Dienstag, Mai 02, 2006

Die Erscheinung der Gottesmutter in Caravaggio

Die Heiligste Jungfrau erschien in Caravaggio (Nähe Mailand) einer Frau namens Giovannetta am Abend des 26. Mai 1432. Giovannetta, Tochter des Pietro Vacchi, bescheidener Landarbeiter, war verheiratet mit Francesco Varoli, einem Mann von rauhem Charakter und hartherzig, der sie oft anfluchte, schlug und mißhandelte. Das Leben Giovannetta's war ein äußerst trauriges: völlig und ständig eingezwängt zwischen der Brutalität des Ehegatten, der Bedürftigkeit der Armut und den schwersten Mühsalen, um für das Nötigste für das Haus zu sorgen.
An jenem Abend, es mag um 5 Uhr gewesen sein, befand sich Giovannetta außerhalb des Hauses, um Gras zu schneiden. Auf einem Feld namens "Mazzolengo" hatte sie bereits ein schönes Bündel geerntet, und sie machte sich daran, nach Hause zurückzukehren. Aber welch eine Angst und Not, heimgehen zu müssen! Die häuslichen Mauern hallten wieder von so vielen Drohungen, Schlägen, daß sie ihr mehr wie ein Gefängnis vorkamen als wie ein Heim: warum zurückkehren? Die Furcht war groß, aber auch die Tugend dieser demütigen Frau war groß, die alles ertrug mit christlicher Ergebenheit, die Heilige hervorbringt und die Wunder vom Himmel herabruft.
Ihr einziger Trost war der Glaube, ihre einzige Zuflucht das Gebet, ihre einzige Hoffnung die Heiligste Jungfrau Maria.
Und zu Maria empor erhoben sich auch an jenem Abend ihre Seufzer und ihre Anrufungen, während sie das Gras schnitt, ehe sie sich aufmachte, um heimzukehren.
Maria, die Mutter des Trostes, hörte die demütige und treugläubige Ergebenheit der armen Frau und wollte gnädigste mehr gewähren als sie zu erbitten gewagt hätte.
Eine wunderschöne, leuchtende Erscheinung zeigte sich vor Giovannetta. Es erschien ihr eine Frau gekleidet in Blau, das Haupt bedeckt mit einem weißen Schleier, von edlem, majestätischem, lieblichem Aussehen.
Wer war es? Bei ihrem Anblick durchströmte sie eine innige Freude, eine Schwall von übernatürlichem Glück linderte ihr Leid: soviel unverhoffte Freude konnte nur vom Himmel kommen.
Es war Maria, die Hilfe der Christen, der Trost der Betrübten, die Stütze in allen irdischen Sorgen und Nöten.
Die erfolgte Zwiesprache ist uns nicht bekannt, aber wir können sie leicht rekonstruieren.
Die Zeiten waren traurig wegen der jüngsten Kriege, wegen Schismen, welche die Kirche heimsuchten und sie spalteten, wegen der vielen Laster und sittlichen Unordnungen, welche die Gesellschaft verderbten. Maria erschien, um eine arme erniedrigte und gedemütigte Frau zu trösten und auszuzeichnen, aber auch, um gleichzeitig alle Christen zu einem besseren Leben aufzurufen. Sie offenbarte deshalb Giovannetta, wie sehr die Sünden der Menschen die Majestät ihres göttlichen Sohnes beleidigten und Sein Herz durchbohrten. Sehr bald würde Jesus die Schlechtigkeit und Bosheit strafen, und Giovanetta konnte dies verhindern, wenn sie die Sünder und die Leidenden zur Buße aufrufen und an diesen Ort kommen heißen würde.
Zum Beweis der Wahrheit ihrer Worte versprach Maria Giovannetta, die noch zögerte, Wunderzeichen und große Gnaden; Unterpfand und Mittel dazu war jene Wasserquelle, die zu ihren Füßen entsprang, und an welcher sich die hinzueilenden Gläubigen würden laben können.
Die solcherweise getröstete und beruhigte Giovannetta, wurde, obwohl demütig und unwissend, die sichere Verkünderin der himmlischen Botschaft, zuerst in Caravaggio, dann in Mailand und schließlich an vielen anderen Orten, bis nach Konstantinopel.
Es strömten die Gläubigen herbei, und wegen ihrer Frömmigkeit enstand in dem verlassenen und öden Feld ein wunderschönes Gotteshaus; es kamen die Sünder, und sie fanden, mit der Reue über ihre Sünden, den Weg in ein neues Leben; es kamen die Kranken und die Leidenden und sie fanden körperliches Heil und seelischen Trost. Die Quelle des frischen Wassers wurde zum Symbol der himmlischen Gnaden, die aus dem Herzen des Erlösers hervorströmten zur Linderung jedweden menschlichen Bedürfnisses.
Wenn du kannst, komme auch du nach Caravaggio; auch für dein Herz und deine Seele hat die Jungfrau sicher wertvolle Gaben und Tröstungen. Komm, und in einer Begegnung mit Maria wirst du leicht das erhalten, was für deinen Frieden, deinen wahrhaftigsten Frieden fehlt.

Aus dem Italienischen übersetzt von Paul O. Schenker

Siehe auch: L'apparizione di Maria Vergine a Caravaggio und: Invocazione quotidiana da recitarsi davanti all'Immagine della B.V. di Caravaggio

Keine Kommentare: