Samstag, Dezember 23, 2006

Von Maria nie genug!

Von Anna Krankenedl, Graz

Meine Mutter ist die schönste,
himmlisch hold und lilienrein,
strahlend klar als wie die Sonne,
Glieder zart gleich Elfenbein.
Gold'ne Bundeslad' des Höchsten,
rings geziert mit Edelstein.
Meine Mutter ist die schönste,
wie das Mondlicht sanft und mild;
schaut selbst Gott mit Wohlgefallen
auf dies hehrste Frauenbild.

Meine Mutter ist die reinste,
reiner als die Engel sind,
weiße Taube, weiße Lilie,
an ihr man kein' Makel find't.
O, wie sollten wir nicht lieben
dieses Wesen blütenrein;
nur die reinste aller Reinen
durfte Christi Mutter sein!
Alle Scharen der Jungfrauen
sie an Reinheit überstrahlt;
drum hat Gott ihr auch verliehen
Krone, Zepter und Gewalt.

Meine Mutter ist die liebste,
reich an Zärtlichkeit und Huld;
durch ihr Fürbittwort beim Sohne
tilgt er unsre Sündenschuld;
gerne schenkt sie reu'gen Sündern
Gnade, Beistand und Geduld.
Liebreich, treu mit ihrem Mantel
sie in Weltgefahr uns deckt,
daß uns nicht des Feindes Wüten
und der Menschheit Bosheit schreckt.
Jesum hat sie einst geopfert
uns zulieb im Martertod;
gab's ein Wesen je auf Erden
das uns solche Liebe bot?

Meine Mutter ist die reichste,
reich an Würde, Gut und Macht,
darf mit ihrem Sohne herrschen,
der zur Fürstin sie gemacht,
und das All liegt ihr zu Füßen,
das ihr dienet Tag und Nacht.
Alle Gnaden darf verteilen
ihre Mutterhand allein,
und wir dürft'gen, sünd'gen Menschen
dürfen ihre Kinder sein.
Schönste, reinste, liebste, reichste
Himmelsfürstin wunderbar;
kein Geschöpf gab's je auf Erden,
das Dir zu vergleichen war.

Ja, wir haben eine Mutter,
gnadenvoll und wunderprächtig,
hilfsbereit, getreu und mächtig.
Ja, MARIA ist's die Eine,
auserwählt und schön wie keine,
wahre Mutter Jesu Christ,
die nach Gott uns Alles ist.

Freitag, Dezember 08, 2006

Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 8. Folge

9. Indem wir nun den weiteren Mittheilungen der gottseligen Emmerich über "die Verkündung des Engels" und "die Geburt des heiligsten Jesuskindes unsere Aufmerksamkeit näher zuwenden, begegnen wir drei höchst bedeutsamen Eröffnungen, die aus mehrfachen Gründen besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Dieselben sind nämlich so einfach, so absichtslos und theils wie in zufälliger Verbindung mit anderen Äußerungen vorgebracht, daß eine nur flüchtige Lesung sie leicht übersehen, oder sie doch nicht nach ihrer tieferen Bedeutung würdigen mag. Sie enthalten aber den Schlüssel zu dem ganzen ferneren Leben der allerseligsten Jungfrau, wie dasselbe von der gottseligen Emmerich beschrieben wird, und stehen mit dem Geiste und nicht selten auch mit den Worten der "Offenbarungen" einer heiligen Brigitta in so bemerkenswerther Übereinstimmung, daß es sich wohl der Mühe lohnt, jene so kurzgefaßten Worte der seligen Emmerich durch wörtliche Anführung der auf die gleichen Geheimnisse sich beziehenden, aber ausführlicheren Eröffnungen der heiligen Brigitta mehr zu beleuchten. Der geneigte Leser wird dadurch, vielleicht nicht ohne freudige Überraschung, die Überzeugung gewinnen, welch' ein großer Schatz wahrhafter Erbauung und Erleuchtung unter den schmucklosen schlichten Worten der seligen Emmerich verborgen ist.
Auf Seite 147 unten findet sich die Stelle:
"Maria erzählte der heiligen Elisabeth, sie sei in der Stunde der Verkündigung zehn Minuten in Entzückung gewesen und es sei ihr gewesen, als verdopple sich ihr Herz und sie sei mit unaussprechlichem Heile erfüllt. In der Stunde der Geburt aber habe sie eine große Sehnsucht empfunden und es sei ihr gewesen, als trenne sich ihr Herz auseinander und die eine Hälfte scheide von ihr."
Genau dasselbe hatte im Gesichte auch die heilige Brigitta aus dem Munde der allerseligsten Jungfrau vernommen, die folgende Worte an sie richtete: (Revelationes s. Brigittae 1. I. c. 35)
"So oft du das bittere Leiden meines Sohnes betrachtest, so halte dir gegenwärtig, meine Tochter, daß alle Glieder seines heiligsten Leibes mir wie meine eigenen, ja wie mein eigenes Herz selber waren. Er wurde in mir empfangen im Feuer der göttlichen Liebe und durch die Liebe kam Er und war Er in mir. Das Wort aber und die Liebe (der heilige Geist) haben Ihn in mir gebildet; und Er war mir, als wäre Er mein Herz. Darum hatte ich, als Er aus mir geboren wurde, die Empfindung, als würde die eine Hälfte meines Herzens geboren und scheide aus mir. Und darum empfand ich, als Er sein Leiden begann, dieß sein Leiden als das Leiden meines eigenen Herzens. Denn ein Herz, das zur Hälfte auswendig und zur Hälfte inwendig ist, empfindet inwendig gleichmäßig den ganzen Schmerz, wenn die auswendige Hälfte gefoltert wird. So wurde ich selber d. i. mein Herz auch mit-gegeißelt und mit-durchstochen, als mein Sohn, Er die andere Hälfte meines Herzens, gegeißelt und mit Dornen gekrönt wurde. Auch war ich auf seinem ganzen Leidenswege stets in seiner nächsten Nähe und vermochte nicht, Ihm ferne zu bleiben. Ich stand zunächst an seinem Kreuze; und wie das am wehesten thut, was dem Herzen am nächsten ist, so war, was ich bei dem Kreuzstamme litt, der bitterste Schmerz noch von allen. Und als mein Sohn vom Kreuze herab mich anblickte, und ich zu Ihm meine Augen erhob, da strömten mir die Thränen, wie das Blut aus geöffneter Ader, aus den Augen. Und da Er mich in Pein ganz aufgelöst erblickte, wurde Er über meine Schmerzen so sehr betrübt, daß Er aus Mitleiden mit mir die Martern seiner eigenen Wunden nicht mehr zu verspüren glaubte. Gleichwie Adam und Eva um einen Apfel die Welt verkauft hatten, so haben mein Sohn und Ich, gleichwie mit Einem Herzen, die Welt wieder losgekauft."

Mittwoch, November 08, 2006

Kurze Geschichte des wundertätigen Muttergottesbildes von Ghetto in Rom

Maria del Ghetto

Es war in den ersten Tagen des Heumonats 1843, als die ganze Stadt Rom durch mehrere Wunder in freudige Bewegung gerieth, die sich bei dem Muttergottesbilde von Ghetto ereigneten.
Eine arme Frau hatte ein fünfjähriges Kind, das an dem einen Auge von Geburt an blind, später durch Krankheit auch noch das andere verlor. Da alle ärztliche Hülfe vergeblich war, nahm die Mutter ihre Zuflucht zur Madonna von Ghetto, deren Bildniß in der Nähe der Judengasse sich befindet. Sie begab sich also sammt ihrem Kinde an diesen Ort, um da zu beten. Bald wurde sie erhört. Das blinde Kind fieng plötzlich zu schreien an: "Mutter, Mutter, ich sehe eine Muttergottes!" Und wirklich war das Muttergottesbild nun der erste Gegenstand, den das Kind nach seiner wunderbaren und vollständigen Heilung erblickte. Das Wunder verbreitete sich schnell, und zahllose Menschen kamen nun herbei, um das Bild zu sehen. Dasselbe wurde geschmückt, und des Abends recht schön beleuchtet. Der Andrang des Volkes war so groß, daß die Polizei, um Unfällen vorzubeugen, sich veranlaßt sah, zwanzig Mann als Wache hinzuschicken.
Um die nämliche Zeit wurde auch ein lahmer Maurer, der dort immer bettelte, vollkommen hergestellt.
Ein drittes Wunder bei diesem Muttergotttesbilde war die Heilung eines lahmen Mädchens; es ereignete sich am 2. Juli. Dieses Mädchen, das Kind einer Wascherin, konnte sich schon von Geburt an seiner Füße nicht im Geringsten bedienen; denn die Knochen der Füße und Beine waren so weich wie Lumpen, und konnten den Körper unmöglich tragen. Am genannten Tage nun saß dieses Kind auf der Stiege seiner Wohnung, und wartete auf die Zurückkunft seiner Mutter. Da sprachen einige Vorübergehende zu ihm: "Geh' zur Madonna hin, welche vor einigen Tagen den lahmen Maurer geheilt hat." Das Kind, gestützt auf seine hölzernen Krücken, deren es sich mit Schnelligkeit zu bedienen wußte, machte sich alsogleich auf den Weg.
Vor dem Muttergottesbilde angekommen, betete es - nach seiner eigene Aussage - den Rosenkranz, die Litanei, das Salve Regina und noch einige kurze Gebetlein. Kaum hatte es geendigt, so sagte eine Stimme zu ihm: "Laß deine Krücken hier und geh'!" - Das Mädchen erhob sich, und zum ersten Male in seinem Leben begann es zu laufen.
Schon seitdem das erste Wunder sich ereignet hatte, wurden vor dem Muttergottesbilde viele Kerzen angezündet, und viele Leute beteten daselbst, welche nun beim Anblick des geheilten Mädchens sogleich zu rufen anfiengen: "Wieder ein Wunder!" Bald war das Mädchen von einer großen Menge Volkes umringt. Überall sah man Freudenthränen vergießen, und von allen Seiten her ertönte der Ruf: "Mutter Gottes, Gnade! Mutter Gottes, Dank!"
Die ganze Stadt Rom freut sich über diese Gnadenbeweise der glorreichen Himmelskönigin. Das wunderthätige Bild, 2 Schuh hoch und 1 1/2 Schuh breit, stand bis zum 4. Heumonat Abends unter dem Bogen Cenci, hinter dem Judenplatze. Am folgenden Tage hat das Generalvikariat dasselbe in die Kirche zu "S. Maria del pianto" übertragen lassen, und dort zur Verehrung auf den Hochaltar gestellt.

Gebet zur allerseligsten Jungfrau Maria, die man verehrt unter dem Titel: "Hülfe der Christen".

Heiligste, unbefleckte Jungfrau und meine liebe Mutter Maria! Zu Dir, der Mutter meines Gottes, der Königin der Welt, der Fürsprecherin, Hoffnung und Zuflucht der Sünder, zu Dir eile ich heute, ich, der Elendeste unter allen Elenden! -- Wie kann ich Dich würdig verehren, o große Königin! Wie Dir genugsam danken für die vielen Gnaden, welche deine Liebe mir bisher erzeigt hat! O liebenswürdigste Königin, durch die Liebe, welche Du zu uns trägst, verspreche ich Dir, von nun an Dir treu zu dienen, und auch, so viel mir möglich ist, zu machen, daß Du auch von Andern geehrt und geliebt wirst. Auf Dich setze ich alle meine Hoffnung, mein ganzes Heil; nimm mich zu deinem Diener an, und beschirme mich unter deinem Schutzmantel, o Mutter der Barmherzigkeit! Und da Du bei Gott so viel vermagst, bitte ich Dich, Du wollest mich aus allen Versuchungen erlösen, oder mir wenigstens die Kraft erwerben, dieselben jederzeit und besonders in der Stunde meines Todes zu besiegen. Amen.

V. Bitte für uns, o heilige Gottesgebärerin!
R. Auf daß wir würdig werden der Verheißungen Christi.

Samstag, Oktober 28, 2006

Im Kraftfeld der Liebe Gottes

Bild von Sr. Maria Bernarda: Bernhard von Clairvaux grüßt die Gottesmutter.

Ist es nicht verwunderlich und erstaunlich, ja TRAGISCH, daß schier die ganze Welt, so blind und taub am Wesentlichsten, am einzig Entscheidenden vobeizirkuliert, stets mehr bestimmt duch die Fliehkraft ihrer selbst- und umwelt- und satanangetriebenen Bosheit als durch die Anziehungskraft der Liebe Gottes? Wieviele sind schon aus diesem Kraftfeld vollends entwichen und hinabgestürzt in den "leeren", gottfernen, gott-LOSEN Raum der Hölle, aus dem ein Zurück nicht mehr möglich ist?
Wo ist unser derzeitiger Aufenthalt, unsere "Umlaufbahn"? in GOTTES Nähe oder relativ distanziert von Ihm? Wir ALLE schweben in diesem Leben noch mehr oder weniger "über" dem allein lebenspendenden "Zentralgestirn" GOTT, wir ALLE "ruhen" noch nicht auf und an und in GOTT, weil wir unseren erbsündlichen "Schub" noch nicht oder noch zu wenig abgebremst haben! Tun wir es doch endlich! Schalten wir die "Aggregate" der Eigenliebe, des Stolzes, der Habgier usw. aus. Der vermeintliche "Aufstieg" ist ja in Wirklichkeit Verlassen des "Bodens", des "Vaterhauses", ist "Ausschweifung" in die Fremde, Ferne, ins Elend, in den Hunger, den Tod...
Lassen wir uns VERTRAUENSVOLL unter "kundiger Führung" unserer himmlischen MUTTER "nieder" "auf" GOTT! Kehren wir zurück an Sein Vaterherz, um Ihm nie wieder zu entrinnen.

"Du bist die Königin der Welten und aller Christen milde Herrscherin; in Deine Schutzmacht wir uns stellten mit Seele, Leib und Geist von Anbeginn. In Dir dem Herrn wir Ehre singen, vom Licht des Himmels freudenvoll umhüllt, das unser Leben will durchdringen, mit tiefem Leuchten alles Sein erfüllt."
Sr. Renate-Raphaele B.

Samstag, September 16, 2006

Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 7. Folge

8. Nun möge auch noch ein um mehrere Jahrhunderte älterer Theologe und Geisteslehrer, der gottselige Eadmerus, der Schüler und unzertrennliche Begleiter des heiligen Lehrers Anselmus, gestorben im Jahre 1121, vernommen werden, welcher über die höchste Würdigkeit der Vorbereitung des Kindes Maria im Tempel auf die Empfängniß des Sohnes Gottes in ihrem heiligsten Schoße mit hoher Salbung sich ausspricht. (In seiner Abhandlung über den englischen Gruß, welche sich in dem II. Band der von D. Gerberon besorgten Ausgabe der Schriften des heiligen Anselmus findet.) Es verdienen seine Worte gar sehr der Vergessenheit entrissen zu werden, da kein Leser sie ohne Erhebung des Geistes und ohne Förderung der Liebe zu Jesus und Maria vernehmen wird. Er sagt:
"Wer wäre im Stande, auch nur zu ahnen, geschweige mit Worten zu sagen, wie heilig, wie rein, wie Gottes würdig Maria ihr Leben eingerichtet und geführt hat? Ihr reinster Leib, ihre heiligste Seele blieben durch den betändigen Schutz der Engel vor jeglicher Makel auf das Vollkommenste bewahrt, wie es ihr als der Wohnung gebührte, in welcher Gott, ihr und aller Dinge Erschaffer, leiblicher Weise seinen Wohnsitz nehmen, und aus der Er die menschliche Natur zur Einigung mit seiner Person auf unbegreifliche Weise annehmen wollte. Wenn es selbst unter den Menschen im Gebrauche ist, daß, so ein Machthaber oder Reicher irgendwo Einkehr nehmen will, dessen Diener voraneilen, um die Herberge zu bestellen, zu reinigen, zu schmücken und zu bewachen, damit der Gebieter bei seiner Ankunft Alles wohl bereitet und geziehmend hergerichtet finde, welche Ausrüstung mit allen Tugenden muß für die Ankunft des himmlischen und ewigen Königes in dem Herzen der heiligsten Jungfrau geschehen sein, welche Ihn nicht für wenige Augenblicke nur in sich beherbergen, sondern mit ihrem Fleische Ihn bekleiden und als Mutter Ihn gebären sollte? Da nämlich die Fülle der Zeit gekommen war, die Gott selbst vor aller Zeit zu seiner Ankunft vorherbestimmt hatte, sandte Er Gabriel, einen der ersten Fürsten seines Reiches, um dir, o seligste aller Frauen anzukündigen, es stehe bevor die Erlössng der Menschen, und Er wolle dieselbe bewirken und aus dir, du Allerreinste, durch die Wirkung des heiligen Geistes als wahrer Mensch geboren werden. Du vernimmst, o Herrin, diese Botschaft und über dieses zu allen Zeiten unerhörte Geheimniß erstaunest und verwunderst du dich; doch regt sich in dir kein Unglaube, sondern unbezweifelt hältst du fest, es sei ganz und gar unmöglich, daß nicht geschehe, was der Engel verkündet! Maria glaubt und ist gewissest überzeugt, der gütige, liebevolle, an edlen Erbarmungen überreiche Gott steige von seinem himmlischen Sitze hernieder zur Erde, werde Mensch, um durch seinen freiwilligen Tod die Menschen vom ewigen Tode, dem sie verfallen sind, zu erretten. Darum antwortet sie dem Engel mit den Worten: 'Siehe, ich bin die Magd des Herrn! Mir geschehe nach deinem Worte!' O Gott so angenehmer Glaube! O wohlgefällige Demuth! O Gehorsam, lieblicher vor Gott, als jedes Opfer! Was hätte also Gott bei seiner Herabkunft finden sollen, das Ihm an der Jungfrau nicht gefallen hätte, aus welcher der Wohlgeruch der höchsten Tugenden Ihm entgegenströmte? Gewiß, durch seinen Glauben allein hatte Abraham Gott gefallen und das allein, daß er glaubte, wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Über den Demüthigen und Sanftmüthigen aber und über Jenen, die in Ehrfurcht seine Worte bewahren, ruhet nach dem Zeugnisse Gottes sein heiliger Geist und ihr Gehorsam ist Ihm lieber, als Opfer. Da nun gerade in dem, was Gott am meisten gefällt, die heiligste Jungfrau sein höchstes Wohlgefallen verdiente, so glaube ich, daß sie durch nichts Anderes mehr sein Wohlgefallen in noch höherem Grade hätte erlangen können. Wir glauben auch fest und unbezweifelt, daß ihr Herz vor jeder Makel und Sünde vollkommen rein bewahret blieb, so daß in Wahrheit über ihr der heilige Geist, als über der Demüthigen, Sanftmüthigen, die Worte Gottes in Ehrfurcht Bewahrenden, in seiner ganzen Fülle ruhen konnte, und daß Er sie als die mit keuschestem, reinstem Herzen dem Willen Gottes Gehorchende lieblicher erfand, als jedes Brandopfer, und daß Er sie deßhalb in der Kraft des Allerhöchsten überschattete und den Sohn Gottes aus ihr mit dem Fleische bekleidete. Darum erhebe sich jedes menschliche Herz und versuche nach Möglichkeit zu erkennen, welches Gewicht bei dem allmächtigen Gott die Verdienste dieser allerseligsten Jungfrau besitzen. Es vesuche, sage ich, jedes Herz, zu betrachten, zu erkennen, zu bewundern den Eingebornen, wesensgleichen, geichewigen, gleichallmächtigen, aus dem Schoße des Vaters von Ewigkeit gezeugten Sohn, durch den Er alle sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe aus dem Nichts gemacht hat! Denn diesen seinen so einzigen und so geliebtesten, Ihm in Allem durchaus gleichen Sohn wollte Gott der Vater nicht als nur seinen Sohn allein belassen, sondern Er wollte, daß eben Er in voller Wirklichkeit der Natur nach der einzige und der geliebteste Sohn auch der seligsten Jungfrau Maria sei. Und dieß nicht so, daß nun zwei Söhne wären, der eine als Gottes Sohn, und der andere als Mariä Sohn, sondern daß der Eine und Selbe Sohn Gottes in Einer Person auch der Sohn Mariä sei, und daß der Sohn Mariä zugleich der Eine und Selbe Sohn Gottes in Einer Person sei. Wer muß nicht in höchstes Erstaunen darüber gerathen und für ein ganz unbegreifliches, unaussprechlich großes Wunder es erachten, daß Gott solches beschließen konnte! Die süßeste Jungfrau aber, aus Adams Nachkommenschaft aufgesproßt, wird im Gegensatz zu Eva, die den Fluch zu hören verdiente, nun vom Engel selig gepriesen über alle Weiber; sie empfängt, sie trägt, sie gebiert den Gottmenschen, der alle Übertretungen der Kinder Adams sühnen, sie von Schuld und Strafe erlösen und zu Erben seines himmlischen Reiches einsetzen wird."

In gleichem Sinne richtete auch der heilige Hieronymus an Eustochium die Worte:
"Erhebe dein Auge zur seligsten Jungfrau Maria, deren Reinheit so groß ist, daß sie verdiente, die Mutter unseres Gottes und Herrn zu sein."
Und es wetteiferten unter einander die Lehrer des Morgenlandes in Lobpreisungen des Schoßes der heiligsten Gottesgebärerin. So nennt der heilige Andreas von Creta "den Schoß Mariä"
"das herrlichste Kleinod der Jungfräulichkeit, die Himmel an Reinheit übertreffend, die vollkommenste Darstellung der ursprünglichen Schönheit."
Gregor von Neucäsarea legt dem Erzengel Gabriel die Worte in den Mund:
"Alle himmlischen Heerschaaren grüßen durch mich dich heilige Jungfrau; ja der Gebieter aller himmlischen Schaaren hat aus allen seinen Creaturen nur dich als die heiligste und am reichsten für Ihn geschmückte auserwählt, um aus deinem heiligen, keuschen, reinen, makellosen Schoße zum Heile der ganzen Welt als die hellglänzende Perle hervorzugehen. Denn du Heilige bist aufgestiegen zu einer die ganze Menschheit weit überragenden Schönheit, Reinheit und Heiligkeit; und dein Herz übertrifft an blendendem Weiß den frischgefallenen Schnee; dein Schoß aber an Lauterkeit jedes auch noch so oft im Feuer geläuterte Gold."
Auch in ihren liturgischen Hymnen preist die rechtgläubige Kirche des Morgenlandes den Schoß der Jungfrau als "den Thron, geschmückt für Aufnahme des Wortes."
"Von deiner Schönheit, o vollkommen Unbefleckte, angezogen, nimmt das Wort Wohnung in deinem Schoße, um die Menschen von der Häßlichkeit der Sünde zu erretten und mit der Gabe der ursprünglichen Schönheit zu beschenken." - "Nach dir, ganz unbefleckte Jungfrau, als dem reinsten, schönsten aus allen seinen Geschöpfen, verlanget der Herr aller Schönheit, um aus deinem Schoße geboren zu werden." - "Dich, o Unversehrte, erfindet das allerheiligste Wort als sein Ihm geweihtes Heiligthum und nimmt Wohnung in deinem Schoße. Alle, welche dich ehren, will Er heiligen, erleuchten und Vergebung ihrer Sünden ihnen gewähren." - "Weil du an Verdiensten alle Creaturen übertiffst, darum hast du, o Jungfrau, deinen Gott und Erschaffer in deinem Schoße empfangen und zur Erlösung der Sterblichen Ihn geboren." - "Du bist das Tabernakel des Wortes geworden, weil du allein, o jungfräuliche Mutter, ganz rein und schuldlos bist, ja die Engel an Reinheit übertriffst." - "Weil du heiliger bist als jede Creatur, hat der heilige Gott in deinem Schoße gewohnt. Du allein bist würdig von Ihm erachtet worden, um die Mutter Gottes zu werden." - "Dich hat unser Herr und Erschaffer erkannt als die reine Rose der Thalgründe, als die duftende Lilie und von deiner Schönheit angezogen, wollte Er aus dienem Blute den Leib sich bereiten."
Die Würde des Schoßes Mariä nach der Empfängniß des ewigen, unerschaffenen Wortes ist so erhaben, daß er mit vollem Rechte von den heiligen Lehrern dem höchsten Himmel gleich gestellt wird. So sagt der heilige Ephrem der Syrier:
"Durch ihre Empfängniß des Wortes ist Maria für uns der die Gottheit in sich tragende Himmel geworden, welche Jesus Christus, ohne von der Herrlichkeit des Vaters sich zurückzuziehen, in die engen Grenzen ihres Schoßes eingeschlossen hat, um die Sterblichen zu der hohen Würde der Kindschaft Gottes zu erheben. Diesen Schoß allein hat Er sich erwählt, auf daß Maria sein Werkzeug für unsere Erlösung werde."
Ähnlich lauten die alten Hymnen des Morgenlandes:
"Wir preisen dich, o heiligste Mutter, als den Himmel Gottes und als seinen Thron; denn aus dir will Jesus, die Wahrheit und das Leben, zu uns kommen." - "Du, o Jungfrau, erscheinest in Wahrheit als der Himmel über dem Erdkreis, der höher ist, als der höchste Pol; denn aus dir geht auf die Sonne der Gerechtigkeit." - "Alle Chöre der Himmel verkünden dein Lob, denn du bist der zweite Himmel über dem Erdkreis; du bist der neue Himmel, denn aus dir ist für uns aufgegangen die Sonne der Gerechtigkeit."

Dienstag, September 05, 2006

Maria hilf!


Mit deinem Sohn auf deinen Armen
Erscheinest Du der armen Welt
Als Gottesmutter voll Erbarmen,
Zu ihrer Helferin bestellt:
MARIA HILF!
Wenn ich im schweren Unglück weine,
Wenn mich verlockt der Sünde Lust,
Dann, o Maria allzeit reine,
Zieh' mich an deine Mutterbrust:
MARIA HILF!
Und will es für mich Abend werden,
Und lieg' ich in des Todes Pein,
Dann soll mein letztes Wort auf Erden
Mein letzter Trost der Bittruf sein:
MARIA HILF!

Freitag, August 25, 2006

Das Gnadengebet zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Heiligsten Herzen Jesu

Gedenke, o Unsere Liebe Frau vom heiligsten Herzen Jesu, der unaussprechlichen Macht, die dein göttlicher Sohn dir über sein anbetungswürdiges Herz verliehen hat. Voll Vertrauen auf deine Verdienste kommen wir, deinen Schutz anzuflehen. O himmlische Schatzmeisterin des Herzens Jesu, dieses Herzens, das die unversiegbare Quelle aller Gnaden ist und das du nach deinem Belieben öffnen kannst, um daraus über die Menschen alle Schätze der Liebe und Barmherzigkeit, des Lichtes und des Heiles, die es in sich schließt, ausströmen zu lassen: Gewähre uns, wir bitten dich innig, jene Gnaden, um die wir dich anflehen. Nein, von dir können wir keine abschlägige Antwort erhalten, und weil du unsere Mutter bist, o Unsere Liebe Frau vom heiligsten Herzen Jesu, so nimm unsere Bitten gnädig auf und erhöre sie gütig. Amen.

500 Tage Ablaß jedesmal. (S. P. A., 5. April 1949)

Unsere Liebe Frau vom heiligsten Herzen Jesu, bitte für uns! 300 Tage jedesmal!

Imprimatur. - Aquisgrani, d. 12 m. Martii a. 1954. - Dr. Müssener, Vic. gen. - J. N. I 480/54.

Montag, Juli 17, 2006

Vorwort von Pater C.E. Schmöger C.ss.R. zum Werk "Emmerick-Visionen" 6. Folge

7. Aus den angeführten Stellen erhellet zur Genüge, warum die heiligste Jungfrau die ganze Zeit der Kindheit bis zu ihrer von Gott bestimmten und durch wunderbare Zeichen herbeigeführten Vermählung mit dem heiligen Joseph in der Verborgenheit des Tempels verweilte. Es brachte dieß nicht nur die unbeschreibliche Heiligkeit und Reinheit mit sich, in der sie empfangen und geboren war, und für die es keinen würdigeren Ort auf Erden geben konnte, als das Haus Gottes, das Er selber zu seiner Wohnung sich erkoren hatte, sondern auch ihre ewige Vorherbestimmung zur Mutterschaft des Sohnes Gottes, auf welche sie so würdig sich zu bereiten hatte, daß sie verdiente, als der Inbegriff und Gipfel aller Tugenden, als die einzige makellose Lilie unter den Dornen und als die des höchsten Wohlgefallens Gottes einzig würdigste Jungfrau zur Mutter seines Eingeborenen erhöhet zu werden. Über diese geheimnißvollen Ursachen der Opferung des Kindes Maria im Tempel und ihres eilfährigen Verweilens daselbst, enthält auch die "Mystische Stadt Gottes" der seligen Maria von Agreda sehr bedeutsame Aufschlüße, aus denen einzelne Aushebungen hier um so mehr ihre Aufnahme finden mögen, da sie die Mittheilungen der gottseligen Anna Katharina in bemerkenswerther Weise bestätigen und ergänzen und im Zusammenhalte mit den früheren Anführungen aus den alten griechischen Schriftstellern, zugleich den klaren Beweis liefern, in welcher Übereinstimmung die Gesichte beider begnadigten Seelen sowohl zu einander, als auch mit der ganzen Überlieferung und den Aussprüchen der Heiligen aus viel älterer Zeit sich befinden. Wie der Leser im weiteren Verlaufe sich noch überzeugen wird, herrscht dieselbe Übereinstimmung der Gesichte der gottseligen Anna Katharina auch mit den Offenbarungen der heiligen Brigitta.
Die selige Maria von Agreda (Mystica Ciudad de Dios. 1736. p. I. 1.2. c. 1 & 2.) berichtet:

"Unter den Vorbildern der heiligsten Jungfrau im alten Bunde war keines von so ausgeprägter Deutlichkeit, wie die Bundeslade, und zwar sowohl in Hinsicht des Stoffes, aus dem sie verfertiget war, als in Hinsicht ihres Inhaltes und ihrer ganzen Bedeutung für das Volk Gottes, sowie auch alles Dessen, was Gott mittelst der Arche, oder um ihretwillen und durch sie in der alten Synagoge gethan und gewirkt hat; denn dieses Alles war ein Vorbild unserer Herrin Maria und eine sehr deutliche Hinweisung auf Alles, was in Maria und durch Maria für die neue Kirche des Evangeliums geschehen sollte.
Das unverwesliche Cedernholz, aus welchem die Lade, nicht etwa zufällig, sondern nach der ausdrücklichen Vorschrift Gottes zusammengefügt wurde, ist die klare Hindeutung auf Maria, welche als die geistliche Bundeslade ganz rein und sündelos und unberührt ist von der geheimen Fäulniß der Erbschuld und des mit ihr untrennbar verbundenen Zunders der Begierlichkeit. Das im Feuer geläuterte, feinste Gold, womit die alte Lade innen und außen überzogen war, deutet eben so klar und bestimmt auf die höchste Vollkommenheit und Erhabenheit der Gnade und der Gaben, welche in den Gottes würdigen Gedanken, Werken, Sitten und Tugenden der heiligsten Jungfrau erglänzet, so, daß an dieser neuen Bundeslade, von innen wie von außen, kein Theilchen, keine Zeit, kein Augenblick zu finden ist, das nicht mit Gnade, und zwar mit Gnade von der höchsten Würdigkeit voll und überdeckt gewesen wäre".
"Die steinernen Gesetztafeln, das goldene Gefäß mit Manna, die wunderbare Ruthe Aarons, was Alles in der Bundeslade eingeschlossen und bewahrt wurde, deuteten auf's Klarste auf das fleischgewordene Wort, welches in der lebendigen Arche, d. i. im Schoße der heiligsten Jungfrau Maria eingeschlossen wurde. Es ist ja ihr Eingeborner der lebendige "Grundstein der Kirche", und der "Eckstein", welcher die beiden so weit getrennten Völkerschaften, Juden und Heiden, vereiniget, der Stein, welcher, vom Berge der ewigen Zeugung sich losreißend, als das neue Gesetz der Gnade, das der Finger Gottes auf ihn geschrieben, in der jungfräulichen Arche Maria niedergelegt wurde, auf daß diese höchste Königin von Allen als die Bewahrerin Dessen erkannt werde, was Gott sowohl in sich selber ist, als was Er an seinen Geschöpfen bewirken wollte".
"In gleicher Weise enthielt Maria das Manna der Gottheit, der Gnade und Macht, und die Wunder und Zeichen wirkende Ruthe, auf daß nur allein in ihr, als der Gottes würdigen geistlichen Arche, der Urquell der Gnaden, nämlich die Wesenheit Gottes selbst sich finde, und von ihr aus auf die übrigen Sterblichen sich ergieße; daß in ihr und durch sie die Wunder und Zeichen des Armes Gottes gewirkt werden, und Alle erkennen, wie Alles, was dieser unser Herr will, ist und wirket, in Maria eingeschlossen und niedergelegt sei."
"Die alte Bundeslade hatte außerdem, und zwar nicht bloß nur im Schatten, oder figürlich, sondern in Wahrheit und Wirklichkeit, auch den Schemel und die Unterlage für den Gnadenthron zu bilden, auf welchem Gott den Sitz und Richterstuhl seiner Barmherzigkeit aufgeschlagen hatte, um von ihm herab sein Volk anzuhören, auf die vor Ihn gebrachten Anfragen zu antworten, die Bitten zu erhören und Gnaden auszutheilen. Jetzt aber ist von Gott aus allen seinen Geschöpfen nur allein Maria zum Throne seiner Gnade erhoben, so daß nun sie nicht allein die wahre geistliche Bundeslade, sondern auch zugleich der Gnadenthron ist, indem sie ja dazu erbauet wurde, um Gott selbst in sich zu beherbergen. Sonach erscheint das Tribunal der Gerechtigkeit als in Gott verbleibend, der Gnadenthron aber und der Sitz der Barmherzigkeit als auf Maria übertragen, damit wir zu ihr als dem Throne der Gnade mit festem Vertrauen unsere Zuflucht nehmen und vor ihr um Gaben, Gnaden und Erbarmungen unsere Bitten ausgießen, welche außerhalb dieses Gnadenortes (der Königin des Weltalls), nicht erhöret und nicht zu Gunsten der Bittenden beschieden werden."
"Maria, als die mit so hohen Geheimnissen erfüllte, geheiligte und von der Hand Gottes selbst zu seiner Wohnung und zur Begnadigung seines Volkes erbaute Bundeslade, konnte nicht außerhalb des Tempels verbleiben, in welchem ihr Vorbild, die nur aus Holz bestehende Lade, bewahrt wurde. Und darum fügte es Gott, der Erbauer der so wunderbaren geistlichen Arche, daß Maria nach Ablauf des dritten Jahres seit ihrer gnadenreichsten Geburt in sein Haus und in seinen Tempel gebracht wurde. Für sterbliche Augen freilich nicht mit königlicher Pracht, wie es ihr als der Königin der Barmherzigkeit gebührt hätte, sondern auf den Armen von Joachim und Anna, welche, obwohl nicht arm, ihr geliebtes Kind aus Demuth nicht mit Prunk und Aufsehen nach dem Tempel geleiten wollten. Die wahre und eigentliche Hoheit der Übertragung der geistlichen Arche, dieser Erfüllung des Vorbildes, blieb unsichtbar, weil in Gott verborgen, wie überhaupt die Geheimnisse der allerseligsten Jungfrau so erhaben und unerreichbar sind, daß gar Vieles davon noch heute wie damals, unbekannt ist, gemäß dem unerforschlichen Rathschlusse Gottes, der für Alles und Jedes Zeit und Stunde sich vorbehalten hat."
"Die heiligen Eltern Joachim und Anna machten sich von Nazareth aus, nur von wenigen ihrer Verwandten begleitet, auf die Reise nach Jerusalem, um ihr heiligstes Kind, die wahre und lebendige Arche des Bundes, auf den mütterlichen Armen Anna's in den Tempel zu bringen. In der Sehnsucht feurigster Liebe eilte das lieblichste Kind "dem Wohlgeruche der Selbung ihres Geliebten" (Hohes Lied 1, 3) entgegen, Ihn im Tempel zu suchen, den sie im Herzen trug. Diese demüthige Prozession zog, von den Erdebewohnern nur wenig beachtet, und ohne allen sichtbaren Glanz ihres Weges; aber es umschwebte sie eine glänzende Schaar der englischen Geister, welche zur Feier dieses Festes in größerer Zahl vom Himmel gekommen waren, als die ihrer Schutzengel war, welche für gewöhnlich ihre jugendliche Königin umgaben. Unter neuen Lob- und Preis-Gesängen in himmlischen Weisen gaben sie der heiligen Prozession das Geleite von Nazareth bis zur heiligen Stadt Jerusalem. Die Königin der Himmels, welche ihre Gott wohlgefälligsten Schritte der Betrachtung des Allerhöchsten, des wahren Salomon, entgegen richtete (Hohes Lied 7, 1), sah und hörte sie alle; die seligsten Eltern aber empfanden hohe Freudigkeit des Geistes und Trost im Herzen."
"Vor dem Tempel angelangt, führte die heilige Anna ihr Kind und zugleich ihre Herrin, an der Hand durch die Vorhöfe; der heilige Joachim gab ihnen voll Sorgfalt sein hilfreiches Geleite. Im Tempel selber aber goß diese glückseligste Dreizahl voll Andacht ihre feurigsten Gebete vor Gott aus: die Eltern, Ihm ihr Kind als Opfer darbringend; das Kind aber in tiester Demuth, Anbetung und Ehrerbietung sich selbst zum Opfer weihend. Dem Kinde allein ward es offenbar, wie wohlgefällig sein Opfer von Got an- und aufgenommen wurde; denn es hatte aus dem himmlischen Glanze, der nun den Tempel erfüllte, die Stimme zu vernehmen; die sprach: 'Komme, meine Braut, meine Auserlesene, komme zu meinem Tempel, wo Ich will, daß du Mich lobest und preisest!' Nach vollendetem Gebete standen sie auf und gingen zu dem Dienst thuenden Priester, dem die Eltern ihr Kind Maria üergaben und der darüber Gebete sprach. Darnach begleitete er mit den Eltern das Kind nach der Wohnung der Tempeljungfrauen, die hier in Abgeschiedenheit zur Gottseligkeit erzogen wurden, bis sie die Reife des Alters für Verehlichung erlangt hatten. Es waren vornehmlich die erstgeborenen Töchter aus dem königlichen Stamme Juda und aus dem priesterlichen Stamme Levi, welche sich hieher zurückzuziehen pflegten."
"Der Aufgang zu dieser gemeinschaftlichen Wohnung hatte fünfzehn Stufen, über welche herab andere Priester entgegen kamen, Maria, das gebenedeite Kind, zu empfangen. Der Priester aber, der das Kind führte und es zuerst von den Eltern empfangen hatte, geleitete es auf die erste Stufe, wo das Kind ihn bat, von seinen Eltern Abschied nehmen zu dürfen. Dann wendete es sich zu Joachim und Anna, bat sie knieend um ihen Segen und küßte ihnen die Hände mit der Bitte, ihrer vor Gott im Gebete eingedenk zu bleiben. In tiefster Rührung und unter reichlichen Thränen nahmen die heiligen Eltern segnend von ihrem Kind Abschied. Maria aber eilte, ohne umzublicken und ohne eine Zähre zu vergießen, in heiligstem Eifer und voll Freudigkeit allein die fünfzehn Stufen hinan. Es war an ihr weder ein Zeichen irgendwelchen kindischen Wesens, noch einer Traurigkeit über die Trennung von ihren Eltern wahrzunehmen; im Gegentheil riß sie durch ihre an so zartem Alter ganz ungewöhnliche Hoheit und Lauterkeit Alle zur Bewunderung hin".
"In der Wohnung der Tempeljungfrauen wurde das Kind von dem hl. Simeon, als dem Vorsteher derselben, den bejahrten Wittwen übergeben, welche hier die Dienste der Lehrerinnen zu versehen hatten. Unter diesen befand sich die Prophetin Anna, welche im voraus von Gott einer besonderen Gnade und Erleuchtung gewürdiget worden war, um die Sorge für die Tochter Joachims und Anna's auf sich zu nehmen. Sie that dieß also auf göttliche Anordnung; da sie durch ihre Heiligkeit und ihre Tugenden die Gnade verdient hatte, Jene zu ihrer Schülerin zu haben, welche die Mutter Gottes und die Lehrmeisterin aller Creaturen werden sollte."
"Joachim und Anna kehrten in tiefstem Schmerze nach Nazareth zurück, indem sie die volle Größe ihres Opfers empfanden, das sie mit der Hingabe ihres kostbarsten Schatzes gebracht hatten. Gott aber flößte ihnen Stärke und Tröstung des Geistes ein. Der heilige Simeon wußte freilich nicht, welche Geheimnisse in dem Kinde Maria beschlossen waren; doch empfing er von Gott viele Erleuchtung über ihre Heiligkeit und Auserwählung; auch die andern Priester konnten sie nur mit hoher Ehrfurcht betrachten. Das Aufsteigen des heiligsten Kindes über die Stufen wurde zur eigentlichen und vollkommenen Efüllung des Gesichtes des Patriarchen Jakob von der Himmelsleiter; denn auf jenen Stufen stiegen Engel auf und nieder, jene zum Geleite, diese zum Empfange ihrer Königin; in der Höhe aber war Gott selbst, um seine Tochter und Braut bei sich aufzunehmen, der seine Liebe zu erkennen gab, es sei hier in Wahrheit die Wohnung Gottes und die Pforte des Himmels."
"Das Kind Maria warf sich vor seiner Meisterin demüthig auf die Kniee, bittend um den Segen, und daß sie unter ihre Leitung wolle genommen und zum Gehorsame gegen alle Weisungen und Rathschläge angehalten werden, auch möge sie in Geduld die Sorge und Mühe auf sich nehmen, die sie mit ihr haben werde. Sie begrüßte auch in großer Demuth alle anderen Jungfrauen, nannte sich ihre Dienerin und bat sie, als die älteren und erfahrenern, sie in allen Stücken zu unterweisen, ihr zu befehlen oder sie zu mahnen und dankte ihnen letztlich, daß sie, obwohl dessen unwürdig, in ihre Reihen habe eintreten dürfen. Nun empfing sie, wie auch die Anderen hatten, eine kleine Zelle zur Wohnung, bei deren Betreten sie den Boden küßte. Alles, was sie von den Eltern mitbekommen hatte, übergab sie ihrer Meisterin, um es für Andere zu verwenden; sie selber aber wollte als die ärmste behandelt und im Gehorsam zu den niedrigsten und beschwerlichsten Arbeiten verwendet werden."
"Das heiligste Kind Maria hatte auch das Verlangen, die vier Gelübde der Armuth, des Gehorsams, der Keuschheit und der beständigen Clausur abzulegen. Dieß Verlangen war Gott im höchsten Grade wohlgefällig, und sie verdiente dadurch, daß in der Kirche und im Gesetze der Gnade der Ordensstand begründet wurde, in welchem durch dieselben Gelübde Jungfrauen sich Gott verbinden. In den Gelübden des heiligsten Kindes Maria ist also der Grund zum Ordensstande gelegt worden, gemäß den Worten des königlichen Sängers: "Ihr nachfolgend werden Jungfrauen zu dem Könige geführt". (Psalm 44, 15.)

