Freitag, Februar 24, 2006

Die Helferin der Armen und Notleidenden

"Mich erbarmt des Volkes."

Die Worte des göttlichen Heilandes, die er seinerzeit an seine Jünger richtete, als ihm das Volk nacheilte und seit drei Tagen nichts gegessen hatte, sind mit Recht auf Maria, die barmherzige Mutter unseres gütigen Erlösers anzuwenden.
Die Not und das Elend des Volkes, vor allem die seelische Not, hat dermaßen überhand genommen und die Ungerechtigkeit und Sünde der neuheidnischen Welt schreit um Rache, daß die barmherzige Mutter all ihr Erbarmen in reichstem Maße ihren Kindern zuwenden möchte, jenen Kindern, die ihr der göttliche Heiland vom Kreuz herab anvertraut hat. Durch die Erscheinungen der allerseligsten Jungfrau in Lourdes, La Salette, Pontmain, Marpingen und andere brachte sich Maria der Menschheit in Erinnerung, zeigte sich als gütige Mutter der Armen und Notleidenden. Sie forderte auf zu Gebet und Buße, zur Rückkehr zu den Geboten Gottes und der Kirche. Leider wurden diese Mahnungen zu wenig beachtet. Die Not des Volkes stieg aber immer mehr und mehr. Hilfe tut dringend not. Da greift der göttliche Heiland selber wieder ein durch eine Erscheinung, die er einer Schwester in Südamerika zuteil werden läßt; denn "ihn erbarmt des Volkes" .
In dem von Msgr. Graf Franziskus von Campos Barreto, Bischof von Campinas, Brasilien, gegründeten Institut der Missionarinnen vom gekreuzigten Jesus lebt eine Schwester namens Amalia vom gegeißelten Jesus. Sie ist, wie unsere begnadete Therese Neumann, mit den heiligen Wundmalen Christi ausgezeichnet. Schwester Amalia gehört zu den ersten acht Schwestern und Mitbegründerinnen des Instituts, die am 8. Dezember 1927 das Ordenskleid erhielten und am 8. Dezember 1931 ihre ewigen Gelübde ablegten.
Ein Verwandter der Schwester Amalia vom gegeißelten Jesus befand sich in großer Not. Seine Frau war schwer krank. Nach den Aussprüchen verschiedener Ärzte gab es für diese kein Heilmittel mehr. Mit Tränen in den Augen erklärte der arme Gatte: "Was wird dann aus den Kinderchen?"
Die Not dieses Verwandten ging Schwester Amalia sehr zu Herzen. Sie wandte sich sofort an den göttlichen Heiland. Da fühlte sie einen inneren Antrieb, der sie zu Jesus im Tabernakel rief. Unverzüglich ging sie zur Kapelle und kniete mit ausgebreiteten Armen an den Stufen des Altares nieder und sagte zu Jesus: "Sollte es keine Rettung mehr geben für die Frau des T., so bin ich bereit, mein Leben zu opfern für die Mutter der Familie. Was willst Du, daß ich tun soll?" - Jesus antwortete. "Wenn Du diese Gnaden erlangen willst, bitte mich um der Tränen meiner Mutter willen."
Schwester Amalia fragte weiter: "Wie muß ich beten?" darauf nannte ihr Jesus folgende Anrufungen: "O Jesus, erhöre unsere Bitten um der Tränen Deiner heiligsten Mutter willen! - O Jesus, schaue auf die Tränen jener, die Dich auf Erden am meisten geliebt und Dich am innigsten liebt im Himmel."
Jesus fügte noch hinzu: "Meine Tochter, um was die Menschen mich um der Tränen meiner Mutter willen bitten, bin ich gezwungen, ihnen in liebevoller Weise zu geben. - Später wird meine Mutter diesen Schatz unserem geliebten Institute übergeben als Magnet der Barmherzigkeit." - Dies ereignete sich am 8. November 1929.
Die Verheißung des göttlichen Erlösers an Schwester Amalia, daß die Mutter Gottes seinem geliebten Institute später einen Schatz übergeben werde, erfüllte sich am 8. März 1930. Auch hierüber wollen wir Schwester Amalia sprechen lassen. Sie schreibt:
