frau: "Fürchte dich nicht, ich werde dir beistehen!" Darauf verschwand sie. Bald darnach hatte er wiederum einen Traum. Er sah abermals eine Schar Knaben, die aber noch schrecklicher fluchten als die im ersten Traum gesehenen. Als er sie auch diesmal durch körperliche Züchtigungen vom Bösen abhalten wollte, erschien ihm wiederum diese himmlische Frau, die voll Anmut zu ihm sprach: "Wenn du diese Gassenbuben gewinnen willst, darfst du nicht mit Faustschlägen gegen sie vorgehen, sondern mit Güte, Milde und Überzeugung."

Tugendübung: Üben wir die Tugend der Sanftmut im Umgang mit unseren Mitmenschen.
Stoßgebet: Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, mache mein Herz gleich deinem Herzen.

Aus: Wie Maria den seligen Don Bosco unterweist, die Jugend zu erziehen. Lesungen und Betrachtungen von Dr. Johannes Lechermann, Salesianer
Nihil obstat. München, den 3. Oktober 1931, Dr. Franz X. Niedermayer, Salesianer-Provinzial
Imprimatur: Passaviae, die 31 Dec. 1931, Dr. Fr. Riemer, Vic. Eppi. Passav. Gen.

Montag, Februar 13, 2006

Die Erscheinungen Unserer Lieben Frau von Beauraing

Der Ort der Erscheinungen

In Belgien, 120 km von Brüssel und 20 km von Dinant entfernt liegt Beauraing, ein Städtchen von 2000 Einwohnern. Am Ende der Kirchstraße, ungefähr 15 Minuten vom Bahnhof entfernt, versperrt eine große steinerne Brücke, ein Viadukt der Eisenbahnstrecke Bertrix - Houyet, die Aussicht. Kurz vor dieser Brücke liegt rechts ein Garten, in dem sich das Pensionat der Schwestern von der christlichen Lehre befindet. Ein Eisengitter trennt Haus und Garten von der Straße.
In diesem Garten erschien die Muttergottes vom 29. Nov. 1932 bis 3. Januar 1933 dreiunddreißig mal 5 Kindern der beiden verschiedenen Familien Voisin und Degeimbre.

Die Seherkinder und ihre Visionen

Der Vater Voisin war zur Zeit der Erscheinungen Eisenbahnbeamter in Beauraing, seine Frau führte ienen kleinen Gemischtwarenladen. Sie hatten 3 Kinder: 2 Mädchen, Fernande geb. im Jahre 1917, Gilberte 1919 und den Buben, Albert, geb. im Jahre 1921. Frau Degeimbre war Witwe und Eigentümerin einer kleinen Landwirtschaft. Sie hatte 3 Töchter: Johanna, sehr fromm, die aber trotz ihres sehnlichsten Wunsches nie eine Erscheinung hatte wie ihre 2 Schwestern Andrée (geb. 1918) und Gilberte (geb. 1923). Diese 5 Kinder - 3 aus der Familie Voisin, 2 von Frau Degeimbre - unterschieden sich in nichts von anderen gleichen Alters. Sie waren heiter und stets zu losen, unschuldigen Streichen aufgelegt. Immer und immer wieder erklärten sie - und zwar einstimmig - daß eine Dame, die allerseligste Jungfrau Maria ihnen erscheine und zu ihnen spreche.
Am ersten Tage zeigte sich die Erscheinung ziemlich weit von den Kindern entfernt über dem Garten oder dem Geländer des Eisenbahndammes hin- und herschwebend. Am folgenden Tage sehen die Kinder deutlicher eine wunderschöne Dame, die in den Anlagen des parkähnlichen Gartens auf sie zu warten scheint. Die danachfolgenden Erscheinungen waren unter dem Hauptast der Rotdornhecke, nahe bei dem Eisengitter, das den Garten von der Straße trennt. (Die Bezeichnung Weißdornhecke ist irrtümlich.)
Anfangs ist die Dame bereits vor der Ankunft der Kinder anwesend, später zeigt sie sich ihnen während des Rosenkranzgebetes, das sie nunmehr allabendlich an dieser Stelle verrichten. Sobald die Kinder die Erscheinung vor sich sehen, fallen sie wie von einer höheren Gewalt gezwungen auf ihre Knie. Ihr gemeinsames Gebet erhebt sich dann zu einer Tonlage und Ausdrucksweise, welche die anwesenden Zeugen tief beeindruckt. Während in der ersten Zeit nur wenige Menschen zugegen sind, wächst deren Zahl, sobald sich die Kunde von dem Geschehen verbreitet. An manchen Abenden sind bis zu 30000 z.T. aus den entferntesten Teilen des Landes herbeigeströmt.

Das Aussehen der Erscheinung

In glänzendem Lichte, die Stirne von goldenen Strahlen gekörnt, mütterlich und zugleich von königlicher Hoheit, zeigt sich die Dame den Kindern. Es ist eine sehr junge Dame, mit ernstem Gesicht. Sie scheint 18 - 20 Jahre alt zu sein und zeigt auf ihren Zügen ein mildes Lächeln. Sie trägt ein langes, weißes, faltenreiches Kleid ohne Gürtel, von oben nach unten geht ein himmelblauer Strahl, die Hände hat sie gefaltet, die Augen gegen den Himmel gerichtet. An ihrem rechten Arm hängt ein Rosenkranz. Ihre Augen, welche die Kinder, während sie zu ihnen spricht, deutlich sehen, sind blau. Wenn die Erscheinung sich zum Fortgehen anschickt, breitet sie die Arme aus, als wollte sie die Kinder zum Abschied umarmen, der Rosenkranz wird dann sozusagen unsichtbar, da er bis zum Ellenbogen zurück geglitten ist. Während der letzten Erscheinungen - vom 29. Dezember an - lassen die ausgebreiteten Arme auf der Brust ein mit leuchtenden Strahlen umranktes Herz sehen. Dieses Herz aus funkelndem Gold, ohne jeglichen Schatten oder Flecken, ist das Unbefleckte Herz der Mutter des Herrn. Aus diesem Grunde ist der große Festtag Unserer Lieben Frau von Beauraing der 22. August, an dem die ganze Kirche das Unbefleckte Herz Mariä feiert. Die Erscheiung ist von solcher Schönheit, daß die Kinder nicht genügend Worte haben, um diese Schönheit zu beschreiben. "Es war, wie wenn wir nicht mehr auf der Erde wären, sondern uns im Paradies befinden würden", erklärten sie.

Die Worte der Erscheinung

Nachdem sie lange geschwiegen, beginnt die Dame mit den Kindern in der Sprache zu reden, die sie verstehen können und legt ihnen ans Herz, "immer sehr brav zu sein".
Am 17. Dezember fragen die Kinder auf Veranlassung eines Priesters: "Wir fragen dich im Namen des Klerus, was man für dich tun soll?" Sie gibt die Antwort: "Eine Kapelle". Und am 23. Dezember erklärt sie auf die Frage: "Warum kommst du hierher?" - "Damit man nach hier wallfahrten kommt".
Am 21. Dezember sagt sie: "Ich bin die Unbefleckte Jungfrau". Am 29. Dezember, einem der schönsten Tage der Erscheinungen, zeigt sie zum ersten Male zwischen den geöffneten Armen auf der Brust das bereits erwähnte goldene Herz umgeben von leuchtenden Strahlen.
Sie spricht zu Fernande: "Betet, betet viel". Am 1. Janaur 1933 wiederholt die Erscheinung die Aufforderung zum Gebete an Gilberte Voisin mit den Worten: "Betet, betet immer", am Abend des 2. Januar zu Fernande: "Morgen werde ich jedem von euch etwas ganz Besonderes sagen". Am nächsten Tage, Dienstag, den 3. Januar sind über 30000 Personen anwesend. Unter ihnen befinden sich außer zahlreichen Priestern mehr als hundert Ärzte, welche während und nach den Erscheinungen eingehende Untersuchungen vornehmen.
Den 3 jüngsten Kindern vertraut die Jungfrau ein Geheimnis an, dessen Inhalt nicht bekannt wurde. Zu Andrée Degeimbre sagt sie außerdem besonders: "Ich bin die Mutter Gottes, die Königin des Himmels, betet immer!", zu Gilberte Voisin: "Ich werde die Sünder bekehren".
Fernande Voisin hat an diesem Abend, während die Erscheinung sich mit den anderen Kindern beschäftigt und von ihnen Abschied nimmt, nichts gesehen und gehört. Als die anderen die Erscheinung nicht mehr sehen und sich anschicken wegzugehen, bleibt sie noch und betet weiter den Rosenkranz. Plötzlich erblickt sie in der Mitte des Rotdornbusches eine Feuerkugel, die sich mit besonders heftigem Knall teilt. Fernande fällt auf die Knie, vor ihr steht die Jungfrau, schöner und leuchtender als je. Hingerissen von dieser Erscheinung grüßt Fernande mit den Worten: "Ave Maria", dann schweigt sie. Die Jungfrau stellt die Frage an Fernande: "Liebst du meinen Sohn?" Das Kind antwortet: "Ja". Darauf kommt die weitere Frage: "Liebst du mich?" - "Ja". - "Dann opfere dich für mich." Danach verabschiedet sich die Erscheinung mit dem Wort, das sie immer braucht, wenn sie endgültig Abschied nimmt, das sie auch zu den anderen Kindern an diesem Tage gesagt hatte: "Adieu". Die Kinder wußten nun, daß sie die Erscheinung nicht mehr sehen würden, worüber sie sehr betrübt waren und weinten.

Montag, Februar 06, 2006

Gebete zu unserer lieben Frau von der immerwährenden Hilfe

in verschiedenen Anliegen.

II. Teil des Heftchens dargestellt von Cordula Peregrina (C. Wöhler).
(I. Teil siehe hier!)

1. Gebet.

"An welchem Tage ich immer zu Dir rufe - erhöre mich!" (Psalm 137. V. 3.)

Zu Deinen Füßen, Du unsre liebe Frau von der immerwährenden Hilfe, kniet heut ein schwer bedrängtes, tief gebeugtes Menschenkind, - Dein Kind, o Maria, das in schwerer Noth nirgends Trost und Hilfe zu suchen weiß, als bei Dir! Ach, Menschen können mir nicht helfen, ihre Macht ist zu klein, ihr Arm zu kurz, ihre Liebe zu schwach! Und ich selber kann noch weniger mir helfen, "denn ich bin elend und arm, und mein Herz ist betrübt in mir!" (Psalm 108. V. 22.)
"Es umgeben mich die Schmerzen des Todes, es treffen mich die Gefahren der Hölle, Trübsal und Schmerz fand ich!" (Psalm 114. V. 3.)
Zu wem also soll ich fliehen, wenn nicht zu Dir, o Maria, die mein Erlöser vom Kreuz herab noch in Seiner letzten Stunde mir als Mutter geschenkt? Und diese Mutter, sie trägt ja den süßen, den trostvollen, den glorreichen Namen der immerwährenden Hilfe!
O, nun athmet es neu auf, mein armes, schmerzgedrücktes Herz, denn diese Mutterschaft und dieser Muttername, sie bürgen mir für Hilfe und Erhörung selbst in den schwersten Nöthen der Seele und des Leibes.
Ja, es giebt keine Noth auf Erden, wo Du nicht helfen kannst und willst, denn nicht umsonst heißest Du die Mutter von der immerwährenden Hilfe, - bist Du doch die Mutter Dessen, Dem da gegeben ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden, und der diese Seine allmächtige Gottesgewalt in dankbarster Sohnesliebe gleichsam Dir zur Verfügung stellt, in Deine Hände legt, und von Deiner milden Mutterfürbitte lenken und leiten läßt zu Gunsten all' Deiner bedrängten Kinder auf Erden! Und sollte denn ich das einzige sein, das nicht auf Deine Hilfe hoffen dürfte?
Wohl ist es wahr, - meine Sünden sind schwer und groß, und machen mich unwürdig der göttlichen Liebe und Deiner himmlischen Hilfe!
"Aber nimm mich an, da ich zerknirschten Herzens und gebeugten Geistes bin, denn ich folge Dir nun von ganzem Herzen, und liebe Dich, und suche Dein Angesicht, darum laß mich nicht zu Schanden werden, sondern hilf mir nach Deiner Güte, und nach der Fülle Deiner Barmherzigeit!" (Daniel 3. V. 39-42.)
Du bist ja nicht blos die Hilfe der Christen, sondern auch die Zuflucht der Sünder, und diese beiden Titel geben mir ein Anrecht auf Deine Barmherzigkeit und Muttermilde!
Darum auch ist mein Vertrauen auf Dich so groß und unerschütterlich, daß ich - ob auch umringt von allen Trübsalen des Lebens - dennoch im Hinblick auf Dich triumphirend rufen darf: "Berge mögen wanken, und Hügel zittern, - aber Deine Barmherzigkeit wird nicht von mir weichen, und der Bund Deines Friedens nicht erschüttert werden!" (Isaias 54. V. 10.)
Deine Hilfe hab' ich ja so oft schon erfahren, und auf Deine Hilfe hoffe ich auch jetzt wieder in dieser meiner schweren, großen Noth! (Hier nenne dieselbe!)
Zeit und Stunde mir zu helfen, überlasse ich Dir, o Mutter, und wenn Deine Stunde noch nicht gekommen sein sollte, so will ich warten in Hoffnung und Geduld; kommen wird sie wann es mir am besten ist, und desto schneller und gewisser, je geduldiger ich harre, und je gläubiger ich hoffe! Ich leg' mich rückhaltlos in Deine Mutterarme, o Maria, und erwarte von Deinem ewig treuen Mutterherzen mit vollster Zuversicht die Hilfe, das Heil und den Himmel. Amen.

So strahlt der Hoffnung Schimmer
Mir selbst im tiefsten Schmerz,
Hilft doch in Noth mir immer
Dein mildes Mutterherz!
Und sollt's nicht gleich geschehen,
So wart' ich voll Geduld,
Einst werd' gewiß dann sehen
Ich Hilfe, Heil und Huld!


2. Gebet.

"Schau' herab vom Himmel, und sieh' von Deiner heiligen und herrlichen Wohnung in Deinem Eifer und Deiner Kraft, in der Menge Deines Mitleids und Deiner Erbarmungen!" (Isaias 63. V. 15.)
Ja, sieh' herab, o Maria, vom Himmel, wie Du hier in Deinem lieben Bilde so mild und mütterlich auf Deine vor Dir knienden Kinder niederblickst! Sieh herab auf unser Elend, uns're Noth, uns're Armseligkeit und Niedrigkeit, und thue Großes an uns nach der Größe Deiner Macht und nach der Menge Deiner Erbarmungen!
Deinem Auge ist nicht verborgen was uns quält und fehlt, und Deinem Herzen ist nichts zu klein und nichts zu groß, daß es nicht für Alles Hilfe schaffen könnte!
Vor Allem sind es unsre Sünden, der Leichtsinn unsrer Jugend, die Tage die wir ohne Gott dahin gelebt, die traurige Zeit, wo wir Ihn nicht erkannt und geliebt, - was wie Centnerlast auf unser'm Herzen liegt! Ja, "unsre Missethat erkennen wir, und unsre Sünde ist vor uns allezeit!" (Psalm 50. V. 5.) so können auch wir mit dem königlichen Büßer seufzen, - und unsre erste Bitte an dich, o Maria, ist daher, uns Gnade und Vergebung von Deinem göttlichen Sohn zu erflehen, den Geist wahrer Buße, und Besserung, die ernstliche Umkehr auf den Weg des Heils!
Es ist ja wahr, daß eigentlich das einzige Unglück auf der Welt die Sünde ist, denn nur sie allein macht uns der Gnade Gottes, Deiner Liebe, o makellose Jungfrau und des ewigen Himmels verlustig, während alles and're Unglück, - und sei's auch noch so schwer und groß, - uns einst zum ewigen Glücke führen, und uns're ewige Glorie vergrößern wird!
Darum, o Mutter, erbitte uns bei Jesus Verzeihung für alle schon begangenen Sünden, und bewahre uns vor allen ferneren Sünden; das ist unser erstes und heißestes Flehen!

"Was schon gelebt wir haben,
Das deck' in Gnaden zu,
Was wir noch leben werden,
Leit' und regiere Du!"

Erwirke uns auch durch Deine allmächtige Fürbitte alle Gnaden und Gaben, die uns're Seele nöthig hat, um hier ein wahrhaft heiliges, Gott und Dir gefälliges Leben zu führen, und so unsre ewige Bestimmung, unser ewiges Heil im Jenseits zu erreichen!
Von zeitlichem Glück und irdischen Gütern erflehe, o geliebte Mutter, uns so viel, als es Gottes heiligster Wille ist, und wir ohne Schaden für uns're Seele besitzen mögen!
Bewahre uns stets vor allzu großer Anhänglichkeit an diese vergängliche Erde, und laß uns Dir nachstreben, o Maria, die Du nichts weiter geliebt, gesucht und gewollt hast, als Jesus und den Himmel!
Die Leiden, die uns drücken, die Sorgen, die uns quälen, wollst Du mit linder Hand uns leichter machen oder ganz abnehmen, wollest Deine wunderbare Hilfe auch an uns offenbaren, wie Du dies schon an so viel Tausenden gethan, uns aber in Geduld und Demuth stärken, wenn Du, - zu unserm Besten - mit dieser Deiner Hilfe noch verzögern solltest!
In Leben und Sterben erweise Dich uns als holde, heilende, hilfreiche Mutter; und laß das Band der Liebe, das Dich und uns zusammen knüpft, durch keine Macht der Welt und keine List des Teufels gebrochen werden, dann ist unser Heil gesichert und unser Herz beseligt für Zeit und Ewigkeit. Amen. -

Mit Deiner wunderbaren Milde
Bleib', Mutter, stets uns hilfreich nah',
Da fromm vor Deinem Gnadenbilde
Wir zu Dir flehn um Hilfe ja!
Mach' Deinen Namen nicht zu Schanden,
Der Heil und Hilfe uns verheißt,
Damit man Dich in allen Landen
Als Mutter steter Hilfe preis't!

3. Gebet.

"Hilf mir, so ist mir geholfen, denn Du bist mein Ruhm!" (Jerem. 17. V. 14.)
Sieh hier, o Mutter von der immerwährenden Hilfe, das ärmste und unwürdigste Deiner Kinder, das ohne Dich so halt- und hilfslos dasteht wie ein Waisenkindlein ohne die wachsame Hut, das liebende Herz und die pflegende Hand der irdischen Mutter! Wenn Du, o Maria, jemals aufhören würdest, mich zu lieben, zu hüten und zu halten, - wahrlich, ich wäre ärmer d'ran, als das ärmste und verlassenste Waisenkind auf Erden!
Doch Gott sei gelobt! ich brauche dies nicht zu befürchten, denn Dein Herz übertrifft an Liebe die irdische Mutterliebe einer ganzen Welt!
Und Dein Mund, - wenn ich in stillem Sinnen Dein holdes Gnadenbild betrachte, - scheint mir das süße Wort zu sagen: "Ich will Euch trösten wie Einen seine Mutter tröstet, und Ihr sollt getröstet werden! Ihr werdet es sehen, und Euer Herz wird sich freuen!" (Isaias 66. V. 13. 14.)
Geliebte Mutter, ich glaube Deinem Worte, ich traue Deiner Liebe, ich hoffe auf Deine Hilfe, obschon jetzt mein Herz voll Traurigkeit ist, und mein Leben bedrückt von mancher schweren Noth!
Bald ist's der Mangel an täglichem Brot für mich und die Meinen, das Entbehren oft selbst des Nothwendigsten, was mein Herz mit Kummer und Sorge erfüllt!
Da blicke ich zu Dir, die Du einst den armen Brautleuten zu Kana den fehlenden Wein erfleht, und mit vollem Vertrauen flehe ich Dich an in jeder zeitlichen Bedrängniß:
"Hilf mir, so ist mir geholfen, denn Du bist mein Trost!"
Bald sind's der Krankheit bitt're Wehen, die mich oder ein theures Glied meines Hauses befallen und auf das Schmerzenslager hinstrecken in thränendunklen Tagen und langen, bangen Nächten! Da wende ich mich zu Dir, die Mutter dessen, der während Seines Wandels auf Erden so viel' tausend Kranke gesund gemacht durch ein Wort Seines Mundes, eine Berührung Seiner Hand! Du, Seine Mutter, bist durch Ihn und aus Ihm nicht ärmer an Mitleid und Macht als Er, und darum fliehe ich zu Dir in meines Leibes Schmerzen und seufze: "Hilf mir, so ist mir geholfen, denn Du bist mein Heil!"
Bald sind's Gefahren für die Seele, Versuchungen zur Sünde, die Lockungen der bösen Welt, die Fallstricke des Teufels, die mich verwirren und muthlos machen.
Ich fühle meine ganze Ohnmacht, aber ich blicke auf Dich, Du mächtige Jungfrau, Thurm David's, Zertreterin der alten Schlange, und rufe voll Vertrauen: "Hilf mir, so ist mir geholfen, denn Du bist mein Schutz!"
Bald ist es die Furcht vor Tod und Gericht, die im Hinblick auf meine vielen Sünden und Gottes strafende Gerechtigkeit mich zittern macht. "Denn es ist kein Friede in meinen Gebeinen vor dem Anblick meiner Sünden, denn meine Missethaten haben mein Haupt überstiegen, gleich einer schweren Bürde lasten sie auf mir!" (Psalm 37. V. 4. 5.)
Mit so viel' Sünden belastet, wie könnte ich es wagen, vor dem Angesicht des ewigen Richters zu erscheinen, wenn der Tod mich plötzlich abriefe? Da fliehe ich zu Dir, Du Zuflucht der Sünder, die Du unter dem Kreuz Deines sterbenden Sohnes stehend dem reuigen Schächer das Paradies erfleht hast durch die stillen Liebesseufzer Deines schwertdurchbohrten Mutterherzens! Mein Bangen weicht, mein Hoffen neu erwacht, und voll Reue und Zerknirschung rufe ich zu Dir, o Mutter der Barmherzigkeit: "Hilf mir, so ist mir geholfen, denn Du bist mein Schirm!"
So will ich denn in allen Aengsten meiner Seele, allen Sorgen meines Herzens, allen Leiden meines Lebens zu Dir meine Zuflucht nehmen, wie das hilflose, weinende Kind zur irdischen Mutter flieht, und an ihrem treuen Herzen Hilfe sucht und findet!
Und wenn einst das Licht dieses Lebens zur Neige geht, wenn die Schatten des Todes mein brechendes Auge umfloren, wenn ich wandern muß mitten durch's finstre Thal, und das dunkle Grab zu meinen Füßen sich aufthut, - dann nochmals will ich mit aller Kraft der Liebe und des Vertrauens Deinen süßesten Namen aussprechen, o Mutter von der immerwährenden Hilfe, und mit dem letzten Hauch meiner erblassenden Lippen zu Dir aufseuzen: "Hilf mir, so ist mir geholfen, denn Du bist mein Licht!" O führ' mich jetzt zum ew'gen Licht des Himmels! Amen.

O hilf, so ist geholfen mir
In allem Leid des Lebens!
Wer so vertrauend fleht zu Dir,
Hofft, Mutter, nie vergebens!
In aller Noth, ja, selbst im Tod
Wirst Du mir Hilf' verleihen,
D'rum will ich mich herzinniglich
Als treues Kind Dir weihen!

O hilf, so ist geholfen mir!
Ich ruf's bis an mein Ende,
Und weiche keinen Schritt von Dir,
Bis ich den Lauf vollende,
Bis Mutter Du mich wirst zur Ruh',
Der ew'gen Heimath bringen,
Da stimm ich dann ein Danklied an
Will ew'ges Lob Dir singen!