Samstag, Juli 01, 2006

Onze Lieve Vrouw Virga Jesse, Hasselt

Eingesandt und dem "Zeichen Mariens" gewidmet von HH Kaplan Robert Ernst, Simarstr. 2, B-4700 Eupen, am 23.8.1975.

O.L. Vrouw Virga Jesse (14 de eeuw) Hasselt

Der hochwürdige, heiligmäßige Pater Valentin (von Hasselt) im Gebet vor der Gnadenstatue Unserer Lieben Frau, der Virga Jesse.

Samstag, Juni 24, 2006

Das Januarius-Blutwunder in Neapel

Schon war in Rom die Reisegesellschaft nach Neapel gefunden, der Vertrag mit dem Vetturin bereits geschlossen, der Tag der Abfahrt festgesetzt, als die Fürstin Wolkonski mir bemerkte: "Sie kommen zur günstigen Stunde nach Neapel, Sie werden das Blut des heiligen Januarius sehen, versäumen Sie doch nicht dieses Wunder." - Nun von dem Blut des hl. Januarius hatte ich schon viel gelesen und ebensoviel von allen den Manipulationen, welche angewendet würden, um es zum Fließen zu bringen. Daß es noch zu anderer Zeit gezeigt werde, als während der Oktav seines Festes, im September, das wußte ich nicht. Die Nachricht der Fürstin war mir daher sehr erwünscht. Ich ging somit, wie ich es nachher jedermann erklärt hatte, nach Neapel, in Bezug auf diese Sache ohne Glauben und ohne Unglauben, aber doch in der Erwartung, irgend einer versteckten Vorkehrung zu begegnen, welche auch der genauesten Beobachtung sich zu entziehen wisse. Vorherrschend war allerdings der Wille zu sehen, zu beobachten, und zwar, so es immer möglich wäre, genau zu sehen, dabei vorgefaßte Meinung möglichst ferne zu halten. Stand hier die lange Erfahrung, so stand dort das Zeugnis so mancher Reisebeschreiber, beide gegenseitig sich aufwägend. Jedenfalls konnte ich mich am wenigsten von der Vermutung losmachen, die Sache in ein solches Helldunkel gehüllt zu finden, unter welchem dieselbe, bei allen zufällig darüber ziehenden Streiflichtern, immer noch in hergebrachtem Ansehen erhalten, demnach in vollkommen gleicher Berechtigung mit dem Glauben auch der Zweifel könnte geltend gemacht werden.
Es war Samstag nachmittas, den 4. Mai, als das Blut des hl. Januarius in großer Prozession aus der Domkirche nach der Kirche von St. Clara beleitet wurde, wohin schon am Vormittag das Haupt des Heiligen gebracht worden war. Bei den Empfehlungen, womit ich versehen war, und den Verwendungen meines Freundes und Landsmannes, des Herrn Abbé Eichholzer, fiel es nicht schwer, innerhalb der Schranken um den Hochaltar meinen Platz zu finden. Zunächst, aber außerhalb derselben, fanden sich zwei Bänke, mit Frauen aus der untern Volksklasse angefüllt, welche in gellendem Ton aus voller Kehle unablässig schrien. Wie widerwärtig anfangs die Sache mir schien, so überzeugte ich mich doch bald, daß sie mit dem Ave Maria, mit dem Vaterunser, der Lauretanischen Litanei und ähnlichen Gebeten wechselten. Es waren diejenigen, welche, als Abstämmlinge von der Amme des heiligen Januarius, oder, wie andere sagen, aus seinem Geschlecht, seit urdenklichen Zeiten diesen Ehrenplatz und das Ehrenrecht des schreienden Gebets innehaben, und hierauf ebenso stolz sind, als ein Adeliger auf seine Ahnen, Titel und Befugnisse; daher sind sie auch beflissen, jenes Recht mit gleicher Sorgfalt auf ihre Nachkommen zu verpflanzen.
Es mag draußen Dämmerung gewesen sein, als das Glockengeläute das Herannahen der Prozession in die lichtstrahlende, menschenvolle Kirche ankündigte. Die lebensgroßen silbernen oder reichvergoldeten, auch wohl mit Edelgesteinen besetzten Brustbilder von sechsundvierzig Heiligen zogen voran, am Hochaltar vorüber, auf welchem die Überreste des Blutzeugen und Landesvertreters in ein von Diamanten, Smaragden und ähnlichen Edelsteinen funkelndes Brustbild eingeschlossen standen. Jeder der sich nahenden Heiligen wurde von den Frauen mit einem Gebet begrüßt und, je nachdem derselbe ihrem Herzen näher stand, ward das Schreien lauter und gellender, hatte es förmlich den Ausdruck, als wollten sie das Himmelreich mit Gewalt und Ungetüm an sich reißen. Aber auch hier bot sich mir alsbald der Beweis wieder dar, wie grundlos die Anschuldigung sei, als würde über den Geschöpfen der Schöpfer, über den Erlösten der Erlöser, über den Heiligen der Quell der Heiligkeit vergessen; denn jedem den Heiligen gebrachten Hochruf (als solches klang die Begüßung) und dem Ora pro nobis folgte immer das Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto. Also auch hier dem Heiligen die Anerkennung, dem Dreimaleinen allein die Ehre!
Endlich kam, in eine Art Monstranz eingefügt, das Fläschchen mit dem Blut und wurde auf die Epistelseite des Altares gestellt. Ich drängte mich diesem so nahe als möglich, und fand zwischen schaulustigen Gesichtern und foppenden Bocksbärten noch Raums genug, um den ganzen Hergang mit der genauesten Aufmerksamkeit zu beobachten. Anfangs wollte es mir als Nichtachtung des Schicklichkeitsgefühls vorkommen, daß eine Handlung, die eine eminent religiöse sein sollte, unter einem solchen bis zu den obersten Stufen des Altars und dicht an die Seite des Priesters sich vordrängenden Gehäufe von Neugierigen und gewiß auch Frivolen sollte vorgenommen werden. Nachher aber ward es mir klar, daß die Möglichkeit, den Vorgang mit der größten Genauigkeit, ohne alle Rücksicht auf Gesinnung und Zweck, beobachten zu können, nicht nur nicht sollte beschränkt, sondern in dem größten Umfang eingeräumt werden. Sind es doch immer Fremde, die am ersten Tage der Ausstellung des Blutes innerhalb der Schranken des Altares ihre Stelle suchen. Welches deren Absicht auch sei, die so nahestehende Anschuldigung: es sei nicht von dem Flüssigwerden des Blutes zu reden, niemand könne sich nahen, Täuschung des Fernestehenden sei leicht möglich, sollte beseitigt werden. Und in der Tat, gegen vierzig Personen standen dicht um den Gegenstand, daß es für diese alle keines scharfen Auges bedurfte, um den Hergang mit der möglichsten Aufmerksamkeit zu beobachten.
Ein Priester hob nun das Gefäß, worin die Fläschchen enthalten sind, aus der Monstranz, ein anderer stand neben ihm mit einer brennenden Wachskerze, von nicht größerem Durchschnitt, als der dritte Teil eines Zolles, gerade hinreichend, um über die gläserne Einfassung des Fläschchens genugsames Licht zu verbreiten; zudem ward die Kerze so gehalten, daß zwischen ihr und dem Gefäß noch immer Zwischenraum genug blieb, um den Verdacht von einwirkender Wärmeausstrahlung aus der schwachen Flamme von vornherein zurückzuweisen. Dem gegenüber ist dann viel gesprochen und bereitwillig geglaubt worden von der Manipulation des Priesters, durch dessen warme Hände, in Verbindung mit der Temperatur der Kirche, der in dem Fläschchen enthaltene Stoff endlich flüssig werden müsse. Alle, die solches behaupten, haben entweder dieses Flüssigwerden nicht gesehen, oder, wenn sie es gesehen haben, und dennoch von einer solchen Manipulation sprechen, sind sie die schändlichsten Lügner, welche wissentlich etwas vorgeben, was sich durchaus anders verhält, wovon nicht einmal eine Spur vorhanden ist.
Dasjenige Fläschchen, in welchem der Stoff, welcher flüssig werden soll, sich befindet, ist versiegelt, und niemand, der das Siegel betrachtet, wird behaupten, es sei neueren Ursprungs. Die Fläschchen selbst stehen in einem Gefäß - in Gestalt eines kleinen Handlaternchens - auf der Vorder- und Rückseite mit einem Glas versehen; zwischen ihnen und den beiden Gläsern ist aber ein leerer Raum, im Durchmesser eines Fingers. Unter diesem einschließenden Gefäß ist ein metallener Stil, etwa 13 cm lang, zur Handhabe dienend, und über demselben ein metallenes Krönchen, oben mit einem Kreuz versehen. Mittelst des erstern wird es in die Monstranz eingeschraubt. Der dichte Stoff, von bräunlicher Farbe, füllt das Hauptfläschchen nicht ganz, sondern es bleibt von demselben bis zur Mündung ein leerer Raum, etwa 1/3 des Fläschchens ausmachend. Der Priester faßt nun mit der einen Hand den Stil, mit den Fingerspitzen der andern den obersten Teil des Kreuzchens und geht damit an dem Altar hin und her, um es den Anwesenden zu zeigen, wobei er, nicht das Fläschchen, sondern das ganze Gefäß wiederholt umkehrt, der andere aber mit dem kleinen Licht leuchet, um jeden zu überzeugen, daß der Stoff sich in festem Zustand befindet. Eine andere Bewegung habe ich den Priester nie machen gesehen; selbst von der leisesten Berührung des Glases, hinter welchem immer noch frei und in leerem Raum das Fläschchen stünde, geschweige denn von einer Manipulation, kann gar nicht die Rede sein. Eine Berührung des Fläschchens aber wäre physisch unmöglich.
Während das Gefäß öfters gewendet wurde und der darin enthaltene Stoff fest blieb, sang der Chor das MISERERE und das Athanasianische Glaubensbekenntnis. Lauter und inbrünstiger beteten die Frauen die Lauretanische Litanei, die Versammlung schloß sich an die Gebete an. Zwischenhinein erhoben jene mit dem Ausdruck des heißen Verlangens, ja des Ungestüms, ihre Stimmen sonst noch. Ich konnte aber nichts verstehen, weil sie in neapolitanischem Dialekt ihrem Herzen Luft machten. Eine etwelche Bewegung der Ungeduld zeigte sich dennoch durch die Versammelten; denn bald eine Viertelstunde lang hatte der Priester das Gefäß gewendet, und immer noch zeigte sich der Stoff in seinem festen Zustande. Endlich warf er einige leichte Bläschen, und plötzlich war er zerronnen, die Flüssigkeit füllte das Fläschchen, welches zuvor den oben bemerkten leeren Raum gezeigt hatte. Sobald der Prieser das erfolgte Wunder ankündigte, schallte, von der Menge angestimmt, das Te Deum durch die Hallen der Kirche; der Priester aber fuhr fort, das Fläschchen mit der flüssiggewordenen Materie zu zeigen, drückte es jedem auf Stirne und Brust und reichte es zum Küssen dar.

Das ist der getreue Bericht meiner Beobachtungen an jenem Samstagabend. Ich könnte auf alles, was ich hier mitteile, jeden Augenblick den Eid ablegen: daß ich anderes, als was ich mit meinen Augen gesehen habe, nicht berichte, das was ich aber gesehen, so beschreibe, wie ich es gesehen habe.

Am folgenden Vormittag fand ich mich frühzeitig genug in der Kapelle des heiligen Januarius ein, wo das Flüssigwerden wieder vor sich gehen sollte. Diesmal konnte ich noch näher, noch genauer beobachten. Wieder wurde das Miserere angestimmt, und die auf den Knieen liegende Menge harrte mit Ehrerbietung und freudigem Erwarten, die Augen nach dem Altar gewendet. Mit dem Bischof von Lancaster und einem General-Vikar aus Kanada stand ich auf dessen oberster Stufe, unmittelbar neben dem Priester, welcher das Gefäß in den Händen hielt. Er behandelte es auf vollkommen gleiche Weise, wie der andere Priester am Abend vorher. Mehr als einmal hielt er mir dasselbe unter die Augen, und ich überzeugte mich von der vollkommenen Dichtigkeit und Festigkeit des Stoffes, so wie man bei gesunden Augen und klarem Bewußtsein von irgend einer Sache nur immer sich überzeugen kann. Jetzt so wenig, als am Abend vorher, fand auch nur von Ferne eine andere Berührung des Gefäßes statt, als in der oben beschriebenen Weise. Diesmal jedoch dauerte es nicht so lange, bis der Stoff flüssig wurde. Es mochten kaum fünf Minuten vergangen sein, als die Bläschen zum Vorschein kamen, die Masse vollkommen zerrann, das Fläschchen sich wieder gefüllt hatte, da zuvor ein ähnlicher leerer Raum zu sehen gewesen. Wieder ergoß sich die dichte Menge, welche die Januariuskapelle und außer derselben einen Teil der Domkirche gefüllt hatte, in das Te Deum.
Nachdem ich dann am folgenden Tage bei hellem Sonnenlicht, auf den Stufen des Altares, dicht an der Seite des Priester, den ganzen Hergang nochmals von Anfang bis zu Ende und mit gleichem Vorsatz bloß prüfen zu wollen, beobachtet hatte, da sah ich keinen zureichenden Grund mehr, mit meinem Urteil zurückzuhalten, oder durch hervorgesuchte Wenn und Aber dasselbe zu verklausulieren, oder es in die Schwebe zu stellen, oder an der richtigen Wahrnehmungsfähigkeit meiner Sinne zu zweifeln; sondern, wo ich befragt wurde, oder wo das Gespräch auf diese Sache sich lenkte - was zu Neapel in den der Ehre des Heiligen gewidmeten Tagen so selten nicht ist - äußerte ich mich: etwas Wunderbares, wenigstens Unerklärliches, könne hier selbst vom Ungläubigsten, so er nur redlich und aufrichtig sein wolle, nicht geleugnet werden.

Die Bollandisten haben bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts mit der genauesten Skrupulosität sich bemüht, nicht nur die schriftlichen Zeugnisse und Berichte über diesen Vorgang aus allen Zeiten zu sammeln, sondern wiederholt an Ort und Stelle alles zu erforschen und zu beobachten. Schon im Jahre 1661 reisten Henschen und Papebroch deswegen nach Neapel, und waren am 10. März in Gegenwart mehrerer Personen Zeugen der Sache. Beinahe 100 Jahre später kam der Bearbeiter der Akten über den hl. Januarius in gleicher Absicht dahin, und am 21. August 1754 wurde in Gegenwart der zum Schatz Verordneten (mehrerer Herren vom höchsten Adel) vieler Geistlicher und anderer angesehener Männer durch den Erzbischof das Blut aus der Nische genommen und eine Akte über dessen Verwahrung und Hervornahme aufgesetzt und unterzeichnet. In dieser heißt es: "Die ehrwürdigen Überbleibsel werden mit der größten Vorsicht (summa cautela) verwahrt; die Schreine sind aus Werkstücken von Marmor in die Mauer gebaut, durch zwei Türen, jede in- und auswendig mit Silberblech beschlagen, verschlossen. Jede Türe hat zwei Schlösser und zwei verschiedene Schlüssel; zwei derselben verwahrt der Erzbischof, zwei ein zu der Deputation Verordneter (aber mit öfterem Wechsel der Person durch das Jahr). Blut und Haupt zugleich werden des Jahres nur dreimal, das letztere allein wird an mehreren hohen Festen hervorgenommen. Der Erzbischof sendet alsdann einen Delegierten, der Verordnete findet sich in Person ein, und Zeugen geistlichen und weltlichen Standes sind immer viele anwesend. Würden aber die Verordneten nicht zur bestimmten Stunde sich einfinden, so wäre es unmöglich, die Überbleibsel hervozunehmen."

Man kennt die Sorgfalt, womit die Christen das Blut der Märtyrer unter allem Toben der Heiden und selbst unter dem Henkersschwert, und wären es auch nur Tropfen desselben gewesen, oder hätten sie nur Tücher in dasselbe tauchen können, auffaßten, selbst mit Erde von der Richtstätte vermischt, es zusammenrafften.
Der heilige Januarius nun war Bischof von Benevent, und wurde in der Christenverfolgung unter Diokletian im fünften Jahre des 4. Jahrhunderts mit einigen Gefährten nach Pozzuoli geschickt, um im dortigen Amphitheater den wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Seine Leidensgeschichte erzählt uns, daß diese besänftigt zu seinen Füßen sich gelegt hätten, worauf der Richter, hierob noch wütender geworden, Befehl zu seiner Enthauptung gegeben habe. Bei dieser faßte eine gottesfürchtige Frau sein Blut in zwei Fläschchen auf, in das eine das reine und unvermischte, in das andere mit Erde vermengt. Unter Kaiser Konstantin dann wurden die Gebeine des Blutzeugen von Pozzuoli nach seiner Geburtsstätte Neapel gebracht und in der durch den hl. Bischof Severus zu seiner Ehre (außerhalb der Mauern) erbauten Kirche beigesetzt. Die Frau, welche sein Blut aufbewahrt hatte, brachte dem Bischof die Fläschchen, und sowie diese dem Haupte nahegebracht wurden, erhielt es seine Flüssigkeit wieder. Im 9. Jahrhundert belagerte Sicon, Fürst von Benevent, die Stadt Neapel, wobei er vor allem darauf achtete, daß niemand die heiligen Überreste wegtrage; denn er glaubte, dieselben gehörten dem Bischofssitz, nicht dem Geburtsort des Blutzeugen. Nachdem er die Stadt eingenommen und die Gebeine erhoben, brachte er sie unter großem Frohlocken nach Benevent. In den stürmischen Zeiten König (Kaiser) Friedrichs II wurden sie in die Abtei Monte-Vergine geflüchet und so heimlich unter dem Hochaltar eingemauert, daß bei zweihundert Jahren niemand etwas davon wußte. Im Jahr 1480 sollte ein neuer Hochaltar gebaut werden, da wurden sie entdeckt und im Jahr 1497 mit großer Freierlichkeit wieder nach Neapel gebracht. Das Haupt indes, nebst dem Blut, war immer in Neapel geblieben. ...

Der Autor des vorstehenden Berichts, Friedrich von Hurter, geb. 1787, gest. 1865, war ursprünglich protetantischer Stadtfparrer zu Schaffhausen, konvertierte 1844 in Rom zur katholischen Kirche; seit 1846 Hofhistoriograph in Wien. Der Bericht ist um einiges gekürzt und sprachlich der neueren Orthographie angepaßt worden.
(Aus: Hurter, Friedrich. Geburt und Wiedergeburt. Erinnerungen aus Italien. Bd. 3, 1845)
Für "Das Zeichen Mariens" von Alice Stöcklin

Dienstag, Juni 20, 2006

Teresa Higginson, die große Stigmatisierte Englands - 2

Fortsetzung des Ersten Teils:

Teresa Higginson war als Tochter einer englischen Konvetitin geboren, deren Bekehrungsgeschichte ebenso überraschend wie interessant ist. Mit mehreren Kusinen nach Rom gekommen, hatte diese in einer der Kirchen Roms einen englischen Priester getroffen, der die kunstbegeisterten Damen in liebenswürdiger Weise durch die Bauten und Denkmäler der Ewigen Stadt führte. Dem Theologen ihre Abneigung gegen alles Katholische und besonders den Jesuitenorden bekundend, war Miss Bowness - so war der Mädchenname von Mistress Higginson - außerordentlich erstaunt, in der Person ihres zuvorkommenden Führers selbst einen Priester der Gesellschaft Jesu zu erblicken. Ihre Vorurteile gegen den Katholizismus schwanden schnell dahin und - Miss Bowness wurde katholisch! Es war ein Akt heroischen Opfermutes, denn ihre Konversion bedeutete die sofortige Verstoßung aus ihrer Familie! Darauf einen trefflichen englischen Katholiken heiratend, wurde sie Mutter von acht Kindern. Und unter ihnen befand sich als drittes Teresa Higginson, die am 27. Mai 1844 zu Gainsborough in der Grafschaft Lincoln das Licht der Welt erblickte.
In härtester Abgeschiedenheit der Diaspora und unter ungünstigsten Verhältnissen aufgewachsen, wurde sie schon seit frühester Jugend mit auffallenden Gnadenerweisen überschüttet, die das ebenso lebhafte wie zarte und oft kränkliche Kind auf den hohen Beruf vorbereiteten, der ihrer harrte. Erstaunliches wäre schon aus ihren ersten Lebensjahren zu berichten, Tatsachen, die uns zeigen, wie der Wille Gottes auch in einem ganz überwiegend protestantischen Lande katholische Heilige, ja Mystiker zu erwecken vermag! Deutlicher trat dann ihr Gnadenleben hervor, als sie, nach zehnjähriger Erziehung in der Klosterschule zu Nottingham, durch die plötzliche Verarmung der Familie gezwungen, den Lehrerinnenberuf ergriff. Einen Beruf, den sie trotz häufiger Schwäche und Erkrankung in zäher Ausdauer bis zu ihrem Tode ausübte. Gerade aber die durch ihn bedingte Lebensweise ermöglichte es, daß ihre Kolleginnen schon in ihren ersten Berufsjahren jene auffallenden Zustände zu beobachten vermochten, die sich mehr und mehr bei ihr einstellten. Bald als Ekstasen und erstaunliche Gesichte erkannt, gesellten sich ihren Gaben schwere diabolische Anfechtungen hinzu, für deren Tatsächlichkeit wir die besten Zeugnisse besitzen. Zudem merkte man, daß sie lange Zeit ohne Nahrung und ohne Trank zu leben vermochte und daß sie verschwindend wenig schlief und ihre einzige Lebenskraft aus der heiligen Kommunion zu nehmen schien. Kurzum, es war eine Fülle mystischer Tatsachen, die sich bereits damals bei ihr zeigten, und die ihrer Umgebung reichlich zu denken gaben. Dabei war Teresa, wie Augenzeugen dem Verfasser berichtehn ein ganz heiterer und froher Mensch, der ob seiner ungezwungenen Natürlichkeit die Herzen aller gewann, ja der etwas Anziehendes in sich trug, das sich niemand näher erklären konnte. Um so mehr erregten ihre merkwürdigen und auffallenden Zustände schon den Ansturm der Hölle. Mit Anwürfen der Verstellung und Heuchelei überschüttet, durfte die schwächliche, bescheidene Lehrerin bald in der Diözese Liverpool nicht mehr unterrichten. Sie fand dafür nach mancherlei Wechsel ein Unterkommen in der Klosterschule zu Edinburgh, die zum Bistum Birmingham gehört. Und hier wußte die verständige Oberin dafür zu sorgen, daß von ihren merkwürdigen Zuständen so wenig wie möglich an die Öffentlichkeit drang.
Schon in der Pfarrschule zu Wigan, wo sie ab 1872 beschäftigt war, wurde sie von Gott mit immer größerer Zielsicherheit auf den Weg des vertrauten Umganges mit Ihm und zur mystischen Vereinigung geführt. Die Ekstasen der in strengster Abtötung Lebenden wurden häufiger und häufiger. An äußeren Gaben traten die Bilokation und Herzenskenntnis hinzu; ferner die Gnadengabe der Prophetie; u.a. sagte sie den Weltkrieg voraus und daß man in der Luft und unter dem Wasser kampfen werde.
Inzwischen aber war bereits bei ihr jenes Phänomen hervorgetreten, das sie (unseres Wissens) zur ersten Stigmatisierten ihres Vaterlandes werden ließ, - eine Tatsache, die uns in unserem Zusammenhange entscheidend interessiert: In der Karwoche des Jahres 1874 erlebte sie zum ersten Male die Passion Unseres Herrn in ekstatischer und umfassender Weise; zwei ihrer Kolleginnen waren Zeugen derselben und schrieben den Verlauf ihrer Leiden mit aller Genauigkeit auf. Hierbei trifft sie zugleich in überraschender Weise die Einprägung der Wundmale des Gekreuzigten. Bereits am Freitag der Passionswoche, also acht Tage vor Karfreitag, empfing sie die Stigmata. Sofort bat sie inständig den Herrn, ihr die Wundmale wieder zu nehmen; aber die Zeichen der Passion Christi hielten bis zum Karfreitag bei ihr an, an welchem Tage Pater Wells, ihr damaliger Seelenführer, noch eines der Stigmen sah, während die anderen am Morgen desselben Tages verschwunden waren. Aber bei einer anderen Gelegenheit öffneten sich die Male erneut. Dazu wurden die betreffenden Stellen der Sitz starker Schmerzen. Teresa Higginson schreibt selbst darüber: "In der Mitte der Hände, an den Füßen, am Kopfe und am Herzen waren sie zeitweise außerordentlich groß, aber ich empfand stets eine Linderung, wenn sie bluteten, was aber nicht sehr häufig geschah. Ich habe auch einen heftigen Schmerz auf den Schultern. Ich schäme mich, es Schmerzen zu nennen, denn ich weiß, daß es überaus großen Ganden sind, die ich niemals verdient, mit denen ich auch nichts zu tun habe. Sie sind alle dein, o mein Gott, wie all die Gnaden dein waren, die du mir gewährt hast. Ich wußte anfangs nicht, was die Ursache dieser Gnaden sei, aber vor ungefähr zehn oder zwölf Jahren merkte ich, daß sie an Freitagen, an Festen unseres Herrn und während der Fasten stets schlimmer wurden. Ich habe aus ihnen stets große, geistige Stärkung und Segen geerntet. Oft, wenn ich fühlte, daß ich meine arme menschliche Natur in keiner Weise mehr ertragen konnte, habe ich diese Stellen gepreßt, wie wenn sie Quellen des Lebens für mich wären, und ich war dann stets imstande, es zu ertragen. Ich glaube, daß mir der Heiland große Hilfe gewährte, wenn ich so tat."
Miss Ryland, ihre Kollegin, die auf dem gleichen Zimmer mit ihr wohnte, gibt einen genauen Bericht über alles das, was sie an ihr zur Zeit dieser Leiden wahrnahm. Zunächst schildert sie den Empfang der Dornenkrone, dann, wie Teresa am folgenden Morgen die bereits am Freitag empfangenen Stigmata zu verbergen suchte, sich aber durch das Blut, das sich an ihrem Handtuche fand, verriet und wie die Erscheinungen jeden Morgen erneut auftraten. Miss Ryland fährt fort: "Am Karfreitag gingen wir zur Morgenandacht und ließen Miss Higginson im Bett und die Haustür verschlossen. Als wir zurückkamen, liefen wir beide sofort hinauf zu ihr und fanden sie auf dem Bett ausgetreckt. Sie hielt ihre Arme in Form eines Kreuzes, und an ihren Händen waren Wunden. Ich ging wie gewöhnlich nicht zu nahe heran. Ich sah eben noch, wie Miss Woodward die Kleider von dem unteren Ende des Bettes zurückzog, um zu sehen, ob die Füße ebenso wären; da lief ich fort, um Pater Wells zu holen. Er kam. Sie lag noch immer so und er sagte zu mir: "Laufen Sie schnell zum Arzt." Ich ging, und als ich in Begleitung des Dr. Hart zurückkam, war sie wieder in natürlichem Zustand und sprach mit Pater Wells. Dr. Hart fand sie außerordentlich schwach, aber er konnte wie Pater Wells sagte, nicht erkennen, was ihr fehlte."
Den schweren Prüfungen der Stigmatisation folgte noch im gleichen Jahre (1874) die mystische Verlobung und schließlich die mystische Vermählung (am 23. Oktober 1877/78), also höchste Stufen der Gottvereinigung.
Aber all diesen Gnaden schienen sie nur in besonderer Weise auf die eigentliche Mission ihres Lebens vorzubereiten. So wie er einst einer hl. Gertrud und einer Margarete Alacoque durch den Anteil an seinen Leiden die innere Kraft und Glut gegeben, in ihrer Zeit für die Wiedererweckung der Gnadenkärfte der Erlösung in ganz bestimmter Art das Ihre zu tun, so sollte offenbar auch sie als Trägerin der Wundmale Christi und als Mitdulderin seiner Passion das innere Rüstzeug empfangen, in ganz eigener Weise an der religiösen Erneuerung ihres Vaterlandes und unserer modernen Zeit mitzuwirken! Von Gott in schmerzensreicher Ekstase der Erkenntnis seiner unendlichen Liebe zu uns Menchen gewürdigt, schien sie um so tiefer und nachhaltiger zum Apostel seiner erhabenen Absichten berufen zu werden. Und hier stoßen wir auf jenen Punkt ihres Entwicklungsganges, den sie selbst als eine erhabene Aufgabe ihres Lebens bezeichnet hat und den wir um der historischen Treue willen wenigstens kurz hier erwähnen müssen: auf die ihr - nach ihren mannigfaltigen Aussagen - gewordene Mission der Verehrung des hl. Hauptes Unseres Herrn, die sie geradezu als Krönung der Herz-Jesu-Verehrung bezeichnete, jenes "Hauptes als Sitz der göttlichen Weisheit", in dem der Herr am meisten für das Heil der Seelen gelitten und dessen unermeßliche Leiden sie als Mitdulderin der Dornenkrone und seiner Todesangst so recht in aller Tiefe ermaß. (Anklänge hieran finden wir auch bei Katharina Emmerich.)
Schrecklich war - um nur eine ihrer prophetischen Visionen hier anzuführen -, was der Herr seiner Dienerin Teresa über die Endzeit der Kirche und die damit zusammentreffenden "Tage des Hochmutes, des Eigenwillens, der Auflehnung gegen die Kirche und des intellektuellen Hochmutes" offenbarte - und um so tröstlicher war, was er über den Sieg der Verehrung seines hl. Weisheit sagte:
"Ware es nicht im Gehorsam, ich würde es nie wagen, die schreckensvollen Dinge zu beschreiben, die mir gezeigt wurden..."
"Ich weiß nicht, wie und wohin ich gebracht wurde, aber es schien mir, ich sei auf einem hohen Platze und sah auf die Erde hinab. Zuerst sah ich eine Wolke von Finsternis die Erde umfassen, eine wirkliche, dichte, materielle Finsternis, die, wie ich auch verstand, dazu noch die Geistesverfinsterung darstellte, in die sich der Mensch selbst gestürzt hatte. Dann hörte ich das Dröhnen mächtigen Donners und sah den Blitz leuchten, und es schien mir, wie wenn Bälle von Feuer auf die Erde fielen und sie in ihrem Mittelpunkte trafen, Felsen in Trümmer zersplitternd. Und ich hörte das Rauschen von Wassern, und schreckliches Trauerklagen stieg von der Erde herauf. Und indem ich mich demütig niederwarf, flehte ich duch das kostbare Blut und das bittere Leiden Jesu Christi um Gnade, denn durch dieses Dunkel konnte man deutliche Sterne auf dem Grunde der Erde blitzen sehen (die heiligen Tabernakel seiner Liebe), und ich bat Gott, nicht auf uns zu schauen, sondern auf das Angesicht seines Sohnes. Und ich hörte eine mächtige Stimme sagen: "Ich will dieses Volk nicht retten, denn sie sind Fleisch. Bitte mich nicht in seinem Blute, denn sein Blut ist über ihnen."
"Ich kann nicht sagen, wie lange dieses dauerte, denn ich hatte ebenso sehr Angst wie ich niedergedrückt war. Dann aber hörte ich eine Stimme, und ich wußte ganz bestimmt, es war die unseres lieben Herrn und Heilandes Jesus Christus, welche sprach: "Sage, daß nicht eines von diesen, die mir gegeben sind, verloren gehen soll." "Dann hörten die Erdbeben auf, und die Blitze erloschen, und ich gewahrte ausgehungerte, wahnsinnig blickende Gestalten, wie sie sich wankend auf ihre Füße erhoben, und ich sah das Zeichen auf ihren Stirnen, und mit ihnen und dem ganzen Hofe des Himmels pries und lobte ich jenen Gott der unendlichen Weisheit, der in seiner Barmherzigkeit uns in seinem Blute erlöst hat."
"Das Zeichen, das die Stirn der Geretteten zeichnet, ist die Weisheit, deren Sitz (das Haupt), wie Er sagt, öffentlich verehrt werden wird. Nach diesen Schrecken wird, wie ich gewahrte, ein großer Friede folgen. Wenn diese Dinge vorüber sein werden, werden sehr wenige übrig sein, die nicht ein Siegel auf der Stirn haben, doch werden diese dazu gebracht werden, die Weisheit des Vates anzubeten und den Hl. Geist, der in den Herzen und im Geiste seines Volkes wohnt. Die Kirche wird sich eines großen Friedens und der Ruhe freuen, und Gott wid angebetet, geliebt und erkannt werden, und man wird ihm dienen in der Wahrheit und der Tat."
Noch viele herrliche Visionen und Offenbarungen, die der Herr Teresa gegeben, müßten wir hier verzeichnen, um dem Leser die ganze Größe und Erhabenheit der Erleuchtungen vor Augen zu führen, die Gott seiner Dienerin - und damit auch der Welt - geschenkt hat. Genug, daß die ihr nahestehenden Personen und Priester diese mit erschütternder Klarheit begriffen.
Wichtig aber erscheint es bei der Fülle ihrer Offenbarungen, uns das nüchterne und klare Urteil vor Augen zu führen, das ihr Seelenführer, Pater Snow, über diese im Laufe jahrelanger Beobachtungen und Untersuchungen gewonnen hat und das sich auch die zuständige bischöfliche Behörde zu eigen machte. Derselbe schreibt u.a.: "Seit Benedikt XIV. in seiner Abhandlung über die Heiligsprechung sagte, daß man großes Gewicht auf die Meinung des Seelenführers, des Dieners Gotts, legen müßte, würde ich unrecht zu handeln glauben, wenn ich stürbe, ohne eine Erklärung zu hinterlasen, die ich hiermit mache: daß es meine feste Überzeugung ist, daß Teresa Higginson von ihrer frühesten Kindheit an zu einem außerordentlich hohen Grade der Heiligkeit berufen war und daß sie auf außergewöhnlichen Wegen geführt wurde; daß sie die verschiedenen Stufen des Gebetes und der Vereinigung eine nach der anderen durchmachte einschließlich der mystischen Vermählung... Disse Überzeugung gründet sich auf meine genaue Kenntnis von ihr, ihres Inneren, ihrer Lebensweise, ihrer heroischen Tugenden, ihrer Leiden und Vesuchungen, ihrer Schriften, der Analogie zwischen ihrem Leiden und dem Leben der Heiligen, und dies alles zusammen mit meiner Kenntnis der mystischen Theologie, die ich zum Gegenstand beständigen und ernsten Studiums machte.
Am 14. September 1904 erlitt die Begnadete einen Schlaganfall, an dessen Folgen sie am 15. Februar 1905 starb. Ihr zuständiger Bischof aber griff das Beispiel ihres Lebens auf: nicht nur daß der Seligsprechungsprozeß der Stigmatisierten eingeleitet wurde, nein, der Erzbischof von Liverpool trat persönlich für die Verbreitung ihrer Lebensgeschichte ein. In einem Brief, den er anläßlich der Übersetzung der großen Biographie von Cecil Kerr schrieb, heißt es: "Niemand kann ihre Schriften lesen, ohne den tiefsten Eindruck von ihrer Rechtgläubigkeit zu erhalten. Sie schreibt über erhabene Gebiete, aber sie verliert sich niemals in Redewendungen, die nach Irrtum klingen. Sie hat niemals mystische Theologie studiert, aber die Schilderung ihrer inneren Erlebnisse stimmt mit allem überein, was uns die Meister der Mystik darüber sagen. Als Seelenführer hatte sie Priester meiner Erzdiözse, die wegen ihrer Klugheit, Frömmigkeit und Gelehrsamkeit in hohem Ansehen standen. Deren Urteil über ihre Tugend ist schließlich von besonderem Werte..."
Die Verbreitung ihrer Lebensgeschichte begrüßend, schrieb er zudem die uns besonders interssierenden Worte: "Wir segnen daher die Übersetzung dieses Buches und beten von Herzen, daß es auf seinem Wege für viele Seelen eine Anregung werden möge, unseren göttlichen Erlöser zu lieben und ihm zu dienen."
Möge ihr Leben, dessen Darstellung inzwischen in gekürzter Form in deutscher Sprache vorliegt, immer mehr den Weg zum Herzen auch von uns allen finden, auf daß auch uns die hohen Gnaden, die in ihm beschlossen sind, zuteil werden.

Siehe ferner:
Haupt-Christi-Novene
Teresa Higginson - Prière pour obtenir la béatification de la Servante de Dieu
The Adoration of the Sacred Head of Christ

Teresa Higginson, die große Stigmatisierte Englands - 1

Maria Martha Chambon, der hochbegnadeten Tochter der Alpen, tritt zu fast gleicher Zeit eine andere nicht minder begnadete Seele an den Gestaden des nordatlantischen Meeres zur Seite, die der Herr in ähnlicher Weise zu erhabenen Gnaden berief und die mit der großen Heiligen von Paray-le-Monial und der Stigmatiserten von Chambéry einen eigenen wunderbaren Dreiklang bildet. Überraschung und Freude muß uns zugleich erfüllen, daß mit dieser Trägerin der Wundmale auch England nach jahrhundertelanger Pause wieder in den Strom der mystischen Gnaden eingeschaltet wurde, ja daß es mit dieser Seeele eine der erlesensten Kämpferinnen erhielt, die göttlichen Flammen der Liebe in wahren Feuergarben in die geistige Dürre des Jahrhunderts zu tragen. Seit den Zeiten eines Thomas Morus und John Fisher und der großen englischen Märtyrer, deren Heligsprechung im Jahre 1935 der englischen, religiösen Bewegung mächtige Auftriebe verlieh, hat England nach jahrhundertelangem Verebben keine so große Begnadete mehr sein eigen genannt, wie sie. Und wenn auch der britische Inselstaat im letzten Jahrhundert eine Reihe großer katholischer Charaktere hervorgebracht, die die Wiedergeburt des Katholizismus in England machtvoll beflügelten - wir brauchen hier nur an einen Wiseman and Newman, an einen Manning und Friedrich Wilhelm zu erinnern, so werden diese Männer, so bedeutend sie waren, dennoch von jener einsamen Dulderseele übertroffen, die sie alle an Reichtum und Tiefe der Gnaden überragte. Teresa Higginson, die Stigmatisierte der Diözese Liverpool, hat durch ihr sühnendes Beten und Leiden den vielleicht bedeutendsten Anteil zur inneren Erneuerung des englischen Katholizismus geleistet. Neben einem Matt Talbot, dem heiligmäßigen Arbeiter, und Margarete Sinclair, dem tapferen Fabrikmädchen, ist sie der Ruhm der jüngeren englisch-religiösen Bewegung!
Nicht zuletzt aber wird es uns mit ganz besonderer Genugtuung erfüllen, daß Teresa Higginson als eine Stigmatisierte der nord-germanischen Völkerfamilie angehört und daß sie als solche nachdrücklichst jene haltlose These widerlegt, daß nur der südländische Mensch zu den außerordentlichen Gaben der Stigmatisation und Ekstase und den höheren Gnaden der Mystik berufen sei. Christus leidet aufs neue auch in dem "nordisch-germanischen Menschen"! Aus seinen Stigmen fließ gleichfalls sein heiliges, kostbares Blut! Gibt es einen besseren Beweis für die Einheit von Christentum und germanischer Rasse, als daß hier wiederum ein Sproß ihrer Völkerfamilie mit seinen Wunden, mit seinem innersten Herzblut den leidenden Christus darstellt, ja dessen Kreuzestod verkündet?
Eine kleine bescheidene Lehrerin war Teresa Higginson, die abseits vom großen Weltgeschehen tatkräftig ihrer Erziehertätigkeit nachging. Und doch, wenn wir der Geschichte ihres glühenden Opferlebens nachspüren, dann müssen wir, wie so oft in der Geschichte der Stigmatisierten, in den Ruf ausbrechen, "daß wir dich, o Vater des Himmels, preisen, daß du es vor Weisen und Klugen verborgen, den Kleinen aber geoffenbart hast". Denn wahrhaft: sie hat die Aufgabe seelisch-religiöser Erneuerung bis in ihre tiefsten Tiefen erfaßt und darf ihren englischen Landsleuten, darüber hinaus aber allen Katholiken, als großartiges Beispiel eines wirklichen Opfer- und Sühnegeistes vorgestellt werden. Dabei aber wächst sie in ihrer großen Gnadenmission weit hinaus über eine ganze Anzahl ihrer Mitgenossinnen, die wir kennen.
Das letzte Verständnis für ihre innere Bedeutung vermittelt uns jedoch ein tieferer Blick in ihr Leben, in ihr heroisches Kämpfen und Ringen.

Fortsetzung

Donnerstag, Juni 15, 2006

Ziteil, Oberhalbstein - Erscheinung der Gottesmutter

S. Maria Mumma de Ziteil


Bericht des Landvogtes des Hochgerichtes Oberhalbstein, Albert de Baselgia, zu Handen des apostolischen Nuntius, Giovanni Francesco, Bischof von Vercelli, gegeben am 6. Juli 1580:

Heute sind es drei Wochen, daß im Oberhalbstein einem 18jährigen Mädchen, das auf den Berg gegangen war, um Holz zu sammeln, eine von Statur kleine und weißgekleidete Frau erschienen ist, die ihr Gesicht mit einem weißen Schleier verhüllt hatte. Sie sprach zum Mädchen also:
"Gehe hin und sage dem Volk im Land Oberhalbstein, es habe nun soviel gesündigt, daß nicht noch mehr ertragen werden könne. Wenn es sich nicht bessere, werde Gott es streng bestrafen, so daß er nicht nur die Feldfrüchte verdorren, sondern auch das Volk vom Jüngsten bis zum Ältesten sterben lassen werde. Ich kann bei meinem Sohn für dieses Volk nicht mehr Fürbitte einlegen".
Nachdem die Frau verschwunden war, wagte das Mädchen niemandem etwas davon zu sagen. Am folgenden Tag, als es zum gleichen Ort kam, erschien ihm neuerdings die gleiche Frau und frug es, warum es dem Volk nicht gesagt habe, was sie ihm aufgetragen hatte. Als das Mädchen antwortete, es habe nichts sagen dürfen, wiederholte sie nochmals das gleiche, hinzufügend, es solle keine Angst haben und dem Volk sagen, es solle Buße tun und mit dem Kreuz Prozessionen halten und dann werde ihm Gott leicht die Sünden verzeihen. Das Mädchen solle diesmal nicht unterlassen, das Aufgetragene dem Volk mitzuteilen, sonst werde es selber bestraft werden.
Trotzdem wagte das Mädchen nicht, etwas hievon jemandem mitzuteilen. In der folgenden Nacht, als es neben der Mutter schlief, fing eine Stimme an, das Mädchen zu rufen. Als die Mutter zum zweiten Mal die Stimme vernahm, frug sie, wer da rufe. Als die Antwort kam, man rufe nicht sie, sondern die Tochter, weckte sie diese, und die Stimme wiederholte dasselbe wie die zwei früheren Male. Da frug die Mutter ihre Tochter, was vorgefallen sei und ob die Frau schon früher mit ihr gesprochen habe. Nachdem sie von der Tochter alles vernommen hatte, erzählte die Mutter am folgenden Tag alles einer anderen Frau, und diese erzählte es ihrem Mann. Dieser aber erstattete dem Landvogt des Hochgerichtes Bericht. Aus diesem Grund nahm der Landvogt Mutter und Tochter ins Verhör. Nachdem er die Wahrheit erfahren hatte, verordnete er Prozessionen, an denen jedesmal über 3000 Personen teilnahmen.
Als die erste Prozession nach dem Ort der Erscheinung innert acht Tagen stattgefunden hatte, begab sich ein 16jähriger Knabe auf einen anderen Berg, auch im Oberhalbstein, und kam zu einer kleinen Quelle, wo er eine Frau im Gebet knien sah. Da er sich fürchtete, wollte er umkehren, um zwei Männer zu rufen, die mit ihm heraufgekommen und etwas weiter entfernt waren, damit sie die Frau auch sehen. Diese rief jedoch den Knaben liebevoll zu sich her und sagte ihm das gleiche, was sie dem Mädchen gesagt hatte, hinzufügend, sie habe nicht aufgehört, zu ihrem Sohn für das Volk zu beten. Aber es sei nötig, daß das Volk sich aufrichtig bekehre und fortfahre, Prozessionen zu halten, wie es angefangen habe, ansonst sie nicht erhört werde. Als sie von dannen schied, sah er ihr gerötetes Knie, als ob sie zeigen wollte, man müsse sich beim Gebet abmühen. Nachdem er nur wenige Schritte fortgegangen war, kehrte er sich um, um die Frau zu sehen, doch sie war schon verschwunden.
Als man anfing, Prozessionen zu halten, fingen alle verdorrten Feldfrüchte wieder zu grünen an und weckten Hoffnung auf eine sehr gute Ernte.

Dieser Bericht befindet sich im Vatikanischen Archiv. Es wurde unterlassen, eine kirchliche Bestätigung dieser Ereignisse zu erwirken. Jedoch wird niemand vernünftigerweise die Echtheit dieser Erscheinungen leugnen. Die Glaubwürdigkeit spricht vor allem aus dem Inhalt der Botschaft Marias, der auf das Wesentliche geht: Bekehrung, Buße und Gebet. Diese Forderungen stimmen auffallend mit den späteren Aussagen der Gottesmuttter in Lourdes und Fatima überein. Die Überlieferung berichtet, daß der Hirt GIATGEN DIETEGEN DE MARMELS geheißen habe und daß zur Bekräftigung seiner Aussage an jenem Abend Ziteil im strahlenden Licht erglänzt sei.
Wohl gleich nach der wunderbaren Erscheinung wird eine kleine Kapelle gebaut worden sein. Ziteil liegt 2434 m über Meer und dürfte der höchstgelegene Wallfahrtsort Europas sein. Zunächst sind sicher viele Gläubige hinaufgepilgert. Aber infolge der Abgelegenheit wurde Ziteil bis in die neueste Zeit kaum über die Kantonsgrenzen bekannt. So wuchs dieser Gnadenort nur langsam zur heutigen Bedeutung.
Im Jahre 1679 ließ Pfarrer Johann Gaudenz Janett den alten Altar durch einen neuen ersetzen. Dr. Florian Candrian von Obervaz, Pfarrer in Salouf und Custos von Ziteil von 1682 bis 1725, brachte den Wallfahrtsort zu neuer Blüte. Ein Pilgerhaus mit einer Stube und zwei Schlafkammern wurde gebaut und die Kapelle sehr wahrscheinlich bedeutend vergrößert. Diese wurde dann am 24. Juni 1710 durch Bischof Ulrich Federpsiel konsekriert, und seither wird in Ziteil am 26. Juni das Kirchweihfest gefeiert. Der Hauptaltar wurde zu Ehren der Heimsuchung Mariens geweiht. 1724 ließ Pfarrer Johann de Lille die wunderbaren Gebetserhörungen auf einer großen Votivtafel darstellen. Seit 1746 übernahmen die Kapuziner die Pfarrei Salouf und damit die Seelsorge in Ziteil. 1846 ließ P. Severin das jetzige alte Pilgerhaus bauen, wozu hauptsächlich die Bevölkerung des Tales die nötigen Mittel beisteuerte. Als letzter Kapuziner amtete der Dichtermönch und innige Marienverehrer P. Alexander Lozza von 1919 bis 1936 als Custos von Ziteil. Durch seine Gedichte und Novellen, und vor allem durch seine dramatisierte Darstellung der Erscheinungen in Ziteil, hat er im romanischen Volk das Vertrauen zu NOSSA DONA DA ZITEIL verstärkt.
Unter Pfr. Josef Baselgia, Riom, der als Custos den kranken P. Alexander vertrat, wurde im Jahre 1949 ein neues Pilgerhaus dem alten angefügt. So erhielt man zwei neue Pilgerstuben, die 1953 zusammen mit dem Hausgang zu einem einzigen Saal umgestaltet wurden, damit der Platz noch besser ausgenützt werden könne. Ferner erhielten die Geistlichen im Neubau sechs praktische kleine Zimmer mit Beichtstuhl. Inzwischen wurden 1955 im Dachstock gute Matratzenlager für 75 Personen eingerichtet und am Rosenkranzfest 1959 konnte Weihbischof Johannes Vonderach (nachmals Bischof von Chur) die Altarweihe des Kirchenneubaus vornehmen.
In Ziteil ist kein Kloster. Als Custos amtet der Pfarrer von Salouf. Darum kann das Heiligtum nur an bestimmten Tagen geöffnet werden. Wegen der Abgelegenheit kann auch der Schlüssel zur Kirche nicht ausgeliehen werden. Man muß darum die folgenden Wallfahrtstage notieren: 26. Juni (Kirchweihfest): 29. Juni (Peter und Paul); 2. Juli (Mariae Heimsuchung); 11. Juli (Plazidus und Sigisbert); 22. Juli (Magdalena); 25. Juli (Jakobus); 26. Juli (Anna); 5. August (Maria Schnee); 10. August (Laurentius); 16. August (Rochus); 24. August (Bartholomäus); 8. September (Mariae Geburt); 21. September (Matthäus); 29. September (Michael). Es sind dies jene Tage, die in früheren Jahrhunderten auch im Tal gefeiert wurden. Ziteil ist am Vorabend genannter Tage von 14 Uhr an geöffnet.
Die meisten Pilger wallen am Vorabend der Wallfahrtstage nach Ziteil.
Der ordentliche Weg führt über Salouf. Bevor man in den Wald eintritt, kommt man zu einer Abzweigung. Rechts führt der meistbegangene Weg nach Munter und von dort links sich wendend nach Ziteil in etwas dreieinhalb Stunden. Wählt man ob Salouf den etwas beschwerlicheren, aber kürzeren Weg, der links abschwenkt, so kommt man ebenfalls nach Ziteil in etwas 3 Stunden. Es gibt auch Pilger, die den Weg über Solis-Stierva-Ziteil wählen. Jedenfalls soll, wer sich nicht gut auskennt, nicht bei Nacht und Nebel hinaufpilgern, sonst kann man leicht vom rechten Weg abirren. Mit Fahrzeugen darf man nicht weiter als bis Munter fahren. Die weihevolle Stille, die ein wichtiges Merkmal von Ziteil ist, soll nicht durch lärmende Jeeps gestört werden.

Duri Lozza, Custos

Aus: "Das Zeichen Mariens", 6. Jahrgang, Nr. 9, Januar 1973, Seiten 1799 ff.
Dazu folgende Beiträge:

Mittwoch, Juni 14, 2006

Das Gnadenbild auf dem Muttergottesberg bei Grulich (Kraliky)

Text auf der Rückseite des abgelichteten alten Andenkenbildchens:

Das Gnadenbild am Muttergottesberg bei Grulich (Kraliky, Tschechien) ist eine Nachahmung des berühmten Bildes vom hl. Lukas. Ein Ordensmann brachte es aus Rom für eine Verwandte; diese gab es dem Tobias Becker aus Grulich. Becker, nachmals Bischof von Königgrätz, stiftete als Domherr in Prag das Servitenkloster am Muttergottesberge. Den 21. August 1700 bracht er sein Bild dahin. Maria erwies sich alsbald als "Hilfe der Christen". In den ersten 50 Jahren wurden gegen 8000 wunderbare Erhörungen gemeldet. Die Zahl der jährlichen Kommunikanten überschritt oft 100.000. - Seit 31. Juli 1883 versehen die PP. Redemptoristen den Wallfahrtsort. (Jüngere Geschichte siehe auf dieser Webseite!)



Gebet: O Maria, sei einst Mittlerin zwischen Gott dem Richter und mir armen Sünder. Komme, liebreichste Jungfrau, Deinem Diener in jeder Not schleunigst zu Hilfe, besonders aber in der Stunde meines Todes. Stehe mir bei, o starke Trösterin, gegen den Fürsten der Finsternis, damit ich die ewige Seligkeit erlange. Amen.