"Es war am 8. März 1930. Ich war in der Kapelle, kniete an den Stufen des Altares auf der linken Seite, als ich mich plötzlich emporgehoben fühlte. Nun sah ich, wie sich mir eine Frau von unaussprechlicher Schönheit nahte. Sie war bekleidet mit einem Gewande von violetter Farbe, blauem Mantel und einem weißen Schleier, der noch ihre Brust umschlang. Sie schwebte lächelnd auf mich zu, einen Rosenkranz in der Hand haltend, den sie selbst "Coroa", d.h. Korone und bedeutet Rosenkranz) nannte. Seine Perlen glänzten wie die Sonne und waren weiß wie Schnee. Mir diesen Rosenkranz übergebend sagte sie zu mir: "Dieses ist der Rosenkranz meiner Tränen, der von meinem Sohne seinem geliebten Institute anvertraut wird als Anteil seines Vermächtnisses. Die Anrufungen wurden schon von meinem Sohne gegeben. Mein Sohn will mich durch diese Anrufungen besonders ehren und so wird er alle Gnaden, die man um meiner Tränen willen erbittet, gerne gewähren. Dieser Rosenkranz dient zur Bekehrung vieler Sünder, hauptsächlich der vom Teufel Besessenen. Dem Institute vom gekreuzigten Jesus ist eine besondere Ehre vorbehalten, nämlich die Bekehrung vieler Mitglieder einer verruchten Sekte zum blühenden Baume der streitenden Kirche. Durch diesen Rosenkranz wird der Teufel bezwungen und die Herrschaft der Hölle zerstört. Rüste dich zu diesem großen Kampfe." Als sie dies gesagt hatte, verschwand sie."
Sr. Exzellenz der hochwürdigste Herr Bischof Franziskus von Campinas weilte, von Rom kommend, in Deutschland gerade zu der Zeit, als wir diese Zeilen schreiben. Nach einem Besuch der stigmatisierten Therese Neumann in Konnersreuth wohnte er dem Passionsspiel in Oberammergau am 27. Mai bei. Wir hatten somit Gelegenheit, aus erster Hand alle Unterlagen für die Veröffentlichungen über die Erscheinungen in Campinas und über Schwester Amalia zu bekommen. Der hochwürdigste Herrr gab uns auch die Versicherung, daß nicht nur in Brasilien, sondern auch in anderen Ländern zufolge Tragens der Medaille Unserer Lieben Frau von den Tränen, die der Schwester Amalia am 8. April 1930 in einer neuen Erscheinung von der Mutter Gottes geoffenbart wurde, ungezählte Bekehrungen gerade bei Kommunisten und den gefährlichsten Gottlosen stattgefunden haben. Mehr noch gingen Nachrichten über auffallende Erhörungen und wunderbare Heilungen ein, die zugfolge des Betens ds Rosenkranzes Unserer Lieben Frau von den Tränen stattgefunden haben sollen.
Ungezählte Gnadenerweise sind schon erlangt worden durch das Beten des Rosenkranzes zu Ehren der Tränen Unserer Lieben Frau. Der Grund liegt in dem Versprechen des göttlichen Heilandes, "der dem keine Bitte abschlägt, der ihn um der Tränen seiner heiligsten Mutter willen bittet." Dann auch ist ja bekannt, daß der göttliche Heiland die treue Verehrung der Schmerzen seiner heiligsten Mutter, die allein die Ursache ihrer Tränen sind, besonders belohnt. Selbst aus Deutschland, Holland und Belgien berichten viele von auffallenden Erhörungen und Gnaden. Sie beteten den Rosenkranz Unserer Lieben Frau von den Tränen 9 Tage lang täglich, gingen zu den heiligen Sakramenten und verricheten Werke der Nächstenliebe.
Von Ordensleuten vernahmen wir, daß ihnen das Beten dieses Rosenkranzes eine sehr liebe Gewohnheit sei, der sie viele und außergewöhnliche Gnaden verdanken. Dieserhalb beten sie ihn täglich öfters, um Gnaden für sich und andere zu erbitten, die Bekehrung der Sünder, Irr- und Ungläubigen und den Priestern und Missionaren die erforderlichen Gnaden zu erflehen, den Sterbenden beizustehen und die armen Seelen aus dem Fegfeuer zu befreien.
Eine gläubige, fromme Seele, der das Wohl der heiligen Kirche und die Ehre Gottes am Herzen liegt, weiß ohne besondere Anleitung, was sie alles vom gütigen Erlöser um der Tränen seiner heiligsten Mutter willen erflehen kann und soll.
Das alles überdenkend verstehen wir nur zu gut, daß die zuständige kirchliche Behörde diese Art der Verehrung der Schmerzen der Mutter Gottes nicht nur wohlwollend duldet, sondern auch fördert und sogar gestattet, daß ein Fest Unserer Lieben Frau von den Tränen gefeirt wird, wie das alljährlich in den Instituten der Missionarinnen vom gekreuzigten Jesus am 20. Februar geschieht. Darüber und von den Erscheinungen und Offenbarungen der Gottesmutter an Schwester Amalia wird Exzellenz Bischof Franziskus von Campos Barreto fortlaufend in unserer Zeitschrift schreiben.

Aus: Separatdruck aus "Mutter der Gnaden - Echo der Mutter Gottes Erscheinungen", Illustrierte Halbmonatsschrift im Geiste Mariens, 8. Jahrgang, 15. August bis 1. Dezember 1934. Für die Schriftleitung verantwortlich: W. Dunkel-Mut, Gauting.

Keine Kommentare: