Samstag, Juni 10, 2006

Die Muttergottes bekehrt die Moslemin Bruca

Bruca, die Tochter einer reichen türkischen Familie in Tripolis, wurde in früher Jugend zur Sklavin gemacht und diente im Jahre 1765 bei einer christlichen Familie in Malta, welche sich alle Mühe gab, sie zur Christin zu machen, aber vergebens. Der Teufel hatte Bruca fest in den Kopf gesetzt, das ewige Leben hänge einzig und allein von den Werken ab, welche man in dieser Welt verrichte. Durch gute Werke würden Christen und Türken (Moslems) selig, und durch schlechte Werke gingen die einen wie die anderen ohne Unterschied zu Grunde. Sie antwortete daher allen Denen, welche ihr vom christlichen Glauben sprachen - und es waren deren viele - beständig, sie sei als Türkin geboren und wolle als Türkin leben und sterben; ihre ewige Seligkeit hänge bloß von den Werken ab, welche sie auf dieser Welt tue, und sie bete daher zu Gott um die Kraft, immer gute Werke verrichten zu können; auf diese guten Werke hoffe und vertraue sie, und so lebe sie ruhig.
Bei dieser ihrer Unbeugsamkeit erkannten Alle bald, daß eine außerordentliche Gnade zur Umwandlung Brucas notwendig sei; und ihr Herr, welcher daran verzweifelte, mehr zu erreichen, gab ihr den Rat, sich wenigstens jeden Tag der Gottesmutter Maria zu empfehlen, um von ihrem göttlichen Sohne Licht und Kraft zur Erkenntnis der Wahrheit zu erlangen. Die Türken haben eine große Ehrfurcht gegen Maria, und ehren sie als die Mutter eines großen Propheten, und darum versprach Bruca gern, sich von nun an jeden Tag dieser großen Frau zu empfehlen. Sie hielt auch ihr Versprechen, und es stand nicht lange an, da sah Bruca eines Nachts zur Sommerszeit, während sie im Bette lag, plötzlich das ganze Gemach von einem unbeschreiblichen Lichte erhellt, und mitten in demselben eine wunderschöne Frau, die sie als Maria erkannte, und welche zu ihr hintrat, sie auf die rechte Wange schlug und zu ihr sagte: "Werde Christin und nimm den Namen Marianna an." Da vershwand die Erscheinung; Bruca war ganz verwandelt und fest entschlossen, Christin zu werden und sich gleich taufen zu lassen. Sie erhob sich alsdann aus dem Bette, weckte ihren Herrn auf, erzählte ihm unter großem Jubel ihr Traumgesicht und bat ihn, sie ohne Verzug taufen zu lassen. Der Herr war erstaunt über eine so plötzliche und feurige Umwandlung, welche die Erscheinung, die Bruca erzählte, als eine vollkommen wahre und wunderbare erscheinen ließ. Er pries den Herrn tausendmal für seine große Barmherzigkeit und sagte zu Bruca, der Mensch müsse sich auf ein solches göttliches Geschenk, soviel es in seinen Kräften stehe, angemessen vorbereiten. Sie müsse vor der heiligen Taufe notwendig die Lehre Jesu Christi lernen, welche sie glauben und bekennen solle; zu alle dem gehöre Zeit, Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit. für jetzt möge sie gehen, um dem Herrn (Jesus) und der heiligen Jungfrau für die große Barmherzigkeit zu danken, welche sie an ihr geübt, und möge Gott durch die Fürbitte Mariä bitten, er wolle ihr ein immer größeres und wirksameres Licht zur Erkenntnis der Wahrheit verleihen, sie in ihrem heiligen Vorsatze bestärken, sie zur Taufe und endlich zur ewigen Seligkeit führen. Bruca beruhigte sich bei den Vorstellungen ihres Herrn, zog sich in ein nahes Zimmer zurück und brachte hier vor einem Bilde der heiligen Jungfrau den ganzen Rest der Nacht im Gebete zu. Zwanzig Tage lang wurde sie in der christlichen Lehre unterrichtet, und während dieser ganzen Zeit beharrte sie fest bei dem Entschlusse und in dem Verlangen, sobald als möglich die Taufe zu empfangen. Aber nach zwanig Tagen begann sie an der Wahrheit ihres Traumgesichtes zu zweifeln und sich von der Taufe abwendig machen zu lassen, kehrte zu ihrem alten Irrtum zurück, daß die guten Werke allein Türken und Christen ohne Unterschied entweder selig machen oder verdammen, wurde so hartnäckig wie vorher und versicherte entschieden, sie wolle sich nicht taufen lassen; sie sei als Türkin geboren und wolle als Türkin sterben; ja, sie wurde verstockter als zuvor und blieb in dieser Verstocktheit noch bis zum Februar 1778.
