Samstag, Mai 27, 2006

Der Wallfahrtsort Maria Weissenstein - Pietralba - und seine weitere Geschichte - 1

Die 200-Jahrfeier der Gründung des Wallfahrtsortes

Zum zweihundertjährigen Jubiläum ließ der Prior P. Magnus M. Constantin die äußere Fassade der Kirche erneuern, indem er über dem Chor eine Kuppel errichten ließ, die von zwei kleinen Türmen flankiert war; er ließ auch die Orgel anschaffen und gleich hinter dem Chor wurde eine neue große Sakristei errichtet, die östlich durch einen langen Gang mit dem Kloster verbunden ist. Die Decke der Sakristei wurde vom Maler Valentino Rovisi aus der Schule des Tiepolo verziert und auf der Außenseite brachte der Dominikanerbruder Fr. Albert zwei Sonnenuhren an, die mit Chronogramm versehen wurden. In der Sakristei wurden vom Kunsttischler Fr. Gabriel M. Peer, Bruder aus dem Servitenorden, fünf Schränke eingebaut. Es wurde auch eine neue Kanzel in Stuckarbeit errichtet. Die kleine Statue der Gnadenmutter, der Mittelpunkt des Wallfahrtsortes, wurde in einem kostbaren, mit Gold, Silber und Edelsteinen verzierten Ostensiorium untergebracht und auf den Hochaltar gestellt.
Die innere Dekoration der Kirche wurde dem akademischen Maler Joseph Adam Ritter von Mölk anvertraut, der sie nach dem damaligen Geschmacke ausführte. Es wurden sehr viel Gold und viele Farben gebraucht und, um einen größeren Effekt zu erzielen, in den Bögen vier Spiegel angebracht. Die Kaiserin Maria Theresia, die zur Veschönernung des Wallfahrtsortes sehr viel gespendet hatte, wurde in der Hauptmalerei dargestellt, wie sie, vor der Gnadenmutter kniend, für einen ihrer kranken Söhne um Gnade fleht.
Die Gedächtnisfeier begann am Vorabend des Festes Mariä Himmelfahrt und endete am 24. August. Sehr groß war die Anzahl der Pilger und jeder von ihnen dachte noch lange an den erlebten Eindruck. Nennenwert sind dabei die Prediger des Servitenordens P. Bernhard M. Stecher, P. Hermenegildus M. Grinner und P. Zacharias M. Rathgeb. Des letzteren Predigt wurde im Jahre 1762 gedruckt und ist in der Bibliothek des Klosters aufbewahrt.

Die Aufhebung des Klosters

Der Wallfahrtsort bestand schon seit 234 Jahren und seit 69 hatten ihn die Serviten-Patres mit Eifer verwaltet. Nur Gott weiß, wieviele Gnaden in dieser Zeit auf Fürbitte der Schmerzensmutter den Gläubigen gewährt wurden. Große unglückliche Schwierigkeiten überfielen das Friedenswerk, das dort begonnen worden war. Unter der Regierung Josefs II. wurden viele Bruderschaften aufgelöst, viele Kirchen und Wallfahrtsorte geschlossen. Im Jahre 1785 wurde der bekannte Wallfahrtsort M. Waldrast aufgehoben und man zitterte in Weissenstein, dasselbe Los zu erleben. Wirklich traf am Morgen des 5. Juni 1787 die Aufhebungskommission ein.
Sie bestand aus den Herren Thaddäus Leis von Laimburg, Staatssekretär, aus Andreas von Ingram und Peter von Strobl, die vom Richter von Deutschofen Leo von Spreng begleitet waren. Sogleich wurden alle Miglieder des Klosters (9 Patres und 3 Brüder) im Speisesaal versammelt und es wurde ihnen der Erlaß des Kaisers über die Aufhebung des Klosters und der Kirche mit dem Verbot jeglicher religiösen Übung mitgeteilt. Acht Tage lang war die Kommission mit dem Inventar und der Schätzung der Güter beschäftigt und bei der Abfahrt wurden Geld, Silber, Kostbarkeiten und Kirchenparamente mitgeführt. Alle Güter von Weissenstein wurden für den Religionsfond beschlagnahmt und alles wurde versteigert. Johann Anton Gugler machte dabei das größte Angebot, und dieser Kauf wurde am 9. August 1788 von der Kofkanzlei bestätigt. Die Orgel wurde nach Verla in das Cembratal verkauft; die 14 Stationen des Kreuzwegs, von Karl Henrici aus Bozen, aber nach Villamontagna; die fünf Schränke der Sakreistei befinden sich in der Abtei Muri-Gries, Bozen; von den fünf Bildern des Speisesaales kamen vier in die Gemäldesammlung der Magnifica Comunità die Fiemme in Cavalese und eines in die Kirche von Pinzon.
Die kleine Wunderstatue der Pietà wurde am 13. Juli nachts nach Leifers in die Pfarrkirche gebracht.
Am 18. Juli 1787 verließen alle Patres mit gebrochenem Herzen ihr Kloster; nur der Prior P. Innozenz M. Freiherrr von Sternbach blieb einige Wochen lang, zuerst als Aushilfe des Curaten von Petersberg, dann vom Jahr 1789 bis 1793 als Verwalter jener Curatie; alsdann kam er als Seelsorger nach Algund, wo er, erst 45 jahre alt, im Jahre 1795 starb. Als letzter der 26 Prioren beschloß er sein Tagebuch mit folgendem Chronogramm:

FInItVr DIarIVM frtrIs InnoCentII InfeLICIs PrIorIs WeIssensteInII (1787)

= Hier endet das Tageuch des Fr. Innozenz, des unglücklichen Priors von Weissenstein.

Fortsetzung folgt

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