Sonntag, Februar 19, 2006

Gnadenkirche U.L.F. der Rekoletten, Verviers


Statue Unserer Lieben Frau vor dem Wunder und nach dem Wunder

Kurze Beschreibung bezüglich der Veränderungen, welche am 18. September 1692 an der in der Kirche U. Lieben Frau zu Verviers verehrten Statue der Heiligsten Jungfrau Maria stattfanden:

Der Gnadenort Unserer Lieben Frau von Verviers, angerufen unter dem Namen "Schwarze Mutter Gottes", ist seit über zwei Jahrhunderten das Ziel einer berühmten Wallfahrt. Man verehrt daselbst eine 2 Meter 5 cm hohe Statue, gebildet aus zwei aufeinandergestellten Sandsteinklotzen. Vor dem Aufbau der jetzigen Kapelle stand die Statue unter freiem Himmel an der Vorderseite der damaligen Franziskanerkirche, sodaß sie die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich ziehen mußte.
Eines Tages berührte Gottes allmächtige Hand dieses verehrte Bildnis. Es war am 18. September 1692. Ein gewaltiges Erdbeben verursachte entsetzliche Verwüstungen in verschiedenen Ländern, besonders in Sizilien, wo tausende Menschen ums Leben kamen. Auch die Gegend, wovon Verviers den Mittelpunkt bildet, wurde Schlag auf Schlag von zwei starken Erschütterungen heimgesucht. Allgemeine Bestürzung bemächtigte sich des Volkes, welches auf den Straßen und öffentlichen Plätzen einen Schutz suchte, den die Wohnungen nicht mehr bieten konnten. Der sogenannte Rekolettenplatz vor der Franziskanerkirche war im Nu mit Menschen überfüllt. Aller Augen richteten sich zum Gnadenbilde der Mutter Gottes. Welches war aber nicht das Erstaunen dieser Menge? Die Gruppe des Jesuskindes und seiner Mutter befand sich nicht mehr in der allbekannten Stellung. Eine Umänderung in der Haltung hatte sich ereignet.
1. Die Antlitze der beiden Figuren, welche soeben noch geradeaus zum Platze hinausschauten, waren jetzt das eine zum andern hingedreht; das zu seiner Mutter gewandte Jesuskind scheint ihr jetzt ins Angesicht zu schauen, wo die bescheiden niedergeschlagenen Augen der Jungfrau sanft auf das zu ihren Füßen gedrängte Volk zu ruhen scheinen.
2. Die Füße des Jesuskindkleins stehen unverändert auf der Säule, worauf sie sich stützen, aber der Oberkörper hat sich gänzlich zur Mutter gedreht und dieses in einer dem Anscheine nach sehr sonderbaren Stellung.
3. Die Hand des Kindes, die eine Kugel, Symbol des Erdballs, hielt, stützt sich nun auf die Brust der Mutter; der rechte Arm der sich vorher wie zum Segen erhob, hat sich ebenfalls der linken Hand genähert, und endlich hat der linke Arm der Jungfrau, der das Zepter in einer Entfernung von ungefähr 60 cm hielt, sich zur Mitte hin gebogen und die rechte Hand des Kindes erfaßt. War es nicht das klare und ergreifende Sinnbild der Macht, welche Maria besitzt, den strafenden Arm ihre Sohnes aufzuhalten?

Soweit die geschichtliche Tatsache: Unbestreitbar steht sie fest, bezeugt durch die Aussagen von hunderten Personen, gegen deren Ehrenhaftigkeit und Glaubwürdigkeit kein Zweifel aufkommen kann; - Zeugnisse niedergelegt in öffentlichen und notariellen Akten, beglaubigt von den damaligen Burgermeister und Schöffen - und wovon die Urschriften in den Archiven des Rathauses von Verviers aufbewahrt werden.
Das war der Finger Gottes, so rief das Volk in seinem reinen treuherzigen Glauben, das war ein Wunder.
Die Beweise dieser erstaunlichen Umänderungen wurden dem Urteile des Heil. Apostolischen Stuhles unterbreitet. Diesen Beweisen zufolge verlieh Papst Klemens XII. einen vollkommenen Ablass für den 18. September Jahrestag des großen Geschehnisses. Am 19. Dezember 1846 gewährte der Hl. Vater Pius IX. einen vollkommenen Ablaß an einem beliebigen Tage des Jahres, den jeder selbst wählen kann.

Seit diesen wunderbaren Ereignissen entwickelte sich im Gnadenort zur "Schwarzen Muttergottes" eine ganz außergewöhnliche Andacht und Verehrung zur Allerseligsten Jungfrau, die sich bis auf den heutigen Tag aufrecht erhält. Übrigens beweisen die zahlreichen merkwürdigen Heilungen und sonstigen Gnaden, welche in Erhörung des Gebetes vor dem Gnadenbilde erlangt wurden, daß das Vertrauen des katholischen Volkes nicht betrogen wurde.
Im Jahre 1892, bei Gelegenheit der zweihundertjährigen Jubiläumsfeier der wunderbaren Vorkommnisse, gewährte der Hl. Vater Leo XIII. der Statue der heiligsten Jungfrau Maria, verehrt unter dem Titel Mutter der Barmherzigkeit, die Ehrung der feierlichen Krönung.
Seine Heiligkeit Pius X. gewährte durch Dekret vom 16. Dezember 1904 die Erlaubnis, jeden Tag die Votivmesse zur Mutter Gottes auf dem Altar vor dem Gnadenbilde darzubringen. Es wurde eine Bruderschaft in der Kirche errichtet unter dem Titel "Notre-Dame Auxiliatrice", welche zahlreiche Mitglieder zählt, die es sich zur freudigen Pflicht machen, ihrer ehrenvollen Mutter besondere Beweise ihrer Liebe und ihres Vertrauens zu geben.

Unsere Liebe Frau der Rekolleten, Mutter der Barmherzigkeit, bitte für uns. (100 T. A.)

Imprimi potest. Leodii, die 21 Junii 1954, + Guilielmus Maria van ZUYLEN, Ep. Coadj.

N.-B. - An ALLEN SAMSTAGEN DES JAHRES UND MUTTERGOTTESFESTEN, um 7.15 Uhr, wird ein feierliches Hochamt am Altar des Gnadenbildes nach den Meinungen der lebenden und verstorbenen Pilger dargebracht. An allen anderen Werktagen wird um 6.30 Uhr, die Votivmesse vor dem Gnadenbild gelesen. JEDEN ABEND AN DEN WOCHENTAGEN, um 6 Uhr, Andacht und Rosenkranzgebet vor dem Altare der Heiligsten Jungfau. JEDES JAHR finden, am 18. September feierliche Hochämter um 10, 18.15 Uhr statt.

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