Montag, Mai 29, 2006

Maria Bordoni - Worte der Jungfrau Maria zu verschiedenen Malen gesprochen, jedoch nicht als Botschaft

Bild: Castelgandolfo, Opera "Mater Dei"

Ich liebe sie sehr, Meine allerliebsten Söhne. Doch du weißt, daß Ich sie heilig haben will, Meines geliebten Sohnes würdig. - Was hat doch Mein Herz für herrliche Wünsche an sie! Daß sie Mich doch kännten! Wenn sie Mich doch als ihre Mutter in ihre Seele schließen würden! Möchten sie doch ihr Herz Mir ganz hingeben! Welch große Segnungen würden sie davon ernten! Wieviel Kraft! Welche Beglückung! Wie liebe Ich doch Meine Auserwählten... Sie könnten Mein Herz trösten! Möge jeder Priester, der mit gelehrigem Herzen auf Meine Bitten hört und sich zum Apostel meines Willens macht, wissen, daß er unter Meinem besonderen Schutz und Segen steht.
Was Mir jetzt am meisten am Herzen liegt, ist, daß Meinen Priestern auf jede Weise geholfen wird. Du weißt, daß sie die zarteste Saite Meines mütterlichen Herzens sind. Und in der Welt werden Meine Söhne verfolgt, gehaßt, verleumdet. - Du siehst, wie der Zorn der Gottlosen sie von allen Seiten umringt. Ängstige dich nicht deswegen. Ich werde sie auf außerordentliche Weise erretten. - Meinen auserwählten Söhnen halte Ich eine große Liebe bereit. Aus Meinem Herzen wird ihnen eine große Gnade zuströmen. - Mögen sie sich Meiner Liebe immer bewußter werden. - Mögen sie wissen, daß Mein Herz dürstet. Und sie können seinen Durst stillen. - Mögen sie immer mehr mit Mir und unter sich vereint sein, denn große Pläne habe Ich mit ihnen vor. Jene, die Mir lauschen, mögen immer Meine Verheißungen vor Augen halten. Und mögen sie daraus Trost schöpfen, denn ihre Mutter wird sie nicht enttäuschen.
Meine auserwählten Söhne will Ich heilige sehen. Sie sollen sein wie brennende Lampen, die allen Seelen Licht spenden. Ich will, daß sie alle Seelen mächtig lieben, vor allem die armen Sünder! Diese Meine Söhne mögen wissen: je mehr sie ihre Herzen den Sündern pöffnen werden, desto mehr wird Mein herz ihnen offenstehen, und sie werden das Geheimnis der Liebe kennenlernen.
O, ihr lieben Söhne, hört zu! Vernehmt ihr die Klage Meines Herzens? Helft Mir Seelen retten! Das ganze Blut Meines Sohnes haben sie gekostet! Kostbar sind sie in den Augen des Allerhöchsten! Ihr, Meine Kinder, überlaßt Mir die Sorgen um euch und um eure Dinge, und gebt euch den Seelen hin...
Vielgeliebte Söhne, höret Mich! Ihr seid das vollkommene Abbild Meines göttlichen Sohnes. Ihr sollt ein so herrliches Bild nicht verdunkeln! Beschmutzt es nicht mit euern Armseligkeiten! Jesus trägt euch und ihr tragt Jesus. Er liebt euch mit der innigsten Liebe und ihr, liebet Ihn, liebt Ihn sehr!
Jesus hat euch berufen, diese kalte, von Finsternis und Eis umgebene Welt zu erleuchten und zu erwärmen. Ja, seid Licht! Seid Feuer! Die Seelen schauen auf euch, sie bitten um Hilfe. Jede Seele muß in jedem Meiner Söhne Jesus sehen, sanftmütig und demütig von Herzen, Jesus, arm und abgemüht für die Seelen, Jesus, voll Geduld und Erbarmen für die Sünder, Jesus, Schlachtopfer für die Sünden der Welt, Jesus, den Liebhaber der Kleinen und Armen.
Heilig will Ich sie, Meinem Sohne und Mir treu ergeben. Meinen Sohn will Ich in ihnen schauen. Ich will, daß die ganze Welt Jesus in ihnen sehe... Ich bin ihnen nahe und Ich will, daß sie es wissen. Sie sollen ihre Mutter nie weitweg wähnen. - Meine Kinder, hört Mich an! Eine große Liebe trage Ich zu euch, auch wenn unter euch einige Mein Herz verbittern und Ich für sie Tränen des Schmerzes vergießen muß! Meine vielgeliebten Kinder, überlaßt Mir alle Sorgen. Vergeßt euch! Seid zum Opfer bereit! Werdet froh im Selbstverzicht! Seid beglückt, mit Meinem gekreuzigten Sohn gekreuzigt zu sein!
Durch euch wird die Welt gerettet werden und zu neuem Leben erwachen. Vergeudet nicht eure Tage an nichtssagende Dinge, das ehrt euch nicht. Ihr seid das Salz der Erde. Vergesset es nicht! Alles in euch muß Jesus ausstrahlen! Kinder, glaubt an Meine Liebe!
Ich liebe sie alle, auch die Entfernten, auch die auf Sündenwegen. Sie mögen zu Meinem Herzen zurückkehren! Ich warte auf sie und Ich werde sie mit Liebe und Erbarmen überschütten. Für sie werde Ich doppelt Mutter sein! Sie sollen Mein zerrissenes Herz nicht länger warten lassen!
Siehe, Ich will sie wie brennende Lampen inmitten der finstern Welt. Ich sammle jede ihrer Tränen, jeden Schmerz, und verwandle sie in kostbare Perlen vor Gottes Angesicht. Diesen Meinen vielgeliebten Söhnen werde ich Mich auf wunderbare Weise offenbaren, und ich werde sie alle an Mein Herz ziehen.
Die Heiligkeit, die Ich von Meinen Söhnen erwarte, besteht nicht in Worten und Wüschen, wohl aber im Opfer, in der Tugend, im Leiden, in einer großen Liebe... Die Herzen dieser Meiner lieben Söhne müssen dem Herzen Jesu gleichen... Wenn Ich dir die Seele des Priesters sichtbar machen würde, du würdest Jesus selber sehen. Jeder Priester ist ein Werk unendlicher Liebe.
Jeder Priester ist Jesus, der sich gibt und Ich mit ihm.
Jeder Priester ist eine Offenbarung der unendlichen Milde des Gottes der Liebe. Wie sehne Ich Mich darnach, daß Meine Söhne, in jedem Augenblick ihres Lebens, diese Wahrheiten sich vor Augen halten!

Imprimatur: Foggia - Fortunato Farina, Episcop.
Immaculata-Verlag, CH-6015 Reussbühl-Luzern

Maria Bordoni - Botschaft an die Priester - "Ich bin die Mutter Gottes"

Aus dem Italienischen übersetzt

NB. Über die übernatürliche Herkunft dieser Botschaften hat die Kirche zu urteilen. Wer sie im Geiste der Demut liest, wird merken, daß U. L. Frau nicht anders sprechen konnte. Das Titelbild ist von Maria Bordoni, der Übermittlerin dieser Botschaft, gezeichnet worden, obwohl sie des Zeichnens unkundig war. Die Botschaften sind den Priestern vorbehalten.

Erste Botschaft: Mai 1943

Die Königin des Himmels sagt: "Die Priester sind Meine bevorzugten Kinder. Doch in dieser letzten Zeit haben viele von ihnen Mein Herz verwundet! Ich muß zusehen, wie die Heiligkeit Meiner Vertrauten schwindet. Jene trösten Mich, die sich unter der Last des Unverstandenseins, der Verleumdungen ,der Schmähungen für die Seelen opfern. Sie durchkosten diePassion Meines vielgeliebten Sohnes bis ins Einzelne.
Laß sie es hören, solange du lebst, daß ich sie liebe, daß sie Mein Trost sind... Die andern aber mögen ihren Sinn ändern, sehr bald! Sie sollen ablassen, den Leib und die Seele Meines Sohnes und auch Mich zu verwunden! Man muß wieder rein, demütig, arm, hochherzig werden, ohne Unterlaß... Barmherzig sein mit den Leidenden, Gequälten mit den Kranken und Verfolgten... geduldig sein in Widerwärtigkeiten, in den Prüfungen, im Unglück, mit den Aufdringlichen mit den Kleinen, mit den Alten.
Alle diese Tugenden, die im Priester lebendig sein sollten, sind bei vielen erstorben. Rufe es ihnen zu, den Weg der Heiligkeit zu beschreiten, ohne Verzug. - Der Glaube ohne die Werke ist tot. Deshalb ist ihr Glaube erkaltet, weil die heiligen Werke fehlen.
Erkaltet ist ihr Vertrauen in Gott und in Mich, in die Offenbarung, in das Opfer Meins Sohnes und in dessen Fortsetzung in der hl. Messe und im hlst. Sakrament. Rufe allen zu, von ihrer Bosheit abzulassen, weil in ihren Händen die Passion Meines Sohnes verunehrt und geschändet wird. Sag ihnen, ich flehe sie an, das heilige Opfer würdig zu feiern, mit grenzenloser Liebe Meinen Sohn zu lieben!
Was Ich dir sage, brauchen die anderen nicht zu wissen, es ist für die Priester bestimmt. Ja, sie sollen es wissen. Bemühe dich darum. Das ist Mein Wille. Sag ihnen auch, sie sollen bescheiden sein im Geiste und arm an Gütern. Ich bitte sie darum flehentlich.

Zweite Botschaft: 13. Mai 1946

Was Ich dir nun sage, sind Geheimnisse, die im Herzen Meiner Söhne, der Priester, eifersüchtig gehütet sein mögen.
Das ist Mein Wille: Ich will, daß sich diese Meine geliebten Söhne an Mein Herz schließen. Ich will, daß in ihnen die Liebe und das Vertrauen zu Mir erwache. - Ich will, daß durch sie die Welt sich erneuere. - Ich will, daß durch ihr Opferleben und ihre Hingabe die Seelen den Weg zum Glauben und zur Hoffnung wiederfinden. - Du weißt, wie lieb Mir diese Priesterseelen sind und wie Ich sie mit unendlichem Zartgefühl mehr liebe als alle.
Viele sind jedoch durch ein Leben, das ihrer großen Würde widerspricht, lau geworden, und sie betrüben dadurch Meinen Sohn. - Andere sind starken Versuchungen ausgesetzt und werden vom bösen Feind, von der Welt, vom Bösen verfolgt. Wie teuer sind Mir diese Seelen! Wie möchte ich sie an Mein Herz drücken und ihnen von Meiner großen Liebe erzählen! Euch, Meine viellieben Söhne, die ihr Meine Botschaft aufgenommen und bewahrt habt, euch gilt Mein mütterlicher Segen!
Euch, Meine vielgeliebten Söhne, die ihr Meinem Willen unverzagt Folge geleistet und ihn unter die Brüder verbreitet habt, euch werde Mein Schutz, euch werden alle Segnungen Meines Herzens zuteil! - Ich will euch um Mich vereint wissen durch ein starkes Band der Liebe. Selbst wenn ihr von allen verlassen, verfolgt, verleumdet, betrübt seid: Ich bin bei euch! Ich folge euch auf Schritt und Tritt, in jeder Bedrängnis. Ich bereite euch den küzesten Weg, den Himmel zu erreichen.
Es ist Mein Wille, daß sie die Welt und die Seelen immerdar mit Meinen Augen und mit Meinem Herzen betrachten. - Ich wünsche, daß sie mit den Sündern Geduld, viel Geduld üben, wie Ich es tue, und daß sie nichts unversucht lassen, um auch nur einen zu retten. - Sie sollen gut und gütig sein mit den Leidenden. Sie sollen die Kleinen und die Alten lieben. Sie sollen losgelöst sein von sich und den Weltdingen. - Sie sollen das hl. Opfer und das Gebet lieben.

Dritte Botschaft: 28. Oktober 1946

Höre gut zu, was Ich dir sage: Es ist nun an der Zeit, Meinen Söhnen Meinen Willen kundzutun. Das also ist Mein Wille: Daß die Kette des großen Erbarmens ihren Anfang nehmen. So wird die Vereinigung heißen, die diese Meine lieben Söhne mit Mir und untereinander verbinden wird.
Von ihnen erwarte Ich sechs Dinge:
1. Die Gewißheit Meiner besonderen Liebe für ihre Seelen.
2. Ganzhingabe beim hl. Meßopfer.
3. Wenn es möglich ist, monatlich zwei heilige Messen nach Meiner Meinung zu feiern.
4. Sie sollen wirken, daß man Mich als Mutter Gottes kennen lernt.
5. Daß sie Mir ihre Herzen ganz und liebevoll anbieten.
6. Daß sie ihre Seele bereit halten, immer das zu vollbringen, was Ich von ihnen erbitten werde zum Heil der Kirche, der Seelen und der Welt.
Und ich verspreche ihnen:
1. Ihre Seele zu bewahren und zu beschützen, bis Ich sie im Himmel nahe bei Mir haben werde.
2. Sie vor jedem Angriff des bösen Feindes zu beschützen und zu befreien.
3. Ihr Wirken zu befruchten und besondrs ihre Mühen zu segnen.
4. Ihre Herzen an Mich zu ziehen und sie in Meiner Liebe glücklich zu machen.
5. Ihnen auch in ihren materiellen Bedürfnissen beizustehen. (Da sich die vermittelnde Seele bei dieser Mitteilung überrascht zeigte, beharrte die Mutter Gottes lächelnd darauf: "Ja, auch dafür muß ihre Mutter sorgen.")
6. Mein Segen wird immer über sie walten. Gib acht, daß du nichts vergissest. Das alles habe Ich dir jetzt anvertraut und nicht früher, denn nun ist die Stunde gekommen... Fürchte nichts, denn Ich werde immer bei dir sein.

Imprimatur: Foggia - Fortunato Farina, Episcop. - Immaculata-Verlag, CH-6015 Reussbühl/Luzern

Fortsetzung

Samstag, Mai 27, 2006

Der Wallfahrtsort Maria Weissenstein - Pietralba - und seine weitere Geschichte - 1

Die 200-Jahrfeier der Gründung des Wallfahrtsortes

Zum zweihundertjährigen Jubiläum ließ der Prior P. Magnus M. Constantin die äußere Fassade der Kirche erneuern, indem er über dem Chor eine Kuppel errichten ließ, die von zwei kleinen Türmen flankiert war; er ließ auch die Orgel anschaffen und gleich hinter dem Chor wurde eine neue große Sakristei errichtet, die östlich durch einen langen Gang mit dem Kloster verbunden ist. Die Decke der Sakristei wurde vom Maler Valentino Rovisi aus der Schule des Tiepolo verziert und auf der Außenseite brachte der Dominikanerbruder Fr. Albert zwei Sonnenuhren an, die mit Chronogramm versehen wurden. In der Sakristei wurden vom Kunsttischler Fr. Gabriel M. Peer, Bruder aus dem Servitenorden, fünf Schränke eingebaut. Es wurde auch eine neue Kanzel in Stuckarbeit errichtet. Die kleine Statue der Gnadenmutter, der Mittelpunkt des Wallfahrtsortes, wurde in einem kostbaren, mit Gold, Silber und Edelsteinen verzierten Ostensiorium untergebracht und auf den Hochaltar gestellt.
Die innere Dekoration der Kirche wurde dem akademischen Maler Joseph Adam Ritter von Mölk anvertraut, der sie nach dem damaligen Geschmacke ausführte. Es wurden sehr viel Gold und viele Farben gebraucht und, um einen größeren Effekt zu erzielen, in den Bögen vier Spiegel angebracht. Die Kaiserin Maria Theresia, die zur Veschönernung des Wallfahrtsortes sehr viel gespendet hatte, wurde in der Hauptmalerei dargestellt, wie sie, vor der Gnadenmutter kniend, für einen ihrer kranken Söhne um Gnade fleht.
Die Gedächtnisfeier begann am Vorabend des Festes Mariä Himmelfahrt und endete am 24. August. Sehr groß war die Anzahl der Pilger und jeder von ihnen dachte noch lange an den erlebten Eindruck. Nennenwert sind dabei die Prediger des Servitenordens P. Bernhard M. Stecher, P. Hermenegildus M. Grinner und P. Zacharias M. Rathgeb. Des letzteren Predigt wurde im Jahre 1762 gedruckt und ist in der Bibliothek des Klosters aufbewahrt.

Die Aufhebung des Klosters

Der Wallfahrtsort bestand schon seit 234 Jahren und seit 69 hatten ihn die Serviten-Patres mit Eifer verwaltet. Nur Gott weiß, wieviele Gnaden in dieser Zeit auf Fürbitte der Schmerzensmutter den Gläubigen gewährt wurden. Große unglückliche Schwierigkeiten überfielen das Friedenswerk, das dort begonnen worden war. Unter der Regierung Josefs II. wurden viele Bruderschaften aufgelöst, viele Kirchen und Wallfahrtsorte geschlossen. Im Jahre 1785 wurde der bekannte Wallfahrtsort M. Waldrast aufgehoben und man zitterte in Weissenstein, dasselbe Los zu erleben. Wirklich traf am Morgen des 5. Juni 1787 die Aufhebungskommission ein.
Sie bestand aus den Herren Thaddäus Leis von Laimburg, Staatssekretär, aus Andreas von Ingram und Peter von Strobl, die vom Richter von Deutschofen Leo von Spreng begleitet waren. Sogleich wurden alle Miglieder des Klosters (9 Patres und 3 Brüder) im Speisesaal versammelt und es wurde ihnen der Erlaß des Kaisers über die Aufhebung des Klosters und der Kirche mit dem Verbot jeglicher religiösen Übung mitgeteilt. Acht Tage lang war die Kommission mit dem Inventar und der Schätzung der Güter beschäftigt und bei der Abfahrt wurden Geld, Silber, Kostbarkeiten und Kirchenparamente mitgeführt. Alle Güter von Weissenstein wurden für den Religionsfond beschlagnahmt und alles wurde versteigert. Johann Anton Gugler machte dabei das größte Angebot, und dieser Kauf wurde am 9. August 1788 von der Kofkanzlei bestätigt. Die Orgel wurde nach Verla in das Cembratal verkauft; die 14 Stationen des Kreuzwegs, von Karl Henrici aus Bozen, aber nach Villamontagna; die fünf Schränke der Sakreistei befinden sich in der Abtei Muri-Gries, Bozen; von den fünf Bildern des Speisesaales kamen vier in die Gemäldesammlung der Magnifica Comunità die Fiemme in Cavalese und eines in die Kirche von Pinzon.
Die kleine Wunderstatue der Pietà wurde am 13. Juli nachts nach Leifers in die Pfarrkirche gebracht.
Am 18. Juli 1787 verließen alle Patres mit gebrochenem Herzen ihr Kloster; nur der Prior P. Innozenz M. Freiherrr von Sternbach blieb einige Wochen lang, zuerst als Aushilfe des Curaten von Petersberg, dann vom Jahr 1789 bis 1793 als Verwalter jener Curatie; alsdann kam er als Seelsorger nach Algund, wo er, erst 45 jahre alt, im Jahre 1795 starb. Als letzter der 26 Prioren beschloß er sein Tagebuch mit folgendem Chronogramm:

FInItVr DIarIVM frtrIs InnoCentII InfeLICIs PrIorIs WeIssensteInII (1787)

= Hier endet das Tageuch des Fr. Innozenz, des unglücklichen Priors von Weissenstein.

Fortsetzung folgt

Weissenstein - Pietralba und seine Geschichte - die Erscheinungen der Gottesmutter

Mitten in einem wunderschönen und weiten Panorama der Alpen erhebt sich, fast wie eine natürliche Grenze zwischen Trient und Bozen, 1520 m. über dem Meeresspiegel, WEISSENSTEIN, von herrlichen Wäldern umgeben, eine Oase des Friedens.
Ungefähr um die Mitte des 16. Jahrhunderts wohnte auf der waldigen Anhöhe, wo heute der Wallfahrtsort Weissenstein liegt, ein Bauersmann namens Leonhard, der hier oben ein ausgedehntes Landgut besaß, welches eben Weissenstein genannt wurde. Diese Gegend gehört damals, wie auch heute noch, zur Gemeinde Deutschnofen. Leonhard wohnte mit seiner Familie in dieser weiten und prächtigen Einsamkeit und führte ein ehrenhaftes und tugendhaftes Leben. Dieser fromme und gerechte Mann wurde von großem Leid heimgesucht und so zu einem Gnadenkind der Gottesmutter. Es überfiel ihn nämlich eine schwere Geisteskrankheit und er stürzte in einen tiefen Abgrund, wo ihm die hl. Jungfrau erschien und ihm Heilung versprach, wenn er Ihr zu Ehren eine Kapelle errichten würe. Sie sagte zu ihm: "Damit du an meinem Versprechen nicht zweifelst, wirst du noch weitere neun Tage lang ohne Speise und Trank hier unten liegen. Am neunten Tage dann werden dich deine Familienangehörigen finden. Aber du vergiß meine Worte nicht!" Und so geschah es auch. Leonhard aber vergaß sein Vesprechen und es überfiel ihn abermals, stärker als vorher, die schreckliche Krankheit. Von da an sah man nachts immer am selben Orte ein Licht leuchten und niemand konnte sich das erklären. Leonhard aber erinnerte sich daran, wurde geheilt und ging gleich an die Arbeit. Beim Graben fander eine kleine Statue der Gottesmutter, welche die Pietà darstellte. Er dachte sofort an ein Zeichen des Himmels und nachdem er die Kapelle beendet hatte, stellte er die Statue dort auf, damit man sie verehren konnte. Es war wirklich ein Zeichen des Himmels: die seligste Jungfrau tat durch immer mehr Gnaden die große Güte und Barmherzigkeit ihres leidvollen Herzens kund. Man schrieb das Jahr 1553.
Die sich rasch verbreitende Nachricht dieser Ereignisse führte sogleich viele Neugierige und auch Fromme herbei, die vor der Statue der schmerzensreichen Mutter, welche Gnaden und besondere Gunst verleih, niederknieten und sie verehrten. Leonhard überließ die Pflege der Äcker seinen Söhnen und widmete sich ausschießlich der Erhaltung der Kapelle. Er starb reich an Verdiensten im Jahre 1557. Seine irdische Hülle ruht auf dem Friedhof von Petersberg, wo ihm auch ein einfaches Denkmal errichtet wurde.
Die kirchlichen Behörden überprüften lange (1629-1658) und gründlich die Tatsachen und bewiesen unter dem Fürstbischof Karl Emanuel von Madruz den wunderbaren Ursprung des Wallfahrtsortes. Der immer größere Andrang von Pilgern erforderte schon im Jahre 1561 die Errichtung einer größeren Kapelle neben der von Leonhard erbauten, im Jahre 1638 wurde schließlich die heutige Kirche begonnen, die 1654 beendet und am 1. Juni 1673 vom Fürstbischof Sigismund Alphons von Thun geweiht wurde.
Anfangs wurde der Wallfahrtsort der Pfarrei Deutschnofen anvertraut, aber bald erforderte der Zustrom von Pilgern und Frommen einen ständig ansäßigen Priester. Im Jahre 1651 wurde durch besondere Großzügigkeit der gräflichen Familie Khuen ein Benefizium errichtet. Es folgten zehn Benefiziaten aufeinander, deren letzter Valerio Sommavilla war, der dreißig Jahre hindurch für die Verschönerung und Entwicklung des Wallfahrtsortes arbeitete.
Bald reichte die Arbeit eines einzigen Priestes auch nicht mehr aus und deshalb entschloß man sich, die Aufsicht des Wallfahrtsortes einem Orden zu übergeben. Da der Wallfahrsort der Schmerzensjungfrau gewidmet ist, dachte man gleich an den Orden der Serviten, dessen Hauptziel die Verbreitung der Andacht an die Leiden Mariens ist. Dieses Vorhaben hatte viele Schwierigkeiten zur Folge, aber mit Hilfe der Muttergottes wurden sie alle überwunden, so daß am 21. November 1718 die Serviten (drei Patres und ein Bruder) mit Zustimmung des Domkapitels von Trient, des Papstes Clemens XI. und des Kaisers von Österreich Karls VI. ihren feierlichen Einzug halten konnten. Anfangs wohnten die Patres im Benefiziatenhaus, im folgenden Jahr wurde der Bau des neuen Klostes nach dem Plan des Architekten-Servitenbrudres Augustin Maria Abfalter begonnen. Der Grundstein wurde am 17. September 1719 feierlich geweiht und unter den Säulengang am Eingang der Kirche gelegt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Bruderschaft der sieben Schmerzen Mariens gegründet. Nach dreijähriger Arbeit war der großartige Bau schon beendet. Die Kosten der Errichtung wurden von allen anderen Klöstern und von vielen Wohltätern, untrer denen vor allem die Stadt Bozen zu nennen ist, getragen. Fromme Stiftungen sorgten für den Unterhalt der Patres. Im selben Jahr (1722) wurde das Kloster den Kirchengesetzen gemäß eingerichtet und als erster Prior wurde P. Vigilius M. Lorengo eingesetzt, welcher auf den Superior P. Romedio M. Caminelli folgte.
Die Frömmigkeit am Wallfahrtsort war bald so groß, daß die Anzahl der Ordenspriester bis zu 12 anstieg. Die Ordensannalen, welche im Jahre 1725 in Lucca gedruckt wurden, berichten: "In weniger als einem Jahr wurden 24.000 Beichten gehört. Viele Leute bezeugten, daß sie von einer unsichtbaren Kraft zur Gottesmutter hingezogen wurden, so daß sie wieder zu Gott gefunden hatten. So erfüllte sich der Wunsch Karls VI., daß nämlich alle seine Untertanen die Gnadenmutter von Weissenstein verehren sollten". Schon im Jahre 1722 hatte der Prior V. Lorengo vom Hl. Stuhl für vier Beichtväter die Vollmacht erhalten, in Vorbehaltsfällen von besonders schweren Sünden loszusprechen und dazu erhielt er noch weitere 13 besondere Privilegien.

Dienstag, Mai 23, 2006

Maria, sedes sapientiae - Sitz der Weisheit

(Spr. Sal. 8. 12.-36. - Joh. 1. 1.5.)

Seht den "Sitz der Weisheit" thronen
So voll Macht und Milde rein,
Bei den Menschenkindern wohnen
Scheint fürwahr Ihr Lust zu sein!
Hält "das Wort" auf Ihren Knieen,
Das von eh' beim Vater war,
Das Ihr Schoß der Welt verliehen,
Da als Jungfrau Sie gebar!

Dieses Wort der Ewigkeiten,
Gott von Gott - durch das gemacht
Alles auf der Welt, der weiten,
In so wundersamer Pracht, -
Ohne welches nichts entstanden,
In dem alles Leben liegt,
Alles Licht in allen Landen, -
Dieses Wort die Jungfrau wiegt!

Und so sproß aus Ihr, der Hehren,
Aller Weisheit Füll' fürwahr,
Daß als "Sitz der Weisheit" ehren
Fromm sie muß der Christen Schar;
Wer "das Wort" will recht verstehen,
Wer in's Herz es fassen will, -
Zu Maria muß er gehen,
Bei Ihr lernen fromm und still!

Doch der Welt und ihrem Wissen
Bleibt "das Wort" ein totes nur,
Weil sie stolz sich losgerissen
Von der wahren Weisheit Spur,
Weil mit Lucifer erhoben
Gegen Gott sie frech das Haupt,
Und - von falschem Wahn umwoben -
Nur dem eig'nen Ich geglaubt!

Und so ist sie denn versunken
In so trostlos tiefe Nacht,
Daß - trotz aller Geistesfunken -
Nie der Wahrheit Licht ihr lacht!
Mag sie noch so viel erfinden
Auf der Höhe der Kultur, -
Wahre Weisheit zeigt den Blinden
Nie sich auf so falscher Spur!

