Samstag, Mai 27, 2006

Weissenstein - Pietralba und seine Geschichte - die Erscheinungen der Gottesmutter

Mitten in einem wunderschönen und weiten Panorama der Alpen erhebt sich, fast wie eine natürliche Grenze zwischen Trient und Bozen, 1520 m. über dem Meeresspiegel, WEISSENSTEIN, von herrlichen Wäldern umgeben, eine Oase des Friedens.
Ungefähr um die Mitte des 16. Jahrhunderts wohnte auf der waldigen Anhöhe, wo heute der Wallfahrtsort Weissenstein liegt, ein Bauersmann namens Leonhard, der hier oben ein ausgedehntes Landgut besaß, welches eben Weissenstein genannt wurde. Diese Gegend gehört damals, wie auch heute noch, zur Gemeinde Deutschnofen. Leonhard wohnte mit seiner Familie in dieser weiten und prächtigen Einsamkeit und führte ein ehrenhaftes und tugendhaftes Leben. Dieser fromme und gerechte Mann wurde von großem Leid heimgesucht und so zu einem Gnadenkind der Gottesmutter. Es überfiel ihn nämlich eine schwere Geisteskrankheit und er stürzte in einen tiefen Abgrund, wo ihm die hl. Jungfrau erschien und ihm Heilung versprach, wenn er Ihr zu Ehren eine Kapelle errichten würe. Sie sagte zu ihm: "Damit du an meinem Versprechen nicht zweifelst, wirst du noch weitere neun Tage lang ohne Speise und Trank hier unten liegen. Am neunten Tage dann werden dich deine Familienangehörigen finden. Aber du vergiß meine Worte nicht!" Und so geschah es auch. Leonhard aber vergaß sein Vesprechen und es überfiel ihn abermals, stärker als vorher, die schreckliche Krankheit. Von da an sah man nachts immer am selben Orte ein Licht leuchten und niemand konnte sich das erklären. Leonhard aber erinnerte sich daran, wurde geheilt und ging gleich an die Arbeit. Beim Graben fander eine kleine Statue der Gottesmutter, welche die Pietà darstellte. Er dachte sofort an ein Zeichen des Himmels und nachdem er die Kapelle beendet hatte, stellte er die Statue dort auf, damit man sie verehren konnte. Es war wirklich ein Zeichen des Himmels: die seligste Jungfrau tat durch immer mehr Gnaden die große Güte und Barmherzigkeit ihres leidvollen Herzens kund. Man schrieb das Jahr 1553.
Die sich rasch verbreitende Nachricht dieser Ereignisse führte sogleich viele Neugierige und auch Fromme herbei, die vor der Statue der schmerzensreichen Mutter, welche Gnaden und besondere Gunst verleih, niederknieten und sie verehrten. Leonhard überließ die Pflege der Äcker seinen Söhnen und widmete sich ausschießlich der Erhaltung der Kapelle. Er starb reich an Verdiensten im Jahre 1557. Seine irdische Hülle ruht auf dem Friedhof von Petersberg, wo ihm auch ein einfaches Denkmal errichtet wurde.
Die kirchlichen Behörden überprüften lange (1629-1658) und gründlich die Tatsachen und bewiesen unter dem Fürstbischof Karl Emanuel von Madruz den wunderbaren Ursprung des Wallfahrtsortes. Der immer größere Andrang von Pilgern erforderte schon im Jahre 1561 die Errichtung einer größeren Kapelle neben der von Leonhard erbauten, im Jahre 1638 wurde schließlich die heutige Kirche begonnen, die 1654 beendet und am 1. Juni 1673 vom Fürstbischof Sigismund Alphons von Thun geweiht wurde.
Anfangs wurde der Wallfahrtsort der Pfarrei Deutschnofen anvertraut, aber bald erforderte der Zustrom von Pilgern und Frommen einen ständig ansäßigen Priester. Im Jahre 1651 wurde durch besondere Großzügigkeit der gräflichen Familie Khuen ein Benefizium errichtet. Es folgten zehn Benefiziaten aufeinander, deren letzter Valerio Sommavilla war, der dreißig Jahre hindurch für die Verschönerung und Entwicklung des Wallfahrtsortes arbeitete.
Bald reichte die Arbeit eines einzigen Priestes auch nicht mehr aus und deshalb entschloß man sich, die Aufsicht des Wallfahrtsortes einem Orden zu übergeben. Da der Wallfahrsort der Schmerzensjungfrau gewidmet ist, dachte man gleich an den Orden der Serviten, dessen Hauptziel die Verbreitung der Andacht an die Leiden Mariens ist. Dieses Vorhaben hatte viele Schwierigkeiten zur Folge, aber mit Hilfe der Muttergottes wurden sie alle überwunden, so daß am 21. November 1718 die Serviten (drei Patres und ein Bruder) mit Zustimmung des Domkapitels von Trient, des Papstes Clemens XI. und des Kaisers von Österreich Karls VI. ihren feierlichen Einzug halten konnten. Anfangs wohnten die Patres im Benefiziatenhaus, im folgenden Jahr wurde der Bau des neuen Klostes nach dem Plan des Architekten-Servitenbrudres Augustin Maria Abfalter begonnen. Der Grundstein wurde am 17. September 1719 feierlich geweiht und unter den Säulengang am Eingang der Kirche gelegt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Bruderschaft der sieben Schmerzen Mariens gegründet. Nach dreijähriger Arbeit war der großartige Bau schon beendet. Die Kosten der Errichtung wurden von allen anderen Klöstern und von vielen Wohltätern, untrer denen vor allem die Stadt Bozen zu nennen ist, getragen. Fromme Stiftungen sorgten für den Unterhalt der Patres. Im selben Jahr (1722) wurde das Kloster den Kirchengesetzen gemäß eingerichtet und als erster Prior wurde P. Vigilius M. Lorengo eingesetzt, welcher auf den Superior P. Romedio M. Caminelli folgte.
Die Frömmigkeit am Wallfahrtsort war bald so groß, daß die Anzahl der Ordenspriester bis zu 12 anstieg. Die Ordensannalen, welche im Jahre 1725 in Lucca gedruckt wurden, berichten: "In weniger als einem Jahr wurden 24.000 Beichten gehört. Viele Leute bezeugten, daß sie von einer unsichtbaren Kraft zur Gottesmutter hingezogen wurden, so daß sie wieder zu Gott gefunden hatten. So erfüllte sich der Wunsch Karls VI., daß nämlich alle seine Untertanen die Gnadenmutter von Weissenstein verehren sollten". Schon im Jahre 1722 hatte der Prior V. Lorengo vom Hl. Stuhl für vier Beichtväter die Vollmacht erhalten, in Vorbehaltsfällen von besonders schweren Sünden loszusprechen und dazu erhielt er noch weitere 13 besondere Privilegien.

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