Mittwoch, April 18, 2007

Die Muttergottes läßt den heiligen Johannes Bosco hineinschauen in die ewigen Strafen, die jene erwarten, die mit der Sünde nicht brechen wollen

Die Annalen des Kartäuserordens berichten uns folgendes Ereignis:
Im Jahre 1082 starb in Paris ein berühmter Professor. Als die Geistlichen und die Schüler am offenen Sarg die kirchlichen Tageszeiten sangen und der Lektor die Worte aus dem Buche Job las: "Antworte mir, welche große Missetaten habe ich denn?" da richtete der Tote sich auf und mit lauter Stimme rief er: "Ich bin angeklagt!" Dann sank er wieder leblos zurück. Entsetzt floh alles aus der Kirche. Am anderen Tage wurden wieder die Tagzeiten gesungen und bei der gleichen Stelle richtete sich der Tote abermals auf und jammervoll rief er aus: "Ich bin gerichtet!" Zitternd vor Schrecken floh wieder alles aus der Kirche. Am dritten Tage strömte die ganze Stadt zusammen. Wiederum erhob sich der Tote während des Kirchengebetes und im Tone der Verzweiflung schrie er: "Durch das gerechte Urteil Gottes bin ich ewig verdammt!" und wieder sank er leblos zurück. Unbeschreiblich war der Eindruck dieses Ereignisses. Der gelehrte Domherr Bruno, der Zeuge dieses Ereignisses war, wurde so erschüttert, daß er sich mit sechs anderen gleichgesinnten Freunden von der Welt zurückzog und den berühmten Kartäuserorden gründete.
Es ist Glaubenssatz, daß die Hölle existiert und daß die Teufel sowie auch die Menschen, welche im Zustande der Todsünde sterben, mit ewigen Peinen bestraft werden. In der Gerichtsszene bei Matthäus spricht der erzürnte Richter zu den Verworfenen: "Weichet von mir, ihr Verfluchten, ins ewige Feuer, das dem Teufel und seinem Anhang bereitet ist." Es ist schwer, uns eine auch nur einigermaßen erschöpfende Vorstellung zu machen von der Strafe der Verdammnis als auch von der Feuerpein der Hölle. Wir müßten erfassen können, was es ist, Gott sehen, Gott erkennen, Gott besitzen. Wir können Vergleiche anstellen. Wie einer, der sich stets einer blühenden Gesundheit erfreut, es doppelt schmerzlich empfindet, wenn er sie plötzlich verliert, so wird auch der Verdammte erst dann erkennen, was die Beraubung der Anschauung Gottes ist, wenn er von Gott verstoßen ist. Sicher muß es eine furchtbare Pein sein. Unsere Seele ist für Gott erschaffen; Gott ist ihr letztes Ziel. "Unruhig ist unser Herz", sagt der heilige Augustinus, "bis es in dir ruht, o Gott!" Dazu kommt noch die Verzweiflung. Die Seele versteht und erkennt, daß sie auf ewig verdammt ist, und zwar aus eigener Schuld. Ein Augenblick hätte genügt, um einen Akt der Reue zu erwecken, sie wollte nicht; wie oft wurde ihr die Gnade angeboten, sie hat sie hartnäckig verweigert. Jetzt ist die Zeit vorüber. Und die Feuerpein! Wir wissen ja nicht, worin das Wesen dieses Feuers besteht, aber sicher ist, wenn der Heiland das Wort Feuer gebrauchte, um das zu bezeichnen, womit die Verdammten gepeinigt werden, so wählte er ein Wort, das am besten die Höllenqual zum Ausdruck bringt.
Heutzutage hat man fast eine Scheu über die Hölle zu sprechen und zu predigen. Nicht so der heilige Don Bosco. Belehrt von seiner himmlischen Lehrmeisterin, benützte er auch dieses Mittel, um seinen Knaben Abscheu vor der Sünde einzuflößen. Die Muttergottes ließ ihn hineinschauen in den Ort der ewigen Pein und Qualen, sie ließ ihn soagar schauen, wohin einzelne seiner Knaben kämen, wenn sie in dem Seelenzustand, in welchem sie sich zur Zeit befanden, in die Ewigkeit abberufen würden. Der gute Vater erzählte es seinen Knaben mit zitternder Stimme, und die Wirkungen waren überaus heilsam.