Nur drei Himmelstöchter - reine,
Hehre - recht das Wort versteh'n,
In der Gottheit Strahlenscheine
Froh der Wahrheit Weg sie geh'n!
Diese drei erhabn'nen Wesen,
Glaube, Hoffnung, Liebe sind,
Leicht "das ew'ge Wort" sie lesen,
Weil ihr Blick von Stolz nicht blind!

"Credo" - spricht der Glaube mutig -
"Fest an den dreieinen Gott,
Der uns schuf, der todesblutig
Uns erlöst vom ew'gn Tod,
Der geheiligt uns're Seele,
Sie zum Tempel sich geweiht, -
Diesen Gott ich mir erwähle
Als mein Gut für ew'ge Zeit!"

"Amo!" - schwört voll Glut die Liebe,
"Will sonst nichts als Ihn allein,
Den es zog mit starkem Triebe
In die Welt - als Kind so klein,
Der am Kreuz für mich getorben,
Der noch heut' auf dem Altar
Sich mir gibt, - Er hat erworben
Meine Lieb' sich immerdar!"

Und: "Speravi!" - jauchzt voll Freude
Hoffnung - "auf den Herrn allein,
Ob auch Leib und Seel' sich scheide, -
Dennoch will getrost ich sein!
Denn ich hoff' im ew'gen Leben, -
Und nicht täuscht mich mein Vertraun'n! -
Von des Himmels Licht umgeben -
Gottes Antlitz froh zu schau'n!"

Glaube, Liebe, Hoffnung halten
So beim ew'gen Wort die Wacht,
Hehre, himmlische Gestalten,
Reich an Milde, Mut und Macht! -
Willst du, Herz, den Frieden wieder?
Glaubend, hoffend, liebend knie'
Vor dem "ew'gen Wort" dann nieder,
Und zum "Sitz der Weisheit" flieh'!

Cordula Pregrina (C. Wöhler), Marienrosen entsprossen zu Füßen uns'rer lieben Frau, Schwarz, Tirol, amFeste Mariä Himmelfahrt 1897.

Donnerstag, Mai 18, 2006

Die Muttergotteserscheinungen in den Schlachten bei Kappel und auf dem Gubel - 2

DIE SCHLACHT AUF DEM GUBEL

Während das katholische Heer in den Tagen nach der Kappeler Schlacht nur aus Oberitalien und dem Wallis einigen Zuwachs erhielt, strömte ein solcher den Zürchern von allen Seiten, besonders von Bern her, zu.
Die Reformierten konnten somit, gestützt auf ihre Überzahl, ihre Heeresmacht nach Belieben teilen. So dachten sie, in erster Linie einen Nebenschlag auszuführen und kommandierten am 23. Oktober 8000 Mann gen Einsiedeln, um der dortigen Wallfahrt ein für alle Mal ein Ende zu setzen und das Vertrauen auf Mariens Fürbitte, der man katholischerseits den errungenen Sieg zuschrieb, zuschanden zu machen.
In zwei Abteilungen zu je 4000 zogen die hiefür Bestimmten den Zuger Bern hinan und lagerten, nachdem sie sich in den Häusern und Ställen die mehr als nötige Nahrung geholt, unweit der Gubelhöhe.
Die armen Bergbewohner, deren Frauen und Kinder schonungslos aus Hof und Heim vertrieben worden, erbaten sich Hilfe vom Tal. Vorläufig wurden bloß 1500 Mann hinaufgeschickt mit dem Befehl, die erregten Leute vor dem Lossschlagen zu warnen.
Da dieser Rat wenig Beifall erntete, taten sich 630 mutige Männer zusammen, wählten „Maria, Mutter Gottes" als Schlagwort, warfen weiße Hemden und Linnen über die Rüstung oder das Hirtenkleid und überfielen mitten in der Nacht das feindliche Lager. Erst fanden sie tapfern Widerstand, dann aber ergriff wiederum, wie bei Kappel, die Panik den Gegner, nur gestaltete sich hier die Flucht weit schwieriger als dort. Zu Dutzenden stürzten die der Gegend Unkundigen die Tobelwände hinunter und zerschellten. Auf dem Gubel allein lagen 830
Leichen, die an Ort und Stelle in drei Gräbern beigesetzt wurden.
Auch hier hatte Gott wunderbar geholfen. Ein heller Schein begleitete die tapfern Marienverehrer, und nicht wenige versicherten, ein Muttergottesbild, ähnlich dem von Einsiedeln, in diesem Lichtschimmer erblickt zu haben.

DER FRIEDENSSCHLUSS

Da wir diesen so beklagenswerten Krieg, der die Eidgenossenschaft in ihren Fundamenten bedrohte, nicht um seiner selbst willen, sondern nur wegen seiner Beziehungen zum Marienkult unserm Rahmen einfügen müssen, so übergehen wir die größern und kleinern Scharmützel die da und dort geliefert wurden, und wenden uns dem ersehnten Frieden zu.
Am 7. November war ein Trupp Katholiken bis nach Rüschlikon am Zürchersee vorgedrungen. Die Landschaft und die Stadt waren darob nicht wenig beunruhigt. Sie konnten sich der Überzeugung nicht länger erwehren, daß das Kriegsglück nicht auf ihrer Seite sei. Die Friedensstimmen mehrten sich und gewannen die Oberhand. Man erklärte sich bereit, den Katholiken, falls sie annehmbare Bedingungen stellen würden, die Bruderhand zu bieten.
Auch diesen war nichts erwünschter. Nur notgezwungen hatten sie ja zu den Waffen gegriffen. Am 16. November kamen die beidseitigen Abgeordneten in Deinikon bei Baar zusammen und unterhandelten unter freiem Himmel. Die Katholiken zeigten sich in ihren Forderungen äußerst mäßig und tolerant. Sie verlangten der Hauptsache nach nur, dam man jeden Bundesort bei seinem Glauben lasse, in den Untertanenländern keinen Zwang ausübe und etwelche Kriegsentschädigung entrichte.
„Da fragte", so lesen wir darüber, „Oberhauptmann Hans Ascher von Zürich, ob sie weiter nichts begehrten? Da ward vom Schultheiß Golder geantwortet: Nein. Da sprach Hans Ascher: So sei Gott gelobt, daß ich euch wieder unsre lieben Eidgenossen nennen soll. Er ging hinzu und sprach: Nun grüße euch Gott, getreue, liebe Eidgenossen, bot jedem die Hand, und je einer dem andern, und liefen ihnen allen die Augen über, und ward also dieser Frieden gemacht ohne alle Unterhandlung der Schiedsrichter durch die Parteien selbst auf offnem Feld."
Wie schön reimt sich mit diesem echt eidgenössischen Friedensschluß die Äußerung des großen Schaffhausers Johann von Müller insachen der Schweizer Binnenkriege: „Der Grundsatz unserer Eidgenossenschaft ist von einer so einleuchtenden, besiegenden Klarheit; so offenbar beruhet unser aller Ehre, Glück, Dasein auf unsrer Verbindung, unser Volk ist noch so vaterländisch bieder, daß zwar nach Familienart, Brüder auf Brüder wohl gezürnt, aber nie der großen Tage vergessen, wo wir allesamt, gemeine Eidgenossen von Städten und Ländern, für den Bund, unsern Vater, für die Freiheit, unsre Mutter, in einem Sinn sieghaft und glorwürdig
zusammen gestanden."
Am 24. November wurde auch mit Bern Frieden geschlossen, und bald darauf die Verbrüderung und Ruhe in der ganzen Schweiz wieder aufgerichtet.
Küssenbergs Chronik schließt den Kriegsbericht mit den Worten: „Und ward wieder Friede und Einigkeit im ganzen Land. Gott sei ewig Lob und Dank gesagt."


DIE ERSCHEINUNG IN DERKAPPELERSCHLACHT

Obschon die Erscheinung auf dem Gubel mehrfach bezeugt wird, gehen wir doch nicht näher darauf ein, weil sie wie die dortige Schlacht selbst unmittelbaren Bezug auf die Nationalwallfahrtstätte in Einsiedeln hat und in deren Geschichte gehört.
Kehren wir also zu derjenigen zurück, die vor und in der Kappelerschlacht gesehen worden. Cysat meldet darüber in seiner Wesemlin Historie:
„Nun merk wohl auf, es ist kein Spott. Das wirket Gott. Es traf sein'n Glauben, Ehr' und Pott (Gebot)... Drum steht er bei den Alten, die seinen Glauben b'halten... Man sah mit Trost und Gottes Lob ob der fünf Orten Bannern am Himmel hoch dort schwoben ob.
Nämlich Mariä Bild so trat, wie man es hat wohl auf Wesemlins Platz und Statt vor etlich Wochen g'sehen, das brach auch in dem Feld voran, auf Lagers Plan. Den alten Christen lag daran, zum Trost ist's ihnen b'schehen, des tut man Lob bejehen (sagen)."
Diese Erscheinung glich vermutlich der am Pfingstsonntag, welche dem Spitalmeister von Mettenwyl allein zuteil geworden. Darum sieht man ihn auf dem Schauenseer Gemälde in Waffenrüstung und von Waffen umgeben, und darum pflegte man später kurzweg zu sagen, die Mutter Gottes sei ihm vor der Kappelerschlacht auf dem Wesemlin erschienen.
Cysat deutet an, daß sich das wunderbare Bild sowohl über dem Lager gezeigt, wie auch den Streitern vorangezogen. Für beides haben wir zahlreiche Belege. Jenes beteuert uns z.B. das anno 1533 verfaßte Kappelerlied:„Als man hernach gesehen hat die fünf Ort' waren in ihrem Bet (Gebet) zu Baar wohl in dem Boden, gesah man ein weiß' Frauenbild schweben ob den fünf Bannern oben."
Daß es dem Heere voranschwebte, besingt der damalige Gerichtsschreiber Salat in seinem Schlachtlied:
„Die Bildnis der Hochgebenedeiten Maid, die bei dir wohnet, hohe Dreifaltigkeit, im Bann mit ihnen ist g'flogen."
Noch wertvoller ist die Aussage jenes Priesters, der im katholischen Lager weilte und nach den Siegen den verbündeten Rottweilern, die, 200 Mann stark, mit ihrem Fähnlein zu Walzhut lagerten, die frohe Kunde überbringen mußte. Die für uns wichtigste Stelle daraus ist diese:
„Ist nicht lang gestanden, haben sie (die fünf Ortei bei Kappel) ihr (der Zürcher) Ordnung zertrennt und untröstlich dareingeschlagen, nicht ohne Wunderzeichen, wann sie oben haben gesehen schweben, sie nicht allein, auch aus ihrem Widerpart Weib und Mann, die Bildnis der Mutter Gottes und eine weiße Taube darob.
„Also mit der Hilfe Gottes haben die fünf Orte ihre Feinde in die Flucht geschlagen."
Dieser schriftlich abgefaßte Bericht wurde unverzüglich der Stadt Rottweil zugeschickt, und diese übermittelte ihn am 31. Oktober nebst einem Begleitschreiben dem Obervogt zu Balingen, Hug Werner von Ehingen. Von da ging er noch am gleichen Tage an den württembergischen Statthalter und Regenten über, wie ein zweiter Mitbrief beweist.
Die drei Originaldokumente hat mir seinerzeit der Direktor des kgl. Württ. Geh. Haus- und Staatsarchives zum Kopieren und eventuellen Photographieren in zuvorkommender Weise zur Verfügung gestellt.
Das Antwortschreiben der Stadt Rottweil an die katholischen Eidgenossen, datiert vom Mittwoch nach Mariä Opferung, liegt im Luzerner Staatsarchiv. Es heißt unter anderm darin: „Den Allmächtigen wir emsig flehen und bitten, da er euch gegen eure Widerwärtigkeiten durch die Fürbitte seiner würdigen Mutter und aller Auserwählten zur Handhabung eures christlichen Vorhabens – wie bisher wunderbarlich beschehen – durch seine göttliche Hilfe, wie wir denn zu siner göttlichen Gnade ganzen Glauben, Zuversicht und Vertrauen haben, behilflich sein werde."
Auffälliger Weise hat Strickler in seiner Aktensammlung die Stelle „wie bisher wunderbarlich beschehen" ausgelassen. Und doch bilden gerade diese paar Worte einen Schwerpunkt des Briefes.
Eine Ergänzung zum oben zitierten Bericht über die Erscheinung der seligsten Jungfrau und der weißen Taube enthalten die Annalen des 1553 verstorbenen Augustiner Priors Kilian Leib. Es heißt darin:
„Einige Zürcher behaupteten, über dem Schwyzer Banner wiederholt eine weiße Taube schweben gesehen zu haben, und daß sie vor dem katholischen Heer eine Frauengestalt erblickt, versicherten andere feindliche Gefangene."
Daß nicht alle die Erscheinung beobachtet, und daß sie nicht von allen gleich vollkommen beobachtet worden, muß uns nicht wundern. Wir haben uns hierüber bereits anläßlich derjenigen auf dem Wesemlin ausgesprochen und wollen drum nur noch zwei Analogien aus der heiligen Schrift streifen. Als wenige Tage vor Jesu Leiden die Stimme des Vaters erscholl, daß er seinen Sohn verherrlichen werde, meinten einige, es habe bloß gedonnert. Und als Saulus vor Damaskus den Heiland sah und seine Mahnung deutlich hörte, bemerkten seine
Begleiter bloß ein wunderbares Licht und ein Geräusch.
Die weiße Taube muß auch außer der Schlacht erschienen sein. So notiert der reformierte Bonifazius Ammerbach am 29. Oktober 1531 in seinem Tagebuch:
„Item, es ist einem Rat von Basel geschrieben, soll auch von menglich (manchen) gesehen worden sein. Als die von Schwyz mit ihrem Banner ausgezogen und gekommen durch die Kirchgasse, ist eine weiße Taube auf dem Banner gesessen etc."
Und schon zehn Tage zuvor hatten die beiden Reformierten, Vinzenz von Werd und Hans Meyer an Bern geschrieben, daß bei Bremgarten die Berner und Entlibucher Wachen auf einander gestoßen, und daß letztre gesagt, „ihre Partei (die Katholiken) haben in allem Glück, denn über ihrem Volke habe man eine weiße Taube gesehen." „Dergleichen Reden (würden) jene viel gebrauchen und die Berner damit unwillig machen."
Fassen wir das Gesagte kurz zusammen. Die Erscheinung Unserer lieben Frau in der Kappeler Schlacht erinnert an die auf dem Wesemlin, und die weiße Taube, die ihr obschwebte und sich auch sonst noch zeigte, riefen die Pfingsttage zurück. Auf dem Wesemlin hat Maria, die Braut des Heiligen Geistes, den für den Glauben Kämpfenden ihren Beistand verheißen, und in der Kappeler Schlacht hat sie ihn gewährt.

DIE WEISSE TAUBE

Weiße Taube, Bild der Liebe, das der heil'ge Geist erkor,
schwebst im blut'gen Schlachtgetriebe dem geweihten Banner vor.
Kündest allen, Friedensbote, daß kein Stahl, der flammt und klirrt,
daß die Liebe nur die tote Eintracht auferwecken wird.
Wählst den Hügelfels, den starken, dir und deiner Braut zum Haus,
breitest über Stadt und Marken deiner Liebe Fittich aus.
Uns beschirmend und erlabend, du allzeit treue Wacht,
bis wir, naht der Feierabend, sprechen: Herr, es ist vollbracht.
Wie die Taube, die zur Kunde Noe ausgesandt, so zeig
uns in jener letzten Stunde den ersehnten Friedenszweig!


Erstmals erschienen in "DAS ZEICHEN MARIENS", Oktober 1992, 26. Jahrgang, Nr. 6, Seiten 8218-8222)

Die Muttergotteserscheinungen in den Schlachten bei Kappel und auf dem Gubel

Zum Bild: Einsiedler Madonna, Deckengemälde auf Holz im Refektorium der Abtei, von Joh. Brandenberg aus Zug (1711/12)

Ein sehr interessantes Dokument im Zusammenhang mit unserem Bericht über die Muttergottes-Erscheinungen auf dem Wesemlin bei Luzern:

DIE SCHLACHT BEI KAPPEL

Den Zürchern waren die Zurüstungen der fünf Orte nicht entgangen. Sie hatten ab und zu Spione ausgeschickt und blieben so stets auf dem Laufenden. Lange wollten sie zwar nicht glauben, daß es ernst gelte. Denn wie sollte ein an Zahl so beschränktes Heer es wagen, sich mit ihnen und ihren Verbündeten zu messen?
Gleichwohl sahen sie sich auf alle Fälle vor. Einen Hauptwert legten sie auf gute Geschütze und Munition, zu deren Herstellung ihnen der Hesser Landgraf seinen besten „Artilleriekünster", den Büchsenmacher Afterkamm, hergesandt.
Die allarmierenden Nachrichten mehrten sich. Am 8. Oktober kam ihnen gar die Botschaft, die Luzerner hätten schon die Banner in die Brunnen gesteckt und zögen in die freien Ämter.
Eilboten mußten die Kunde in die verbündeten Burgerstädte bringen und rasche Hilfe fordern.
Ratsversammlungen wurden abgehalten und der Entschluß gefaßt, einen Heertrupp nach Kappel zu werfen, die kommenden Dinge abzuwarten und, stellten sich dort die Katholiken nicht, nach Zug und auf Luzern zu marschieren, waren doch beiderorts nur wenige Männer mehr in der Stadt.
Die Innerschweizer erhielten Wink davon, schwenkten von Hitzkirch ab und Zug zu. Hier wurde am folgenden Morgen, 11. Oktober, die heilige Messe angehört und der Imbiß genommen. Dann sammelte man sich auf der Zuger Allmende, die Hauptleute musterten die Mannen, und alle schmückten sich mit einem Tannenreis als Erkennungszeichen. „Auch redete ein jeglicher Hauptmann", erzählt Schultheiß Golder von Luzern, der selber einer war, „mit seinen Knechten (/Streitern), sie sollen, so uns Gott der Allmächige den Sieg werde geben, nicht zu begierig über die Feinde sein, angesichts dessen, daß sie zuvor auch unsere Eidgenossen waren und, so Gott will, wieder werden mögen. Darnach hieß man männiglich niederknieen und mit ausgespannten Armen fünf Pater noster und Ave Maria in das Leiden unseres Herrn beten, daß er seine göttliche Hilfe bei uns lasse sein." —
Jetzt wird das Zeichen zum Aufbruch gegeben, und voraus sprengt ein berittener Trompeter, den Absagebrief den Zürchern zu überbringen. Sobald er zu den marschierenden Truppen zurückgekehrt, setzten diese auf Feindesgebiet über.
Die Reformierten, die zum Teil schon gestern in Kappel angekommen, hatten sich auf einem hochgelegnen Acker postiert und die Geschütze aufgepflanzt. Ihre Lage war günstig, nur daß der nahe Wald ihren Ausblick schmälerte. Sie hätten ihn deshalb gerne gelichtet, aber der Abt von Kappel, der einer von den ihrigen war und dem das umliegende Land zugehörte, versagte es ihnen, sie beruhigend, daß man von dort her nichts zu fürchten habe.
Die Katholiken aber stiegen gerade jenseits des Gehölzes an, und fielen, als sie die Harnische der Feinde durch die Baumwipfel glitzern sahen, nochmals auf die Kniee, um gemäß dem Brauch der Altvordern, die es beim Anblick des Gegners stets so gehalten, Gottes Beistand auf ein neues herabzuflehen.
Da knallten drei Schüsse von der Zürcherseite her. Zwei gingen fehl, und nur einer streifte leicht den Schenkel des Urner Ammans Troger. Dieser ruft ermunternd den Seinen zu: „Liebe Eidgenossen, ihr Geschütz wird uns heute wenig schaden."
Auch katholischerseits wurden einige Schüsse abgegeben. Aber es war da und dort nur ein nichtssagendes Geplänkel, indem die beiden Heere kaum für einen heutigen ernstlichen Angriff waren. Die Zürcher nicht, weil sie, obschon zur Stunde einige tausend Mann Verstärkung eingetroffen, doch den Hauptzuzug auf morgen erwarteten, und die Mehrzahl der katholischen Anführer nicht, weil bereits der größere Teil des Tages vorüber und es überdies Mittwoch, der heurige Wochentag des Festes der heiligen unschuldigen Kinder war, an dem man nur gezwungen zum Schwertstreich ausholen wollte.
Johannes Jauch von Uri hingegen, solcher Bedenken überdrüssig, sammelte mit Schützenfähndrich Rudolf Has von Luzern 300 tüchtige Schützen und 400 schlagfertige Knechte und stellte sie, nachdem er die feindliche Ordnung genau erspäht, im Gehölze auf, sie zugleich ermahnend, bis zum Angriffsbefehl zu beten.
Mit Schrecken bemerkten die Zürcher, daß sich gerade von dorther, wo sie es am wenigsten vermutet hatten, der Gegner nahe. Flugs begibt sich Büchsenhauptmann Peter Fügli zu Oberhauptmann Lavater, der just mit den Hauptleuten Göldlin und Töning, sowie mit Zwingli im Gespräche ist, und bittet ihn, unverzüglich eine andere Aufstellung der Mannschaft und Geschütze zu gestatten. Das würde Störung und den Knechten Anlaß zum Verlaufen geben, lautete die Antwort.
Es wäre tatsächlich zu spät gewesen. Denn schon prasselten die Kugeln daher, manch einen niederstreckend. Die Zürcher Knechte stürmen dem Walde zu, und aus demselben drängen jene vor, die Jauch und Has gesammelt. Ein Rufen und Schreien, ein Schlagen und Stechen bricht los, wie man es selten gehört und gesehen. Füglis Geschütze sind lahm gelegt. Nur nach den Baumästen können sie zielen, wollen sie nicht die eignen Leute zugleich mit den Feinden niedermähen.
Bald sind auch die übrigen Streitkräfte der fünf Banner auf dem Kampfplatz. Die Zürcher Wogen weichen und verwandeln sich plötzlich in eine jähe Flucht. Die Katholiken stürzten ihnen nach und verfolgten sie bis an den Horgerberg.
Dann kehrten sie auf die Walstatt zurück, beteten wieder auf den Knieen und mit ausgespannten Armen fünf Pater und Ave in das Leiden des Herrn, doch diesmal „um Lon und Dank zu sagen für seinen treuen Beistand, so er uns erzeigt".
Bis in die tiefe Nacht hinein besah man das Schlachtfeld und die Beute und brachte den Verwundeten die erste Hilfe.
Der Kampfplatz war mit Leichen bedeckt, und auch der Fluchtweg war reich an solchen. Alle gleichzeitigen katholischen Berichterstatter schätzten die Verluste des Gegners auf 1500 bis 1600 Mann. Besonders schwer ward Zürich selber heimgesucht. Denn unter den Gefallenen fanden sich viele seiner hervorragendsten Männer nebst ungefähr 400 sonstiger Bürger, und Zwingli, der Urheber all des Leides.
Aus den fünf Orten fielen blos 30 Mann. Die Zahl der Verwundeten war beträchtlicher, doch genasen fast alle wieder.
Der reformierte Hans von Hinwil schreibt in seinem Kriegsbericht: „So sollen von den fünf Orten so wenig Leute umgekommen sein, daß ich es nicht melden darf, bis ich es gewisser weiß, denn wenn es also, hat sie Gott wohl behütet".
Um 7 Uhr abends traf die Trauerkunde in Zürich ein. „Größere Angst und Not hat keiner, der da jetzt lebt in Zürich, je erlebt", meldet der Augenzeuge Werner Steiner. Selbst den Streitbaren, fügt Hinwil bei, war nach der Flucht der Mut so gesunken, daß, „jedermann wollte krank sein".
Was war wohl die Ursache der Panik, welche das Heer der Reformierten mitten im Gefecht überfiel, und die eine so übereilte Flucht zur Folge hatte?
War es die Niedergeschlagenheit der Gemüter, wovon Bullinger spricht? Und wenn ja, warum diese Niedergeschlagenheit? Zwingli hatte doch den sichern Sieg vorausverkündet.
Oder waren es Verräter, die zur Flucht anspornten, wie jener Springli von Fluntern, der, nach Vadian, ausgerufen haben soll: „Fliehet, fromme Zürcher, oder keiner von euch kommt davon!" Aber eine solche Stimme wäre doch von tapfern Mannen überhört worden.
Für uns Katholiken mag Renward Cysat eine Lösung geben, wenn er in seiner Wesemlin-Geschichte versichert, man habe über den fünf Bannern das Bild Mariae, wie es vor einigen Monaten auf dem Wesemlin erschienen, schweben sehen.
Wir wollen in einem spätern Kapitel ausführlicher darüber reden.

--> (Fortsetzung und Schluß)

Die Muttergotteserscheinung auf dem Wesemlin ob Luzern

von HH A.R.P. Pius Suter, O.F.M. Cap.

Die Zeit, da über dem Wesemlin (Luzern) ein Stern der Gnade aufging, war eine Zeit schwerer Not.
Es war die Zeit der Glaubensspaltung, der sogenannten Reformation. In der Kirche hatten sich nach und nach Mißstände gebildet. Es regierten Päpste, die mehr Interesse für Staatsgeschäfte und Kunst entfalteten als für kirchliche Dinge. Da die Bischöfe zugleich Landesherren waren, lebten manche ganz wie weltliche Fürsten und vernachlässigten darüber das Hirtenamt. In vielen Klöstern war die Ordensregel in Zerfall geraten. Ebenso vermißte man bei den Weltgeistlichen gar häufig Bildung und reinen Wandel. Massenhaft drängten sich in den geistlichen Stand Leute ohne Beruf, bloß des sicheren Auskommens wegen.
Wohl fehlte es nicht an musterhaften Priestern und verschiedene geistliche Obern gaben sich Mühe, den religiösen Geist in ihrem Sprengel zu erneuern.
Daneben erhoben sich aber Männer, welche nicht nur gegen die Mißbräuche in der Kirche auftraten, sondern die Kirche und ihre Lehre selbst bekämpften und dadurch den katholischen Glauben in weiten Kreisen erschütterten.
Der Führer dieser Bewegung war in der Schweiz Ulrich Zwingli. Früher Pfarrer in Glarus, später Leutpriester in Einsiedeln, wurde er Ende 1518 als Leutpriester ans Großmünster in Zürich gewählt. Dieser Mann erregte in Zürich bald Aufsehen, gewann großen Einfluß und entfernte sich immer mehr von der katholischen Kirche. Zwingli fand begeisterte Freunde namentlich im Rat und unter der Geistlichkeit. Mehr und mehr ließ sich auch das Volk auf der Landschaft für die Ideen Zwinglis gewinnen; in den Jahren 1524 und 1525 wurde die sog. Reformation auf dem ganzen Gebiete Zürichs durchgeführt: Die Heiligenfeste wurden abgeschafft, Prozessionen und Wallfahrten verboten, die Bilder aus den Kirchen herausgerissen, zertrümmert und verbrannt, goldene und silberne Kirchengeräte eingeschmolzen, manch schönes Kunstwerk vernichtet.
1527 fiel auch Bern vom katholischen Glauben ab und brachte auch die Landschaft, zum Teil mit Gewalt, zur Trennung von der Kirche. Auch in St. Gallen, in den äußern Rhoden von Appenzell, in Toggenburg, Glarus und Basel und Graubünden ging der Abfall vom katholischen Glauben rasch voran.
Wahrhaftig eine trübe Zeit! Eine Zeit schwersten Kummers für jeden, der mit ganzem Herzen an der heiligen Kirche, am Glauben der Väter hing.
Eine trübe, notvolle Zeit, welche Spaltung in die Eidgenossenschaft hineintrug, welche die großen, reichen und stolzen Kantone des Mittellandes und die kleinern, ärmern Kantone der Urschweiz in zwei feindliche Heerlager trennte und das düstere Zukunftsbild des Bürger- und Bruderkrieges erscheinen ließ.
Die reformierten Parteiführer, vorab Zwingli und der Basler Ökolampad, drängten zum Kriege, um die katholisch gebliebenen Kantone der Urschweiz, samt Luzern und Zug, mit Gewalt zur sog. Reformation zu zwingen.
Der besonneren Art der Berner war es zu danken, daß nicht alsogleich mit Feuerwaffen, mit Schwert und Hellebarde gegen die katholischen Kantone losgegangen wurde.
Trotzdem verdunkelte sich der Horizont immer mehr.
Es war zu Pfingsten 1531, am 18. Mai. Die Glocken der Hofkirche in Luzern wollten Festfreude verkünden. Aber in den Herzen der Luzerner widerhallten sie wie Trauergeläute. Wie zu einem Leichenbegängnis zog man zur Hofkirche von St. Leodegar hinauf. Warum diese Trauer? Just am Vorabend von Pfingten 1531 war von Zürich und Bern der harte Bescheid eingelaufen, daß die PROVIANTSPERRE unwiderruflich über die Innerschweiz verhängt sei. Dadurch wurde die Zufuhr von Mehl, von Salz und vielen andern zum Leben notwendigen Dingen versperrt, versagt und verlegt. Diese Maßregel war für Luzern, Zug und die Urschweiz ein harter Schlag. Konnte keine Verständigung getroffen werden, so stand für den kommenden Winter die Hungersnot vor der Türe, die entweder zur Preisgabe des katholischen Bekenntnisses oder zur Notwehr drängte. - Es war eine düstere Zeit!
Auch von UNSEREN TAGEN müssen wir sagen: eine düstere, notvolle Zeit. Man redet nicht umsonst vom drohenden Untergang des Abendlandes. Die Gottlosigkeit brüstet sich frech und ungestraft. Damtit verbunden ist der Niedergang der Sittlichkeit, die Auflösung des Familienlebens, die schreckliche Verlotterung der Ehe.
Dabei sind die Lebensverhältnisse vielfach unerträglich. Auf der einen Seite riesige Reichtümer, auf der andern Arbeitslosigkeit und Not.
Man denkt nicht ohne Bangen an die Möglichkeit gewalttätiger Umwälzungen, an die Möglichkeit kommender Kriege, welche die furchtbaren Weltkriege an Entsetzen und Greuel weit übertreffen werden.
Hier, wie einst für die bedrängten katholischen Eidgenossen, gilt das Wort: NOT LEHRT BETEN. - Da gilt das Wort des Heiligen Geistes: "Rufe zu mir am Tage der Trübsal, so will ich dich erreten" (Ps. 49, 15). Der Psalmist bestätigt: "Am Tage meiner Trübsal rufe ich zu Dir, denn Du erhörest mich" (Ps. 63, 2). Und Isaias: "Herr, in der Not sucht man Dich" (Is. 26, 16).
Hier gilt das rührende Beispiel Jesu. In seiner Todesanst am Ölberge fleht der Heiland inbrünstig zum himmlischen Vater.
Im Vaterunser lehrt der Herr uns beten: Erlöse uns von dem Bösen!

In ihrer Not nahmen die Eidgneossen ihre Zuflucht zu Gott und seinen Heiligen. So kann ich an zweiter Stelle berichten von kindlichem und betendem Gottvertrauen.
In schwieriger Lage, in Ratlosigkeit wendet man sich um Lehre und Weisung an gotterleuchtete Menschen. Nun lebte um das Jahr 1531 im Ranft bei Sachseln eine hochbetagte Klausnerin, CÄCILIA BERGMANN; eine gotterfüllte, erleuchtete Person, die den heiligen Bruder Klaus noch gekannt und von ihm Anweisungen zum Eremitenleben erhalten hatte. Um ihren Rat gefragt, riet sie den Innerschweizern, mit der Waffe ihr gutes Recht zu erfechten, die Mutter Gottes werde ihnen beistehen.
"Sie hat die fünf Orte ermahnt (Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zug), daß sie die Furcht Gottes für sich nehmen und treulich anrufen, denn er wolle erbeten sein. Darauf haben geordnet die fünf Orte in ihren Land und Lager, daß ein jeder Mensch, sei er jung oder alt, so man am Morgen zum Gebete läutet, mit ausgespannten Armen solle sprechen fünf Paternoster und fünf Ave und den Glauben, desgleichen zu Mittag und Nacht, in der Messe zweimal und eben so oft, wenn sie ratschlagen in der Gemeinde." Auch wurden Bittgänge und Wallfahrten in Bußkleidern und barfuß abgehalten und das sogenannte "GROSSE GEBET DER EIDGENOSSEN" (siehe Christiana-Verlag) angeordnet, das teils stehend, kniend, zur Erde geneigt, teils mit ausgebreiteten Armen oder gefalteten Händen zu verrichten war und stundenlang dauerte. Um des göttlichen Schutzes und der Fürbitte der seligsten Jungfrau umso sicherer zu sein, wurden achtzehn Witwen aus den allerfrömmsten erwählt und nach EINSIEDELN geschickt, um in der dortigen Gnadenkapelle, je wechselweise zu sechsen, Tag und Nacht bis zum Friedensschluß zu beten.
Dieser Geist der Gläubigkeit und des Gottvertrauens klingt aus der Klageschrift und Kriegserklärung, welche die katholischen Eidgneossen am 9. Oktober 1531 auf ihrem Tag zu Brunnen geschrieben und gen Zürich geschickt haben. Sie schließt mit dem Satze: "Nachdem wir aber ehrenhalb nicht mehr fürkommen können und mögen, sondern solches Gott, seiner würdigen Mutter und allem Heer im Himmel und allen frommen Herzen auf dem Erdreich klagen müssen, so haben wir auf unsern Eid erkannt, daß wir Ursache, Fug und Recht haben, uns mit der Hand und Tat zu Recht zu verhelfen."
Dieser Geist des betenden Gottvertrauens erfüllte auch die Bewaffneten. Als man am 11. Oktober 1531 nach heiliger Messe und Imbiß in Zug sich aufmachte und gen Kappel in den Kampf zog, redete jeder Hauptmann zu seinen Leuten, sie sollen, so uns Gott den Sieg geben werde, nicht zu begierig über die Feinde sein, angesichts dessen, daß sie zuvor uns Eidgnossen waren, und so Gott will, wieder werden mögen. Darum hieß man männiglich niederknien und mit ausgespannten Armen fünf Pater und Ave in das Leiden unseres Herrn beten.
Als dann bei dieser Schlacht zu Kappel Hans Jauch von Uri und Rudolf Haas von Luzern ihre dreihundert tüchtigen Schützen und vierhundert schlagfertigen Krieger zum entscheidenden Vorstoß in einem Gehölz aufgestellt hatten, ermahnten sie sie, bis zum Angriffsbefehl zu beten.
Dieser kindliche und schöne Geist des Glaubens und demütigen Gebetes findet sich verkörpert in einem Manne, dessen Name ich mit Freude und Ehrfurcht nenne. Es ist dies der edle Herr MAURITZ VON METTENWYL. Das Liber vitae, das Jahrzeitenbuch der Hofkirche, welches selbst bei hervorragenden Persöhnlichkeiten nur Name, Todestag und Stiftung ausgibt, vermerkt auf 19. April 1548 mit auffallend großen Buchstaben: "Es starb der hochangesehene Herr Mauritz von Mettenwyl, der unermüdliche Verwalter des Luzerner Stadtspitals."
Wie wir aus veschiedenen Berichten und Vermerkungen entnehmen können, war dieser edle Luzerner wie seine ganze Familie durch unwandelbare Treu zur Kirche und aufrichtige Frömmigkeit ausgezeichnet.
Durch das Gebet hat der Mensch selbst Sitz und Stimme im Rate des Dreieinigen Gottes, wo alle Weltanliegen zum Austrag kommen. Nichts gibt es, wofür er seine Stimme nicht einlegen kann. So macht der Mensch, der einfache, demütige Christ wirklich Weltgeschichte mit seinem Gebet. So war es immer. Die Geschicke des Christentums wurden nicht bloß entschieden auf den Schlachtfeldern der Milviusbrücke und auf den Marterstätten der Glaubensbekenner, sondern auch in den stillen, unterirdischen Kirchen, wo das Christenvolk betete, unter der Palme des Einsiedlers Paulus und in der Höhle eines Antonius. - Unabsehbar groß ist die Wirksamkeit des Gebetes und wir wissen gar nicht, was wir alles vermögen durch das Gebet.
Nun hat Jesus gesagt: "Bittet, und ihr werdet empfangen. Klopfet an, und es wird euch aufgetan werden." - Sollte nicht Gott seinen Auserwählten, wenn sie Tag und Nacht zu ihm rufen, zu ihrem Recht verhelfen? (Lk. 18, 1-8.) "Der Herr wird sehen auf das Gebet des Demütigen und wird sein Flehen nicht verschmähen" (Ps. 101, 18). "Nahe ist der Herr denen, die gebeugten Herzens sind, und den Geistgebeugten hilft er" (Ps. 33).
Was der Herr verheißt, hat sich an dieser Stätte erfüllt und bewahrt. Das demütige, vertrauensvolle Gebet der katholischen Eidgneossen war nicht umsonst.

In der Zeit großer Not hat Gott das kindliche Flehen mit einer himmlischen Gnade beantwortet.
Und zwar ist es nicht bloß unsichere Überlieferung, sondern wohlverbürgte, geschichtliche Tatsache, DASS DIE MUTTER GOTTES GLORREICH AUF DEM WESEMLIN ERSCHIENEN IST.
Diejenigen freilich, welche auf die absolute Unveränderlichkeit der Naturgesetze schwören, diejenigen, welche den Augenzeugen nicht glauben, wenn sie uns berichten, wie Jesus Aussätzige, Blindgeborene plötzlich gesund gemacht und Tote auferweckt hat, diejenigen, die in ihrer Überhebung dem allmächtigen und barmhezrigen Gott gleichsam die Hände binden wollen, wenn er dem vertrauenden Gebet bedrängter Menschen wunderbar entgegenkommt, die werden auch heute sich zweifelnd und ungläuig abwenden, wenn wir von einer sichtbaren Erscheinung der Mutter Gottes reden.
Wir aber, die wir unbefangen und vernünftig genug sind, dem zuverlässigen Zeugnisse der Geschichte uns zu beugen, auch wenn sie Verkommnisse uns berichtet, die unsere Begriffe übersteigen, wir glauben es freudig, wenn zuverlässige Menschen uns künden, daß allhier, in Zeiten der Trübsal, die Mutter Gottes glorreich und sichtbar erschienen ist.
Und zwar wählte sich Maria den Mauritz von Mettenwyl, dessen Herz für Gott und Heimat und die Armen in kräftiger Liebe schlug, zum Hauptzeugen ihrer Erscheinung.

Es war am Pfingssonntag 1531. Es war Abend geworden. Tiefer Friede breitete sich über die Matten auf dem Wesemlin. Mauritz von Mettenwyl, der damals im reifen Mannesalter stand, erging sich allein auf den Feldwegen in der Nähe seines Landgutes auf dem Wesemlin.
Da, wo jetzt der Hochaltar dieser Kirche steht, stand früher ein kleines Kapellchen mit einem Muttergottesbild. Als Fundament diente eine nackte Felsenplatte, die aus dem grünen Rasen hervortrat. Da kein Eigentümer dieser kleinen Wegkapelle bekannt war und für den Bau sorgte, begannen Regen und Wind das Zerstörungswerk. Schließlich folgten heimliche Anhänger der neuen Lehre dem Beispiel der reformierten Bilderstürmer, machten in stiller Nacht das zerfallende Heiligtum vollends zur Ruine und schlugen das Gnadenbild in Stücke.
An jenem Abend, da Mauritz von Mettnwyl an dieser Stelle einsam wandelte, lagen nur mehr die Trümmer der einstigen Wegkapelle herum. Mettenwyl war voll Kummer; er überdachte wohl die von heute an verhängte Proviantsperre und ihre Folgen. Er sah das Gerippe des Hungers und den unvermeidlichen Bruderkireg.
Flehend erhob der fromme Mann seinen Blick zum Himmel. Wars eine Täuschung, wars ein Traum, was er zu schauen begann? Hoch über der Felsenplatte, wo einst das Kapellchen gestanden, schwebt, vom Strahlenkranz umgeben, eine jungfräuliche Gestalt, die ein Kindlein auf dem Arme trägt. Mettenwyl wußte, daß er wachend sei. Alles Erdenweh vergessend kniet er nieder und faltet die Hände zum Gebet. Es war neun Uhr des Abends. -
Eine erste Erscheinung berechtigt keineswegs zum Schluß, daß ihr eine zweite folgen werde. Tatsächlich war aber die erste Erscheinung nur das Vorspiel einer zweiten, der sogenannten großen Erscheinung, die am Pfingstmontag etwa halb zehn Uhr abends erfolgte.
Es knieten an der geweihten Stätte einige Mitglieder der Familie von Mettenwyl, und einige wenige andere, welche betend bis halb zehn Uhr ausgeharrt hatten. - Da bildet sich ein nebliger Schein in der Luft; er wird größer und lichter, wird zu einem sonnenähnlichen Glorienscheine und aus diesem tritt das Bild der Hochgebenedeiten hervor mit dem göttlichen Kind auf dem rechten Arm und zu Füßen ein gebogener Strahl, welcher der Mondsichel gleicht. Die ganze Erscheinung leuchtete, glühte wie lauter Gold. Nur eines fehlte der Himmelskönigin, das Diadem. Da schweben ihr von oben zwei Engel zu und setzen ihr eine glitzernde Goldkrone auf das Haupt. Dann verglomm und veschwand die ganze Erscheinung. Sie hatte eine Viertelstunde lang die Augen und Herzen der frommen Beter in süßen, seligen Bann gehalten.
Ich kann es mir nicht versagen, euch das Wesentliche aus der wertvollen Urkunde zu geben, welche der Herr Mauritz von Mettenwyl, der Sohn des obgenannten Spitalherrn, höchst wahrscheinlich im Jahre 1566, in seiner Stellung als Stadtschreiber abgefaßt hat.

Im Namen Gott des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Zu wissen (sei) und offenbar allen christgläubigen Menschen, daß eine lange uralte Zeit her auf diesem Platz und einem Stein oder Felsen ein kleines Käppelein mit trockener Mauer darauf gehauen, und darinnen ein Bild Unserer Lieben Frauen gestanden ist, derselben Bildnis etliche wenig geachtet, noch keine Ehre angetan, also daß solche Kapelle dachlos halb, auch durch Übermütige und Verschmähungspersonen unseres alten, wahren und unbezweifelten christlichen Glaubens zerschlagen und verachtet worden. Deshalb so ist auf selbigem Platz allhie am hl. Pfingsttag um die neunte Stunde nachmittags, als man zählte von der Geburt Jesu Christi tausend fünfhundert und dreißig Jahr und eins, an dem Himmel, klar, lauter und heiter, Unsere Liebe Frau, die würdige Mutter Gottes Maria, mit ihrem lieben Kindlein wahrhaftig gesehen worden. Und darnach morndrigs am Montag Nacht zwischen der neunten und zehnten Stunde ist sie abermals gesehen worden mit ihrem lb. Kindlein, auf dem rechten Arm sitzend, die Sonne hinter ihr, den Mond unter ihren Füßen, klar scheinend als wie Gold und dazu zwei Engel oben herab fliegend mit einer spitzigen Krone, ihr dieselbige aufgesetzt. Solches Gesicht hat gewahret eine Viertelstunde lang. Und darnach am dritten Tage, da kam herauf viel Volk erwartend und hoffend, solches an der dritten Nacht auch erscheinen sollte und sie es sehen möchten. Da ist ihnen nichts mehr erschienen.
Solche Gesicht im obgemeldeten Jahr und Tag habe ich Mauritz von Mettenwyl, derzeit Stadtschreiber zu Luzern, mit meinen sündlichen Augen auch wahrhaftig gesehen.

In den Pfingsttagen 1531, in diesen Tagen großer Bedrängnis, haben viele inbrünstig mit dem Gebet der Kirche, mit der frommen Pfingstsequenz gebetet: Veni Sancte Spiritus et emitte caelitus lucis tuae radium; Komm Heiliger Geist und sende vom Himmel her Deines Lichtes einen Strahl.
In jenen Tagen großer Not hat Gott das demütige Flehen der Bedrängten gnädig erhört; der Heilige Geist hat den ersehnten Pfingststrahl gesendet, hat an dieser weihevollen Stätte das holdselige Bild seine reinsten Braut, das Bild der seligsten Jungfrau mit dem Jesuskind glorreich erscheinen lassen.
Wir grüßen dich, Unsere Liebe Frau vom Wesemlin, mit dem heiligen Gebete: Ave Maria, gratia plena...
HH A.R.P. Pius Suter, O.M.Cap.

Erstemals erschienen in "DAS ZEICHEN MARIENS", Internationales katholisches Informationsorgan zur Wahrung und Förderung guter Tradition und echter Mystik", Monatsschrift, 9. Jahrgang, Nr. 9, Januar A.D. 1976, Seiten 2857-2859

Montag, Mai 15, 2006

Vinzenz Pallottis Aufruf zum marianischen Apostolat

Bild: Mutter der göttlichen Liebe, Lieblingsbild des heiligen Vinzenz Pallotti

Meine Brüder und Schwestern, wir wollen unserer Mutter Maria, die uns über alle Maßen liebt, so völlig uns übergeben, daß wir in Wort und Tat begeisterte Apostel nicht bloß des Gekreuzigten, sondern auch seiner und unserer Mutter Maria seien. Ja, laßt uns Kinder und Apostel Marias sein! Voll Vertrauen auf Gott wollen wir uns bemühen, so in Maria umgewandelt zu werden, daß unser Herz, unsere Regungen, unsere Worte und Blicke, unsere Schritte, überhaupt alles, was wir tun und lassen, ihr gehöre. Seien wir überzeugt, daß jeder, der sich ihr in Wahrheit geweiht hat, nicht nur seine Seele rettet, sondern auf ihre Fürbitte hin auch ein großer Heiliger wird und von Tag zu Tag an Vollkommenheit zunimmt. Daher wollen wir mit großem Eifer den unerschöpflichen Ruhm Marias verbreiten. Wir wollen auch die Herzen aller, wenn es möglich wäre, mit unendlich inniger Liebe zu unserer überaus liebevollen Mutter, Herrin und Königin Maria erfüllen.

Dienstag, Mai 09, 2006

Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 4. Folge

5. Es wird gesagt: "Das Geheimniß der Demuth"; denn die Demuth Mariä ist das Geheimniß aller Geheimnisse, das Geheimniß d. i. der Grund, das Fundament wie die Vollendung aller ihrer Gaben, ihrer Vorzüge, ihrer Größe und Herrlichkeit und Gipfel ihrer Heiligkeit und Tugendfülle, wie alle heiligen Väter und Lehrer mit einstimmiger Bewunderung dieses unbegreiflichen Wunders es bezeugen. Und daß gerade dieses Geheimniß so wahrhaftig, in so hinreißender Einfalt in jedem Wort, das die selige Emmerich über Maria vorbringt, geschildert ist, das ist in den Augen des Herausgebers der größte und entscheidenste Beweise, daß ihre Gesichte aus dem Geiste der Wahrheit stammen, daß sie eine reine, echte Gabe Gottes sind, der nur eine Seele, die selbst in der tiefsten Demuth fest begründet war, zu einem so reinen, lauteren Spiegel der ewigen Wahrheit machen konnte. Dichtung, Täuschung oder Lüge sind nicht vermögend, ein der Wirklichkeit annäherndes Bild auch nur der für einen vollkommenen Christen erreichbaren Demuth zu entwerfen, um wie viel weniger aber das Urbild der Demuth, wie es in Maria offenbar wurde, so treu, so lebenswahr, so absichtlos, so unwillkürlich in jedem Wort, in jedem Zuge, in jeder Handlung zu zeichnen, wie es in den Mittheilunen der seligen Emmerich geschieht, die eben in dieser puritas et simplicitas das Siegel der Echtheit und ihres höheren Ursprunges an sich tragen. Sie zeigen, wie Maria als die vollkommenste, heiligste, weiseste, mächtigste und schönste aller Creaturen Himmels und der Erde, als die Bewunderung und das Entzücken aller Chöre der Engel, als die Erfüllung der tausendjährigen Sehnsucht und Erwartung der Patriarchen und Propheten und aller Gerechten von Adam herab bis auf Joachim und Anna auf wunderbarste Weise geboren wurde, und schon jetzt an Stärke und Umfang der Erkenntniß und Weisheit, an Fülle aller Gaben die höchsten Chöre der englischen Geister übertraf, wie in der Bulle Ineffabilis bezeugt ist:

"Hoch über alle englischen Geister und alle Heiligen ist sie mit der aus dem Schatze der Gottheit entnommenen Fülle aller himmlischen Gnadengaben so wunderbar ausgerüstet, daß sie allzeit ganz und gar frei von jeglicher Makel einer Sünde, und ganz schön und vollkommen, und mit solcher Fülle der Unschuld und Heiligkeit begabt ist, wie eine größere nach Gott nicht gedacht werden kann, und welche außer Gott kein erschaffener Verstand auch nur zu begreifen vermag. Sie ist der Sitz aller göttlichen Gnaden, sie ist geschmückt mit allen Gaben des heiligen Geistes, ja sie ist dieser Gaben unversiegbare Schatzkammer und unerschöpflicher Abgrund."

Diesen unermeßlichen Reichtum aber besitzt Maria, nach den Schilderungen der seligen Emmerich, als ein jedem menschlichen Auge verborgenes, nur dem Auge Gottes allein durchdringliches Geheimniß, ja wie ein Geheimniß, das selbst den Blicken ihres eigenen Geistes wie verschlossen scheint. In Wirklichkeit freilich liegt diese unendliche Fülle der Gaben, Zierden und Vorzüge offen vor ihren Augen; aber so unbegreiflich hoch wie diese Fülle, so unbegreiflich tief ist das Geheimniß ihrer Demuth, der es eigen ist, sich vor allen Geschöpfen auf Erden verborgen zu erhalten, ja um alle ihre Schätze und Reichthümer wie nicht zu wissen, um sie nur allein dem Auge Gottes, nicht sich selber, offenbar sein zu lassen. Durch die Uebermacht ihrer tiefsten Demuth sind sie vor ihr wie mit einer undurchdringlichen Hülle umgeben, damit ihr Auge nie darauf ruhe, sondern wie Johannes Damascenus sagt, allzeit unverwandt nur nach ihrem Gott und Herrn in dem ewigen unzugänglichen Lichte gerichtet sei.
Oder, wie der heilige Bernhardin von Siena sich ausdrückt: "So groß ist die Vollkommenheit der seligsten Jungfrau, daß, sie zu schauen, Gott sich allein vorbehalten wollte." "Nicht nur um ihrer höchsten Reinheit willen, sagt Albert der Große, sondern mehr noch um ihrer tiefsten Demuth willen verdiene Maria den Sohn Gottes zu empfangen. Wohl konnte sie auf den Gruß des Engels erwiedern: "Siehe ich bin die Braut des Vaters, die Mutter des Sohnes, das Heiligthum des Heiligen Geistes", aber sie hielt sich in ihrer Demuth für so gering, daß sie nur antwortete: "Siehe ich bin die Magd des Herrn." Und auch im Magnifcat spricht die Jungfrau der Jungfrauen nicht: "Er hat angesehen die Reinheit, sondern die Niedrigkeit seiner Magd." Dasselbe sagt der heilige Bernardus: "Wie sehr auch Gott ihre Jungfräulichkeit gefiel, so war es doch ihre Demuth, in der Maria vom heiligen Geist empfangen hat." Indem der heilige Augustinus Maria der Eva gegenüberstellt, bedient er sich der Worte: "Eva bedachte nicht, daß sie nur ein Geschöpf und ein Werk Gottes sei, sondern wollte aus Stolz Gott gleich werden. Die Demuth Mariä aber fühlt sich nur als Geschöpf und nennt sich die Magd ihres Herrn und Erschaffers. Und darum ward Eva verworfen, Maria aber auserwählt; und was Eva's Stolz verlor, das rettete wieder die Demuth Mariä."
Maria ist schöner, weiser und mächiger als Lucifer, der oberste der Engel, vor seinem Falle; sie ist aber von Anbeginn sein vollkommenstes Gegenbild. Verloren in das Anschauen seiner Schönheit und Größe empörte sich Lucifer gegen Gott, seinen Herrn und Schöpfer, und ward mit seinem ganzen Anhange in die Hölle gestürzt. Maria aber fühlt und weiß sich nur als aus dem Nichtsein von der Allmacht Gottes zum Leben gerufen, sie denkt sich niedriger, als jedes andere Geschöpf und begehrt als deren letztes Gott allein nach allen ihren Kräften zu dienen. Und demgemäß zeigen die Mittheilungen der seligen Emmerich in rührender Einfachheit Maria, den Sitz der Weisheit, den Spiegel der Gerechtigkeit, als das äußerlich unmündige, gehorsamste, unterthänigste Kind von Joachim und Anna, die nur Thränen der Liebe und Ehrfurcht haben, wenn sie den Glanz seiner Heiligkeit und Weisheit nicht selten die engen Schranken dieser schwachen Kindheit durchbrechen sehen.

Fortsetzung folgt

Die Muttergottes zeigt dem heiligen Johannes Bosco, wie elend und erbarmungswürdig jene Knaben sind, deren Seele vom Aussatze der Sünde befleckt ist

Eines Tages hielt der heilige Johannes Bosco in einem Seminar die heiligen Exerzitien. Als er die Predigt über die Sünde beginnen wollte, konnte er nur die Worte hervorbringen. "Was ist die Sünde?" Dann brach er in lautes Schluchzen aus. "Noch nie", so erzählte später einer der Anwesenden, "hat eine Predigt einen solchen Eindruck auf mich gemacht, als diese vier Worte." Der gute Vater hatte eben schon zu tief hineingeschaut in das furchtbare Elend, das die Sünde in den Seelen der Menschen hervorbringt.
Was ist nun die Sünde? Die Sünde ist die freiwillig gewollte Übertretung des göttlichen Gesetzes, die freiwillige Entfernung vom Ziel, das Gott den Menschen gesetzt hat. Am besten versteht man die Verwerflichkeit der Sünde, wenn man die Folgen betrachtet, die die Sünde nach sich zieht, sowohl vom natürlichen als auch vom übernatürlichen Standpunkt aus.
Vom natürlichen Standpunkt aus verzichtet der Mensch, der sündigt, auf den Gebrauch seiner Vernunft, denn er folgt seiner Leidenschaft, er verzichtet auf seine Freiheit, denn er wird ein Sklave der Sünde, wie schon die Heilige Schrift sagt: "Jeder, der Sünde tut, ist ein Knecht der Sünde" (Joh. 8, 34). Und dieselbe Heilige Schrift vergleicht die sündhaften Menschen mit den unvernünftigen Tieren. Außerdem erniedrigt sie den Menschen, indem sie ihn zum Heuchler stempelt. Welch größere Beleidigung kann man uns antun, als wenn man uns vorwirft, daß wir Heuchler sind. Und doch will der Mensch, der sündigt, in den meisten Fällen vor der Welt als gerecht gelten, er heuchelt.
Viel schwerwiegender aber sind die Folgen der Sünde vom übernatürlichen Standpunkt aus. Wir haben gehört, daß wir durch die heiligmachende Gnade Kinder Gottes, Erben des Himmels, Miterben Jesu Christi werden, daß wir Tempel des Heiligen Geistes, ja in gewissem Sinne in die Lebensgemeinschaft Gottes aufgenommen werden. Durch die heiligmachende Gnade sind wir fruchtbringend für die Ewigkeit, jede unserer Handlungen ist verdienstvoll für den Himmel. - Durch die Sünde geht dies alles verloren. Selbst die Verdienste der guten Werke, die wir uns erworben haben, sind verloren. Es ist furchtbar, was für schreckliche Folgen die Sünde nach sich zieht. Und was soll ich sagen von den Folgen der Sünde in der menschlichen Gesellschaft? Wie viele bittere Tränen werden vergossen, wie viel Schmerz, wie viel Elend verursacht. Der heilige Johannes Bosco besuchte als junger Priester die Gefängnisse und Krankenhäuser, und zwar besonders jene Abteilungen, wo Jugendliche untergebracht waren. Da sah er die jugendlichen Gefangenen in dumpfer Verzweilung in engen Zellen eingeschlossen und auf der Stirne dieser Unglücklichen las er in flammenden Buchstaben das Wort "Sünde". Und wenn er in den Jugendabteilungen der Spitäler von Bett zu Bett ging, die fahlen, eingesunkenen Gesichter betrachtete, den hartnäckigen Husten hörte, so flammte wieder vor seinem Geiste das tieftraurige Wort auf: "Sünde". Die meisten dieser dem Tode geweihten Jugendlichen waren Opfer der Sünde.
Was Wunder also, wenn das Herz des jungen Priesters, das glühte in Liebe zu dieser Jugend, aufflammte und Mittel und Wege suchte, um die so heißgeliebte Jugend vor solch namenlosem Unglück zu bewahren, oder, wenn sie sich bereits in dasselbe gestürzt hatte, sie davon wieder zu befreien. Und die liebe Gottesmutter steigerte noch diesen seinen Rettungswillen, indem sie ihm in Visionen die schrecklichen Verunstaltungen zeigte, welche die Sünde in den Seelen hervorbringt. Wie wir aus den folgenden Darstellungen ersehen werden, sah der heilige Don Bosco gar oft, in welchem Seelenzustand sich seine Zöglinge befanden - und gar manche sah er bedeckt mit dem Aussatze der Sünde.

Beispiel:
Ein Traum über den Gewissenszustand der Zöglinge

In den drei Nächten vor Abschluß des Jahres 1860 hatte Don Bosco fortgesetzt Träume. Der Traum der dritten Nacht bezog sich auf die Zöglingen, und diesen erzählte er ihnen auch. "Es schien mir", sagte er, "ich befände mich mit Don Cafasso, mit Silvio Pellico und dem Grafen Cays in einem herrlichen Palaste mit schönen, anliegenden Spielplätzen. Auf den Spielplätzen waret ihr, laufend und springend, lustig und fröhlich, wie ihr es hier seid. Da fiel mir ein, daß dies der letzte Tag des Jahres sei, und ich bat Don Cafasso, er möchte mir für meine Knaben einen Leitgedanken angeben. "Nur langsam", erwiederte er mir, "sage zuerst deinen Knaben, daß sie ihre Rechnungen in Ordnung bringen und mir vorzeigen." Darauf gingen diese Männer in einen prunkvollen Saal dieses Palastes und setzten sich an einen Tisch. Ich ging in den Hof und rief die Knaben zusammen und sagte ihnen, sie sollten ihre Rechnungen bereit halten, weil Don Cafasso sie überprüfen wolle. Die Knaben kamen gleich herbei, stellten sich auf mein Geheiß in Reih und Glied, zogen Rechentabellen aus der Tasche und fingen an zu rechnen. Darauf ging einer nach dem anderen in den Saal, stellte sich der Prüfungskommission vor und wartete, bis er wieder in den Hof gehen durfte. Von den drei Herren nahm zuerst Don Cafasso die Tabelle und prüfte das, was religiösen Geist und sittliches Betragen anbelangte; dann gab er die Tabelle an Silvio Pellico weiter, der den Fleiß und Arbeitseifer überprüfte, und Don Cays sah nach, ob hinsichtlich der Disziplin alles stimmte. Bei vielen war alles in Ordnung, und diese bekamen ihre Tabellen mit einem wohlwollenden Blick der drei Herren wieder zurück; bei mancher aber stimmte es nicht, und ihnen wurde die Tabelle mit scharfem Tadel zurückgegeben. Nicht wenige blieben im Hofe, traurig und niedergeschlagen, denn sie hatten gar nichts auf ihre Tabellen geschrieben. Ich fragte Don Cafasso, was es mit diesen sei. Er antwortete mir: "Diese haben gar keine guten Werke verrichtet, sie befinden sich im Zustand der schweren Sünde." Als ich näher zu ihnen hinzutrat, sah ich, daß sie ganz schauderhaft zugerichtet waren. Die Zunge, die Augen, die Ohren waren von Würmern zerfressen, aus ihrem Munde kam ein so übler Geruch, daß man es in ihrer Nähe kaum aushalten konnte. Ich erkannte sie alle und ich fragte einzelne, bist du wirklich der und der? "Ja", antwortete der Gefragte, "ich bin es". "Wie bist denn du in einen solchen Zustand geraten?" "Leider, aber es ist meine Schuld, es ist die Strafe für meine Sünden". Dieser Anblick durchbohrte wie ein Schwert meine Seele; ich sah so manchen unter diesen Unglücklichen, den ich für brav und tugendhaft gehalten hatte, und ich mußte nun sehen, daß er vom Aussatze der Sünde grauenhaft zugerichtet war.
Indessen waren die anderen, deren Tabellen schön in Ordnung waren, im Hofe, spielten lustig und fröhlich und waren guter Dinge. Da trat Don Cafasso aus dem herrlichen Palaste und rief sie zu sich. Ich ging auch wieder hin und sah, wie er sie in einen großen, geräumigen, herrlich gezierten Saal führte. Dort waren auf Tischen die feinsten Backwerke, die ausgesuchtesten Speisen und schöne, saftige Trauben aufgestellt. Don Cafasso gestattete den Knaben, daß sie sich an die Tische setzten und nach Belieben sich dieser Gottesgaben bedienten. Die Knaben ließen es sich nicht zweimal sagen und aßen nach Herzenslust von den guten Sachen. Obwohl ich mich mit diesen Glücklichen freute, so konnte ich doch die anderen, die so bedauernswert zugerichtet draußen im Hofe teilweise auf dem Boden, teilweise auf schmutzigen Bänken lagen, nicht vergessen, denn auch sie liebte ich mit der ganzen Inbrunst meines Vaterherzens. Und ich bat Don Cafasso, ob ich nicht von den vielen Sachen, die im Überfluß dastanden, etwas auch den armen Unglücklichen bringen dürfte. Doch er gab mir ein entschiedenes Nein. "Diese müssen erst geheilt werden, nur dann dürfen sie etwas von diesen Sachen genießen."
Ich bat abermals Don Cafasso, er möchte mir das Mittel nennen, das ich anwenden soll, um sie zu heilen, und er sprach zu mir: "Denke darüber nach, und du wirst es finden."
Dann wandte er sich an mich und an die Knaben, die am Tische saßen, und sagte mit feierlicher Stimme dreimal hintereinander:
"Attendite vobis! Attendite vobis! Attendite vobis!
"Gebet acht auf euch! Gebet acht auf euch! Gebet acht auf euch!"
Darauf war alles verschwunden und ich wurde wach, wie ich jetzt bin. Das habe ich geträumt; ein jeder möge den Traum auslegen,wie es ihm gut dünkt; keiner aber soll ihn draußen erzählen.
Die Wirkungen solcher Träume hinsichtlich der sittlichen Führung der Knaben waren außerordentlich groß. Am anderen Tag war der Zudrang der Knaben zu Don Bosco außerordentlich; ein jeder wollte wissen, ob er bei denen war, deren Rechnungen stimmten, oder bei denen, die so schrecklich zugerichtet waren. Der gute Vater war bereit, einem jeden zu sagen, wie es mit seiner Seele stand. Selbst die Hartnäckigsten waren erschüttert, gingen zu Don Bosco, legten eine Generalbeichte bei ihm ab und führten von da an ein geordnetes Leben.
Noch ein Beispiel soll zeigen, wie der liebe Gott wirklich durch diesen Traum Don Bosco die Gewissen seiner Knaben offenbarte.
Ein Knabe hatte schon seit längerer Zeit eine Sünde in der heiligen Beichte verschwiegen. Die Erzählung dieses Traumes machte auf ihn einen gewaltigen Eindruck. Er raffte sich auf und entschloß sich, eine Generalbeichte abzulegen. Um diese Zeit kam öfters ein Priester namens Don Picco ins Oratorium, um Don Bosco beim Beichthören zu helfen. Bie diesem legte er eine Generalbeichte ab. Als er aber zu dieser Sünde kam, brachte er wieder den Mut nicht auf und verschwieg sie wieder. Nach zwei Tagen begegnete ihm Don Bosco. Er fragte ihn: "Wann wirst du eine Generalbeichte ablegen?"
"Ich habe sie schon abgelegt", antwortete er.
"Sei ein bißchen still! Du hast keine Generalbeichte abgelegt. Sage mir, warum hast du diese Sünde verschwiegen?" (Und er nannte ihm die Sünde.) Auf diese Worte hin senkte der Knabe den Kopf und fing an zu weinen, er ging in die Sakristei und legte eine gute, reuevolle Beichte ab. Dieses haben wir vom seligen Kardinal Cagliero erfahren, der damals Assistent war und dem der Knabe es erzählt hatte.

Tugendübung: Fassen auch wir als Lebensgrundsatz den Vorsatz eines Dominikus Savio und eines Leo Burger: "Lieber sterben als sündigen."
Stoßgebet: Heiliger Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein, daß mein Herz von Sünden frei, allzeit Gott gefällig sei.

Samstag, Mai 06, 2006

Unsere Liebe Frau vom Sonntag - ein Wallfahrtslied


Notre-Dame du Dimanche, St-Bauzille-de-la-Sylve, F-34230 Paulhan, La Chapelle des Apparitions.

Dieses Lied, zu singen nach der Weise "Es blüht der Blumen eine", beschreibt kurz Mariens Botschaft und ihre Folgen:

Gruß Dir, Jungfrau Maria!
Du unserer Seelen Freud'
Wir knien zu Deinen Füßen,
Dich hoch zu preisen heut;

Wir Kinder Deiner Güte,
Gedenken immerfort
Wie Deine Huld gegründet
Saint Bauzilles Gnadenort.

Zweimal Du schwebtest nieder
Zu uns als Wunderfrau,
Daß einer unserer Brüder
Im Himmelglanz Dich schau;

Welch Glück und süße Wonne
Durchflutet unser Herz,
Daß Du als Botin Christi
Zu uns steigst erdenwärts.

Am Ort, den Du geheiligt,
Durchs Kreuz für Gott den Herrn,
Ragt längst das Gnadenkirchlein
Für alle Zeiten fern;

Wo Du uns mild gesegnet
Mit mütterlicher Hand
Brennt unser Herz in Liebe
Zu Dir als Dankespfand!

Vernimm aufs neu, o Mutter
Den Schwur der Kinder Dein:
Nie wird der heilige Sonntag
Von uns geschändet sein;

Solang blüht unsere Heimat,
Ehrt sie den Tag des Herrn,
Ob dessen hehrer Würde
Du wardst ihr Wunderstern!

Unsere Liebe Frau vom Sonntag - Saint Bauzille de la Sylve 1873

Wohl nur wenige haben von „Unserer lieben Frau vom Sonntag" gehört. Selbst in Frankreich, wo sich der Gnadenort befindet, wissen viele nichts davon. Wenn aber der gelehrte und gewiß nicht leichtgläubige Kardinal de Cabrières von Montpellier den Wunderbericht von Mariens huldreicher Erscheinung in seinem Bistum selber beglaubigt und empfohlen hat, dürfen auch wir mit vollem Zutrauen demselben Glauben schenken. So höret denn, wie und wann die Himmelskönigin am 8. Juni 1873 dem Weinbauer Arnaud von Saint-Bauzille-de-la-Sylve (Herault) sich gezeigt und was sie ihm zu melden hatte. Was er dort erlebt, ist ergreifend, aber sehr belehrend für unsere Zeit, wo so viele Sonntagsschändungen vorkommen.

Augustin Arnaud war ein bescheidener Rebmann. (In Frankreich leben bekanntlich sehr viele Landwirte vom Weinbau). Die ganze Woche hindurch arbeitete er für begüterte Rebenbesitzer. Nur am Sonntag vor dem Gottesdienst fand der von seinen Arbeitgebern abhängige und vom Wochendienst müde Winzer die Zeit, sein eigenes kleines Gütlein zu bestellen. Da er aber jeden Sonntag dem Hochamt, ja auch der Vesper und dem Rosenkranz mit seinen Kindern beiwohnte, war er im Vergleich zu vielen seiner Mitbürger noch ein braver Mann. Aber sein Konflikt mit dem dritten Gebot Gottes hatte die schwere Folge, daß er seit zwei Jahren sich nicht mehr getraute, seine Osterpflicht zu erfüllen.
Am Dreifaltigkeitssonntag, 8. Juni 1873, ging Augustin um 5 Uhr früh in seinen Weingarten und arbeitete bis 7 Uhr. Dann ruhte er aus, nahm seinen Morgenimbiß, betrachtete mit Freuden das Rebland und berechnete im Geiste den möglichen Ertrag seiner Weinernte, denn die Reben hatten schon geblüht. Da plötzlich erschien vor ihm eine wunderschöne Dame, die etwa eineinhalb Meter hoch über der Erde schwebte. Ein faltenreicher Schleier bedeckte die weißgekleidete Gestalt vom Haupt bis zu den Füßen. Trotzdem bemerkte Arnaud, wie ihr Antlitz und ihre gleichsam zum Gebet gefalteten Hände herrlich glänzten. Und sie trug eine hohe fast mitraähnliche Krone. Heftig erschrocken fragte der 31-jährige starke Mann: „Wer seid Ihr?", und ihm war die Antwort: „Ich bin die allerseligste Jungfrau, habe keine Angst!" Augenblicklich drang ein göttliches Licht in seine Seele; er erkannte die Größe seiner Sünde, die Sonntagsschändung, die er begangen, die er nun mit Hilfe der milden Himmelsmutter bereute, in der Hoffnung, Gott werde ihm diese und alle Sünden des Lebens verzeihen.
Doch schon vernahm er die Botschaft der Mutter Jesu: „Ihr habt die Krankheit der Reben! Ihr habt den Patron eurer Pfarrei, den hl. Bauzille, verlassen. Ihr müßt sein Fest wieder halten. Ihr sollt dort am Ende des Weingartens ein eisernes Kreuz auf einem steinernen Sockel errichten. Ihr sollt am nächsten Donnerstag eine Wallfahrt nach St. Antonie (in der Nähe) und in 14 Tagen eine Pilgerfahrt nach Gignac machen, wo ich verehrt werde. Ich wünsche, daß man jährlich hieher in Prozession komme. Ihr sollt dies dem Herrn Pfarrer sagen, und wenn ihr getan, was ich euch gesagt habe, werde ich in einem Monat wiederkommen und euch meinen Dank aussprechen."
Vollständig umgewandelt kehrte der junge Mann heim und erzählte alles seinem Vater. Dieser glaubte ihm aufs Wort, denn er konnte von Augustin sagen: „Mein Sohn lügt nicht!" Miteinander gingen sie zum Seelsorger, den sie am Studiertisch trafen. Er war erst seit zwei Monaten in der Pfarrei und kannte vorerst nur wenige seiner Pfarrkinder. Ohne Zwischenrede hörte er den Wunderbericht an, indes schon sein Urteil feststand: „Entweder ist dieser Mensch ein Schwindler oder er ist von Sinnen!" "Ich kanns nicht glauben", erwiderte er schließlich auf die seltsame Botschaft: "Euch, die Ihr den Sonntag geschändet habt, kann Maria nicht erschienen sein." Bei diesem Wort von Sonntagsschändung erbleichte Augustin und ein Zittern befiel ihn, denn er erkannte die Schwere seiner Sünde, um sie abermals zu bereuen. Aber ohne Erregung, genau wie er vorher getan, sprach er zum Priester: „Wenn Sie mir auch nicht glauben, die Mutter Gottes hat dennoch so gesprochen; sie hieß mich dies nicht alles selbst erfüllen, sondern ich habe Ihnen nur ihre Aufträge mitzuteilen. Ich bin aber sicher, wenn ich meinen Teil davon ausführe, so wird sie in einem Monat wiederkommen und mir danken."
Der Pfarrer blieb aber bei seiner Meinung und warnte auch den merkwürdigen Seher, die Sache ja nicht zu verbreiten. Doch als er die beiden Männer verabschiedete, dachte er heimlich: „Trotz allem, dieser Arnaud scheint ehrlich und aufrichtig zu sein!"
Schon am anderen Morgen ging dieser ans Werk. Er zimmerte selbst ein hölzernes Kreuz und pflanzte es dort auf, wo Maria ihm erschienen war; dann ließ er am bezeichneten Ort auf seine Kosten mit geliehenem Geld ein eisernes Kreuz auf steinernem Sockel errichten. Da stellte es sich heraus, daß vor der großen Revolution dort ein Kreuz gestanden, an dem viele Gebete verrichtet wurden und viele Erhörungen stattgefunden hatten. So hatten die ältesten Leute es von ihren Eltern gehört.
Infolge der wundersamen Vorkehrungen Arnauds in seinem Weingarten sowie der zwei mit seiner Familie gemachten Wallfahrten konnte die Wundergeschichte unmöglich verschwiegen bleiben. Sie ging von Mund zu Mund. Arnaud war bei allen als ruhiger, nüchterner und wahrheitsliebender Mann bekannt und doch schien sein Wunderbericht so unglaublich.
Nach einem Monat, am 8. Juli, der auf einen Dienstag fiel, begab sich Arnaud um 5 Uhr morgens wohlgemut an die Arbeit in seinem berühmt gewordenen Weingarten. Die Polizei behelligte ihn nicht, wohl waren um 7 Uhr 2000 Personen aus dem Dorf und der Umgebung an der Straße von Vendenian um ihn versammelt. Er arbeitete ganz ruhig unbekümmert um die Reden der Neugierigen, innerlich gesammelt und fest vertrauend, Maria werde wiederkommen. Um halb 8 Uhr richtete er sich auf, um etwas Atem zu holen. Schon erhob er wieder das Werkzeug um weiterzugraben, da plötzlich entfiel dasselbe seinen Händen. Arnaud zog, blitzschnell sich vorbeugend, den Hut ab vor einem unsichtbaren Wesen. Maria war wirklich wiedergekommen; ihr himmlisches Lächeln brachte ihm, dem bekehrten Sonntagsschänder, den ersehnten Dank. Aber sie verweilte nicht an jener Stelle, sondern schwebte, allerdings nur ihrem Schützling sichtbar, hinüber zu dem von ihm erstellten eisernen Kreuz, das sich 30 m ostwärts von Arnauds Arbeitsstelle befand. Da geschah das Merkwürdige: versunken in die Betrachtung der himmlischen Besucherin, sah er von seinen Reben und hörte er von seiner Umgebung nichts mehr. Mit ausgestreckten Armen folgte er blitzschnell der Erscheinung zu ihrem neuen Zielpunkt. Die Zuschauer, die ihm am nächsten standen, sahen, wie er gleichsam schwimmend durch die Gassen des Weinberges, unbehindert durch die Rebenzweige und tiefen Furchen, zum eisernen Kreuz gelangte. Und sie taten ihr Staunen durch Wunderrufe kund, um so mehr als eine herrliche Lichtsäule, allen sichtbar, den Ort verklärte.
Eine Viertelstunde lang verharrte Arnaud in seinem ekstatischen Zustand. Maria, hoch hinter dem neuen Kreuz schwebend, erschien ihm diesmal nicht weiß gekleidet, sondern im goldenen Gewande und mit goldenem Schleier. Sie wiederholte die früher gemachten Mitteilungen und fügte neue hinzu. Dann schob sie ihren glänzenden Rosenkranz von dem rechten auf den linken Arm, segnete Arnaud und das gesamte Volk und befahl dann dem Seher: „Singet jetzt Lieder!" Und hell erklangen auf allen Seiten die Jubelweisen des „Magnifikat", des „Ave Maris Stella" und andere Marienlieder.
„Wie ich zu ihr ans Kreuz kam", erklärte nachher der glückliche Seher, „weiß ich selber nicht; als sie sich aber anschickte, abschiednehmend in die Höhe zu schweben, streckte ich sehnsuchtsvoll die Arme aus. Da sagte sie nur: ,Noch nicht!' und entschwand in den Wolken meinen Blicken."
Trunken von himmlischer Seligkeit kehrte Arnaud nach Hause zurück, umarmte alle seine Familienangehörigen und zog sich alsbald in ein Zimmer zurück, um ganz allein Maria zu danken und über alles Erlebte nachzusinnen. Die Botschaft an ihn und seine Landsleute war folgende: „Ihr müßt den Sonntag heilig halten! Diejenigen, die glauben, werden glücklich sein; jene, die nicht glauben, werden nicht glücklich sein! Machet nochmals eine Wallfahrt nach Gignac und Segen wird euer Anteil sein! Haltet die alten Wallfahrtsorte in Ehren, besonders aber St. Bauzille, den Schutzpatron eurer Pfarrei!"
Maria hatte ihre Kinder nicht umsonst gemahnt, sie beherzigten, daß der Sonntag der Tag des lieben Gottes ist, der nicht durch Arbeit oder Genußsucht entheiligt werden darf, sondern ganz in seinen Dienst gestellt werden soll.
Aus Arnauds Rebland ist ein kleines Marienparadies geworden nach der kirchlichen Untersuchung, bei welcher hochgeachtete Persönlichkeiten als Hauptzeugen fungierten. Drei herrliche Statuen kennzeichnen jetzt die drei Orte, an denen Maria glorreich geschwebt: die weiße Madonna, die goldene Madonna und Unsere Liebe Frau vom Kreuz in einem originellen Eisenzelt mit der Inschrift: „Man darf nicht den Sonntag entheiligen!". Die Verbindungslinien dieser drei Heiligtümer bilden ein großes, gleichschenkliges Dreieck mit einer Basis von 30 m und einer Höhe von 50 m. In diesem Dreieck steht die feine, gotische Kapelle „Unserer lieben Frau vom Sonntag" inmitten prächtiger Anlagen. Dieselben sind ein Sinnbild dessen, was die Liebe und Andacht zum Kreuz und zum Rosenkranz in den Seelen hervorbringt, nämlich einen Gnadengarten für irdisches Glück und für einstige Seligkeit im Himmel.

Pfarrer G. Cablat von St. Bauzille
Dieser Artikel ist erstmals 1934 erschienen im "Konnersreuther Sonntagsblatt" und dann im "Zeichen Mariens", 9. Jahrgang, Nr. 1, Mai 1975, Seiten 2645 und 2646.
Angaben zum Bild: Statue Notre-Dame du Dimanche, deuxième apparition, 8 juillet 1873 - 1re phase = Unsere Liebe Frau vom Sonntag, zweite Erscheinung, 8. Juli 1873 - Erste Phase.

Dienstag, Mai 02, 2006

Die Erscheinung der Gottesmutter in Caravaggio

Die Heiligste Jungfrau erschien in Caravaggio (Nähe Mailand) einer Frau namens Giovannetta am Abend des 26. Mai 1432. Giovannetta, Tochter des Pietro Vacchi, bescheidener Landarbeiter, war verheiratet mit Francesco Varoli, einem Mann von rauhem Charakter und hartherzig, der sie oft anfluchte, schlug und mißhandelte. Das Leben Giovannetta's war ein äußerst trauriges: völlig und ständig eingezwängt zwischen der Brutalität des Ehegatten, der Bedürftigkeit der Armut und den schwersten Mühsalen, um für das Nötigste für das Haus zu sorgen.
An jenem Abend, es mag um 5 Uhr gewesen sein, befand sich Giovannetta außerhalb des Hauses, um Gras zu schneiden. Auf einem Feld namens "Mazzolengo" hatte sie bereits ein schönes Bündel geerntet, und sie machte sich daran, nach Hause zurückzukehren. Aber welch eine Angst und Not, heimgehen zu müssen! Die häuslichen Mauern hallten wieder von so vielen Drohungen, Schlägen, daß sie ihr mehr wie ein Gefängnis vorkamen als wie ein Heim: warum zurückkehren? Die Furcht war groß, aber auch die Tugend dieser demütigen Frau war groß, die alles ertrug mit christlicher Ergebenheit, die Heilige hervorbringt und die Wunder vom Himmel herabruft.
Ihr einziger Trost war der Glaube, ihre einzige Zuflucht das Gebet, ihre einzige Hoffnung die Heiligste Jungfrau Maria.
Und zu Maria empor erhoben sich auch an jenem Abend ihre Seufzer und ihre Anrufungen, während sie das Gras schnitt, ehe sie sich aufmachte, um heimzukehren.
Maria, die Mutter des Trostes, hörte die demütige und treugläubige Ergebenheit der armen Frau und wollte gnädigste mehr gewähren als sie zu erbitten gewagt hätte.
Eine wunderschöne, leuchtende Erscheinung zeigte sich vor Giovannetta. Es erschien ihr eine Frau gekleidet in Blau, das Haupt bedeckt mit einem weißen Schleier, von edlem, majestätischem, lieblichem Aussehen.
Wer war es? Bei ihrem Anblick durchströmte sie eine innige Freude, eine Schwall von übernatürlichem Glück linderte ihr Leid: soviel unverhoffte Freude konnte nur vom Himmel kommen.
Es war Maria, die Hilfe der Christen, der Trost der Betrübten, die Stütze in allen irdischen Sorgen und Nöten.
Die erfolgte Zwiesprache ist uns nicht bekannt, aber wir können sie leicht rekonstruieren.
Die Zeiten waren traurig wegen der jüngsten Kriege, wegen Schismen, welche die Kirche heimsuchten und sie spalteten, wegen der vielen Laster und sittlichen Unordnungen, welche die Gesellschaft verderbten. Maria erschien, um eine arme erniedrigte und gedemütigte Frau zu trösten und auszuzeichnen, aber auch, um gleichzeitig alle Christen zu einem besseren Leben aufzurufen. Sie offenbarte deshalb Giovannetta, wie sehr die Sünden der Menschen die Majestät ihres göttlichen Sohnes beleidigten und Sein Herz durchbohrten. Sehr bald würde Jesus die Schlechtigkeit und Bosheit strafen, und Giovanetta konnte dies verhindern, wenn sie die Sünder und die Leidenden zur Buße aufrufen und an diesen Ort kommen heißen würde.
Zum Beweis der Wahrheit ihrer Worte versprach Maria Giovannetta, die noch zögerte, Wunderzeichen und große Gnaden; Unterpfand und Mittel dazu war jene Wasserquelle, die zu ihren Füßen entsprang, und an welcher sich die hinzueilenden Gläubigen würden laben können.
Die solcherweise getröstete und beruhigte Giovannetta, wurde, obwohl demütig und unwissend, die sichere Verkünderin der himmlischen Botschaft, zuerst in Caravaggio, dann in Mailand und schließlich an vielen anderen Orten, bis nach Konstantinopel.
Es strömten die Gläubigen herbei, und wegen ihrer Frömmigkeit enstand in dem verlassenen und öden Feld ein wunderschönes Gotteshaus; es kamen die Sünder, und sie fanden, mit der Reue über ihre Sünden, den Weg in ein neues Leben; es kamen die Kranken und die Leidenden und sie fanden körperliches Heil und seelischen Trost. Die Quelle des frischen Wassers wurde zum Symbol der himmlischen Gnaden, die aus dem Herzen des Erlösers hervorströmten zur Linderung jedweden menschlichen Bedürfnisses.
Wenn du kannst, komme auch du nach Caravaggio; auch für dein Herz und deine Seele hat die Jungfrau sicher wertvolle Gaben und Tröstungen. Komm, und in einer Begegnung mit Maria wirst du leicht das erhalten, was für deinen Frieden, deinen wahrhaftigsten Frieden fehlt.

Aus dem Italienischen übersetzt von Paul O. Schenker

Siehe auch: L'apparizione di Maria Vergine a Caravaggio und: Invocazione quotidiana da recitarsi davanti all'Immagine della B.V. di Caravaggio