Im September 1777 kaufte der Herr Carl Giorgi aus Rom Bruca, welche Anfangs Oktober des erwähnten Jahres in das Haus ihres neuen Herrn nach Rom kam. Hier in Rom gaben sich Herr Carl Giorgi und alle Mitglieder seiner Familie und viele andere Leute alle mögliche Mühe für die Bekehrung Bruca's ; aber Alles war vergebens, sie wurde immer halsstarriger in ihrer Verstocktheit und blieb gegen alle menschlichen Bemühungen ganz unzugänglich bis zum Abend des 21. Februar 1778, an welchem der Herr (Jesus) sie kräftig rufen wollte. Es war Samstag, und spät in der Nacht legte Bruca sich nieder und schlief bald ein. Als sie noch nicht lange geschlafen, hörte sie jemand neben ihrem Bette, welcher sie mit Namen rief. Darüber erwachte Bruca und sah das ganze Gemach von einem unermeßlichen glänzenden und wunderschönen Lichte erfüllt, und neben ihrem Bette enien in glänzend weißen Gewanden herrlich gekleideten Jüngling. Bruca war anfänglich von einem heiligen Schauer ergriffen und sichtlich erschrocken; allmählich aber wurde sie ruhiger, fühlte den Mut in ihr Herz zurückkehren und ward von einem süßen und demütigen Vertrauen erfüllt. Sie fragte den Jüngling ehrfurchtsvoll, wer er sei und was er von ihr wolle. Der Jüngling antwortete: "Ich bin Aloysius Gonzaga", und kaum hatte er das gesagt, so zeigte er Bruca in der Ferne eine wunderschöne Frau und sagte zu ihr: "Siehe dort, das ist die Mutter Gottes, Maria, und weil du keine Christin bist, wird sie nicht in deine Nähe kommen." Bei diesen Worten fühlte Bruca ihr ganzes Herz von einem neuen und so wirksamen Troste ergriffen, daß sie vor Freude kein Wort hervorbringen konnte; aber ihr Herz war verwandelt, und sie war fest entschlossen, eine Christin zu werden; dann verschwand die Erscheinung.
Als es Tag geworden war, erzählte Bruca ihrer Herrschaft, was ihr in der Nacht begegnet war, und beteuerte ihnen, sie wolle eine Christin werden und sich taufen lassen. Diese waren erstaunt über eine so plötzliche Umwandlung, und obwohl sie bei der großen Einfalt und Aufrichtigkeit Burca's keineswes an den Dingen zweifelten, welche sie erzählte, so schickten sie dieselbe doch, um irgend einen Beweis zu erhalten, an diesem Morgen, Sonntag den 22. Februar, von einem Diener begleitet, in die Kirche des Collegium Romanum, und als sie dort das Bild des heiligen Aloysius erblickte, sagte sie, ohne daß man etwas zu ihr gesagt oder sie darauf aufmerksam gemacht hätte, voll Freude zu dem Diener, der sie begleitete: "Das ist der Jüngling, der mir heute Nacht erschienen ist und mit mir gesprochen hat!"
Am 2. März führte Herr Giorgi sie in das Haus der Katechumenen, wo sie sorgfältig in der christlichen Lehre und in Allem unterrichtet wurde, was nach der Vorschrift der heiligen Kirche notwendig ist, damit sie zur Taufgnade wohl vorbereitet werde. Bruca lernte leicht alle Glaubenslehren, zeigte einen immer größeren Eifer, die heilige Taufe zu emfpangen, blieb fest bei diesem Verlangen und voll eifriger Andacht, Ehrfurcht und Frömmigkeit gegen Alles, was zur katholischen Religion gehört. Am 9. Juni desselben Jahres, dem dritten Pfingstfeiertage, taufte Kardinal Mark. Antonius Colonna, Generalvikar von Rom, unsere Katechumenin feierlich in der Kirche des Collegium Romanum und legte ihr die Namen Marianna Aloysia de Georgi bei, und ihre Taufpaten waren der Herr Dominicus Georgi und die Gräfin Scotti, die Kinder des erwähnten Herrn Carl Giorgi.

Aus: Die Erscheinungen und Offenbarungen der Mutter Gottes vom Beginn des Christentums bis auf unsere Zeit, Paderborn, 1888, S. 360 ff., Druck und Verlag der Bonifacius-Druckerei (J. W. Schröder.)

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