Dienstag, Juni 20, 2006

Teresa Higginson, die große Stigmatisierte Englands - 1

Maria Martha Chambon, der hochbegnadeten Tochter der Alpen, tritt zu fast gleicher Zeit eine andere nicht minder begnadete Seele an den Gestaden des nordatlantischen Meeres zur Seite, die der Herr in ähnlicher Weise zu erhabenen Gnaden berief und die mit der großen Heiligen von Paray-le-Monial und der Stigmatiserten von Chambéry einen eigenen wunderbaren Dreiklang bildet. Überraschung und Freude muß uns zugleich erfüllen, daß mit dieser Trägerin der Wundmale auch England nach jahrhundertelanger Pause wieder in den Strom der mystischen Gnaden eingeschaltet wurde, ja daß es mit dieser Seeele eine der erlesensten Kämpferinnen erhielt, die göttlichen Flammen der Liebe in wahren Feuergarben in die geistige Dürre des Jahrhunderts zu tragen. Seit den Zeiten eines Thomas Morus und John Fisher und der großen englischen Märtyrer, deren Heligsprechung im Jahre 1935 der englischen, religiösen Bewegung mächtige Auftriebe verlieh, hat England nach jahrhundertelangem Verebben keine so große Begnadete mehr sein eigen genannt, wie sie. Und wenn auch der britische Inselstaat im letzten Jahrhundert eine Reihe großer katholischer Charaktere hervorgebracht, die die Wiedergeburt des Katholizismus in England machtvoll beflügelten - wir brauchen hier nur an einen Wiseman and Newman, an einen Manning und Friedrich Wilhelm zu erinnern, so werden diese Männer, so bedeutend sie waren, dennoch von jener einsamen Dulderseele übertroffen, die sie alle an Reichtum und Tiefe der Gnaden überragte. Teresa Higginson, die Stigmatisierte der Diözese Liverpool, hat durch ihr sühnendes Beten und Leiden den vielleicht bedeutendsten Anteil zur inneren Erneuerung des englischen Katholizismus geleistet. Neben einem Matt Talbot, dem heiligmäßigen Arbeiter, und Margarete Sinclair, dem tapferen Fabrikmädchen, ist sie der Ruhm der jüngeren englisch-religiösen Bewegung!
Nicht zuletzt aber wird es uns mit ganz besonderer Genugtuung erfüllen, daß Teresa Higginson als eine Stigmatisierte der nord-germanischen Völkerfamilie angehört und daß sie als solche nachdrücklichst jene haltlose These widerlegt, daß nur der südländische Mensch zu den außerordentlichen Gaben der Stigmatisation und Ekstase und den höheren Gnaden der Mystik berufen sei. Christus leidet aufs neue auch in dem "nordisch-germanischen Menschen"! Aus seinen Stigmen fließ gleichfalls sein heiliges, kostbares Blut! Gibt es einen besseren Beweis für die Einheit von Christentum und germanischer Rasse, als daß hier wiederum ein Sproß ihrer Völkerfamilie mit seinen Wunden, mit seinem innersten Herzblut den leidenden Christus darstellt, ja dessen Kreuzestod verkündet?
Eine kleine bescheidene Lehrerin war Teresa Higginson, die abseits vom großen Weltgeschehen tatkräftig ihrer Erziehertätigkeit nachging. Und doch, wenn wir der Geschichte ihres glühenden Opferlebens nachspüren, dann müssen wir, wie so oft in der Geschichte der Stigmatisierten, in den Ruf ausbrechen, "daß wir dich, o Vater des Himmels, preisen, daß du es vor Weisen und Klugen verborgen, den Kleinen aber geoffenbart hast". Denn wahrhaft: sie hat die Aufgabe seelisch-religiöser Erneuerung bis in ihre tiefsten Tiefen erfaßt und darf ihren englischen Landsleuten, darüber hinaus aber allen Katholiken, als großartiges Beispiel eines wirklichen Opfer- und Sühnegeistes vorgestellt werden. Dabei aber wächst sie in ihrer großen Gnadenmission weit hinaus über eine ganze Anzahl ihrer Mitgenossinnen, die wir kennen.
Das letzte Verständnis für ihre innere Bedeutung vermittelt uns jedoch ein tieferer Blick in ihr Leben, in ihr heroisches Kämpfen und Ringen.

Fortsetzung

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