Aus den einschlägigen Urkunden zusammengestellt von Dr. P. Laurentius Hanser O.S.B.
1. Das heilige Kreuz in Jerusalem
Nach dem Opfertode des göttlichen Heilandes wurde das Kreuz von den Juden am Fuße des Kalvarienberges eingescharrt, wo es fast drei Jahrhunderte verborgen blieb. Unterdessen erfüllten sich die Weissagungen des Herrn über den Untergang Jerusalems und die Ausbreitung seiner Kirche, welche in zehn furchtbaren Verfolgungen aus den Strömen von Martyrerblut Millionen neuer Söhne gewann. Als die Wüteriche Diokletian und Galerius vor Gottes Richterstuhl gerufen wurden, und Konstantin, der Sohn der hl. Helena, wider den Gegenkaiser Maxentius zu Felde zog, erschien ihm (312) das Kreuz helleuchtend am Himmel mit der Inschrift: "In diesem Zeichen wirst du siegen!" Konstantin glaubte der Verheißung, erhob das Kreuz an Stelle des abgöttisch verehrten römischen Adlers zum Feldzeichen, ließ das Christusmonogramm auf der neuen Reichsstandarte, Labarum genannt, anbringen, und zog nach einem glänzenden Siege über Maxentius in Rom ein, wo er seine Bildsäule aufstellen ließ mit dem Kreuze in der Hand und der Inschrift. "In diesem heilbringenden Zeichen habe ich eure Stadt vom Tyrannen befreit." Durch das Mailänder Edikt (313) gewährte er dem Christentum die staatliche Anerkennung. Zwischen den Jahren 326-329 unternahm die Kaiserin-Mutter Helena trotz ihrer 80 Lebensjahre eine Wallfahrt ins Heilige Land, um dort gemäß der ihr im Traumgesichte erteilten Mahnung nach dem Grabe des Heilandes und dem Werkzeuge unserer Erlösung zu forschen. Sie fand die heiligen Stätten verwüstet und verschüttet und durch die von Kaiser Hadrian (117-138) errichteten Götzentempel entweiht. Nach langer Mühe wurde die Felsengrotte des heiligen Grabes bloßgelegt, und nicht weit davon in östlicher Richtung fanden sich drei Kreuze samt Nägeln und der Inschrift, die aber losgetrennt war, sodaß man das Kreuz Christi nicht mehr erkennen konnte. Da ließ der heilige Bischof Makarius die drei Kreuze nacheinander einer Schwerkranken auflegen, die durch Berührung des dritten Kreuzes auf der Stelle genas. Die Nägel und einen Teil des hl. Kreuzes schickte Helena ihrem kaiserlichen Sohn nach Konstantinopel, während der größere Teil in Jerusalem verblieb, wo auf Befehl Konstantins über dem Kalvarienberg und dem heiligen Grabe alsbald ein Riesendom erstand, der am 13. September 335 zu Ehren der Auferstehung Christi (Anastatis) und des hl. Kreuzes eingeweiht wurde. Am nächsten Tage wurde von der Kanzel des neuen Gotteshauses aus zum ersten Male das Volk mit der Kreuzreliquie gesegnet. Zur Erinnerung daran feiert man seitdem das Fest Kreuzerhöhung.
Im Jahre 614 fiel Jerusalem in die Hände der heidnischen Perser, die das hl. Kreuz raubten und es erst vierzehn Jahre später dem siegreichen Kaiser Heraklius zurückgaben, welcher es in feierlicher Prozession auf den Kalvarienberg tragen wollte. Allein am Fuße des heiligen Berges angelangt, fühlte er sich so lange von einer geheimnisvollen Gewalt an der Vollendung des Weges gehindert, bis er auf den Rat des hl. Bischofs Zacharias von Jerusalem allen kaiserlichen Prunk ablegte und barfuß, im schlichten Pilgergewande alsbald sein Ziel erreichte. Leider konnten sich schon wenige Jahre darnach (636) die Anhänger des falschen Propheten Mohammed Jerusalems bemächtigen, das ihnen erst am 15. Juli 1099 von den Kreuzfahrern unter Gottfried von Bouillon wieder entrissen wurde, um sodann bis zum 2. Oktober 1187 die Hauptstadt des gleichnamigen christlichen Königreiches zu bilden. Damit sind wir bei dem Jahrhudnert angelangt, in welchem die nun in Scheyern verehrte Kreuzreliquie von Jerusalem ins Abendland gebracht wurde.
(Fortsetzung: 2. Das heilige Kreuz in Dachau)
Mittwoch, März 29, 2006
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