Fortsetzung des Traumes über die Hölle

Don Bosco erzählt weiter:
Jetzt haben wir die Linie überschritten. "Willst du nun die Höllenqualen bloß sehen oder auch probieren?" "Nur sehen", antwortete ich. Der Führer nahm mich bei der Hand, führte mich zur oben erwähnten Tür und öffnete sie. Da zeigte sich ein Gang, der in eine Höhle mündete, die aber durch ein hohes Fenster abgeschlossen war, das aus einem einzigen Stück Kristall war. Durch dasselbe konnte man in die Höhle hineinschauen. Als ich einen Blick hineinwarf, ward ich starr vor Schrecken. Es bot sich meinen Blicken eine Art Felsenschlund, der sich wie im Innern der Erde in Krümmungen, Einbuchtungen und Schluchten verlor. Überall war alles voll Feuer, aber nicht wie wir es auf Erden sehen, mit aufsteigenden Flammen, sondern alles war weißglühend. Felsen, Steine, Holzblöcke. Die Hitze hatte sicher mehr aus tausend Grad; aber nichts verbrannte, ich kann es gar nicht schildern, so wie es ist. Als ich so diese feurigen Massen betrachtete, da hörte ich ein Schreien. Ich wandte meinen Blick nach der Richtung von woher der Schrei kam, da sah ich wie ein Knabe aus einer solchen Schlucht hervorkam,und unmittelbar vor mir, d.h. ich schaute durch das Kristallfenster, mit einem furchtbaren Schrei in eine Art Seee stürzte, der aussah wie glühendes, flüssig gemachtes Eisenerz. Sein ganzer Körper war sogleich glühend wie die übrige Masse, und er lag unbeweglich in diesem See von glühendem, flüssigem Eisenerzt. Es schien mir ein Knabe vom Oratorium zu sein und ich fragte meinen Begleiter: "Ist dieser nicht einer von meinen Knaben?" "Jawohl, so ist es", erwiderte er mir.
"Warum bleibt er so liegen und ändert seine Lage nicht, und weshalb ist er gleich so weißglühend?"
"Du hast gesagt, du willst bloß schauen und deshalb laß das Sprechen. Übrigens: Omnis enim igne salietur, et omnis victima sale salietur." Kaum hatte mein Begleiter dies gesagt, als schon wieder ein anderer mit demselben Schrei in den See hineinstürzte und ebenso sogleich weiß erglühte und liegen blieb. Und rasch aufeinander noch mehrere andere.
Ich wußte nicht mehr, wie mir war. Starr vor Schrecken und Schaudern betrachtete ich dieses Schauspiel. Der erste streckte einen Arm und ein Bein aus der glühenden Masse, ein anderer streckte beide Füße aus dem See, während der ganze übrige Körper in der glühenden Masse steckte, und so lagen sie in den verschiedensten Weisen da. Viele kannte ich, viele auch nicht. Ich erinnerte mich da des Ausspruches der Heiligen Schrift: "Lignum in quocumque loco ceciderit, ibi erit: Wo das Holz fällt, bleibt es liegen."
Ich fragte nun wieder meinen Begleiter: "Wissen diese Knaben, die da ins höllische Feuer stürzen, daß sie hierher kommen?"
"O ja! Die wußten es ganz genau, daß ihnen die Hölle droht; sie wurden schon tausendmal aufmerksam gemacht; aber sie ließen sich nicht abhalten. Freiwillig stürzen sie sich ins Elend dadurch, daß sie die Sünde nicht verabscheuen und die unendliche Barmherzigkeit Gottes, die sie so oft zur Buße anregt, einfach zurückweisen."
"O, in welche Verzweiflung werden die geraten, welche keine Hoffnung mehr haben, da herauszukommen!"
"Willst du sehen, von welcher Wut und Raserei ihre Seelen durchwühlt sind? Da komm her!" Und er führte mich einige Schritte weiter; da sah ich, wie diese Unglücklichen sich gegenseitig zerkratzten und zerfleischten, wie sie sich in einander verbissen wie tolle Hunde. Plötzlich öffneten sich die düsteren Schluchten nach oben und wie durch Kristall sahen diese Verdammten die Herrlichkeit des Himmels, sie sahen ihre Kameraden, strahlend in Freude und Glückseligkeit, auf ewig gerettet.
Und die Verdammten knirschten vor Wut und Neid und Verzweiflung: "Peccator videbit et irascetur, dentibus suis fremet et tabescet." Ich fragte wieder, warum man keine Stimme höre. "Neige dein Ohr zum Kristallfenster und du wirst etwas hören." Ich neigte mich hin und hörte, wie sie heulten und schrien, wie sie fluchten und lästerten. Es war ein Durcheinander von Stimmen, daß man nichts verstand. Da fragte ich abermals den Begleiter, was sie sagen.
"Was sie sagen, was sie schreien? 'Nos insensati, vitam illorum aestimabimus insaniam et finem illorum sine honore. Ecce, quomodo computati sunt inter filios Dei et inter sanctos sors illorum est. Ergo erravimus a via veritatis: Wir Toren, wir hielten ihr Leben für Wahnsinn und ihr Ende für ehrlos. Seht, wie sie unter die Kinder Gottes gezählt sind und ihr Anteil unter den Heiligen ist. So sind wir also vom Wege abgeirrt.'
'Lassati sumus in via iniquitatis et perditionis. Erravimus per vias difficiles, viam autem Domini ignoravimus. Quid nobis profuit superbia? Transierunt omnia illa tamquam umbra: Wir haben uns abgemüht, auf dem Wege der Ruchlosigkeit und des Verderbens und sind harte Wege gewandelt, den Weg des Herrn aber haben wir nicht erkannt. Was hat uns der Hochmut genützt? Dieses alles ist vorübergegangen wie ein Schatten.'" Diese traurigen Verzweiflungsrufe werden die ganze Ewigkeit hindurch ertönen, ohne ein Ende zu nehmen.
Plötzlich durchzuckte mich ein Gedanke. Aber diese Knaben sind doch nicht alle verdammt, sie waren gestern abend noch am Leben? Und der Begleiter sagte: "Alle, die du hier siehst, sind im Zustande der schweren Sünde und wenn sie sterben würden, kämen sie hierher, in diesen Ort der Qual. Aber verlieren wir keine Zeit." Und er führte mich einen Gang tiefer. Da sah ich dieselben Knaben wie oben, aber sie waren über und über voll Würmer und voll von nagenden Tieren, die in den Augen, am Herzen, an Händen und Füßen, an den Armen und Beinen nagten und fraßen. Es läßt sich nicht in Worte kleiden, was ich da sah. Über dem Fenster standen die Worte: "Vermis eorum non moritur et ignis non extinguitur... dabit dominus omnipotens ignem et vermes in carnes eorum, ut urantur et sentiant usque in sempiternum: Ihr Wurm wird nicht sterben und das Feuer wird nicht erlöschen..."
Das sind die Gewissensbisse. Der Gedanke an die vielen Mittel, die zur Verfügung standen, um sich zu bekehren, um auszuharren im Guten. Die Erinnerung an die vielen Gnaden, die ihnen durch die Fürbitte Mariens angeboten wurden und sie nicht benützten. Dies alles sind furchtbare Gewissenbisse.

Tugendübung: Denken wir oft daran: Wer im Zustande der Todsünde lebt, kann jeden Augenblick in den Abgrund der Hölle stürzen.
Stoßgebet: Herz Jesu, Rettung derer, die auf dich hoffen, erbarme dich unser!

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