Mit kirchlicher Genehmigung. Verlag der PP. Redemptoristen

Montag, Juni 12, 2006

Madonna delle Milizie, Scicli

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La Madonna delle Milizie - oder wie die Gottesmutter auf einem Schimmel in Rüstung erschien und die Mohammedaner zugunsten der Christen bezwang

5 Kilometer von Scicli (Ragusa, Diözese Noto, Sizilien) entfernt, auf einem anmutigen Hügel, zu dessen Füßen sich eine weite Ebene von Zitronen und leuchtend roten Tomaten ausdehnt und sich das Meer von Cava d'Aliga bis Donnalucata in einen wunderschönen Golf ausweitet, erhebt sich das altehrwürdige Heiligtum der Madonna delle Milizie, Unserer Lieben Frau der Bürgerwehren oder der Streitmächte, der Patronin der Stadt. Sein Ursprung geht auf das Jahr 1091 zurück. Man befand sich in den Zeiten der kriegerischen Einfälle der Sarazenen (= Araber = Türken = Mohammedaner = Moslems) in Sizilien, und Graf Ruggero der Normanne, hatte sich entschlossen, jenen barbarischen Horden ein Ende zu setzen, die von Belcane angeführt wurden. Dieser jedoch, nachdem er Kenntnis erhalten hatte davon und sich bewußt geworden war, daß unmittelbare Gefahr bevorstand, wandte sich an den Sultan und sah dadurch tatsächlich seine Streitmacht stark vermehrt, so sehr, daß er die Gewißheit hatte, den Sieg zu erringen und sich selbstsicher mit einem Kriegslager am flachen und entblößten Strand von Donnalucata niederließ. Graf Ruggero verfolgte die Bewegungen Belcante's, und obwohl er kräftemäßig unterlegen war, ließ er sich nicht abschrecken und verlangte Hilfe von den Kavalleristen des benachbarten Scicli. Diese eilten in Massen herbei; aber ehe sie sich in die Schlacht warfen, brachten sie der Himmels-Königin ein strenges Fasten zum Opfer dar, damit Sie ihnen zu Hilfe komme und von diesem Tyrannen befreie. Eine Volksüberlieferung, die eifersüchtig gehütet wird, sagt, daß im Gedränge des Gefechtes (des Kampfgetümmels) die Himmelskönigin auf einem weißen Pferde erschien, ausgestattet mit einer himmlischen Rüstung und auf dem Haupte eine Königskrone und in der Hand ein blitzendes Schwert. An ihr Volk gewandt sprach sie dann: "En adsum, ecce me, civitas delecta protegam te destra mea!" Sie stellte sich darauf an die Spitze des christlichen Heeres, welches ein großes Blutbad unter den Feinden ihres Sohnes anrichtete. Nachdem sie über sie den vollen Sieg errungen hatte und zu dem Ort zurückgekehrt war, wo sie zeurst erschienen war, ließ sie in einem harten Stein ihren Fußabdruck eingeprägt und entschwand. Noch heute sieht man zur Linken, wenn man ins Heiligtum eintritt, den Eindruck des Fußes, sorgsam behütet in einer kunstvollen Einfriedung aus Holz. Aus Dankbarkeit für jene mütterliche Hilfe wurde das Heiligtum gebaut,welchem 1931 eine große Einsiedlei angefügt wurde. Das Volk von Scicli gedenkt jedes Jahr am Samstag vor dem 1. Passionssonntag des aufsehenerregenden Wunders mit einer sakralen Darstellung auf dem Platz vor der Mutter-Kirche, wo das Standbild U.L.F. der Heerscharen auf dem Schimmel verehrt wird. (Salvatore Guastella)

Samstag, Juni 10, 2006

Die Muttergottes bekehrt die Moslemin Bruca

Bruca, die Tochter einer reichen türkischen Familie in Tripolis, wurde in früher Jugend zur Sklavin gemacht und diente im Jahre 1765 bei einer christlichen Familie in Malta, welche sich alle Mühe gab, sie zur Christin zu machen, aber vergebens. Der Teufel hatte Bruca fest in den Kopf gesetzt, das ewige Leben hänge einzig und allein von den Werken ab, welche man in dieser Welt verrichte. Durch gute Werke würden Christen und Türken (Moslems) selig, und durch schlechte Werke gingen die einen wie die anderen ohne Unterschied zu Grunde. Sie antwortete daher allen Denen, welche ihr vom christlichen Glauben sprachen - und es waren deren viele - beständig, sie sei als Türkin geboren und wolle als Türkin leben und sterben; ihre ewige Seligkeit hänge bloß von den Werken ab, welche sie auf dieser Welt tue, und sie bete daher zu Gott um die Kraft, immer gute Werke verrichten zu können; auf diese guten Werke hoffe und vertraue sie, und so lebe sie ruhig.
Bei dieser ihrer Unbeugsamkeit erkannten Alle bald, daß eine außerordentliche Gnade zur Umwandlung Brucas notwendig sei; und ihr Herr, welcher daran verzweifelte, mehr zu erreichen, gab ihr den Rat, sich wenigstens jeden Tag der Gottesmutter Maria zu empfehlen, um von ihrem göttlichen Sohne Licht und Kraft zur Erkenntnis der Wahrheit zu erlangen. Die Türken haben eine große Ehrfurcht gegen Maria, und ehren sie als die Mutter eines großen Propheten, und darum versprach Bruca gern, sich von nun an jeden Tag dieser großen Frau zu empfehlen. Sie hielt auch ihr Versprechen, und es stand nicht lange an, da sah Bruca eines Nachts zur Sommerszeit, während sie im Bette lag, plötzlich das ganze Gemach von einem unbeschreiblichen Lichte erhellt, und mitten in demselben eine wunderschöne Frau, die sie als Maria erkannte, und welche zu ihr hintrat, sie auf die rechte Wange schlug und zu ihr sagte: "Werde Christin und nimm den Namen Marianna an." Da vershwand die Erscheinung; Bruca war ganz verwandelt und fest entschlossen, Christin zu werden und sich gleich taufen zu lassen. Sie erhob sich alsdann aus dem Bette, weckte ihren Herrn auf, erzählte ihm unter großem Jubel ihr Traumgesicht und bat ihn, sie ohne Verzug taufen zu lassen. Der Herr war erstaunt über eine so plötzliche und feurige Umwandlung, welche die Erscheinung, die Bruca erzählte, als eine vollkommen wahre und wunderbare erscheinen ließ. Er pries den Herrn tausendmal für seine große Barmherzigkeit und sagte zu Bruca, der Mensch müsse sich auf ein solches göttliches Geschenk, soviel es in seinen Kräften stehe, angemessen vorbereiten. Sie müsse vor der heiligen Taufe notwendig die Lehre Jesu Christi lernen, welche sie glauben und bekennen solle; zu alle dem gehöre Zeit, Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit. für jetzt möge sie gehen, um dem Herrn (Jesus) und der heiligen Jungfrau für die große Barmherzigkeit zu danken, welche sie an ihr geübt, und möge Gott durch die Fürbitte Mariä bitten, er wolle ihr ein immer größeres und wirksameres Licht zur Erkenntnis der Wahrheit verleihen, sie in ihrem heiligen Vorsatze bestärken, sie zur Taufe und endlich zur ewigen Seligkeit führen. Bruca beruhigte sich bei den Vorstellungen ihres Herrn, zog sich in ein nahes Zimmer zurück und brachte hier vor einem Bilde der heiligen Jungfrau den ganzen Rest der Nacht im Gebete zu. Zwanzig Tage lang wurde sie in der christlichen Lehre unterrichtet, und während dieser ganzen Zeit beharrte sie fest bei dem Entschlusse und in dem Verlangen, sobald als möglich die Taufe zu empfangen. Aber nach zwanig Tagen begann sie an der Wahrheit ihres Traumgesichtes zu zweifeln und sich von der Taufe abwendig machen zu lassen, kehrte zu ihrem alten Irrtum zurück, daß die guten Werke allein Türken und Christen ohne Unterschied entweder selig machen oder verdammen, wurde so hartnäckig wie vorher und versicherte entschieden, sie wolle sich nicht taufen lassen; sie sei als Türkin geboren und wolle als Türkin sterben; ja, sie wurde verstockter als zuvor und blieb in dieser Verstocktheit noch bis zum Februar 1778.
Im September 1777 kaufte der Herr Carl Giorgi aus Rom Bruca, welche Anfangs Oktober des erwähnten Jahres in das Haus ihres neuen Herrn nach Rom kam. Hier in Rom gaben sich Herr Carl Giorgi und alle Mitglieder seiner Familie und viele andere Leute alle mögliche Mühe für die Bekehrung Bruca's ; aber Alles war vergebens, sie wurde immer halsstarriger in ihrer Verstocktheit und blieb gegen alle menschlichen Bemühungen ganz unzugänglich bis zum Abend des 21. Februar 1778, an welchem der Herr (Jesus) sie kräftig rufen wollte. Es war Samstag, und spät in der Nacht legte Bruca sich nieder und schlief bald ein. Als sie noch nicht lange geschlafen, hörte sie jemand neben ihrem Bette, welcher sie mit Namen rief. Darüber erwachte Bruca und sah das ganze Gemach von einem unermeßlichen glänzenden und wunderschönen Lichte erfüllt, und neben ihrem Bette enien in glänzend weißen Gewanden herrlich gekleideten Jüngling. Bruca war anfänglich von einem heiligen Schauer ergriffen und sichtlich erschrocken; allmählich aber wurde sie ruhiger, fühlte den Mut in ihr Herz zurückkehren und ward von einem süßen und demütigen Vertrauen erfüllt. Sie fragte den Jüngling ehrfurchtsvoll, wer er sei und was er von ihr wolle. Der Jüngling antwortete: "Ich bin Aloysius Gonzaga", und kaum hatte er das gesagt, so zeigte er Bruca in der Ferne eine wunderschöne Frau und sagte zu ihr: "Siehe dort, das ist die Mutter Gottes, Maria, und weil du keine Christin bist, wird sie nicht in deine Nähe kommen." Bei diesen Worten fühlte Bruca ihr ganzes Herz von einem neuen und so wirksamen Troste ergriffen, daß sie vor Freude kein Wort hervorbringen konnte; aber ihr Herz war verwandelt, und sie war fest entschlossen, eine Christin zu werden; dann verschwand die Erscheinung.
Als es Tag geworden war, erzählte Bruca ihrer Herrschaft, was ihr in der Nacht begegnet war, und beteuerte ihnen, sie wolle eine Christin werden und sich taufen lassen. Diese waren erstaunt über eine so plötzliche Umwandlung, und obwohl sie bei der großen Einfalt und Aufrichtigkeit Burca's keineswes an den Dingen zweifelten, welche sie erzählte, so schickten sie dieselbe doch, um irgend einen Beweis zu erhalten, an diesem Morgen, Sonntag den 22. Februar, von einem Diener begleitet, in die Kirche des Collegium Romanum, und als sie dort das Bild des heiligen Aloysius erblickte, sagte sie, ohne daß man etwas zu ihr gesagt oder sie darauf aufmerksam gemacht hätte, voll Freude zu dem Diener, der sie begleitete: "Das ist der Jüngling, der mir heute Nacht erschienen ist und mit mir gesprochen hat!"
Am 2. März führte Herr Giorgi sie in das Haus der Katechumenen, wo sie sorgfältig in der christlichen Lehre und in Allem unterrichtet wurde, was nach der Vorschrift der heiligen Kirche notwendig ist, damit sie zur Taufgnade wohl vorbereitet werde. Bruca lernte leicht alle Glaubenslehren, zeigte einen immer größeren Eifer, die heilige Taufe zu emfpangen, blieb fest bei diesem Verlangen und voll eifriger Andacht, Ehrfurcht und Frömmigkeit gegen Alles, was zur katholischen Religion gehört. Am 9. Juni desselben Jahres, dem dritten Pfingstfeiertage, taufte Kardinal Mark. Antonius Colonna, Generalvikar von Rom, unsere Katechumenin feierlich in der Kirche des Collegium Romanum und legte ihr die Namen Marianna Aloysia de Georgi bei, und ihre Taufpaten waren der Herr Dominicus Georgi und die Gräfin Scotti, die Kinder des erwähnten Herrn Carl Giorgi.

Aus: Die Erscheinungen und Offenbarungen der Mutter Gottes vom Beginn des Christentums bis auf unsere Zeit, Paderborn, 1888, S. 360 ff., Druck und Verlag der Bonifacius-Druckerei (J. W. Schröder.)

Donnerstag, Juni 08, 2006

Die Jungfrau im Siegeskranz



Tabblo: La Madonna della Vittoria - La Vierge de la Victoire - Die Jungfrau im Siegeskranz


Du schöne Jungfrau, sonnenglanz-umkleidet,
von Sternenpracht gekrönt, der höchsten Sonne
so lieb, daß sie in dir ihr Licht verbarg:
die Liebe drängt mich, Worte dir zu weihen,
doch ohne dich kann ich es nicht beginnen
und ohne Ihn, der liebend in dir weilt.
Dich ruf' ich an, die immerdar erhörte,
wer gläubig zu dir rief.
Jungfrau, da zum Erbarmen
die Elendsfülle menschlicher Gebrechen
dich immer hat gerührt, o neige dich mir zu,
steh' mir im Kampfe bei,
bin ich auch Staub und du des Himmels Herrin!

Jungfrau, so menschlich fühlend, feind dem Stolze,
laß dich von Liebe gleichen Ursprungs leiten,
erbarme dich des tiefzerknirschten Herzens!
Wenn ich ein wenig armen Erdenstaub
mit wunderbarer Treu' so sehr geliebt,
wie werd' ich dir begegnen, holdes Wesen?
Wenn ich aus meiner Armut und geringem Stand
durch deine Hand erhoben,
Jungfrau, deinem Namen
Gedanken, Geisteskraft und Stil,
Zunge und Herz, Tränen und Seufzer weihe,
leit' mich zu bess'rer Furt
und nimm in Gnade auf mein neues Sehnen!

Es naht der Tag und kann nicht fern mehr sein,
es eilt und fliegt die Zeit,
Jungfrau, einzig Erwählte,
und Herz, Gewissen und der Tod mich drängen.
Empfehl mich deinem Sohn, der wahrer Mensch
und wahrer Gott,
daß Er aufnehme meinen letzten Hauch im Frieden.

Francesco Petarca: Canzone