Litanei zu Ehren Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe.

Bittruf zu Uns'rer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe.

Wir fliehen zu Deinen Altären,
Von denen die Hilfe uns naht,
Wir halten es hoch stets in Ehren,
Dein Bild, das so reich ist an Gnad';
Ja, in den verzweifelsten Lagen,
Wenn jeglicher Trost uns gebricht,
Kannst Du uns, o Mutter, versagen
Die Hilfe, die endliche, nicht!

Chor:
D'rum rufen hier im Thränenthal
Wir Evaskinder allzumal,
So lange Leid und Leben währt,
Und banges Weh das Herz beschwert:
O Mutter, immer hilf!

Giebt's doch so viel' Nöthe auf Erden,
Daß Keiner wohl zählen sie kann,
Wie soll uns geholfen denn werden,
Nimmst Du uns'rer Noth nicht Dich an?
Siehst nicht selbst Dein Kind Du erblassen?
Trost sucht Es und Hilfe bei Dir!
Die Händchen, die kleinen, umfassen
So angstvoll die Mutterhand hier!

Chor:
Das Kind, Es hat das Kreuz erblickt,
Sein Herzlein bebt, Sein Geist erschrickt,
Es möcht' - wie einst am Oelberg - fleh'n,
"Könnt' dieser Kelch vorüber geh'n!"
O Mutter, immer hilf!

Und doch trug Dein Sohn ja tief innen
Die göttliche Kraft und Natur,
Was sollten wir aber beginnen,
Die Menschen, armselige, nur!
Wir müßten im Leide erliegen,
Verschmachten in Jammer und Schmerz
Wenn eng nicht wir dürften uns schmiegen
An Dein stets so hilfreiches Herz!

Chor:
Dein Kind hat's uns zuerst gezeigt,
Zur Mutterbrust das Haupt Es neigt
Im Mutterarm so gern Es ruht,
Da weiß Es sich in bester Hut:
O Mutter, immer hilf!

So wollen auch wir stets es machen,
So lang' dieses Leben noch währt, -
Dein Mutterherz mög' für uns wachen,
Damit nicht die Welt uns bethört;
Dein Mutterherz mög' uns verwalten
Die Güter der flüchtigen Zeit,
Es mög' uns in Unschuld erhalten,
Uns hüten in Lieb' und in Leid!

Chor:
D'rum schmiegen wir uns fromm und fest
Stets an Dein Herz, - dort sind auf's best'
Geborgen wir in Wohl und Weh,
Und flehn zu Dir, was auch gescheh', -
O Mutter, immer hilf!

In Krankheit, in Kummer und Schmerzen,
Da sei uns vor allem nicht fern,
Heil' mild die verwundeten Herzen,
Barmherzige Mutter des Herrn!
Und sollten von Allen verlassen
Wir einsam durch's Leben auch geh'n,
So mögen die Augen, die nassen,
In Dir uns're Zuflucht noch sehn!

Chor:
Bist Du mit uns, hat sich die Welt
Entgegen uns umsonst gestellt,
Und ob kein Herz sonst gut uns wär',
Mit Deiner Huld ist Nichts zu schwer.
O Mutter, immer hilf!

Wenn einst uns're Augen sich schließen,
So zeig' Dich dem brechenden Blick,
Komm' Du, unser'n Tod zu versüßen,
Führ' ein uns zum ewigen Glück!
Du warst unsre Hilfe hinieden
Du bleibst unser Trost noch im Tod,
Durch Dich wird uns alles beschieden,
Was zeitlich und ewig uns noth!

Chor:
Wenn wir nach dieses Lebens Weh'n
Dich dort auf Deinem Throne seh'n,
Dann singen wir in sel'ger Freud'
Von Ewigkeit zu Ewigkeit:
O Mutter, Dir sei Dank!

Das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe

I. seine Geschichte, II. seine Verehrung in Gebet und Lied
dargestellt von Cordula Peregrina (C. Wöhler.)

Unveränderte Wiedergabe des 1887 (unter dem Pontifikat Papst Leos XIII 1878-1903) beim Verlag von Franz Schemm, Nürnberg, erschienenen Heftchens.

I.
Geschichte des Gnadenbildes Uns'rer lieben Frau von der immerwährenden Hilfe.


Kaum je ein Gnadenbild hat eine rührendere Geschichte aufzuweisen als das uns'rer lieben Frau von der immerwährenden Hilfe, und kaum ein zweites auch wird sich wohl einer so allgemeinen Verbreitung und glühenden Verehrung erfreuen, wie eben dieses! Gieb's doch fast keine Kirche, keine Kapelle, kein Schloß und keine Hütte mehr, wo nicht das liebe Bild der Mutter von der immerwährenden Hilfe hängt, schön geschmückt und fromm verehrt von Reich und Arm, Vornehm und Nieder, Groß und Klein! Sogar mehrere Kirchen in Frankreich und Deutschland sind der Immerwährenden Hilfe zu Ehren erbaut worden, und besonders ging Oesterreich in ihrer Verehrung voran, indem von der Kirche Maria Stiegen zu Wien aus, durch Wort und Schrift der treuen Söhne Mariens, der ehrwürdigen Patres Redemptoristen die Herrlichkeit ihrer himmlischen Mutter unter dem Titel der "Immerwährenden Hilfe" in begeistertem Lobpreis in alle Welt hinaus verkündet wurde.
Im Jahre 1870 war die Andacht des katholischen Volkes zu dieser Gnadenmutter schon eine so allgemeine, daß 60,000 kleine und 4000 große Bilder, genau nach dem Gnadenbilde zu Rom angefertigt und schön in Farben auf Goldgrund ausgeführt - von Wien aus in allen Himmelsgegenden verbreitet waren, und eine ebenso große Anzahl neuerdings in Angriff genommen werden mußte, denn selbst der Aermste wollte der immerwährenden Hilfe der Christen einen Ehrenplatz in seinem Hüttchen bereiten, und vor ihrem Bilde hilfesuchend und hilfehoffend alles Elend seines Lebens niederlegen!
Wenigen war es vergönnt, sie in dem ihr geweihten Heiligthum zu Rom zu besuchen, aber Jeder wollte wenigstens im Nachbild sie unter seinem Dach beherbergen, auf dem kleinen Hausaltärchen ihr huldigen, und während dort das Auge mit frommer Rührung an dem milden Mutterantlitz hing, die Hand den Rosenkranz hielt, und der Mund ein inbrünstiges Ave nach dem andern sprach, schwang sich die gläubige Seele hin zum wahren Gnadenbilde de Perpetuo Succursu in der ewigen Hügelstadt, oder noch weiter, höher hinauf - bis zu den Stufen des Gnadenthrones, von dem die glorreiche Himmelskönigin da droben auf all' ihre im Thal der Thränen wallenden und weinenden Kinder mit mildem Muttersegen niederblickt. -
Die Geschichte des weltberühmten Gnadenbildes ist in kurzen Worten folgende:
Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde es auf der Insel Creta (heute Candia) schon als wunderthätiges verehrt. Einem sehr reichen, gottesfürchtigen Kaufmann gelang es jedoch, dies Bild in seinen Besitz zu bringen, und überglücklich ob des neuen kostbaren Schatzes, schiffte er sich nach Italien ein. Unterwes aber erhob sich ein heftiger Sturm, und bald schien Alles verloren, der Untergang des Schiffes und der Tod der Mannschaft in den schäumenden Wogen gewiß! Da knieten Alle in brünstigem Flehen um das Bild der Gnadenmutter nieder, welches der Kaufmann in dieser großen Noth hervor holte, und sieh! sogleich schwiegen Sturm und Wogen, die schwarze Nacht der Wolken lichtete sich, "und es ward eine große Stille!" wie es in der hl. Schrift heißt, bei jener Seefahrt, wo der göttliche Heiland Wind und Wellen gebot: "Schweigt und verstummet!" (Markus 4. V. 39.)
Maria, der hellleuchtende Meeresstern, wie die Kirche sie nennt, hatte hier dasselbe gethan, und glücklich landete da Schiff im Hafen zu Ostia.
Der Kaufmann kam mit seinem theuren Bilde zunächst nach Rom, erkrankte aber dortselbst im Hause eines Gastfreundes, und sah bald sein Ende nahen. Seine letzte Sorge galt dem Gnadenbilde, und er beschwor seinen Freund, dasselbe sogleich nach seinem Tode in einer der vielen Kirchen Roms zur öffentlichen Verehrung zu bringen. So starb er mit einem letzten frommen Aufblick zur lieben Gnadenmutter.
Obschon aber der Freund ihm Alles versprochen hatte, hielt er - mißleitet von den üblen Rathschlägen seiner Frau, die das schöne Bild nicht aus dem Hause lassen wollte, - nicht Wort.
Dreimal erschien ihm Maria im Traum und verkündete ihm die Strafgerichte Gottes, wenn er noch länger warte mit der Erfüllung seines Versprechens. Da er aber - bethört von seinem Weibe - trotzdem zögerte, so erschien ihm Maria zum vierten Male, und kündete ihm als gerechte Strafe des Himmels den Tod an, der auch in kürzester Zeit erfolgte.
Dieser erschütternde Fall jedoch reichte noch nicht hin, das Herz der verblendeten Frau zu bekehren; immer noch behielt sie das Bild, bis eines Tag's ihr kleines unschuldiges Töchterlein athemlos auf sie zueilte, mit der Ankündigung, sie habe soeben eine wunderbar schöne, strahlende Frau gesehen, und diese habe ihr geboten: "Kind, geh' sogleich zu Deiner Mutter, und sage ihr: Uns're liebe Frau von der immerwährenden Hilfe will in einer Kirche verehrt sein!"
Diese Botschaft, zugleich mit noch einer wunderbaren Begebenheit, brach endlich den harten und verkehrten Sinn der unglücklichen Frau. Reuig erkannte und bekannte sie ihre Schuld, und entschloß sich sofort, das so lang zurückbehaltene Bild heraus zu geben. Nochmals erschien Maria dem schuldlosen Kinde und offenbarte ihm, in welcher Kirche Roms sie ihren Thronsitz aufschlagen wolle; - es war die des hl. Matthäus, welche damals unter der Obhut der Augustiner-Eremiten stand, und diese nahmen nun mit Freuden den neuen kostbaren Schatz in Empfang.
Am 27. März 1499 zog durch die Straßen Roms eine ungeheure Menge Volks in ebenso andächtiger als glanz- und prachtvoller Prozession, um mit Gebet, Gesang, Rührungsthränen und Jubelrufen das neue Gnadenbild in jene Kirche zu geleiten, die Maria selber sich als Heiligthum auserkoren. Bei dieser Prozession geschah das erste Wunder, - eine gelähmte Frau wurde durch Anrührung des Bildes sofort geheilt, und so bestieg Maria als von Allen gepriesene Wunderthäterin ihren Thron auf dem Hochaltar der Kirche S. Matteo, die nun bald so besucht und weltberühmt wurde, daß sie drei Jahrhunderte lang der Sammelplatz gläubiger Pilger aus allen Landen blieb. Zahlreiche Wunder geschahen daselbst, und die damaligen Geschichtsschreiber wetteiferten, die Herrlichkeit und Mutterhuld der "überaus wunderthätigen Madonna" zu S. Matteo - aller Welt zu künden. -
Doch diesen gesegneten Zeiten sollten höchst traurige folgen! Als zu Anfang unsers Jahrhunderts Unglaube und Gottlosigkeit sich an das Werk der Hölle machten, die geweihten Tempel Mariens zu berauben oder ganz zu zerstören, sank auch die alte, weltberührmte Kirche auf dem Esquilin; aus strategischen Gründen so hieß es! - müsse sie abgetragen werden, und schon in wenig Tagen sah man keinen Stein mehr vom alten Prachtbau!
Wohin aber kam nun das wunderthätige Madonnenbild?
"Nimm das Kind und seine Mutter, und fliehe nach Egypten, und bleibe allda, bis ich's Dir sage!" (Matth. 2. V. 13.)
Wie so einst der Engel des Herrn zu Josef im Traum gesprochen, mochte es ähnlich - auf göttliche Eingebung -in's Herz eines frommen und treuen Marienverehrers geklungen sein in jenen Schreckenstagen, denn das Gnadenbild wurde heimlich geflüchtet und heilig verborgen gehalten, bis das Wüthen des grausamen Herodes ein Ende nehmen würde. Die Flucht geschah in so großer Stille und Verborgenheit, daß Keiner eine Ahnung hatte, wohin das Bild gekommen, es schien wie spurlos vom Erdboden verschwunden! Aber tausende frommer Herzen weinten ihm wehmuthsvoll nach wie verweiste Kinder der geliebten, treuen Mutter, und das römische Volk fühlte sein Heimweh nach der entschwundenen, einst so hilfreichen Madonna von Jahr zu Jahr wachsen. Die verschiedentlichsten Nachforschungen wurden angestellt; von der Kanzel herab forderten eifrige Priester die Schaar der Gläubigen auf, nicht zu ruhen, bis die so schmerzlich vermißte Mutter von der immerwährenden Hilfe gefunden und neuerdings der allgemeinen Verehrung übergeben sei.
Es ging eine Bewegung durch ganz Rom, und die Herzen der treuen Kinder Mariens seufzten so inbrünstig der Wiederkunft ihrer himmlischen Mutter entgegen, wie einst die frommen Väter der Vorzeit der Ankunft des göttlichen Sohnes in dem ergreifenden Sehnsuchtsruf: "Thauet, Himmel, aus der Höhe, und Wolken regnet den Gerechten! Erde, öffne Dich, und sprosse den Heiland hervor!" (Isaias 45. V. 8.)
Sollte das Herz der Mutter sich nicht endlich erweichen und zur Heimkehr zu ihren treuen Kindern bewegen lassen?
Das so spurlos verschwundene Bild befand sich indessen wohlbehalten im Kloster von Sancta Maria zu Posterula, wohin ein alter frommer Klosterbruder, Namens Orsetti, der noch im Kloster von S. Matteo die Gelübde abgelegt, es heimlich gerettet hatte. Zu Posterula nun wurde es von den dahin gezogenen Augustinern im Innern ihrer schlichten Klosterkapelle in aller Stille verehrt, ganz vorzüglich vom alten Frater Orsetti, der allen Trost, - besonders in seinen letzten Lebensjahren, wo er fast vollständig erblindet war - bei dieser seiner himmlischen Muttter suchte und fand.
Orsetti hatte einen jungen Freund, (den nachherigen Redemtoristen-Pater Marchi), welchen er oft zu diesem Bilde führte, ihm von den glorreichen Zeiten seiner Verehrung in der Kirche von S. Matteo, und von den zahllosen Wundern, die daselbst geschehen, erzählte, und ihm mehr als einmal mit unbeschreiblich ergreifendem Ernst einprägte, er solle das heilige Bild nicht vergessen, und sich stets daran erinnern, daß eben dieses die wunderthätige Madonna von S. Matteo sei!
Damals mochte der Knabe, kaum noch Jüngling, die eindringlichen Worte des greisen Klosterbruders kaum recht geachtet und zu Herzen genommen haben, ja, im Lauf der Zeit schienen sie sogar gänzlich von ihm vergessen!
Als er aber später Redemptorist geworden, und nun eines Tages in der Klostergemeinde die Rede auf das entschwundene Bild unsrer lieben Frau von S. Matteo kam, über welches man soeben werthvolle Aufzeichnungen in der Bibliothek des Esquilins entdeckt hatte, stand wie mit Blitzeschnelle und Helle vor Pater Marchis Seele plötzlich jedes Wort, welches er in seiner Knabenzeit vom alten Frater Orsetti über das wunderbare Bild gehört, er erinnrte sich auf's lebhafteste, wie oft er es damals in der kleinen Kapelle zu Posterula gesehn, und erzählte seinen athemlos lauschenden Mitbrüdern die ganze rührende Geschichte.
Unsagbar groß war nun die Freude der frommen Söhne des hl. Alfonsus, und am liebsten hätten sie sich sogleich in den Besitz des kostbaren Kleinods gesetzt, das von Gottes und Rechteswegen in ihre Kirche zu gehören schien, da ja diese an die Stelle des alten Heiligthums von S. Matteo getreten war!
Jedoch sie handelten mit weiser Vorsicht, durch langes und inbrünstiges Gebet sich zur Wiedereroberung des edlen Schatzes vorbereitend, und erst am 11. Dezember 1865 begab sich der Redemptoristen-General zum hl. Vater, stellte ihm bei einer Audienz die ganze Sachlage vor, und erhielt von dem tiefergriffenen Pius IX., diesem glühendsten Marienverehrer seiner Zeit, sofort eine eigenhändige Schrift, in welcher der päpstliche Wille ausgesprochen war, das zu Posterula befindliche Gnadenbild unsrer lieben Frau von der immerwährenden Hilfe möge den Patres Redemptoristen verausfolgt werden und auf den Esquilin zurückkehren, wo es im früheren Heiligthum 3 Jahrhunderte lang verehrt worden sei!
So geschah es denn auch, und der 26. April 1866 war der freudenvolle Heimkehrtag der so lang vermißten, wiedergefundenen Mutter zu ihren nun überseligen Kindern, - ihr Triumphzug durch die Straßen Roms in einer so glor- und glanzreichen Prozession, daß sie jene erste vor nahezu 400 Jahren wohl noch weit übertraf.
Alle Straßen, durch welche der Zug mit dem Gnadenbilde sich bewegte, waren auf's herrlichste geschmückt, ganz Rom war auf den Füßen, und Arm und Reich, Groß und Klein wetteiferte, der geliebten Mutter zu huldigen.
Auch bei dieser Prozession geschahen - wie beim ersten Einzug des Bildes vor fast 400 Jahren - Wunder, zwei ganz auffallende Heilungen, welche den Jubel des Volkes noch erhöhten, und als wahrhaft wunderbare Mutter immerwährender Hilfe bestieg Maria zum zweiten Mal ihren Thron auf dem Esquilin.
Ein feierliches, unter ungeheurem Volkszudrang abgehaltenes Triduum folgte diesem für Rom stets unvergeßlichen 26. April. Die Begeisterung des Volkes schien mit jedem Tage zu wachsen, und da nun der Maimonat folgte, so war die Kirche des hl. Alfonsus auf dem Esquilin stets überfüllt bei den täglichen Andachten; von nah und fern eilte man herbei, die wiedergefundene Mutter zu begrüßen, zu verehren; selbst der hl. Vater, der große Papst Pius IX. erschien am Abend des 5. Mai 1866 ganz unerwartet in der eben beginnenden Maiandacht, schritt bis zum Altar vor, auf welchem das Gnadenbild thronte, und betete vor demselben knieend in größter Andacht.
In seinem Zimmer ließ er eine getreue Copie desselben aufhängen, und pflegte, - nach seiner eigenen Aussage - täglich davor zu beten, um der Immerwährenden Hilfe die Leiden und Anliegen der bedrängten Kirche vorzutragen.
Auf dringendes Ansuchen des Stadtviertels Dei Monti, welches 8 Pfarreien in sich schließt, mußten die Redemptoristen nach Ablauf des Monats Mai nochmals ein feierliches Triduum abhalten zum Dank dafür, daß Rom so glücklich sei, seine geliebte, hilfreiche Mutter neuerdings in seinen Mauern zu bergen; und so reichlich waren die Beiträge, welche von allen Seiten zu dieser dreitägigen Feier flossen, daß sie noch viel schöner und glanzvoller ausfiel, als selbst das erste Triduum!
Von jener Zeit an blieb die Verehrung eine allgemeine; zahlreiche Wunder, auffallende Heilungen an Seel' und Leib vermehrten täglich das Vertrauen der so hilfsbedürftigen Menschheit zur stets hilfsbereiten Mutter, - und von Rom aus ging der Ruf und Ruhm des Gnadenbildes über die ganze christliche Welt, und der süße Name Marias von der immerwährenden Hilfe senkte sich als linder Balsam in alle wehen und wunden Herzen nah und fern.
Als Ausfluß einer so allgemeinen und begeiserten Verehrung erfolgte schon am 23. Juni 1867 die feierliche Krönung des Gnadenbildes, bei welcher Mutter und Kind mit 2 kostbaren, goldenen, reich von Edelsteinen besetzten Kronen geschmückt wurden und somit abermals eine Festfeier, in der Kirche S. Alfonso stattfand, wie sie ruhmvoller für die göttliche Mutter und freudenreicher für das fromme, dankbar ihr huldigende Volk kaum gedacht werden kann!
Maria aber läßt sich an Liebe und Großmuth nicht übertreffen, und stets neue Wunder ihrer Muttermacht lohnten und lohnen die vertrauensvolle Verehrung ihrer Kinder.
Eine große Zahl dieser Wunder ist genau untersucht, zweifellos beglaubigt und umständlich verzeichnet. Die Kürze dieses Büchleines jedoch verbietet uns, näher auf dieselben einzugehen.
Wir brauchen aber auch diese Wunder kaum zu lesen; Jeder von uns, der in Seelen- oder Leibesbedrängniß mit vollstem Kindesvertrauen seine Zuflucht zur Mutter von der immerwähreden Hilfe nimmt, kann Solches u. Aehnliches selbst erleben, denn ihre Hand ist unterdeß nicht verkürzt, und ihr Herz nicht kalt und karg geworden.
Sie trägt vielmehr noch immer dasselbe Herz und denselben Namen, und dieses Herz und dieser Name bürgen uns dafür wie mit heiligem Eidschwur, daß sie uns're Hilfe sein und bleiben wird in Trübsal und Thränen, in Leben und Sterben, in Zeit und Ewigkeit!
So knieen wir denn nieder vor ihrem heiligen Bilde, heben Herz und Hand zu ihr empor, legen zu ihren Füßen alle Noth unseres Lebens nieder, und rufen zu ihr auf, voll zärtlicher Kindesliebe, in unerschütterlicher Christenhoffnung sie grüßend mit frommem

"Gruß an Maria von der immerwährenden Hilfe."

Wohl hast Du, Maria, viel' herrliche Namen,
Und jeder wie Honig dem Herzen ist süß,
Doch einer vor allen, der klingt mir wie Amen
Auf jegliche Bitt', wenn ich betend ihn grüß';
Das ist dieser eine, der milde und reine:
Maria, die immerdar währende Hilf'!

Im Thale der Thränen gehn weinend wir Alle,
Und ach! uns're Noth ist gar bitter und groß
Seit Eva, die Erste, uns stürzte im Falle.
Doch Eva, die Zweite, versüß't unser Loos!
Du blickest o Milde, vom Sternengefilde
Als Mutter der immerdar währenden Hilf'!

Beständige Noth wirkt beständiges Flehen,
Beständiges Fleh'n wird die Hilfe einst schau'n,
Nie hat man ein Herz ja verlassen gesehen,
Das zu Dir sich wandte mit Kindesvertrau'n.
Du bist ja die Treue, in Liebe stets Neue
Die Mutter der immerdar währenden Hilf'!

Daß Alle doch kämen, es laut zu verkünden,
Wie oft sie im Leben erlös't aus der Noth!
Befreiung vom Uebel, Vergebung der Sünden,
Den ewigen Frieden und Hoffnung im Tod.
Erwirkst Du am Throne uns Allen vom Sohne,
O Mutter der immerdar währenden Hilf'!

Auch ich hab' im Leben so oft es erfahren,
Wie Niemand vergebens zu Dir noch gefleht,
Und soll't ich als kostbarsten Schatz denn nicht wahren
Den Namen Dein immer in frommem Gebet?
Will einst das Herz brechen, ihn will ich noch sprechen,
O Mutter der immerdar währenden Hilf'!