Die Muttergottes, der heilige Josef, der heilige Erzengel Michael, der heilige Bernhard von Clairvaux und die heilige Katharina von Siena in den Erscheinungen von 1519 und 1660
«Allez dire au clergé et aux consuls de Cotignac de me bâtir ici même une église sous le vocable de NOTRE-DAME DE GRACES. Et que l'on vienne en procession y recevoir les dons que je veux y répandre.»
«Gehe und sage dem Klerus und den Ratsleuten von Cotignac, daß sie mir hierselbst eine Kirche bauen sollen unter dem Titel UNSERE LIEBE FRAU DER GNADEN. Und daß man in Prozession kommen möge, um die Gaben zu empfangen, die ich da austeilen will.»
COTIGNAC... Halten Sie ein wenig inne bei diesen klangvollen Silben, welche in „le Midi" (der Mittag = Süden) Frankreichs mitklingt und deren Echos bis nach Paris schallen, in ganz Frankreich widerhallen, und darüber hinaus... Es ist der Name eines hübschen Dorfes der Var, zwischen Brignoles und Draguignan, das sich zu Füßen einer steilen, von Grotten durchlöcherten Küste duckt. Sie werden ihm den Besuch reservieren, den es verdient. Aber überqueren Sie vorerst nicht die Brücke über die Cassole: nehmen Sie die Straße des Mont Verdaille, durch Olivenhaine, Pinien und grüne Eichen. Sie werden die Spuren so vieler demütiger oder illustrer Pilger finden, die gekommen sind zum Stelldichein mit Jener, die diese Örtlichkeiten mit Ihrem Besuch beehrt hat. Die „Ganz Schöne Jungfrau" (la Vierge Toute Belle) hat den Platz des Heiligtums gut gewählt, das Sie erwartet, und dessen Bau SIE im 16. Jahrhundert erbeten hat. Ihr Blick wird vom Estérel und Roquebrune bis nach Sainte Victoire schweifen, mit der „Chaîne des Maures" im Süden, der Ebene der Argens und die Hügel von Carcès zu ihren Füßen. lm Norden, der Grand Bessillon, auch er so berühmt geworden... Gewiß erwartete der brave Holzhauer Jean de la Baume, als er mit seiner Axt den Verdaille hinaufstieg, nicht eine wunderbare Begegnung, wie er sie am 10. August 1519 erlebte. Erfaßt von einer Flut von Licht, zweifelte er zuerst über das Wunderbare, das er sah: die Heiligste Jungfrau — ihr Göttliches Kind in den Armen — umgeben vom Hl. (Erzengel) Michael, vom hl. Bernhard (von Clairvaux) und der hl. Katharina (von Siena). Er glaubte sich Opfer einer Blendung und Illusion... und Unsere Liebe Frau mußte am darauffolgenden Tag von neuem erscheinen, mit derselben Begleitung, um ihn zu überzeugen, daß er die Himmelsbotschaft in Cotignac bekannt mache:
„Ich bin die Mutter Gottes... Ich will hier eine Kapelle, und ich wünsche viele Gnaden jenen zu gewähren, die kommen werden, um daselbst zu beten".
Da brach eine Begeisterung aus. Am folgenden 14. September legte man den ersten Stein für die zukünftige Kirche, unter dem Titel „Notre-Dame de Grâces", der von der Jungfrau selbst angegeben wurde. Wie zur Zeit der Erbauer von Kathedralen machte sich jedermann an die Arbeit. Nach dem Bischof der Diözese, machte sich Papst Leo X. von 1521 ab zum Garanten der in diesem Heiligtum gewirkten Wunder. Es war ein bißchen das „Lourdes" jener Zeit. Man kam in Scharen, um Schutz zu erbitten gegen die Epidemien, die Unbilden des Wetters, Heilungen zu erflehen oder für sie zu danken... Um das „berühmte Heiligtum..., zu dem die Gläubigen aus fast allen Gegenden der Welt herbeieilen" (Urban VIII) zu betreuen, gründete man die erste französische Gemeinschaft der Oratorianer des hl. Philipp Neri, die später der Gründung des Kardinals de Berulle eingegliedert wurde. Bald, im 17. Jahrhundert, sollte die lokale Geschichte die Große Geschichte Frankreichs einholen. In der Tat ist es Unserer Lieben Frau der Gnaden zu verdanken, daß die Franzosen die Geburt Ludwigs XIV und die Proklamation des Gelöbnisses Ludwigs XIII erlangten. Im Jahre 1637 ließen der König und die Königin beten, auf daß ihnen endlich ein Thronfolger geboren werde. Die Unfruchtbarkeit Anna's von Österreich war ein Gegenstand großer Betrübnis, und seit 22 Jahren war ein Dauphin erwünscht für die Zukunft des Vaterlandes... Da nimmt die Heilige Jungfrau selber die Angelegenheit in die Hände. Sie beehrt den Bruder Fiacre des Klosters von Notre-Dame des Victoires in Paris mit mehreren Erscheinungen. Sie verspricht, die königlichen Gelöbnisse nach 3 Novenen zu erhören: die erste in Notre-Dame de Grâces in der Provence, die zweite in Notre-Dame in Paris, die dritte in Notre-Dame des Victoires (ebenfalls in Paris). Dies führte zum 5. Dezember 1637: neun Monate später wurde LudwigDieudonné geboren, der die „Sonne" des Großen Jahrhunderts werden sollte...
Aber, im eifrigen Vertrauen hatte Ludwig XIII nicht diesen Tag abgewartet, um sein Reich mit einem feierlichen Akt Maria zu weihen und um aus dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel einen Nationalfeiertag zu machen (Gelöbnis vom 10. Februar 1638). Bruder Fiacre wurde darauf vom König beauftragt, U.L.F. von Cotignac die glückliche Schwangerschaft der Königin anzuvertrauen... 22 Jahre später wurde Ludwig XIV. begleitet von seiner Mutter und u.a. von Mazarin an den Stufen der Stiege, die seinen Namen trägt, von Mgr Ondedei, Bischof von Fréjus und Toulon, umgeben von einem zahlreichen Klerus empfangen. Sie kamen Unserer Lieben Frau danken für ihre wunderbare Fürsprache für Frankreich. Der junge König, der eben den Vertrag der Pyrenäen unterzeichnet hatte, wollte selber seine Weihe und jene des Königreichs an Maria erneuern. Im Jahre 1667 erinnerte ein Ex-Voto aus schwarzem Marmor an diese großen Daten. Es wurde während des antireligiösen Aufruhrs an einen sicheren Ort verbracht. Ebenso wurden das Bild und die schwere Statue aus vergoldetem Holz eiligst von drei Mädchen von Cotignac, von übernatürlicher Kraft gestärkt, abtransportiert. Die Pilger können all das bewundern, und sich auch sammeln vor dem Herz des Bruders Fiacre, des frommen Gesandten bei Unserer Lieben Frau der Gnaden, der es Ihrem Heiligtum vermacht hat. Diese ganze glorreiche Vergangenheit lebt wieder auf in einem ausdrucksvollen Diorama, dessen letzte Szene die Krönung der wundertätigen Statue durch Mgr. Simeone, Bischof von Fréjus und Toulon, vom 7. August 1938 darstellt.
Aber im gleichen Jahr, in welchem Ludwig XIV. kam, sollte ein anderer Besucher — stets zurückgezogen und schweigsam — auf die Bühne treten, um ebenfalls Wohltaten in reicher Fülle auszuteilen. Am 7. Juni 1660 hatte der gütige Heilige Joseph Mitleid mit dem Hirten Gaspard Ricard, der vor Durst fast verschmachtete, wie auch seine Herde. Er erschien ihm und gab ihm die Kraft, einen enorm großen Felsstein von seiner Stelle zu rücken, um ... eine Quelle zu Tage zu fördern... zu Füßen des Grand Bessillon. Man kommt immer zahlreicher zu der auf der Stelle erbauten Kirche, 3 Kilometer ungefähr vom Marien-Heiligtum entfernt. Diese Gegend ist also doppelt gesegnet. Schauen Sie sich die Ex-Votos gut an, die alten und neueren, in Notre Dame de Grâces: Sie werden darin eingraviert finden ebensoviele mütterliche Wohltaten Mariens im Verlaufe der Zeitalter. Und was sollen wir sagen von jenen – unsichtbaren – die eingeschrieben sind in der Tiefe der Herzen? Es bleibt nichts mehr von den Bauten des 16. Jahrhunderts als nur das Chor mit der Statue und das wundertätige Bild, aber die Gnaden(gaben) sind noch immer aktuell. Kommen Sie, um deren heilige Erfahrung zu machen. Es ist hier eine Mutter, sehr liebend und sehr mächtig, die Ihren Besuch auf dem Mont Verdaille erwartet; Sie ist da, in ganz besonderer Weise, der „Aquaeduct" der göttlichen Gnaden... Kommen Sie also in IHREN strahlenden Besitz (in IHR Herrschaftsgebiet) von Cotignac...
Hauptpilgertage: Ostermontag – Pfingstmontag – 15. August und 8. September.(Text des z.Zt. am Ort erhältlichen Pilgerprospektes (Faltblatt bebildert); aus dem Französischen übersetzt von P.O.S.)
Messen: alle Tage: 11.30 Uhr – Sonntags und an Feiertagen: 11 Uhr.
Für alle Auskünfte wende man sich an: R.P. Chapelain de Notre-Dame de Grâces, Cotignac, F-83570 Carces, tél. (94) 04.60.15.
Offrandes: Père Chapelain, C.C.P. 3188-34 Y Marseille.
Mit dem Auto: Ausfahrt Autobahn in Brignoles, N 554 folgen; in Val rechts die N 562 nehmen. 3 Kilometer nachher links die D 22 nehmen, Montfort. Cotignac.
Fortsetzung: Teil 2
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen