Samstag, April 08, 2006

Die Erscheinungen von Cotignac - Notre-Dame de Grâces - Fortsetzung und Schluß

Abbildung: Le Tableau Miraculeux - Sanctuaire N.-D. de Grâces, Cotignac F-83670 Carces

Fortsetzung von Teil 1

Man sprach zu Cotignac noch von der Wallfahrt, welche der junge Ludwig XIV „Dieu-donné", „der von Gott Geschenkte", dem berühmten Heiligtum U.L.F. der Gnaden gemacht hatte. An diesem 21. Februar 1660 war die ganze Bevölkerung mit ihren gewählten Autoritäten an der Spitze herbeigeeilt, als zur Überraschung vieler der junge König ebenfalls den traditionellen Pilgerweg gehen wollte, der Cotignac überragt. Auf dem Mont Verdaille wurden die Oratorianer-Patres und der Konsul mit diesem Besuche beehrt. Alle anerkannten im Gefolge der Königin MutterAnne d'Autriche (Anna von Österreich) „daß es den Gebeten des Bruders Fiacre und der mächtigen Fürsprache U.L.F. der Gnaden (Notre-Dame de Grâces) zuzuschreiben sei, daß er seine Geburt verdanke" (Vie du Fr. Fiacre, Paris). So würde das ganze Königreich das kleine provençalische Dorf kennen und sich fortan über seine zukünftige Verheiratung mit der spanischen Prinzessin Maria-Theresia freuen, welche den Friedensvertrag der Pyrenäen festigen würde.
Da war es, daß ein scheinbar verborgeneres Ereignis von neuem das Dorf in Unruhe zu versetzten begann. Die göttliche Vorsehung bekräftigte ihre Erwählung des kleinen Ortes mittels eines Vorkommnisses, das mehr von der göttlichen Gnade abhing als von den Menschen. Honoré Bouche, Zeitgenosse des Geschehens, schrieb auf der letzten Seite seiner „Histoire de la Provence" (Geschichte der Provence):
„Wir werden sagen, daß an diesem Tag, dem siebten Juni, an welchem die Königin Maria-Theresia von Spanien vom König ihrem Vater Abschied nahm und aus der „Insel der Konferenz" heraustrat, um in Frankreich einzutreten, an diesem gleichen Tag in der Gegend von Cotignac, eine halbe Wegstunde von der Kapelle U.L.F. der Gnaden entfernt, in der Provence, dieser so berühmte Brunnen des Heiligen Josef, durch einen jungen, ganz schlichten Mann namens Gaspard gefunden wurde, der auf dem Felde/Lande arbeitete, gebürtig und wohnhaft im selben Ort von Cotignac, der sagt, daß, da er äußerst durstig war und nach Wasser verlangte, um sich zu erfrischen, ein gütiger Alter ihm erschienen sei, und nachdem er ihm einen Ort (eine Stelle) gezeigt habe, wo er welches finden würde, wenn er einen Felsstein von seiner Stelle rücke, nachdem er ihn gefunden habe, dieser alte Mann verschwunden sei, nachdem er zuvor erfahren habe, daß er Joseph heiße" (H. Bouche, Histoire de Provence, vol., p. 1040)
Die Annalen des Oratoriums für das Jahr 1665 geben uns Einzelheiten zur Erscheinung und zum Seher:
„Am 7. Juni 1660, an einem Montag um ein Uhr nachmittags, sah ein Hirte von Cotignac, 22 Jahre alt, namens Gaspard Ricard, der sich auf dem Berge genannt „du Bessillon" befand und gedrängt vom Durste und auf dem Boden liegend, während einer extremen Hitze, nicht weit von der Stelle, wo er war, einen ehrwürdigen Alten, der, indem er ihn bei seinem Namen rief, ihm sagte, daß er der Heilige Josef sei, und nachdem er ihm befohlen hatte, an einer Stelle zu graben, die er ihm zeigte, wieder verschwand" (R. Père Martel, N­D de Grâce, Paris, p. 233)

Heilungen und eine große Menge von Pilgern

Die städtischen Archive berichten uns, daß es gegen drei Uhr nachmittags war, an diesem selben Tag, daß der Hirte Gaspard Ricard d'Etienne die gute Nachricht auf dem öffentlichen Platz von Cotignac verkünden kam, nachdem er seine Herde der Bewachung durch Gott überlassen hatte. Nachdem man ihn angehört hatte, folgte man ihm zu den Örtlichkeiten. Der Text der Beratung des 25. Juli präzisiert: „das Wasser von dort hat viele Qualitäten und tut viele Wirkungen, so daß man von überallher aus der Provence hinkommt, um Wasser zu holen, um sich zu waschen, zu trinken und geheilt zu werden, wenn man Krankheiten oder Gebrechen hat; mehrere von ihnen lassen am Ort des ge­nannten Brunnens jenen, die sich dort befinden, Almosen und milde Gaben zu­rück. So daß, da dies Verwirrung stiftet, der Rat vorsehen und zehn ehrliche Leute des Ortes verpflichten muß, um dort zu bleiben, um Buch zu halten, um darin die genannten Almosen und Gaben und die Namen jener einzutragen, die sie machen werden, und um ihnen gebührend Quittung zu erteilen, alles in guter Form mit Abnahme der genannten Scherflein."
Honoré Bouche fährt seinerseits fort, indem er schreibt: „es begeben sich zum Brunnen, von allen Teilen der Provence und der umgebenden Länder, Gebrechliche und Kranke aller Art, von welchen die meisten geheilt oder getröstet in ihren Gebrechen heimkehren."
Pater Allard vom Oratorium (der Oratorianer), berichtete anläßlich seines Besuches beim Heiligtum im Jahre 1661 folgendes:
„Unsere Patres haben mir versichert, daß es zweiundfünfzig Prozessionen gegeben habe von Ostern bis Pfingsten, und daß 6000 Personen in der Oktav dieser letzten Feierlichkeit anwesend gewesen seien. Das Wasser des heiligen Josef wirkt Wunder. Seit meiner Rückkehr ist ein von Geburt an stark Gehbehinderter, gebürtig von Avignon, nachdem er hingegangen war, aufrecht gehend zurückgekehrt und hat seine Krücken zu rückgelassen; wir kennen ihn. Alle trinken und nehmen von diesem Wasser mit. Unsere Patres haben sich dieser Andacht angenommen. Es braucht Beichtväter für U.L. Frau und für den HI. Josef. Wir werden darüber sprechen in Paris." (Archives Nationales, M 229)
So wurde die Erscheinung des heiligen Josef am östlichen Abhang des Bessillon berühmt. Mögen diese beiden Andenken für unsere Memoiren genügen; der Rechenschaftsbericht des Besuches von 1672 bekräftigt gemäß den Archives Nationales:
„eine große den Türken entrissene Fahne wurde unlängst in die Kapelle des Hl. Josef herbeigeschafft in Dankbarkeit für eine gewonnene Schlacht über die Muselmanen durch die Fürsprache dieses Heiligen." Pater Martel seinerseits bezeugte im Jahre 1881: „In unseren Tagen hat man von diesem Wasser von verschiedenen Seiten und bis nach Konstantinopel gesandt; noch jetzt heilt dieses Wasser vereint mit der Anrufung des heiligen Josef die Kranken wie in der Vergangenheit." (R. Père Martel, idem p. 251)

Offizielle Anerkennung durch die Obrigkeiten

Im Jahre 1519, anläßlich der beiden Erscheinungen Unserer Lieben Frau der Gnade am 10. und 11. August auf dem Mont Verdeille in Cotignac, hatte die Mutter Gottes gesagt: „Geht und sagt dem Klerus und den Räten von Cotignac, daß sie mir hierselbst eine Kirche bauen sollen, usf..." Von da an hatten sich die Vertreter des Volkes und die Verantwortlichen der Kirche in Cotignac zusammen beeilt, der Botschaft zu entsprechen. Bei der Erscheinung des 7. Juni 1660 war der heilige Josef wortkarger. Aber alle hatten wohl verstanden, daß er gekommen war mit Bezugnahme auf die Erscheinungen U.L. Frau, welche das Jesuskind auf ihren Armen trug. So hatten die Behörden in gleicher Weise ihre Verantwortlichkeiten ausgeübt, eine jede gemäß ihrer eigenen Kompetenz. So gelangte man gemäß den Gemeindeakten von Cotignac, nachdem der Rat bereits am 5. Juli das Vorhandensein der Quelle in der Folge einer Erscheinung, die große Beteiligung des Volkes und die hinterlassenen Almosen bestätigt hatte, an Advokaten in Aix-en-Provence, indem man drei Fragen stellte:
- Auf die erste, die fragte, ob der Rat ein Recht habe, Beschluß zu fassen über die Ereignisse und die Almosen zu verwalten, ohne den Vikar der Pfarrkirche sich damit befassen zu lassen, wurde geantwortet: „daß der Vikar kein Recht habe und daß die Gemeinde sehr wohl getan habe, 14 Abgeordnete zu ernennen, um die Almosen entgegenzunehmen, unter der Auflage indes, dieses Geld nur für den Bau einer Kapelle zu verwenden und für die notwendigen Ausstattungen derselben, um den Gottesdienst darin zu ermöglichen, mit Rücksicht darauf, da es sich um Scherflein handelt, die der Kirche gegeben werden, sie nur zu verwenden für sakrale Zwecke und nicht für profane."
- Auf die zweite Frage, „wenn die Kapelle gebaut sein werde, wird man daselbst nicht eine Bruderschaft unter dem Namen des Hl. Josef errichten müssen, Priore (Vorbeter) einsetzen und Küster (Kirchenvorsteher) für die Leitung der Betreuung der Kapelle?", antworteten die Advokaten: „die Meinung ist, daß die Konsule sich ehestens vor dem Diözesanbischof einfinden sollen, um die Erlaubnis einzuholen, die Kapelle zu bauen, wo man den Brunnen fand, daß sie eingeweiht, meubliert und dort die Bruderschaft errichtet werden solle." Damit wurde Appel gemacht an ein Verfahren der Kirche, das, nach Untersuchung durch den Ortsordinarius, die Erscheinung und ihre Botschaft mittels dieser Weihe und dieses Baues der gewünschten Kirche wurde anerkennen können.
- Schließlich wurde eine letzte Frage gestellt, um zu erfahren, ob die Konsule die Geldbeträge annehmen dürften, die für die Messen bestimmt seien, welche die Patres Oratorianer U.L. Frau der Gnaden lesen sollen? Kurz, es wurde geschrieben „daß sie es tun dürften trotz des Vikars von Cotignac. Beraten zu Aix, sauf meilleurs avis (unbeschadet dem Entgegenstehendem), am 28. Juli 1660." (Archives Municipales de Cotignac)
Am 1. August, an welchem der Entscheid der Rechtsanwälte verlesen wurde, entschieden die Konsule (die Ratsherren), daß die Arbeiten der Kapelle sofort begonnen werden sollten, daß zwei Abgeordnete nach Fréjus geschickt würden, um vom Bischof die Ermächtigungen einzuholen, welche der kirchlichen Kompetenz zugehörten, indem sie hinzufügten, daß die Gemeinde „dem Hirten Ricard, welcher die Offenbarung des besagten Brunnens vom Heiligen Josef gehabt hatte, eine vollständige Einkleidung liefern werde." Die Herren Jacques Taneronet und Pierre Allègre reisten also ab, um den hochwürdigsten Herrn Bischof von Fréjus zu besuchen, und am 9. August wurde im Rate entschieden, daß man die Fundamente der Kapelle ausgra­ben würde.
„Am folgenden 19. September ist alles soweit fertiggestellt bei der Kapelle des Hl. Josef, daß Pater Pascally, von U.L. Frau der Gnaden, und Herr Jacques Taneron nach Montmeyan gehen, um vom hochwürdigsten Herrn Generalvikar von Fréjus, der sich dort befand, die Erlaubnis einzuholen, die Kapelle zu weihen. Herr de Montmeyan, Generalvikar des Bischofs von Fréjus, gewährte die verlangte Bevollmächtigung, und es war noch im Monat September, wie dies geschehen war fur U.L. Frau der Gnaden, daß die Wallfahrt zum Hl. Josef kanonisch eingeweiht wurde mit den Gebeten und Zeremonien der Kirche." (R. Père Martel, N-D de Grâces, Paris 1881, p. 241)
Aber wem sollte man die Betreuung der Kirche und der Wallfahrten anvertrauen? Die Klauseln (Vereinbarungen) der Ratssitzung vom 29. Januar 1661 zeigen uns, was entschieden wur­de: „Die Rechte der Gemeinschaft über die Kapelle und die Wallfahrt werden den Hochwürdigen Patres Oratorianern übertragen, unter der Bedingung, Priester bei der besagten Kapelle Sankt Joseph beständigen Wohnsitz nehmen zu lassen, um daselbst den Gottesdienst zu feiern; daß das Geld der Votiv-Messen, Opfergelder, milden Gaben in einen Geldstock oder Kasse (Kasten) kommen, und der Unterhalt der Priester davon entnommen, der Rest ver­wendet werde für Reparaturen. Die Gemeinschaft wird Rektoren abgeben, um die Almosen und Opfergaben zu verwalten; der Opferstock, der sie einschließt, wird drei Schlüssel haben, einer wird aufbewahrt von den Ratsherren, der andere von den hochwürdigen Patres, der dritte von den Rektoren. Daß man von den besagten Scherflein Nutzen entnehmen werde für den Tag des Festes des glorreichen Hl. Joseph. Daß man für die Votiv-Messen die eingeborenen oder ortsansäßigen und für die Pfarrdienste verpflichteten Priester von Cotignac bevorzuge. Alle Rechte der Gemeinschaft werden den hochwürdigen Patres übertragen, um sie, wie sie es für gut erachten würden, geltend zu machen, und die Vollmacht ist ihnen gewährt, mittels des Gegenwärtigen, sich in den Besitz des Brunnens des Hl. Joseph zu setzen und die Bullen (Urkunden, Siegelbriefe) des Bischofs von Fréjus oder des hochwürdigsten Herrn Vizelegaten von Avignon oder von Rom zu nehmen, die sie für notwendig erachten würden. So werden die genannten hochwürdigen Herren jeden gegenwärtigen und zukünftigen Prozeß führen, so daß die Gemeinschaft in keiner Weise damit belastet werde." (Archives Municipales de Cotignac. Minutes de Pothonier.)
Dieser Akt der Rechtsabtretung wurde gemacht im großen Saal U.L. Frau der Gnaden, in Anwesenheit von 11 Priestern und von Gabriel Bouche, dem apostolischen Protonotar, daselbst wo, weniger als ein Jahr zuvor, Ludwig XIV. empfangen worden war. Der Siegelbrief des Bischofs von Fréjus, der Auditor der Rota und Freund Mazarin's war, approbierte und bestätigte die Beschlußfassung des Rates durch einen bischöflichen Erlaß datiert vom 31. Januar 1661, der jedoch erst am 24. Februar desselben Jahres in Cotignac ankam, weil sich Mgr. Zongo Ondedei als Deputierter (Abgeordneter) der Assemblée générale du clergé (Hauptversammlung der Priester) in Paris befand. Trotz der Distanzen war der Bischof schon viel früher benach­richtigt worden über die Erscheinung durch den (allergnädigsten) Herrn Claude de Castellane de Montmeyan, Propst der Kathedralkirche von Fréjus. Hier der wesentliche Teil dieses Anerkennungsschreibens:
„Zongo Joseph Ondedei, durch die Gnade des Heiligen Apostolischen Stuhles Bischof von Fréjus, an alle gegenwärtigen und zukünftigen Ordensoberen und an die Priester der Kongregation der Oratorianer, errichtet in der Kapelle Unserer Lieben Frau der Gnaden, im Gebiete von Cotignac, in unserer Diözese, Heil.
Seitdem es Gott gefallen hat, uns durch seine reine Barmherzigkeit und entgegen unseren Verdiensten zur Leitung der Kirche von Fréjus und ihrer Filialen zu erheben, hat er uns die Gnade gewährt, keine stärkere Leidenschaft zu haben als jene, aus allen unseren Kräften zur Erhöhung seines Namens beizutragen; und da es ihm gefällt, diese äußere Verherrlichung sich zu beschaffen durch jene siner Heiligen, scheint es, daß er in besonderer Weise unsere Diözese dazu erwählt hat, und, in derselben, das besagte Gebiet von Cotignac, in welchem, außer den Gnaden, die er zu Ehren der heiligsten Jungfrau, der Mutter seines Sohnes, Unseres Herrn Jesus Christus erteilt, seit kurzem noch weitere davon austeilen wollte zu Ehren seines Pflegevaters des hl. Joseph, durch den Brunnen, der entdeckt wurde im Gebiet des besagten Ortes Cotignac, um in der Andacht der Gläubigen die beiden Heiligen Personen nicht zu trennen, die er vereinigt hatte auf Erden für das Mysterium unseres Heiles. Wir, indem wir für den Kult des genannten glorreichen Hl. Joseph, unseres Patrons und für die Verwaltung der in seinem Namen erbauten Kapelle den Wegen folgen wollen, welche die göttliche Vorsehung uns gewiesen hat und nicht trennen wollen, was Sie vereinen wollte, haben geglaubt, die Verwaltung der Kapelle des Bräutigams niemand Besserem anvertrauen zu können als jenen, welche so gut jener Seiner Braut obliegen...
Gegeben zu Paris, wo wir Abgeordneter sind für die Provence in der Generalversammlung des Klerus, am letzten Tag des Januar 1661.
Zongo Joseph Ondedei, Bischof von Fréjus." (Archives Nationales M 229)

Das Geheimnis der Hl. Familie gegenwärtig in Cotignac

Im Jahre 1661 waren die angehäuften Mittel so beträchtlich geworden, daß man die Fundamente für ein größerräumiges Heiligtum legte. Die Ordensleute der Oratorianer konnten den Bau dieser neuen Kirche nicht weiter hinauszögern, nachdem sie die Verpflichtung dazu übernommen hatten. Dieser Bau war eine Verlängerung des ersten Oratoriums, auf der Ostseite. „Die Arbeiten, einmal begonnen, wurden nicht mehr unterbrochen, und zwei Jahre später, 1663, fand die Einweihung des neuen Gebäudes statt, festgefügt auf dem Fels der Quelle, gebaut im Stil der Renaissance und in Proportionen, die fä­hig waren, zahlreiche Pilger zu fassen..." (La chapelle de Saint Joseph à Cotignac, Lérins 1900, p. 25) Über dem Eingangsportal kann man noch inmitten eines kleinen Ziergiebels den zu jener Zeit gravierten Stein sehen: eine Dornenkrone mit den Namen Jesus, Maria, welche die Wappeninsignien der Oratorianer sind. Zum einmaligen Anlaß hatten sie den Namen Joseph's beigefügt.
So kannte Cotignac unweit vonein­ander zwei berühmte Heiligtümer: Notre-Dame de Grâces und Saint Jo­seph. Die Scharen von Pilgern, die 1661 zunahmen, legten die ungefähr 3 Kilo­meter in einer einzigen Wallfahrt zurück. Pater Martel berichtet uns: „Ablässe wurden erbeten für dieses Heiligtum, das bereits so privilegiert war vom Himmel, und Alexander VII. gewährte einen voll­kommenen Able den Gläubigen, die, unter den gewöhnlichen Bedingungen, die Kapelle am Tage der Auffahrt besuchen. (R. Père Martel, Notre-Dame de Grâces, Paris 1881, p. 250) Der Papst (le Souverain Pontife) gestattete sogar, dem Heiligen Joseph eine Bruderschaft zu errichten unter dem Namen der Heiligen Familie. Die Manuskripte des Oratoriums, die in der Bibliothek der Stadt Aix aufbewahrt sind, beinhalten ein Register mit den Namen der Mitglieder der Bruderschaft von Jesus-Maria-Joseph. Der Besuch des Paters François de la Tour, des 6. Generals der Oratorianer, in der Kapelle des Hl. Joseph, am 5. April 1698, beschreibt uns über dem Altar ein Altarblatt gewidmet der Heiligen Familie. Unter den Mitgliedern figurierten die höchsten Leiter des Parlaments und der Noblesse der Provence.

Das Fest des Heiligen Josef im Königreich Frankreich

Pater Henri Rondet schreibt in sei­nem Werk „Saint Joseph": „Das Frankreich, das Maria geweiht wurde durch Ludwig XIII., wird dem Hl. Joseph geweiht durch Ludwig XIV auf das wieder­holte inständige Ersuchen Annas von Österreich. Genau an diesem denkwürdigen Tag, dem 19. März 1661, hält Bossuet eine seiner Lobreden; er beendet sie, indem er in Erinnerung ruft, daß die Initiative von der Königin ausgegangen sei, die anwesend war bei der Predigt." (Henri Rondet s.j., Saint Joseph, Paris 1954, p. 43)
Es ist eine Tatsache, daß die Erscheinung auf dem Bessillon ein großes Aufsehen erregt hatte. Mgr Zongo Joseph Ondedei, Bischof von Fréjus und Toulon, der sich in der Assemblée du clergé in Paris befand, als er sein Anerkennungsschreiben Ende Januar ausstellte, war nicht der letzte, der das übernatürliche Ereignis berichtete. Was gewiß ist am Tage des 19. März 1661, ist das Kompliment Bossuets gegenüber der Königin Mutter Anna von Österreich für den jungen König Ludwig XIV., der einige Tage zuvor die Bischöfe Frankreichs eingeladen hatte, am Fest des Hl. Joseph arbeitsfrei zu geben und jeden Handel und alle Arbeiten zu untersagen bei diesem Anlaß. Es fehlen uns hier diese königlichen Texte...
Verschiedene Akten von Besuchen bis zum 18. Jahrhundert unterrichten uns über das Heiligtum und die Wallfahrten. Nach Seuchen und Kriegen, welche die Reihen der Pilger lichteten, sah man zahlreiche Pilger und ganze Städte kommen, um offiziell für irgendein erhörtes Gelübde zu danken. Unter der Revolution berührte der Hammer der Zerstörung die Gebäulichkeiten nicht, welche einen einzigen Besitzer hatten: Herr Désiré Gérard, Sohn des Louis Gérard. Im Hinblick auf die Wiederherstellug des Kultes hatte dieser letztere bereits freiwillig die Kapelle der Fabrik von Cotignac abgetreten. Durch eine im Jahre 1835 gebilligte Schenkung fügte sein Sohn die Abtretung eines Teils des Klosters hinzu. Schließlich, im Jahre 1879, schenkte Herr Emile Gérard alles insgesamt. Wir besitzen noch die notariellen Akten.
Jedoch die Vegetation und das Fehlen notwendiger Wiederherstellungsarbeiten waren arg schädlich bis zur Ankunft der Oblatenpatres „von Maria Immaculata". Später, im Dezember 1977, kamen die Benediktinerinnen des Klosters von Medea (Mittlerer Atlas) sich installieren und bauten das Priorat. Schon 1961 zur 300-Jahrfeier der Erscheinung, war die Kapelle repariert worden, dann wurde der Weg, der die beiden Heilgtümer verbindet, wieder­hergestellt. Deshalb konnte Mgr Barthe, Bischof von Fréjus und Toulon seinen wunderbaren Pastoralbrief vom 14. Feburar 1971 schreiben, von welchem wir hiernach einen Auszug veröffentlichen. Aber der höchste konstitutive Akt der Wiederauferstehung des Heiligtums des Hl. Joseph fand statt am 3. Dezember 1978 mit der Weihe des Altars. Für die Bedeutung ihrer Anwesenheit an diesem Ort, sagte der Bischof: „Meine Schwestern, dieser Stein, herbeigebracht von einem Land, das euch lieb und teuer bleibt, war nichts mehr als nur eine Erinnerung (Andenken). Durch eine neue Weihe bekommt er wieder (nimmt er wieder an) seinen Wert als Symbol in der verehrten Kapelle des Hl. Joseph des Bessillon, die so glücklich restauriert wurde. Gleich wie eine Kirche ohne Altar nur ein profaner Saal ist, ebenso wäre das geistliche Gebäude, das durch die Gesamtheit der Christen gebildet wird, nichts ohne Christus. Wir sind die Einzelteile des Hauses des Gebetes, Er ist sein Altar.
Mit welcher Emotion wiederhole ich euch allen an diesem Abend die Worte unserer zweiten Lesung: „Nähert euch Ihm, dem lebendigen Stein, der ver­worfen wurde von den Menschen, aber als wertvoll erwählt ist in den Augen Gottes. "..."

Auszug aus dem Pastoralschreibenvom 14. Februar 1971 des Bischofs von Fréjus-Toulon, Mgr Gilles Barthe

„Ich möchte anläßlich der Jahrhundertfeier einer wichtigen Geste des Papstes Pius IX., der den Hl. Joseph zum Patron der Universellen Kirche erklärt hat, euch in Erinnerung rufen, daß nicht weit vom Heiligtum Mariens, in Cotignac, auf den Abhängen des Bessillon, sich ein Wunder ereignet hat, dessen Echtheit die kirchliche Autorität anerkannt hat. Es war am selben Tag, als die Königin Maria Theresia ihren Einzug in Frankreich hielt, an der Seite ihres Gemahls (wie könnten wir nicht staunen über dieses Zusammentreffen?) am 7. Juni 1660, ein Hirte, Gaspard Ricard, erschöpft von der Müdigkeit und der intensiven Hitze, der vergeblich sich zu laben suchte. Nicht ein Tropfen Wasser, weder in seiner Feldflasche, noch in der Umgebung. Er legt sich hin, unruhig, auf den felsigen Boden, als plötzlich ein Mann imposanter Statur bei ihm auftaucht, ihn auf ein Stück Fels hinweist und ihm sagt: „Ich bin Joseph, rücke ihn hinweg, und du wirst trinken." (...)
Das ist alles. Wie im Evangelium ist der HI. Joseph kein Schwätzer. Nichts einfacheres, nichts ärmlicheres als diese Intervention, nach meiner Kenntnis, die einzige Erscheinung dieser Art des Hl. Joseph in der Geschichte der Kirche auf einem Boden, den sich bereits Unsere Liebe Frau reserviert hatte. (...)
Die Geschichte hat ihren Lauf fortgesetzt. Wir haben zweifellos zusehr vergessen das Vorrecht dieses Besuches des Heiligen Patriarchen bei einem der demütigsten Kinder unserer Heimat. Der Besuch eines Landarbeiters, gewohnt mit seinen Händen zu arbeiten, in einer Gegend, wo die Hügel jenen Cotignacs ähneln mit ihren höchsten kahlen Spitzen und ihren Abhängen bedeckt von Olivenbäumen und von Reben. Er kam um Wasser zu geben seinem durch den Durst erschöpften Bruder. Ohne Umschweifen ist er wieder fortgegangen. Er hat sich von neuem in sein Schweigen zurückgezogen. Aber die Quelle fließt weiter, als Zeugin seines Vorüberganges.
Es gab eine Zeit, da die Pilger zahlreicher kamen, um zu ihm zu beten. In „den Freuden und Hoffnungen, in der Trauer und den Ängsten dieser Zeit, Arme vor allem und von all jenen, die leiden" — um zu sprechen wie das Konzil — welche Lektionen können wir lernen beim Hl. Joseph dem Gerechten, aufmerksamen und schweigsamen Wohltäter. Wie viele Gnaden haben wir von ihm zu erbitten für die Menschheit, für die Kirche, dessen Patron er ist, für unser Land, für unsere Diözese."

Nachstehend eine Abbildung der Wallfahrtskapelle - de la Chapelle Notre-Dame des Grâces:





«O glorreicher Heiliger Joseph, Haupt der Heiligen Familie von Nazareth, so voll Eifer, für all unsere Bedürfnisse zu sorgen, breite über unsere Gemeinschaften, ihre Glieder, ihre Familien und all ihre Freunde deine zärtliche Fürsorge aus; nimm unter deine Führung alle geistlichen und zeitlichen Geschäfte, die sie betreffen, und mache, daß ihr Ausgang ein solcher sei zur Ehre Gottes und das Heil unserer Seelen. Amen». (Gebet von Marthe Robin)


Erscheinung der Mutter Gottes in der Morgendämmerung des 3. November 1637

„Schließlich, um 4 Uhr früh herum, erschien ihm die Heilige Jungfrau zum vierten Male mit dem selben Kind in ihren Armen (dem Dauphin = dem Thronfolger), den Gott Frankreich schenken will), und sagte zu ihm:
„Mein Kind, zweifle nicht mehr darüber, was du deinem Beichtvater gesagt hast. Zum Zeugnis dafür, wie ich will, daß ihr die Königin benachrichtigt, daß sie die drei Novenen beten lassen soll, siehe da das selbe (wahre) Bild, das in Notre-Dame de Grâces ist und die Art der Kirche."
Er sah dieses Bild in seinem Zimmer und bemerkte, daß es vier Finger höher und bräunlicher als jene(s), das in Notre-Dame zu Paris ist, sei und die Kirche halb rund, ganz himmelblau und übersät mit Sternen an der Stelle des Altares." (Mémoires du Fr. Fiacre)

Aus dem „Echo de Notre-Dame de Grâces" - Bulletin de l'Association des Pèlerinsà N-D de Grâces, F-83570 Cotignac,1991 No 1, numéro spécial consacré à l'apparition de saint Joseph sur les pentes du mont Bessillon.

Alle Texte aus dem Französischen übersetzt von P. O. Schenker

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